erlebt in HDTV (samsung le 40m61b), unterstützt durch Dolby Digital 5.1 Teufel Sound
[u]"Maschine frisst Mensch"[/u]
Lange erwartet, ewig in der Entwicklung, ambitioniert, dann wieder kritisiert. Nicht viele Spiele haben einen so langen Weg hinter sich wie Too Human, welches einst sogar auf dem GameCube hätte erscheinen sollen. Doch wie das im Leben so ist, nicht immer lohnt sich das lange Warten und Too Human ist leider nicht der erwünschte Top-Hit geworden. In allen Belangen wirkt das Action Adventure irgendwie noch nicht richtig fertig, teilweise starr und uninspiriert. Doch lasst euch davon nicht gleich abschrecken, wer einen Faible für Schlachten mit großen Schwertern hat, sich gerne gegen unzählige Feinde ins Gefecht stürzt und auf eine interessante Geschichte wert legt, der darf sich Too Human gerne mal ein wenig genauer anschauen. So stellt sich am Ende heraus, dass Too Human ein Spiel ist, das man entweder liebt oder hasst. Es wird die Fangemeinde spalten, Action Adventure Fans vielleicht irritieren, Sammler dafür begeistern.
[u]Handlung_[/u]
Die Welt von Too Human ist einzigartig, ein wenig bizarr und herrlich faszinierend. Schnell fällt auf, dass das von Silicon Knights erschaffene Universum viele Komponenten mischt. Es gibt eine feindliche Maschinenrasse, Götter und natürlich auch ganz normale Menschen. Die nordische Mythologie bezaubert euch dabei in vielerlei Hinsicht. Ihr selbst steckt in der Haut von Baldur, einem Sohn Odins. Doch die Götter sind hier keine magischen Wunderwesen, sondern kybernetisch veränderte Menschen, quasi Cyborgs. Auch Loki, Hodür und natürlich Thor sind Figuren bei Too Human und wer sich ein wenig mit Walhalla und Co. auskennt, der findet diese eigenartige Mischung ziemlich gelungen.
In der Haut von Baldur ist es jedenfalls eure Aufgabe, die Menschen zu schützen. Diese sehen sich einer Bedrohung gegenüber, der sie wenig entgegenzusetzen haben. Als die ersten Maschinen aus irgendwelchen Gründen Menschen zu fressen beginnen, setzt die Story ein. Die wird euch übrigens durch sehr lange Zwischensequenzen ans Herz gelegt, die euch gut zu unterhalten wissen. Zwar kommt Too Human nicht direkt zu Beginn in Fahrt und auch die Zwischensequenzen überzeugen nicht uneingeschränkt, wer am Ball bleibt kann sich aber oft genug zurücklehnen und der Story lauschen, die übrigens für eine Trilogie ausgelegt ist.
[u]Optik_[/u]
Selbst bei der Optik hat man rückblickend eher gemischte Gefühle. Während viele Abschnitte des Spiels - nicht zuletzt wegen der Kamera - in ganz hervorragendes Licht gerückt werden, wundert man sich anderenorts über grobe und eher matschige Texturen.
In jedem Fall punktet Too Human mit seiner Architektur, also den großen Bauwerken und den riesigen Konstruktionen. Egal ob Halle oder Aufzug, alles scheint vor allem zu Beginn ein wenig größer zu sein. Das sieht gut aus, passt zum Titel und strahlt reichlich Atmosphäre aus. Kommt es zu den Kämpfen, verblasst Too Human wieder ein wenig. Zwar gibt es beim Robotervolk mal verschiedene Farben und auch die großen Spinnengegner bewegen sich recht ansehnlich, unterm Strich wird es aber schnell langweilig und man vermisst den nötigen Schuss Abwechslung und Genialität. Leider gerät Too Human auch gerne mal ins Ruckeln und wenn ein großes Level, so schön es denn auch sein mag, nach über einer Stunde noch immer so aussieht wie am Anfang, dann rettet auch der eigentlich sehr hübsche Look nichts am Fazit. Abschrecken sollte euch das allerdings nicht, es ist meist viel los auf dem Schirm, die Endgegner können sich sehen lassen und auch wenn die Zwischensequenzen nicht unbedingt rasant geschnitten sind, bringen sie euch gute Atmosphäre ins Wohnzimmer. Wenn Baldur mit irrem Speed durch die Gegner schnetzelt (dabei ruckelt es eigentlich nie), dann sieht das unheimlich gut aus und wer kein optisches Meisterwerk erwartet, wird nicht enttäuscht.
