Splinter Cell: Conviction - Review

Splinter Cell: Conviction

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Review
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"Kein Vater dieser Welt sollte sein Kind zu Grabe tragen müssen..."
 
Was geht einem Menschen durch den Kopf der sein Kind verliert? Diese Frage können wohl nur äußerst wenige von uns beantworten, denn eine solch erschütternde Erfahrung machen nicht viele Menschen. Für Außenstehende ist dieses Leid nur schwer in seinen Ansätzen zu erfassen und welche psychischen Folgen dieses Ereignis nach sich ziehen kann, haben wir letztes Jahr durch den Selbstmord eines prominenten Sportlers erleben müssen. Ein ernstes Thema also, welches Ubisoft für den neuen Teil der Splinter Cell Saga aufgreift. Die Fans von Sam Fisher mussten eine lange und harte Wartezeit bestehen, bevor sie nun endlich das Endprodukt in den Händen halten dürfen. Doch bis dahin war es für das Entwicklerteam ein äußerst steiniger Weg, denn scheinbar wurde zwischendurch das komplette Konzept einfach über den Haufen geworfen. Als wir noch vor drei Jahren Teaser-Trailer von Splinter Cell: Conviction sahen, wurde uns ein zotteliger und in einer dicken Jacke zugeschnürter Sam Fisher präsentiert, der sich auf einem Marktplatz zwischen Passanten drängte um unterzutauchen. Dann wurde es ruhig um das Projekt und viele befürchteten schon den Untergang des Franchises, bis plötzlich wie Phoenix aus der Asche Sam Fisher im völlig neuen Look und leicht grau melierten Haar auftauchte. Ubisoft begründete damals die Neukonzeptionierung mit der Feststellung, dass das Vorgängermodell nicht den Vorstellungen der Produzenten entspreche und somit eine Überarbeitung erforderte. Geschadet hat es diesem Facelift auf keinen Fall, denn vergleicht man das alte Design mit dem nun fertigen Endprodukt, stellen wir fest, dass der neue Agent einfach eine bessere Figur abgibt. Knapp vier Jahre nach dem Vorgänger Splinter Cell: Double Agent lässt Ubisoft nun den Agenten des Nachrichtendienstes Third Echelon erneut auf die Konsolenlandschaft los und diesmal ist Sam nicht mehr für Recht und Ordnung unterwegs. Nein, diesmal hat er persönliche Dinge zu erledigen..., sehr Persönliche!!!
 
