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Preiskampf der Konsolen

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Es ist schlimmer als bei einer Partei nach einem herben Wahlverlust: Dauernd muss zwangsoptimistisch erklärt werden, wie zufrieden man mit dem "Erfolg" des schwarzen Kästleins mit dem Augenkrebs-grünen X ist, und müssen die Statistiken nach positiven Daten durchforstet werden wie bei einem Bundesliga-Absteiger, der mit den meisten Eckstößen der Saison prahlt.

Der folgende Artikel ist bei der "Telepolis" zu dem momentanen Preiskampf zwischen Microsoft, Nintendo und Sony erschienen, wir "lichten" ihn hier ab, da wir denken er resümiert ziemlich genau die aktuelle Situation auf dem Markt:
 
Es kann derzeit nicht all zu viel Spaß machen, Pressesprecher für Microsofts X-Box-Abteilung zu sein
 
Es ist schlimmer als bei einer Partei nach einem herben Wahlverlust: Dauernd muss zwangsoptimistisch erklärt werden, wie zufrieden man mit dem "Erfolg" des schwarzen Kästleins mit dem Augenkrebs-grünen X ist und müssen die Statistiken nach positiven Daten durchforstet werden wie bei einem Bundesliga-Absteiger, der mit den meisten Eckstößen der Saison prahlt.
 
 
 
Und dazu immer das gleiche Mantra: 1. Leistungsfähigste Spielkonsole auf dem Markt, 2. einzige mit eingebauter Festplatte, 3. einzige mit eingebautem Breitband-Adapter. Was alles stimmt, nur, dass bisher die Spiele fehlen, die offiziell 3. nutzen, die dem unversierten Durchschnittskonsumenten 1. drastisch augenfällig machen - und 2. als merklichen Vorteil bisher nur das Ersparen von Memory Cards hat.
 
Tatsache ist: Der Launch in Japan war, es gibt kein anderes Wort, ein Debakel; zeitweise verkauften sich der gar nicht mehr produzierte Dreamcast und der gefloppte WonderSwan Color besser als die X-Box. In Europa sieht es gut einen Monat nach dem Start nur marginal rosiger aus - und inzwischen sacken sogar die letztes Jahr noch so erfolgversprechenden Verkaufszahlen im Heimatland USA langsam ab.
 
Jetzt also, nach gebetsartig wiederholten, für die Marktrealität blinden Beteuerungen, 479 Euro sei der richtige und angemessene Preis für die Konsole, die Kehrtwende, die drastische Preissenkung in Europa: 180 Euro Nachlass sechs Wochen nach dem Einstand, eine Aktion ohne Beispiel. Diese Entscheidung sendet zwei Signale: Das eine ist positiv für Microsoft - sagt es doch, dass Gates' Legion den Wirklichkeitssinn nicht verloren hat, schnell reagiert und offenbar bereit ist, manch Kröte zu schlucken, nur um in Europa doch noch ein zufriedenstellendes Marktsegment für die X-Box zu erobern. Fast 200 Euro mehr Verlust pro verkaufter Einheit, das wie ein Mann zu verschmerzen, zeigt Entschlossenheit.
 
Das zweite Signal ist aber, da hilft alles rhetorisches Flakfeuer nichts, ein deutliches Eingeständnis, dass man sich bei der Markteinführung der X-Box einige Anfängerfehler geleistet hat, dass der erste Monat des X-Box-Lebens in Europa ein ziemliches Fiasko war. Über ein Drittel billiger - das schreit nicht gerade "Die X-Box ist heißbegehrt".
 
Und gerade im Spielkonsolen-Geschäft ist Image nun einmal fast alles (vgl. Konsolen-Triumvirat: PS2, Gamecube und X-Box. Es geht darum, dass Entwickler, Händler, Kunden GLAUBEN, dass man die (aus welchen Gründen auch immer) attraktivste Konsole im Angebot hat. Oder auch nur meinen, dass alle ANDEREN das glauben. Die X-Box aber war zumindest schon auf dem besten Wege, sich als Verliererprodukt zu profilieren. Lange hätte Microsoft auf keinen Fall mehr warten dürfen, den anfänglichen Misserfolg einzusehen und (intern) einzugestehen - jetzt ist vielleicht gerade noch der Zeitpunkt, wo der Preisrutsch wirklich als Kampfansage und nicht als Verramschungsaktion verkauft werden kann.
 