[u]Akustik_[/u]
Ist euch schonmal eine Rakete am Ohr vorbeigesaust, so dass ihr euch nach ihr umgeschaut habt? Könnte euch bei Too Human passieren, denn die meisten Effekte haben es tatsächlich in sich. Auch der Soundtrack kann sich hören lassen und gerne dreht man lauter. Die deutsche Sprachausgabe ist zwar nicht das Non Plus Ultra, lohnt sich aber ebenfalls. Und wer darauf keine Lust hat, stellt das Spiel einfach auf Englisch. Da begeistern die Sprecher dann auf ganzer Linie. Doch irgendwie kann man sich trotzdem nicht uneingeschränkt freuen. Vor allem zu später Stunde nervt ein Großteil der Distanzwaffen mit penetrantem Sound, in den Kämpfen sucht man auf Dauer ein wenig die Abwechslung und ab und an vermisst man ganz einfach die Hintergrundmusik.
[u]Ladezeiten_[/u]
Es gibt sie, sie fallen auch stark auf, allerdings sind die Level in der Tat ziemlich riesig. Die langweiligen Türanimationen bei Resident Evil, denen man ja mal nachsagte sie seien versteckte Ladezeiten, werden jetzt übrigens von der fliegenden Walküre abgelöst, die euch nach eurem Ableben jedes mal rauf in den Himmel bringt.
[u]Extras_[/u]
Keine
[u]Suchtfaktor & Spielgefühl_[/u]
Too Human... ein Spiel das eine lange Reise hinter sich hat, für die verschiedensten Plattformen angekündigt wurde und schließlich seinen Weg auf die Xbox 360 gefunden hat. Doch selbst nach ganzen 10 Jahren (Datum der Ankündigung), wirkt die fertige Version des Spiels eben nicht so recht fertig. Fakt ist, dass Too Human die Spieler spalten wird. Ein Teil wird sich in das Szenario verlieben, viele Stunden die Figur aufleveln und nach Ausrüstungsgegenständen suchen. Der andere Teil kratzt sich nach minutenlangem Knöpfendrücken am Kopf und sucht nach Abwechslung und Motivation.
Doch beginnen wir mal lieber nicht mit dem Fazit, sondern mit dem Anfang. Too Human hält mehrere Saveslots für euch bereit, da ein großer Pluspunkt des Spiels die fünf verschiedenen Charakterklassen sind. Ohnehin ist die Entwicklung eurer Hauptfigur eines der Hauptmerkmale des Spiels. Sorgsam müsst ihr entscheiden, ob ihr beispielsweise den Kämpfer nehmen wollt, den Berserker oder den Sprengmeister. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen, bei denen die Auswahl der Figur nur schmückendes Beiwerk ist, geht man hier wirklich unterschiedlich an die Kämpfe heran. Die Klassen eignen sich mal mehr, mal weniger für den Fern- oder Nahkampf und lassen sich auf unterschiedlichste Art und Weise upgraden. Nach einer netten Einleitung geht es nun zügig ins erste Gefecht und schnell wird klar: Nicht immer muss man viel tun. Um das näher zu erläutern, müssen wir uns kurz der Steuerung widmen, die nicht zu Unrecht (anfangs) für fragende Gesichter sorgen wird. Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Spielen, dient der rechte Analogstick bei Too Human nicht dazu, die Kamera nachzujustieren, Nein, mit diesem Stick schwingt ihr euer Schwert oder euren Kampfhammer. Die Steuerung der Kamera wird also von der CPU übernommen, was auf der einen Seite für unglaubliche schöne Perspektiven sorgt, euch im Kampf aber oft zur Weißglut treibt. Viel zu oft muss man die Ansicht zentrieren, viel zu oft verliert man die Übersicht. Doch um ehrlich zu sein, an diese Mängel kann man sich gewöhnen. Mit dem rechten Stick greift ihr jetzt also