Wer heute an die Kategorie Handheld denkt, muss neue Ansätze finden. Während Nintendo mit der DS- und später der 3DS-Plattform enorm erfolgreich war sowie Sony mit der Playstation Portable und Vita halbwegs mitgehalten hat, so sind die heutigen Zeiten anders - die klassische Branche der mobilen Spielerfahrung hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Nintendo Switch samt Lite-Ableger feiert einen Rekord nach dem anderen, ist aber im spezifischen, klassischen Sinne eher ein Handheld/Heimkonsolen-Hybrid. Neuartige Konzepte wie Einzigartigkeit sind gefragt - Ein neuer Kandidat ist der Handheld aus dem Hause Panic Inc.
QUADRATISCH, PRAKTISCH UND GUT? - SCHAUT MAN SICH DEN HANDHELD GENAUER AN, SO ERINNERT DIESER AN EINE SCHOKOTAFEL VON RITTER SPORT.
Panic Inc. ist im Grunde ein kleines Entwicklerstudio und Verlegerhaus. Während man bisher einen Code-Editor oder einen S/FTP-Client für die macOS-Plattform entwickelt hat sowie die recht erfolgreichen Games Firewatch und Untitled Goose Game als Verleger auf den Markt gebracht hat, kündigte man bereits vor geraumer Zeit mit dem Playdate ein Stück Hardware offiziell an. Im Zuge der diesjährigen E3 hat der Hersteller den Handheld ausführlicher präsentiert und startet bald die Vorbestellungsphase: Für die Entstehung der Hardware ist Panic eine Kooperation mit Teenage Engineering eingegangen. Der schwedische Hersteller ist eine "einzigartige" Designschmiede, die sich auf die Entwicklung und Herstellung von Synthesizern spezifiziert hat. In den letzten Jahren hat man zudem mit mehreren Partnern zusammengearbeitet: Mit IKEA hatte man 2018 die "FREKVENS"-Designkollektion, inklusive Lampen und Bluetooth-Speaker, entwickelt, welche inzwischen aber eingestellt ist. Zuletzt ging man eine Kooperation mit Nothing, dem neuen Unternehmen vom Ex-Mitgründer von OnePlus Carl Pei, ein.Akzeptiere den Cookiebanner und reloade um Inhalt zu sehen
Playdate isn’t trying to compete with the other devices that we already play and love. It’s designed to be complementary. It’s designed to deliver a jolt of fun in-between the times you spend with your phone and your home console; something to fill the moments when you just want a game you can pick-up and play.
Vier Gigabyte Flashspeicher (doppelt so viel wie bei der anfänglichen Ankündigung), 16 Megabyte RAM, Unterstützung für WiFi und Bluetooth, Built-In Mono-Speaker, Stereo-Headphone-Jack und ein USB C-Anschluss runden die Hardwareausstattung ab. Auch der Rest erinnert an einen klassischen Handheld: Ein D-Pad, A und B-Taste als Input-Buttons, je ein Standby- und Menü-Button sowie ein eingebauter 3-Achsen Beschleunigungssensor. Das Betriebssystem ist eine Eigenentwicklung. Einzigartig ist die an der rechten Seite verbaute, ausklappbare Handkurbel - ja, genau gelesen! Der Playdate ist mit einer Handkurbel ausgestattet. Wer jetzt an einer Art Energieversorgung für den internen, verbauten Akku denkt - Fehlanzeige! Die Handkurbel soll als zusätzliche Eingabemöglichkeit für die Spiele genutzt werden.
Als Beispiel für die Anwendung der Kurbel wird immer wieder das Spiel "Crankin's Time Travel Adventure" gezeigt: Die Spielfigur läuft nach vorne, wenn die Kurbel gedreht wird; die Möglichkeit die Zeit zurückzudrehen, wird hingegen beim Kurbeln in die entgegengesetzte Richtung ausgelöst. Interessanter Fakt: Die Spieldee dahinter stammt von Keita Takahashi, ein japanischer Game-Designer und Entwickler, der für die Games Katamari Damacy und We Love Katamari verantwortlich war. Auch andere Indie-Entwickler wie Nels Anderson (Firewatch), Giles Goddard (1080 Snowboarding), Bennett Foddy (Getting Over It) und Zach Gage (Spelltower) sind vertreten und haben kleinere Games für den Playdate entwickelt.
