Das Jahr 2020 war ein bitteres Jahr. Das Corona-Virus hat nachhaltig die gesamte Welt beeinflusst und so verändert, dass die Auswirkungen weit über 2021 hinaus spürbar sein werden. Neben den offensichtlichen Auswirkungen auf unser Leben dieser Tage hat das Virus auch zu Knappheit durch Einschränkungen geführt, die vorher nicht planbar gewesen sind.
Microsoft, Sony, AMD, nVidia, Apple, Nintendo und andere Hersteller sind auf langfristige Planungen für Ihre Produktlaunches angewiesen, da die Rohstoffe und Komponenten für ihre Hardware abgebaut, verarbeitet, transportiert, raffiniert und erzeugt werden müssen. Durch eine vorrausschauende Planung und Projektionen ihrer Absatzmengen können Firmen wie Sony und Microsoft den ausführenden Auftragsfertigern ihrer Hardware, wie es TSMC oder Foxconn (Hon Hai Precision) in etwa sind, mitteilen worauf sie sich einstellen müssen und wieviel Hardware gebaut wird.
Diese Pläne werden meistens mindestens 12 Monate vor dem Launch den Auftragsherstellern mitgeteilt, so dass ausreichend Kapazitäten reserviert werden können, um die anvisierte Produktmenge herstellen zu können. Nur hat das Corona-Virus 2020 die Auftragshersteller vor Problemen gestellt, die sie so nicht hätten vorausplanen können.
Die Bereitstellung der Rohstoffe und Rohmaterialien wurde durch die Pandemie erheblich eingeschränkt: So ist die gesamte Halbleiterindustrie abhängig von sogenanntem ABF-Substrat. Der sogenannte Ajinomoto Build-up Film ist das Material, das den Chipstrukturen als Isolationsmaterial dient, sehr temperaturbeständig ist und durch mehrere Lagen ein ideales Substrat zwischen den millimetergroßen und nanometergroßen Chipkomponenten dient.
Durch das Fehlen dieses essentiellen Bindeglieds eines jeden ICs ist die Produktionskette signifikant gestört.
Covid-basierte Verlangsamungen der Produktions- und Abbaumengen von Rohstoffen tun ihr übriges um diese Störung zu vergrößern.
Darüberhinaus werden durch Covid-19 auch die Transportmöglichkeiten stark eingeschränkt: Im Moment müssen Firmen etwa 4-5 Wochen vorher Transportmittel reservieren, wenn sie ihre Produkte über die Straße oder Schiene transportieren möchten. Dies ist ein Wert der sich um den Faktor vier erhöht hat. Auch der Transport selbst zwischen China und Europa hat sich von drei Tagen auf zehn Tage im Schnitt erhöht.
Selbstverständlich darf man den finanziellen Aspekt nicht vergessen: Hat vor der Krise ein Schiffscontainer etwa $2000 gekostet, sind es jetzt bereits $6000. Verständlicherweise können und wollen die Hersteller der Konsolen und anderer Gadgets diese erhöhten Kosten nicht auf die Konsumenten umlegen. Das bedeutet, dass die Menge an Transportmöglichkeiten begrenzt wird und bleibt.
Falls man denkt, dass eventuell der Transport über Flugzeuge günstiger geworden sein könnte, da zur Zeit niemand fliegt und die Flugzeuge auf dem Boden stehen, mitnichten: Hat das Chartern einer Boeing 747 bisher etwa $400.000,- gekostet, so muss man inzwischen mehr als eine Millionen Dollar für einen Transport zahlen. Eine große Summe, auch die die Firmen nicht bereit sind sie zu zahlen.
Das Problem der fehlenden Teilkomponenten führt aber zusätzlich auch noch dazu, dass die Auftragshersteller nicht die bestellten Mengen liefern können, das zum nächsten Problem führt: Die Produktionszeiten verlängern sich und die Zeitfenster für die Herstellung von Produkten anderer Hersteller verschieben sich weiter nach hinten. Ein fiktives Beispiel: Sony reservierte sich in 2019 bereits die letzten zwei Septemberwochen 2020 für die Produktion von 1.000.000 PS5. Durch die oben genannten Widrigkeiten schafft TSMC nicht diese in den zwei Wochen zu produzieren und hat nun nur zwei Möglichkeiten: Die Produktion Ende September abzubrechen um den nächsten Kunden zu bedienen , beispielsweise AMD Zen 3 CPUs oder aber die Produktion zu beenden und den Produktionsstart der AMD CPUs zu verschieben. So oder so gibt es eine Knappheit.
Eine Sonderstellung für das Jahr 2020 nimmt auch noch die Kombinationen von vielen Produktlaunches gleichzeitig ein: Neben dem üblichen Neuprodukten wie Apples iPhone 12/Pro, stellte AMD ihre neue Zen 3 CPU Linie vor. nVidia enthüllte die 3080er Grafikkartengeneration, Sony und Microsoft ihre jeweiligen Konsolen. Da Hauptsächlich TSMC der Auftragshersteller der Wahl ist, führten die oben genannten Probleme zu einer kaskadierenden Verschärfung die niemand planen konnte.
Die Situation wird sich wie nun wie von AMD-CEO Lisa Su selbst kolpotiert für die erste Hälfte 2021 nicht verbessern: Erst zum Sommer werden die Engpässe bei den Komponenten und Rohmaterialien spürbar zurückgehen.