 
Inhalt
 
Sam Fisher ist resigniert, ausgebrannt und verzweifelt, denn er kann den Tod seiner Tochter Sarah nicht überwinden. Den letzten Halt den er überhaupt noch in einer Welt voller Gewalt und Angst fand war seine geliebte Tochter, doch das Schicksal verlangte von ihm ein Opfer zu viel. Seiner letzten Menschlichkeit beraubt, kündigt er verbittert seinen Job bei Third Echelon, um mit seiner Trauer alleine zu sein und den Täter ausfindig zu machen. Doch sind die Dinge nicht so wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Sam schöpft Verdacht, dass der Autounfall kein wirklicher Unfall war und versucht nun auf eigene Faust Nachforschungen nach den Hintermännern zu machen. Als seine alte Verbindungsoffizierin Anna Grimsdottir mit ihm Kontakt aufnimmt, wird Sam vor eine schwere Entscheidung gestellt. Anna bietet ihm Informationen zum Unfall seiner Tochter an, wenn er im Gegenzug wieder für Third Echelon arbeitet und sie dabei unterstützt ein geheimes Projekt einer unbekannten Gruppe Terroristen zu sabotieren. Widerwillig, aber getrieben vom Verlangen mehr über den Tod seiner Tochter zu erfahren, willigt Sam Fisher ein für die Leute zu arbeiten, denen er nicht mehr vertrauen konnte und schon lange den Rücken gekehrt hatte.
Was wir in Splinter Cell: Conviction erleben dürfen ist schlicht gesagt ein Story-Feuerwerk. Es gibt keine Sekunde Atempause für den Spieler, es bleibt keine Zeit für Nebenkriegsschauplätze. Hautnah erleben wir Sams persönliche Motive für seinen Rachefeldzug. Stand in früheren Teilen immer die Mission im Mittelpunkt, sehen wir nun ein Portfolio von Sams tiefgründigen Gefühlen. Wir lernen den Protagonisten endlich richtig kennen und dürfen sogar ein wenig in seine Vergangenheit Einblick nehmen. Ein Topagent der als eiskalte Tötungsmaschine ausgebildet wurde, muss nun lernen mit Schmerz und Trauer umzugehen. Aus den Nachforschungen zum Tod seiner Tochter entwickelt sich schlagartig ein brutaler Rachefeldzug in dem wir einen teilweise unkontrollierbaren Charakter beobachten, der mit äußerster Rücksichtslosigkeit vorgeht um seine benötigten Informationen zu erhalten. Mit rasanten Kamerafahrten wird der Spieler förmlich mitgerissen und wir erhalten das Gefühl Teil dieses Feldzuges zu sein. Sensationelle Schnitte, Einstellungen und Perspektiven vermitteln hier Kinoqualitäten, welche mit ausgefeilten Charakteren und messerscharfen Dialogen ausgeschmückt werden. Verschachtelt, aber äußerst intelligent durchdacht wird der Plot präsentiert. Verschiedene Rückblenden erläutern dem Spieler Hintergrundwissen und interessante Vorblenden lassen den Spieler zwar spekulieren, aber trotzdem im Dunkeln tappen. Am Ende laufen alle Fäden zusammen und es stellt sich der grosse "Aha!"-Effekt ein. Ohne jeden Zweifel, hier haben die Drehbuchschreiber echte Hollywood-Arbeit abgeliefert.
Wer von uns weiß schon wie ein Mensch mit einem solchen Schmerz umzugehen hat, wenn er sein noch einzig verbliebenes Familienmitglied verliert und danach verzweifelt nach Antworten sucht. Sam Fisher ist in der Lage diese Antworten zu finden und sein skrupelloses Handeln wirkt auf den Spieler nachvollziehbar, wobei die nackte Gewalt zu regieren scheint. Hier wurden keine halben Sachen gemacht und so nimmt die Gewaltdarstellung teilweise überhand, was die USK 18 Einstufung vollkommen rechtfertigt. Ubisoft hat in Sachen Story, Charaktere und Inszenierung keine Fehler gemacht. Nach etwa acht Stunden Spielzeit ist alles erzählt und der Spieler holt erst einmal tief Luft, denn der Ablauf der Geschichte lässt Atmen einfach nicht zu. In einer brachialen Intensität wird die Story vorangetrieben, die keine Längen oder unnötige Ablenkungen duldet. Konsequent und ohne Umwege strebt der Plot stets aufs Wesentliche zu, sodass der Spieler perfekt unterhalten wird. Sam Fisher ist zurück und dieses Mal ist er echt sauer.
 