die in großer Stückzahl heranstürmenden Widersacher an. Mit kreisenden Bewegungen zerstört ihr Panzerungen, zerschlagt Metallschädel und gleitet durch die Gegend. Gleitet? Genau, denn um Baldur während eines Kampfes durchs Level zu scheuchen, müsst ihr den Analogstick nur in die entsprechende Richtung drücken. Das klingt komisch, fühlt sich zu Beginn auch komisch an, wird in einer gigantischen Masse aus Gegnern aber zur gelungenen Angriffsoption. Zwar fühlt man sich ab und an fast schon zum Nichtstun verdammt, schnetzelt sich dafür aber hohe Kombos zusammen und räumt auf dem Schlachtfeld kräftig auf. Das interessante Kampfsystem ist je nach Figur und euren Fähigkeiten unglaublich schnell, stylisch und launig, wird aber gerne auch mal zum Glücksspiel, wenn Baldur die Gegner nicht trifft und die Klinge nur dumm hin und her schwingt. Außerdem ertappt man sich vor allem bei schwächeren Gegnern dabei, wie man just den Stick hin und her dreht, was zwar Spaß macht, nicht aber anspruchsvoll ist. Wer davon irgendwann die Schnauze voll hat, der darf mit RB gerne noch eine Art Sprengladung zünden, die gleich mehreren Feinden den Garaus macht. Lässt sich selbstverständlich auch noch tunen und sorgt, ebenso wie das Jonglieren, für viel Spaß. Das Jonglieren kennt man übrigens aus Devil May Cry und ein in die Höhe geschleuderter Gegner wird in der Luft von euren Distanzwaffen durchlöchert. Stimmt, die hat man ja auch noch im Gepäck. Ein großes Sortiment aus Pistolen, Gewehren oder Lasern lädt zum Experimentieren und zum Fernkampf ein. Leider ist das Zielen nicht immer ganz einfach und wird, gepaart mit der Kamera, manchmal zum Glücksspiel.
Einen Großteil der Waffen erlangt ihr durch das Vernichten von Gegnern, die euer Inventar rasch mit Panzerungen, Helmen oder Stäben füllen. Mit einem Druck auf die Back-Taste gelangt ihr in euer persönliches Hauptmenü und könnt eure Figur jetzt so tunen, wie ihr das wollt. Ständig gibt euch das Spiel die Möglichkeit, neue Waffen und Schutzschilde anzulegen und wer für etwa 30 Minuten vergisst sich hier auszutoben, hat beim nächsten mal sehr viel zu tun. Und Silicon Knights zieht das knallhart durch. Ihr bekommt so viele verschiedene Gegenstände und Items, dass ihr irgendwann gar nicht mehr wisst, was man nun anziehen soll und was nicht. Während der eine Helm euch Boni im Kampf verspricht, macht euch ein anderer schneller. Gleiches Spiel bei den Waffen, die ebenfalls viele verschiedene Eigenschaften mit sich bringen. Leider kann Baldur nicht alle Objekte direkt ausrüsten, da ihr für viele Dinge erst ein bestimmtes Level erreicht haben müsst. Dabei bekommt der Held nicht einfach nur mehr Kraft, ihr dürft auch verschiedene Fähigkeiten verstärken und euren Skill-Baum aufwerten. Hier könnt ihr euch in eine ganz bestimmte Richtung entwickeln, was Spaß macht und motiviert. Das führt dazu, dass ihr bei den Kämpfen auch gerne mal eine Extrarunde einlegt, um neuere und wertvollere Items einzusammeln. Sterben kann Baldur als waschechter Gott übrigens nicht. Leert sich eure Lebensenergie, werdet ihr von einer Walküre in den Himmel geholt und dort wiederbelebt. Netter Einfall, wenn man aber wiederholt in einem bestimmten Abschnitt stirbt, geht euch die Sequenz gehörig auf die Nerven - wegdrücken kann man sie leider Gottes nicht.