Panic vertreibt keine Spiele im klassischen Sinne via Einzelhandel oder Online-Store. Viel eher setzt man auf den Überraschungseffekt: Man bekommt nämlich nach der Einrichtung, über einen Zeitraum von 12 Wochen, jede Woche zwei Games via WLAN auf den Handheld "geladen" - insgesamt bekommt man somit 24 Spiele beim Kauf. Im Zuge der E3-Präsentation hatte man die Menge der Games von 12 bei der Anfangsankündigung im Mai 2019 auf 24 verdoppelt. Einige Titel davon sollen zudem eher kurzweilig sein, andere bieten hingegen eine durchaus längere Spielzeit. Eine kleine Überraschung will man sich aber noch aufheben: Im Moment sind 21 der insgesamt 24 Games bekannt, drei Games müssen noch offiziell enthüllt werden. Der Hersteller bezeichnet die Games als eine Art "Season 1" und lässt damit weiteren Interpretationsraum für weitere Seasons offen. Die offizielle Webseite spricht zugleich von weiteren Games und "neuen" Wegen diese zu veröffentlichen.
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Mit Playdate Pulp soll die Entwicklung zudem auch im Browser stattfinden können. Ergänzt wird das Entwicklermaterial durch eine umfangreiche Dokumentation der Lua/C-Programmiersprache sowie ein Forum. Das Übertragen der Games auf das eigene Playdate-Gerät ist ebenfalls geplant. Diverse Entwickler haben bereits ein Muster bekommen und erste Ideen veröffentlicht sowie Portierungen durchgeführt - hierbei zielt man natürlich auf die Kreativität freier Entwickler. Beispiel gefällig? Eine Portierung von Doom samt Handkurbel als Feuerwaffe. Man darf davon ausgehen, dass weitere, ähnliche Portierungen nach und nach erscheinen. Lucas Pope - bekannt für die Games Return of the Obra Dinn und Papers, Please - hat ebenfalls Zugriff auf einen Prototyp erhalten und arbeitet im Moment an Mars After Midnight. Einblicke rund um die Entwicklung offenbart Pope in seinem Entwicklerblog: Klick mich!
Pünktlich zum Release will man einiges an Zubehör anbieten: Die obligatorische magnetische Covertasche schützt vor Kratzer und Staub. Das Stereo Dock ist einerseits, wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, eine kleine Bluetooth-Box und anderseits eine Aufladestation, wenn der Handheld magnetisch "angedockt" wird. Wer auf die Docking Station verzichtet, kann den Playdate auch über ein handelsübliche USB C-Kabel - liegt im Lieferumfang bei - aufladen. Ein kleines, witziges Detail: Die Docking Stations ist auch ein Stifthalter, der passende in Gelb gehaltener Stift liegt ebenfalls bei. Die Covertasche kostet 29 US-Dollar, der Preis des Stereo Docks ist noch nicht bekannt. Noch in diesem Monat soll sich der Playdate für 179 US-Dollar und die Covertasche vorbestellen lassen, das Stereo Dock wird "später" erscheinen. Wie die Versandoption nach Deutschland bzw. nach Europa aussehen wird, wurde noch nicht näher spezifiziert. Man will aber auf die sogenannte IOSS ("Import One-Stop Shop")-Option setzen, um die nachträgliche Zollimportkosten zu vermeiden. Diese sollen bereits im Einkaufspreis enthalten sein. Die Anfangsauflage wird sich auf 20.000 Exemplare belaufen, für 2022 will man je nach Erfolg Produktionsanpassungen durchführen.
Weitere Informationen lassen sich auf der offiziellen Webseite einsehen: play.date. Der Twitteraccount zeigt weitere Spielideen und offenbart hin und wieder neue Details zum Handheld. Sobald die Vorbestellung startet, wird euch Consolewars per News informieren.