 
Optik und Akustik
 
Wie in der Einleitung bereits erwähnt musste sich Splinter Cell: Conviction zunächst einer Schönheitsoperation unterziehen, da die Produzenten scheinbar nicht vom Erscheinungsbild des Sam Fisher begeistert waren. Diese Neukonzeptionierung tat dem Aussehen des Hauptprotagonisten allerdings sehr gut und so wurde aus einem ungewaschenen Obdachlosen ein grau melierter, aber nicht in die Jahre gekommener Sam Fisher. In einer braunen Cordhose und einem grüngrauem Pullover, sowie mit einem lässigen Rucksack zeigt sich Sam in einer zivilen Optik, also ganz anders als in früheren Spielen in denen er noch enge Spandexanzüge trug und Hightech-Ausrüstung mitführte. Als Einzelkämpfer und Ex-Agent fehlt es nun an Ausstaffierung und so ist der Schritt hin zum normalen Zivilisten genau richtig. Ubisoft will hier auch gezielt zeigen, dass Sam unabhängig und trotzdem überlebensfähig ist. Dies hätte im alten Anorak-Vollbart Stil nicht wirklich glaubwürdig umgesetzt werden können. Detaillierte Darstellungen von Kleidung und Zubehör, sowie perfekte Modellierungen der Körperproportionen sind technisch auf der Höhe der Zeit. Besonders die Bewegungsabläufe von Sam wirken so natürlich und realistisch wie in keinem anderen Spiel. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, dass irgendeine Bewegung wiederholt ablaufen würde. Jedes Schulterzucken und jede Körperdrehung sind perfekt umgesetzt. Einzig allein die alten Probleme mit der Gesichtsmimik können auch hier nicht gelöst werden. Es scheint dass die Technik einfach noch nicht soweit ist um realistische Gesichtsausdrücke zu vermitteln.
Das Licht- und Schattenspiel sind eine der grundlegenden Dinge im Splinter Cell Universum und so ist es natürlich wenig verwunderlich dass die Entwickler auf diesen Faktor besonderes Augenmerk gelegt haben. Schauen wir uns die Umwelt ein wenig genauer an, stellen wir fest, dass es nicht nur ein Hell und Dunkel gibt, sondern verschiedene Abstufungen von Helligkeitsgraden. Lichtquellen die sich überschneiden werfen einen Doppelschatten. Dieser Effekt ist besonders oft in Fußballstadien zu beobachten. Ein Spieler der von vier Flutlichtmasten angestrahlt wird hat auch vier Schatten. Das liegt daran, dass die Stellen die von vier Masten angestrahlt werden einen höheren Lichtfaktor besitzen. Dieses Prinzip wurde bei der Gestaltung der Umgebung von Splinter Cell: Conviction sehr genau beachtet und so erhalten Nischen und Raumwinkel tolle Schatteneffekte. Nutzt Sam Fisher die stark verdunkelten Stellen im Spiel beginnt die sonst farbintensive Umwelt blass zu werden und in einen grauen Ton abzufallen. Das ist das Zeichen für den Spieler dass er sich zurzeit darauf verlassen kann nicht vom Gegner gesehen zu werden. Dieser Effekt hat nicht nur spielerischen Wert, er steigert auch die Atmosphäre drastisch nach oben. Die farbliche Anpassung greift also nicht nur in das Spielverhalten ein, es vermittelt dem Spieler auch einen wichtigen Aspekt der Umwelteinflüsse. Weitere Maßstäbe setzt das Spiel aber auch in der Modellierung der Gebäude und Gegenstände. Detailliertere Ausstattung wohin das Auge schaut. Nur mit der Zerstörung dieser Objekte mangelt es ein wenig. Leider ist es oft nicht möglich Gegenstände zu zerstören oder zu bewegen. Die Physik von Objekten ist entweder nicht vorhanden oder bereits vorherberechnet. Das nimmt leider ein wenig den Realismus aus dem Spiel. Wenn ich eine Handgranate unter einen Tisch werfe, dann erwarte ich auch dass dieser Tisch sich in feine Splittergruppen im Raum verteilt. Nur während der Verhöre von Bösewichten können wir uns am Zerlegen von Inneneinrichtungen ergötzen. Während Sam den Gauner im Würgegriff hält erspäht der Spieler schon sein Umfeld nach idealen "Hilfsmitteln". Da sind Herdplatten, Spiegel und Türen oft ein ausgezeichnetes Objekt zum Zweck und wird im vorhergerenderten Ablauf perfekt zerlegt. Grafisch weist Splinter Cell: Conviction eigentlich keine grossen Schwächen auf. Die Entwickler haben sich keine Blöße gegeben und haben in den vier Jahren mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Die Umwelt wirkt äußerst realistisch und die Schatteneffekte sind exakt dargestellt. Ausschliesslich die mangelnden Zerstörungsmöglichkeiten bleiben vielleicht verbesserungsfähig.
Agententhriller oder Actionfilm, Splinter Cell: Conviction ist irgendetwas dazwischen und auch der Soundtrack sucht und findet hier seine Wurzeln. Während des ganzen Spieles ist der Score stets präsent um die Atmosphäre anzuheizen, drängt sich aber nie in den Vordergrund und wirkt deswegen keinesfalls störend. In schnellen und actiongeladenen Sequenzen schrauben sich die Musikstücke richtig hoch und fokussieren das Spieltempo zusätzlich. In ruhigen Abschnitten, in denen der Spieler sich versteckt oder unerkannt durch die Szenerie wandert, bleibt der Score bedrohlich aber dezent im Hintergrund. In keinem Moment hat man das Gefühl dass der Soundtrack unangebracht oder überflüssig wäre. Viele Stücke sind stark elektronisch angehaucht, was vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist, doch zum Spiel selbst passt es allemal. Akustisch bleibt es natürlich nicht so ruhig wie im Vorgänger. Da dieser Teil mehr auf Action ausgelegt wurde, braucht das Spiel bei größeren Schusswechseln, bzw. Menschenaufkommen auch mehr Pep. Wie in vielen Spielen von Ubisoft wird auch hier großer Wert auf die Umsetzung des Dolby Digital Signals gesetzt. Das funktioniert natürlich bei einem Spiel wie diesem vorzüglich, denn in leisen Passagen gibt es nichts Besseres als den Gegner schon durch seine bloßen Schritte hören zu können. Es handelt sich hierbei also nicht nur um eine gute Umsetzung der Geräuschkulisse, es ist auch eine echte Spielhilfe. Explosionen, Schusswechsel und Nebengeräusche hören sich realistisch an und halten das hohe Niveau. Besonders hebt sich die Synchronisation hervor. Die von vielen Spielern gefürchtete "Eindeutschung" ist nicht nur gelungen, sie hat echtes Kinoformat. Nicht zuletzt weil bekannte Synchronstimmen gecastet wurden, sondern auch weil diese verdammt gute Arbeit geleistet haben. Sam Fisher hört sich an wie Nicolas Cage und Vic Coste wie Samuel L. Jackson. Durch diese Vertrautheit der Stimmen fühlt man die Professionalität und die überträgt sich auf das ganze Spiel. Somit gehen Inszenierung und Synchronisation eine perfekte Symbiose ein. Mehr kann man nicht erwarten.
 