Das ist übrigens nur einer der vielen Faktoren, die einem das Spielvergnügen gehörig versalzen. Denn trotz der bislang euphorischen Beschreibung, bekommt Too Human "nur" 07 Punkte von uns. Warum? Na weil die Kämpfe einfach keinerlei Abwechslung bieten. Wenn man sich nicht selber dazu zwingt, mal die Waffe zu wechseln oder auch mal aus der Distanz zu agieren, passiert einfach nichts. Ihr besiegt einen Haufen Gegner, marschiert weiter und zerschnetzelt wieder eine Horde Gegner. Es ist vorhersehbar und eintönig, teilweise frustrierend und über alle Maßen linear. Und wenn ein Level dann über eine Stunde lang nur das gleiche von euch verlangt und nicht mal optisch etwas Neues parat hat, dann vergeht einem auch die Lust an neuer Ausrüstung und Co.
Überhaupt ist die Motivation ein kritisches Element bei Too Human, das obendrein auch noch auf mehrfaches Durchspielen ausgelegt ist. Die unterschiedlichen Charaktere und der Fakt, dass man die Hauptfigur auch in den zweiten und dritten Teil portieren kann, erfreuen Fans des etwas anderen Action Adventures aber voll und ganz. Und doch bleibt da diese Beigeschmack der Einfallslosigkeit. Die Rätsel sind mehr oder weniger ein schlechter Witz und die Cyberwelt wirkt gequetscht und unausgereift. Oft müsst ihr lange Strecken erneut Rennen, sterbt wieder mal im Kampf weil man nicht so wirklich abwehren kann und ärgert sich, dass man zum x-ten mal den Rücken eines Trolls erklimmen muss. Viele Ansätze sind nicht konsequent ausgearbeitet, wie der eben erwähnte Cyberspace, in den ihr dann und wann abtauchen könnt. Auch das Menü wirkt, in Anbetracht der Zeit die Silicon Knights hatte, nicht unendlich komfortabel und die Welt der Asen ist auch nicht das gelbe vom Ei. Das Runensystem ist insgesamt zwar launig und spendiert euch viele Angriffs- oder Defensivboni, gibt sich zu Beginn aber undurchschaubar, wohingegen der Skill-Baum übersichtlich und klar gegliedert ist.
So schließt sich der Test langsam aber sicher mit dem bereits getroffenen Fazit: Liebt es oder hasst es. Too Human ist, wenn man es richtig spielt, ein süchtigmachender Dungeon Crawler mit einem interessanten und teilweise pfeilschnellen Kampfsystem, wenn man es falsch spielt aber nur ein trister und langweiliger Hack & Slay Ausflug, der technisch nicht perfekt ist und unausgereift wirkt.
[u]Mehrspieler_[/u]
Eine große Besonderheit von Too Human und ein enormer Pluspunkt für die Motivation, ist natürlich der Mehrspieler. Gemeinsam mit einem Freund könnt ihr gegen die Maschinen in den Krieg ziehen und dabei dem Spiel jederzeit beitreten oder es verlassen. Leider könnt ihr das alles nur zu Zweit erledigen, was schon sehr gut ist, vier Spieler wären aber noch besser gewesen. Spaß macht es trotzdem, immerhin könnt ihr euch jetzt strategisch aufeinander abstimmen, gemeinsam eine Taktik aushecken und die verschiedenen Figuren und deren Stärken nutzen. Viel leichter wird Too Human dadurch nicht. Das Spiel stellt sich auf das Level des "führenden" Spielers ein, was aber auch Sinn macht. Gefundene Objekte werden nach euren Wünschen per Zufall aufgeteilt, man kann aber auch untereinander Handel betreiben und sich so verschiedene Objekte zukommen lassen. Ansonsten bleibt das Gameplay gleich, nur das ihr im Plausch mit einem Kollegen mit Sicherheit ein wenig mehr Spaß daran habt. Uns ist der Mehrspieler deshalb einen klitzekleinen Punkt mehr wert.
[u]Erfolgschancen_[/u]
Immer schön die Gegner besiegen und ein Großteil der Achievements gehört irgendwann euch. Während viele davon beim ersten Durchspielen erreicht werden, brauchen die 20.000 Kills aber ein paar Versuche mehr, außerdem benötigt man auch bestimmte Sammelobjekte. Das ist nicht immer einfach, aber Too Human ist ja auf mehrfaches Durchspielen ausgelegt, weshalb sich niemand an den Achievements stören wird. Im Gegenteil, die meisten machen Sinn und Spaß.