Aktuell findet das Verfahren FTC gegen Microsoft statt. Im Zuge dessen kommen immer weitere Details sowie Dokumente, welche für den Prozess vorgelegt werden, auch an die Öffentlichkeit. So auch gestern, am Montag, dem 26.06.2023. Vor allem ein paar bestimmte Dokumente von Microsoft sind hier sehr interessant, nämlich die potenziellen Übernahmekandidaten für Microsoft. Die Auflistung stammt aus 2021, kurz nach der abgeschlossenen Bethesda/Zenimax-Übernahme.
Über 100 Studios stehen auf dieser Liste. Microsoft selbst machte in der Vergangenheit bereits mehrmals klar, dass Activision Blizzard nicht die letzte Übernahme sein wird. Die aktuelle Übernahme ist mit fast 70 Milliarden USD die möglicherweise größte der Gamingbranche, weshalb sich seitens der FTC (USA) und CMA (UK) noch Widerstand regt. Andere Behörden (EU, Japan, China, etc.) haben dem Deal bereits zugestimmt haben, weshalb der Ausgang noch offen ist.
Welche der Studios und Publisher in der aktuellen Situation noch für Microsoft interessant sind und ob bereits weitere Verhandlungen zu möglichen Übernahmen stattfinden, ist nicht bekannt. Wie auch, mit welchen Studios es bereits Gespräche gegeben hat, bis auf einige wenige Ausnahmen, z.B. SEGA.
Allgemein hat Microsoft die Auswahl der Kandidaten an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Einige davon sind z.B.:
- Kennzahlen zu den Xbox Game Pass-Daten (vermutlich Spiele des Studios und Ihrer Auswertung, wenn diese im Game Pass veröffentlicht wurden)
- Steam Statistiken
- bereits bestehende Geschäftsbeziehungen
- Das Unternehmen muss mehr als 100 Mio. € Umsatz erwirtschaften
- Darf seinen Sitz nicht in China haben oder von chinesischen Konzernen kontrolliert werden
- Darf keine zu hohe Bewertung haben (max. 20 Mrd. €) bei zu geringer Rentabilität
- Darf nicht mehr als 25 Prozent der Umsätze in der Glücksspiel-Industrie erwirtschaften
- Darf nicht mehr als 60 Prozent der Umsätze im asiatisch-pazifischen Raum (APAC) erzielen
Unternehmen, an denen Interesse bestand (Stand 2021)
Weitere Liste an Unternehmen, an welchem Interesse bestand:
Unternehmen, welche man beobachtet:
Unternehmen, welche konkret auf der Wunschliste standen (2021)
Speziell bei SEGA wurde seitens Microsoft einiges analysiert und seit Jahren gibt es immer wieder Berichte, dass Microsoft Interesse an SEGA oder ihren IPs hat. Microsoft glaubt, dass diese erheblich zum weiteren Wachstum des Gamepasses beitragen würden.
Microsoft Bewertung von SEGA
Diesbezüglich wurde nun bekannt, dass Microsoft im Jahr 2020 Kontakt mit SEGA aufgenommen hat. Auffällig ist, dass SEGA vor allem seit 2020 den Game Pass mit mehreren Titeln - wie der Yakuza Reihe, Like a Dragon, Soul Hackers 2, Persona 3 bis 5, Persona 3 Remake, Persona 5 Tactica und Metaphor - die Zusammenarbeit mit Microsoft intensiviert hat. Auch hatte Relic (SEGA Studio) Age of Empires 4 umgesetzt.
Auch Paradox - welche als finaler Wunschkandidat aus den Dokumenten hervorgehen - hatte im März 2023 bereits eine große Partnerschaft mit Microsoft bekannt gegeben. Was dadurch zum Ausdruck kommt, dass Spiele wie Crusader Kings 3 und Cities Skyline 2 direkt bei Veröffentlichung für Konsolen im Game Pass erscheinen und weitere Spiele des Publishers schon den Einzug in den Game Pass fanden.
Kürzlich wurde zudem berichtet, dass Microsoft einen Deal mit People Can Fly für ein Spiel abgeschlossen hat. Das Budget liegt bei ca. 50 Mio USD. Dieses Studio taucht ebenfalls auf der internen Microsoft Liste auf und hatte in der Vergangenheit schon Geschäftsbeziehungen mit Microsoft.
Interessant ist auch, dass Microsoft Bungie erwähnt. Beide führten Gespräche und der Preis für die Übernahme wurde mit 2 Milliarden USD veranschlagt. Da Bungie jedoch darauf bestand, dass sie weiterhin Multiplattform veröffentlichen und hier eigenständig agieren, kam der Deal nicht zustande und Sony erwarb anschließend das Studio für 3,6 Milliarden USD. Ebenfalls kam aus den Dokumenten zum Verfahren heraus, dass Microsoft 2018 für den Erwerb von Ninja Theory 117 Mio USD zahlte.
Es bleibt also spannend, auch heute, denn die Verhandlung zwischen FTC und Microsoft wird fortgesetzt.