Die Grabreden auf Nintendo waren verfrüht, als der Gamecube vor mehr als 7 Jahren sich eher schleppend verkaufte und gegen die omnipräsente PS2 nicht ankämpfen konnte. Es ging das Gerücht einer "Revolution" durch die Reihen und sowohl Gamer als auch Industrieinsider dachten am Anfang, dass es wohl eine technische Revolution werden würde, die in irgendeiner Form der Hardware der Konkurrenz überlegen sein müsste, sei es durch bessere Prozessoren oder Grafik, damit Nintendo wieder die Marktführerschaft übernehmen konnte. Wir lagen alle daneben, Nintendo präsentierte eine Konsole, die technisch dem Gamecube kaum überlegen war, sich aber durch ein neues Steuerungskonzept auszeichnete.
Wir wollen nicht näher auf das Steuerungskonzept der Wii eingehen, aber wie wir alle wissen, hat diese Steuerung einen Massenmarkt erreichen können, der den anderen Konsolen verwehrt blieb. Mit ein paar Jahren Verspätung bringen nun Sony und Microsoft ihre eigenen Bewegungssteuerungen auf den Markt, was aber wahrscheinlich niemanden aus der Zielgruppe der Casual- bzw. Gelegenheitsgamern aus der Reserve locken wird.
Ähnlich war das Konzept des Nintendo DS, der eigentlich der Vorreiter für die Wii ist: Ein neues Steuerungskonzept (Stifteingabe) versus bessere Hardware der PSP. Dieses Konzept ging auf und bescherte dem DS und Nintendo einen phänomenalen Erfolg.
Nun erscheint Apple auf der Bühne, mit ihrem iPhone, iPod Touch und dem iPad, und es scheint, als ob Apple sich anfangs überhaupt nicht bewusst war, dass sie in den lukrativen Gamingmarkt durch einen Seiteneingang eingedrungen sind: Anfangs wurde das iPhone/iPod Touch kaum mit den Gamingfähigkeiten der Plattform beworben. Erst nachdem sich Spiele auf dem iPhone bzw. iPod Touch als das Treibmittel des AppStores erwiesen haben, wurde Apple darauf aufmerksam und präsentiert seither die Plattform als "riesige Gamingplattform" und stellt sehr gerne die schiere Anzahl ihrer GamingApps zur Schau: 50.000 Spiele versus 4321 beim Nintendo DS und 2477 bei Sonys PSP (Stand April 2010; über Qualität der Titel lässt sich natürlich streiten).
Nintendo ist sich inzwischen der Konkurrenz durch Apple bewusst, hat Satoru Iwata doch kürzlich intern verlauten lassen, dass Apple der zukünftige Gegner von Nintendo sei.
Die erste Antwort Nintendos auf die iPhone OS Plattform-Bedrohung scheint der Nintendo 3DS zu sein. Viel ist noch nicht bekannt über das Gerät, aber es soll auf jeden Fall eine Erweiterung des DS Konzepts in Richtung 3D sein und somit dem Spieler ein 3D-Erlebnis auf dem Handheld geben. In Zeiten von Avatar und dem allgegenwärtigen 3D-Hype scheint 3D das "Next Big Thing" zu sein, aber es könnte sein, dass der Zielgruppe solch ein technisches Gimmick vollkommen egal ist und im Vergleich zur iPhone OS Plattform für die Casualgamer nicht Grund genug ist, um einen Nintendo 3DS mit sich herumzuschleppen. Die Synergieeffekte des iPhones bzw. iPads erzeugen eine Anziehungskraft für den Standardkonsumenten, den eine dedizierte Spielekiste wie der 3DS es aller Wahrscheinlichkeit nach sein wird, nicht ausüben kann. Nehmen wir z.B. das iPhone, hier ist es möglich sehr viel mehr mit dem Gerät zu machen, als nur zu Spielen. Das iPhone fungiert seit etwa 2 Jahren nur noch als "Host" für die Apps, die das Gerät zunehmend interessanter für die unterschiedlichsten Käuferschichten macht. Dieser "AppStore Rattenschwanz" ist es, was die Verkäufe des iPhones und auch des iPads treiben wird. Es ist die Flexibilität mit der sich das Gerät den Bedürfnissen des Nutzers anpassen kann. Apples Marketing ist sich dessen bewusst und peitscht mit dem Slogan "There's an app for that" genau das den Leuten ein, dass das iPhone eine Art Schweizer Taschenmesser sei und für jeden Einsatzzweck gebraucht werden kann.
Ähnlich sieht es mit dem iPad aus: Hat man das Gerät am Anfang als aufgeblähten iPod Touch belächelt, konnte sich das Gerät nun öfter verkaufen als Apple selbst es erwartet hat - der Verkaufsstart im Rest der Welt musste um mindestens einen Monat verschoben werden. Das iPad zeigt, dass die größere Fläche des Touchscreens den Entwicklern mehr Freiheiten beim Design ihrer Apps gibt und dadurch auch Software möglich wird, die auf dem kleinen iPhone-Screen nicht möglich ist.
Reicht also die einfache Addition von 3D zum Nintendo DS-Konzept aus, damit Apple Einhalt geboten wird und sie nicht mehr in Nintendos Revier wildern? Im Moment ist dies zu bezweifeln, die "Nützlichkeit" für den Non-Gamer-Konsumenten mit Gaming-Anflügen ist beim iPhone/iPod Touch/iPad höher als bei einer dedizierten Konsole. Das 3D alleine die Non-Gamer überzeugen wird, sich einen Nintendo-Handheld zu kaufen, der sonst weiter nichts kann -falls Nintendo auf der E3 nicht doch noch die großen Multimediafähigkeiten oder eine Art medienwirksamen "App/Content-Store" aus dem Hut zaubert- ist zu bezweifeln:
Ein Zitat aus einem Artikel:
[quote]
Unglücklicherweise für Nintendo sagen die Leute -High-School Mädchen und Männer zwischen 30 und 40 Jahren-, von denen Nintendo gerade behauptet sie zum Gaming konvertiert zu haben, dass sie lieber ein iPhone besäßen als einen Nintendo DS[/quote]
Und 3D scheint in diesem Fall wieder nur eine ausschliesslich technologische Innovation zu sein, und keine revolutionäre Innovation wie es damals die Stifteingabe beim DS oder die Wiimote bei der Wii war.