 
Gameplay und Steuerung
 
Was haben die nur aus meinem Splinter Cell gemacht? Eine Frage die der interessierte Spieler oft gehört oder sich gar selbst gestellt hat. Nun, bevor wir uns der Beantwortung dieser Frage widmen wollen, sollten wir uns zunächst eine ganz andere Frage stellen. Wollen wir immer wieder das Gleiche sehen? Ein jedes Franchise hat das Recht sich weiter zu entwickeln und aus diesem Grund dürfen wir nicht nur zurückblicken, sondern Splinter Cell: Conviction ganz neu beurteilen. Dass diese Reihe schon seit jeher für Stealth-Action gestanden hat ist klar und daran hat sich auch in diesem Werk nichts geändert. Ubisoft hat dem Spieler eigentlich sogar mehr spielerische Freiheiten überlassen. Wo früher ausschliesslich die leise Sohle erwünscht war, darf nun auch gerne mal der Baseballschläger ausgepackt werden. Das heißt also dass dem Spieler einfach die Wahl gelassen wird ob er das Lagerhaus mit Maschinengewehr und Handgranate durch den Haupteingang stürmt, oder doch lieber mit der schallgedämpften Pistole das Loch im Zaun benutzt. Selbstverständlich sind die geduldigen Zeiten der Vorgänger passe, doch sollte der geneigte Kritiker bedenken dass die Story auch nicht mehr so viel Spielraum für leise Auftritte lässt. Es wird nun mehr gepoltert und das gar nicht mal so schlecht. Der Bodycount steigt, aber in einem ausgeklügelten Rahmen, denn Sam ist nun in der Lage sein Handeln sehr gut im Voraus zu planen. Anweisungen zum weiteren Vorgehen erhält der Spieler auf eine ganz eigene und neue Art. Sobald es neue Missionsziele gibt werden diese ganz stylisch an eine Wand oder auf den Boden projiziert. Neben diesen Hinweisen sieht man außerdem oft kleine Filmsequenzen die zur Stimmung beitragen sollen. Diese neue Art der Informationsweitergabe spart dem Spieler Zeit und vermeidet ein überladenes HUD. Ist das weitere Vorgehen geklärt kann der Spieler sich Gedanken über seine Art und Weise der Infiltration machen. Hierbei hilft ihm nun eine ganz besondere neue Fähigkeit von Sam Fisher. Sobald der Spieler einen Gegner im Nahkampf ausschaltet, erhält er die Möglichkeit bis zu drei weitere Gegner zu markieren und diese dann per einfachen Knopfdruck zuverlässig ausschalten zu lassen. Das hört sich auf den ersten Blick arcadelastig an, ist es aber gar nicht. Viele Passagen verlangen vom Spieler schnelle und saubere Bereinigungen um unentdeckt zu bleiben oder nicht selber unnötig in die Schusslinie zu geraten. Eine Verkomplizierung der Steuerung würde nicht nur unnötig den Frust erhöhen, sie wäre auch bei einem so actionreichen Spiel völlig unangebracht. Ganz nebenbei sieht es auch verdammt cool aus wenn Sam aus seiner Deckung hechtet und einen Gegner in überlegener Manier im Nahkampf ausschaltet, um dann drei weitere Feinde per Kopfschuss zu erledigen. Das alles geschieht in unter drei Sekunden und mit zwei Knopftasten. Trotz der einfachen Umsetzung gehört viel Timing und Übersicht dazu. Natürlich passiert es auch mal dass unser Superagent ertappt wird, dann heißt es Fersengeld geben, um aus der Sichtweite des Gegners zu kommen. Sam lässt eine weiße Silhouette in dem Ort zurück, an dem er zuletzt vom Feind gesehen wurde. Das ist eine interessante Neuerung im Gameplay, denn so besteht nun die Möglichkeit zu sehen wo die Gegner Sam vermuten, während der Spieler sie umkurven und aus einer anderen Richtung attackieren kann. So lassen sich Gegner besser manipulieren und deren Verhalten besser einschätzen. Das Laufen und Zielen ist ein wenig an Rainbow Six: Vegas angelehnt. Wer dieses Spiel kennt weiß dass er sich per Halten der Schultertaste an Mauern anlehnen kann und über Fadenkreuz Ziele anvisiert. Bei Splinter Cell: Conviction kommt noch hinzu, dass die Möglichkeit