Kein Wunder, dass die Spielehersteller auf Microsofts Entscheidung durchweg positiv reagiert haben - alles, was potenziell mehr Konsolen unter die Leute bringt, kann die Software-Absatzchancen nur erhöhen. Der Handel aber, ohnehin verprellt durch die MediaMarkt 399,- Aktion in der Startwoche, ist weniger einhellig begeistert, sieht das eben nicht durchweg als Zeichen für erfahrene, souveräne Planung und Verlässlichkeit. Und ob alle, die schon bei 479 Öre zugeschlagen haben, sich nun mit Microsofts 2 Spiele & ein Controller-Geschenk zufrieden geben, wird sich zeigen - besonders die, die gleich anfangs zu Zweitcontroller und allen interessanten Spielen zugegriffen haben, dürften sich eher grämen.
 
Ein bisschen wird sich über Microsofts Schritt auf jeden Fall Nintendo ärgern - nimmt er doch dem Europastart des Gamecubes die ungeteilte Aufmerksamkeit und bringt möglicherweise manch sichergeglaubte Kaufentscheidung doch noch einmal ins Wanken. Andererseits könnte der Zeitpunkt von Microsofts Ankündigung dazu beigetragen haben, die eigene Preissenkung nun definitiv vor dem Launch vorzunehmen und sich somit zu ersparen, was Gates' Konsole soeben durchmachen musste. Mag auch sein, dass Nintendos kurz später bekannt gegebene Entscheidung, den Gamecube nun am 3. Mai für 199 statt 249 Euro an den Start gehen zu lassen, wirklich wie offiziell behauptet nichts mit Microsofts Schachzug zu tun hatte. Immerhin gab es Gerüchte in dieser Richtung, Meldungen von gesunkenen Produktionskosten tatsächlich schon ein paar Wochen.
 
Von außen betrachtet kann das aber nicht anders gewertet werden als der Startschuss zu einem Preiskampf auf dem europäischen Markt - bei dem die X-Box auf absehbare Zeit wohl der teuerste Kontrahent bleiben wird. Sofern sie nun erfolgreicher sein wird.
 
Denn Sony kann sich die ganze Sache derweilen gemütlich von der Seitenlinie aus ansehen - erst jüngst hat man zwei Chips der PS2 zu einem zusammengelegt, die Produktionskosten dadurch noch einmal gesenkt. Eine Preissenkung wäre längst völlig schmerzlos möglich - aber warum auf all das schöne Geld verzichten, das die Leute derzeit noch immer freiwillig mit Abstand am liebsten für die technisch schwächste unter den drei NextGeneration-Konsolen hinblättern. Man hat einen mehr als gemütlichen Vorsprung und kann jederzeit sofort preislich reagieren, falls der doch geringer werden sollte.
 
Das Schlimmste, was Microsoft nun passieren könnte, wäre, dass die Verkaufszahlen der X-Box in Europa nach dem 26. April noch immer nicht signifikant anziehen - weil die Gründe für das Desinteresse an dem X-Kasten vielleicht doch noch andere als nur der Preis waren. Entschieden wird vor dem nächsten Weihnachtsgeschäft sowieso nichts - aber vielleicht schon die entscheidenden Weichen gestellt. Und das größte Problem der X-Box ist nach wie vor das Fehlen von Spielen, die vom Mainstream als aufsehenerregend empfunden werden (auch da geht's wieder - siehe Dreamcast - weniger um tatsächliche Qualität als bloße Wahrnehmung, puren Hype).
 
Man darf gespannt sein, was Ende Mai auf der E3 angekündigt wird - der momentane Stand sieht eher düster aus, zumal das Nippon-Debakel die alles entscheidenden japanischen Top-Softwareschmieden nicht gerade zu großen X-Box-Fans machen dürfte. Und das in einem Jahr, wo Nintendo Mario, Zelda, METROID PRIME und die ersten Rare-Titel an den Start bringt (es dürfte allerdings als sicher gelten, dass Microsoft nach der Preisrutsch-Aktion in Europa und der jüngst angekündigten neuen Marketing-Attacke in USA nun auch den japanischen Markt mit drastischen Maßnahmen ein zweites Mal in Angriff nimmt).
 
Es liegt schon gehörige Ironie darin, dass Microsoft - momentan ohnehin leicht angeschlagen - solche Probleme nun ausgerechnet mit dem wohl ersten seiner Produkte hat, das wirklich daraufhin konstruiert wurde, besser, solider zu sein als die Konkurrenz. Gerade Bill Gates sollte doch wissen, dass die Leute nicht nach Qualität kaufen, sondern nach Preis, Image und danach, was alle anderen schon daheim haben. Sollte die X-Box demnächst doch den Weg der letzten Sega-Konsolen gehen, dann können sich zumindest die Pressesprecher trösten: Mit ihren Referenzen dürften sie im Wahljahr problemlos einen Job in jeder politischen Partei bekommen.
 
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