besteht eine in der Nähe positionierte Deckung anzuvisieren und per A-Taste Sam dort hin sprinten zu lassen. Dadurch ist schnelles und präzises Fortbewegen möglich, ohne unnötig viele Buttons für Aufstehen, Sprinten und Deckung nehmen zu drücken. Der Nachteil dieser vorgegebenen Fortbewegung ist allerdings die mangelnde Bewegungsfreiheit. Viele Hürden, Wände oder Rohre können immer nur aus speziellen Winkeln genommen werden, was die Flexibilität in manchen Aktionen teilweise einschränkt. Ausserdem kann der Spieler nicht überall herunterspringen wo man es gerade wünscht. Das ist also ein Grund mehr was das Vorbereiten der nächsten Aktionen essenziell wichtig macht. Es reicht einfach nicht mehr nur bis zum nächsten Gegner zu denken, es muss nun voraus geplant werden. Es bleibt festzustellen, dass das Ausführen dieser Aktionen vereinfacht wurde, das Spiel ist aber deswegen keinesfalls einfacher geworden. Die gegnerische K.I. ist nicht unbedingt ein Superhirn, lässt aber trotzdem wenig spielerische Fehler unbestraft. Wird Sam in ein Feuerduell verwickelt kreisen ihn Gegner schon gerne mal ein oder zwingen ihn seine Deckung per Handgranaten zu verlassen. Das Ködern von Gegnern geht manchmal ein wenig zu berechenbar, was schnell Routine hervorruft. Wachen weichen gelegentlich auch mal von Ihren Routen ab, oder lassen sich durch Umwelteinflüsse ablenken. Werden sie aber hellhörig, kommen sie auch gerne mal in Gruppen an, was Sam oft vor Herausforderungen stellt. Ein Spieler der die Szenerie zunächst einmal eine Weile beobachtet, hat also immer noch bessere Möglichkeiten glimpflicher durch den Abschnitt zu kommen als Rambo. Die Waffenauswahl ist akzeptabel und nicht überladen. Pistolen, Maschinenpistolen, Sturmgewehre und diverse Granatentypen sind übersichtlich ausgewählt. Jede Waffe die der Spieler von einem Gegner erobert hat kann man in den sogenannten Waffenverstecken zwischen den einzelnen Abschnitten erneut auswählen und sogar upgraden. Dafür benötigt man Punkte welche der Spieler über das spielinterne Erfolgssystem P.E.C. (Persistant Elite Creation) sammeln kann, in dem er spezielle Bedingungen im Spiel erfüllt. So wird zum Beispiel verlangt, lautlos zu entkommen, nachdem der Spieler entdeckt wurde, oder er soll per Markierung drei Gegner gleichzeitig ausschalten. Nicht nur aufgrund der Punkte ist P.E.C. äußerst motivierend, es fordert den Spieler auch zusätzlich heraus.
Das Gesamtbild zeigt eines deutlich, die Steuerung und das Gameplay wurden homogener zusammengefügt. Durch eine einfachere Steuerung bleibt mehr Platz für taktischeres Denken. Das Spiel wurde außerdem in drei verschiedene Schwierigkeitsstufen aufgeteilt, wobei es die Höchste hier schon stark in sich hat. Da braucht es nicht viele Treffer damit sich Sam schlafen legt. Nach dem ersten Durchspielen der Kampagne darf man danach die einzelnen Abschnitte separat anwählen und erneut erleben um vielleicht einfachere Wege kennenzulernen. So besteht die Möglichkeit schwierigere Passagen auch mal zu überspringen.
Splinter Cell: Conviction als Action-Shooter abzutun ist eine oberflächliche Fehleinschätzung. Durch die umfangreicheren Entscheidungsfreiheiten kann der Spieler einen Abschnitt mehrfach meistern und trotzdem jedes Mal etwas Neues dabei lernen. Das Sprichwort: "Viele Wege führen nach Rom" ist also hier genau richtig angebracht. Das Tutorial ist wunderbar in die Handlung verwebt worden und erklärt dem Spieler schnell die Funktionalität des Spiels und deren Steuerung. Die Eingewöhnungszeit ist sehr kurz, sodass wir uns zügig auf die Handlung und das Spiel selbst konzentrieren können. Es macht einfach Spass selbst entscheiden zu dürfen ob das Schwert oder die Feder die richtige Waffe ist.
 
 
Multiplayer
 
Wer Splinter Cell: Conviction ausschliesslich aus der Sicht des Singleplayer-Modus betrachtet, begeht den großen Fehler einen wichtigen und fast gleichwertigen Part des Spieles zu ignorieren. Ubisoft präsentiert neben der Hauptstory noch einen äußerst interessanten Nebenplot, der ausschliesslich als Koop-Kampagne gespielt werden kann. Mit einem weiteren Spieler an der heimischen Konsole im Splitscreen oder einem Freund über Xbox-Live, könnt ihr die Rollen von Archer und Kestrel, zwei Geheimagenten von unterschiedlichen Nachrichtendiensten, übernehmen. Archer arbeitet für das bereits bekannte Third Echelon und wird beauftragt, zusammen mit dem Agenten Kestrel, welcher für das russische Pendant Voron arbeitet, vier gestohlene EMP-Bomben sicherzustellen.
Eine Koop-Kampagne mit einer richtigen Story die auch noch mit dem Hauptplot verknüpft ist, sieht man äußerst selten. Das mit tollen Zwischensequenzen aufgepeppte Spektakel ist vom Umfang her zwar deutlich kleiner, lässt aber immer noch genug Arbeit für die zwei Spieler übrig. Teamarbeit wird hier ganz groß geschrieben und so stehen den beiden Partnern natürlich mehr Optionen offen. So können die beiden Agenten nach der Zielmarkierung durch eine kleine Zeitverzögerung in der Ausführung mehrere Gegner synchron ausschalten, was zum Beispiel bei größeren Gegneraufkommen nicht nur sehr effektiv wirkt, sondern auch sensationell aussieht. Geht ein Agent zu Boden weil er angeschossen wurde, hat der Partner eine Minute Zeit ihn per Elektroschocktherapie wieder zum Leben zu erwecken. Weiterhin kann es auch mal passieren, dass ein Bösewicht schneller war und einen der Agenten als menschlichen Schutzschild benutzt. Hier ist dann Timing gefragt, denn der gegeißelte Spieler muss sich im richtigen Moment abducken, damit der Partner den lästigen Geiselnehmer mit einem gezielten Schuss erledigen kann. Absprache ist eine der besten Waffen in diesem Modus und ein gut eingespieltes Team ist in der Lage zügig seine Mission zu erfüllen. Patzt ein Spieler muss der Andere es mit ausbaden. Ist der Storymodus beendet, bleiben dann noch weitere Möglichkeiten mit einem Partner zu interagieren. Im Spielmodi "Hunter" können die beiden Spieler einzelne Abschnitte vom Gegner befreien. Werden Sie dabei entdeckt, rückt der Feind mit Verstärkung an. Ein weiterer Modus heißt "Das letzte Gefecht", in welchem es darum geht solange wie möglich eine EMP-Bombe vor der Zerstörung durch den Feind zu bewahren. Hier wird versucht Welle um Welle von Gegnern zurückzuschlagen, bis keiner der beiden Akteure mehr am Leben ist. Der dritte Modi heißt "Duell" und hier ist es zu Ende mit der Zusammenarbeit. Hier treten beide Agenten in einem Abschnitt voller Feinde an, um sich gegeneinander auszuschalten. Im vierten und letzten Modus "Infiltration" läuft es genauso wie in "Hunter" ab, nur darf man sich hier nicht erwischen lassen, sonst ist das Spiel zu Ende. Dieser Spielmodus muss aber vorher über die entwicklereigene Plattform UPlay freigeschaltet werden. Waffenauswahl ist im Multiplayer identisch mit dem aus dem Einzelspielermodus, nur hier besteht noch zusätzlich die Möglichkeit Kleidung zu wählen.
Der Multiplayer ist in Sachen Koop eine fantastische Erfahrung. Eine spannende Geschichte die man zusammen mit einem Freund auf eine so intensive Art durchzocken kann, ist uns bis jetzt noch nicht untergekommen. Eine gute Möglichkeit für Spieler die sich schon immer als eingespieltes Team beweisen wollen, bekommen hier die perfekte Möglichkeit dafür. Die etwas grössere Schattenseite der Geschichte ist aber die Tatsache dass nur maximal zwei Spieler gleichzeitig daran teilnehmen können. Grosse Mehrspielersessions bleiben hier leider aus, was schade ist, denn gerade bei diesem Gameplay wäre die "Katz und Maus" Spielerei sehr interessant.
 
 
Fazit
 
Was lange währt wird endlich gut, das trifft auch auf Splinter Cell: Conviction zu. Eine geduldige Fanbasis wird nun endlich nach vierjähriger Wartezeit mit einem soliden Nachfolger belohnt und darf Sam Fisher auf eine ganz neue und eigene Art entdecken. In einer knackigen und straff gestrickten Story, erlebt der Spieler ein Wechselbad der Gefühle und kann sich nie sicher sein wem er vertrauen darf und wem nicht. Wir erleben einen sehr brutalen Rachefeldzug, der in seiner Intensität und Darstellung einiges abverlangt. Die Tötungsszenen wirken teilweise sehr martialisch und die Verhöre sind nichts für das schwache Gemüt. Hier geht es einfach ruppig zu und die Zeiten des leisen Sam Fisher sind vorbei. Dies macht sich selbstverständlich auch im Gameplay bemerkbar und so wird das Spiel durch eine vereinfachte Steuerung schneller, aber bleibt trotzdem taktisch anspruchsvoll. Dem Spieler bieten sich in jedem Abschnitt mehrere Lösungswege und so bleibt es an ihm zu entscheiden unentdeckt zu bleiben oder das Sturmgewehr durchzuladen. In Sachen Grafik und Akustik zeigt das Spiel keine großartigen Schwächen. Positiv stechen die Bewegungsabläufe und die Synchronisation hervor. Als Negativ kann man die schwache Gesichtsmimik hervorheben, die auch hier leider nicht als gelungen anzusehen ist. Ein echtes Sahnestück ist aber die Koop-Kampagne, die durch eine spannende Storyline glänzt, welche direkt mit der Hauptstory verknüpft wurde. Die verschiedenen zusätzlichen Spielmodi wissen zwar zu begeistern, halten aber nicht lange vor, da aufgrund der Begrenzung auf zwei Spieler keine Abwechslung mehr kommt.
Hardliner und Kritiker des Spiels werden sich sicherlich an der Spiellänge und am neuen actionlastigeren Gameplay stören, doch sollte dies nicht vom Gesamtbild ablenken. Sam Fisher ist und bleibt auch bis auf weiteres eine echte Kaufempfehlung.
 
Positiv:
 
- intensive und mitreißende Story
- Inszenierung im Kinoformat
- tolle Licht- und Schatteneffekte
- durch vereinfachte Steuerung ist schnelleres Handeln möglich
- mehr taktische Handlungsfreiheit
- tolle Synchronsprecher
- fantastischer Nebenplot im Koop-Modus
 
Negativ:
 
- Schwache Gesichtsanimation
- teilweise fehlende Bewegungsfreiheit im Gelände
- hoher Gewaltfaktor
- fehlende Erweiterung im Multiplayer
- kaum Langzeitmotivation durch eintönige Nebenmissionen
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
KingK
Ich möchte hier an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen mich bei meinen kongenialen Koop-Partner wessi91 zu bedanken, der mit mir den Multiplayer exzessiv getestet hat. Wir hatten einen Heidenspass und haben anschließend beschlossen, in unserem nächsten Leben Geheimagenten zu werden. Es sieht halt einfach viel zu cool aus, wenn man zu zweit eine Lagerhalle mit acht Feinden innerhalb von drei Sekunden ausräumt. Danke für die gute Zeit und wir sehen uns bei FIFA10

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