CSI: Eindeutige Beweise
Wenn jemand an einem blutverschmierten Ort mit einer Pinzette bewaffnet und mit der Nase nur Millimeter über den Boden kriechend nach Faser- oder Hautspuren sucht oder ein benutztes Kondom in einem Plastikbeutel statt im Mülleimer landet, kann das nur eines bedeuten: die Jungs der CSI (Crime Scene Investigation) sind wieder unterwegs. Nach Auftritten auf zahlreichen anderen Systemen hat UbiSoft nun die Wii mit einer Umsetzung des beliebten Spurensuche-Spiels beglückt. Ob die Fassung für Nintendos weißes Verkaufswunder sein Geld wert ist erfahrt ihr in unserem Test!
Opfer, Tatort, Spuren, Täter
Die Spiele der CSI-Reihe folgen einem recht einfachen Prinzip: zieht euch die Gummi-Handschuhe über und sucht in jeder Ecke des Tatortes nach den kleinsten Hinweisen die auf den möglichen Täter schließen lassen, jagt Beweismittel durch die verschiedensten Analysegeräte, trefft eure Rückschlüsse und überführt anschließend den Täter. Kurzum: betätigt euch als Miss Marpel-Verschnitt und löst die unterschiedlichsten Kriminalfälle. Fünf an der Zahl hat "CSI: Eindeutige Beweise" zu bieten. Für jeden davon müsst ihr eine Lösungszeit von gut einer bis zwei Stunden einrechnen. Die Aufgaben führen dabei von einem in seinem Auto verbrannten Taxi-Fahrer, einem Messerangriff in Las Vegas, einem Todesopfer in einer Rockband und einem toten Augenchirurg bis hin zu einem Feuergefecht in einem Museum in Las Vegas. Doch egal welcher Fall gerade ansteht: das Grundprinzip ist immer gleich.
Zu Beginn muss der Tatort genauestens auf Spuren untersucht werden. Dazu könnt ihr euch jedoch nicht frei durch den jeweiligen Raum bewegen, sondern lasst von festen Standpunkten aus die Kamera kreisen. Trifft der mit der Wii-Mote gesteuerte Cursor auf ein interessantes Objekt verfärbt er sich grün. Das bedeutet für den Spieler: Achtung, hier kann ich etwas finden. Dabei handelt es sich um die unterschiedlichsten Gegenstände: Haare, Fasern, Pistolen-Kugeln, Blutflecken, Fingerabdrücke oder sonstige, unidentifizierbare Flüssigkeiten und Substanzen. Zur Interaktion mit den jeweiligen Beweismitteln stehen euch die unterschiedlichsten Geräte zur Verfügung. In der sogenannten Werkzeugkiste befinden sich Werkzeuge zur Beweisaufnahme und zur Beweisuntersuchung. Zu den Mitteln für die Beweisaufnahme zählen z.B. Gummi-Handschuhe, Wattestäbchen, Pinzetten, Gips und Rahmen für Schuhabdrücke, Beweissicherungsband, selbsthaftende Tupfer, eine Kamera oder Mikrosil, ein dicker, wachsartiger Kitt, mit dem Abdrücke von Werkzeugspuren auf unterschiedlichen Oberflächen hergestellt werden.
Aufgenommene Beweismittel, beispielsweise eine achtlos weggeworfene Kerosin-Dose, können im Menü von allen Blickwinkeln betrachtet und auf weitere Spuren untersucht werden. Zur Beweisuntersuchung stehen ebenfalls die unterschiedlichsten Werkzeuge zur Verfügung: eine Taschenlampe, Fingerabdruck- und Magnetpuder, eine UV-Lampe, ein USB-Data-Drive oder die verschiedensten Chemikalien zum aufspüren von Fingerabdrücken oder eingetrockneten Blutflecken. Auf diese Weise kann man auf der Kerosin-Dose beispielsweise Fingerabdrücke oder auf eine fetzen Stoff eine bestimmte Flüssigkeit aufspüren.
Neben der bloßen Suche nach Beweismitteln besteht ein großer Teil der Aufgaben darin, verdächtige Personen aufzuspüren und zu befragen. Dabei gibt das Spiel immer einige Fragemöglichkeiten vor, die entsprechend ergänzt werden, sollte man in der Zwischenzeit ein die Person belastendes Indiz gefunden haben. Im Spielverlauf bleibt man nicht nur an einem Ort, sondern springt gemütlich zwischen verschiedenen Schauplätzen hin und her. Neben dem Tatort gibt es noch Plätze wie das Labor, das Leichenschauhaus, in dem nähere Details über die Todesursache geklärt werden, verdächtige Orte wie Wohnungen oder Brass` Büro. Brass ist euer Vorgesetzter und kann Durchsuchungs- und Haftbefehle organisieren, die entsprechenden Beweise vorausgesetzt. Im Vergleich zu den Vorgängern ist die Werkstatt neu hinzugekommen. Hier werden Autos oder auch ganze Boote auseinander genommen und auf Spuren untersucht. Am wichtigsten ist es, beim ermitteln immer wieder zwischen den einzelnen Orten zu springen und verdächtige Personen erneut aufzusuchen, sobald ein weiteres Beweismittel aufgetaucht ist. Nur wer alle Plätze gründlich untersucht und logisch kombiniert kommt der Lösung einen Schritt näher. Am Ende jedes Falles erfolgt eine detailliert Bewertung eurer Leistung: wie viele Beweismittel wurden gefunden und gründlich untersucht oder wie oft musste der Partner um Hilfe gebeten werden. Der Wille, seine Bewertung beim nächsten Mal zu übertrumpfen, kann durchaus zum nochmaligen durchspielen anspornen.
Ab ins Labor damit
Nur Beweismittel zu finden und flüchtig zu untersuchen reicht jedoch nicht aus. Einer der wichtigsten und regelmäßig besuchten Schauplätze ist das Labor. Die hier aufbewahrten Geräte sind elementar wichtig um schlussendlich den Täter zu überführen. In DNS-Analysator können unbekannte Blutspuren oder Haarproben mit einer CSI-internen Datenbank verglichen und identifiziert werden, der chemische Analysator gibt Auskunft über die Beschaffenheit verschiedener Stoffe, unter dem Mikroskop werden verschiedene Materialien verglichen und auf dem Montagetisch werden z.B. zerrissene Papiere wieder zusammengefügt. Am Spurenanalyse-Computer werden schließlich Fingerabdrücke, Reifenspuren, Fingerabdrücke, Audio oder Videodateien und noch vieles mehr analysiert. Das Grundprinzip ist dabei meist gleich: zuerst wählt ihr das zu untersuchende Objekt aus dem übersichtlich aufgebauten Menü und müsst schließlich aus den verschiedensten Datenbanken das identische Pendant finden. Dies ist recht einfach gestaltet und stellt keine größeren Herausforderungen dar, da hier leicht nach dem "Trial and Error"-Prinzip vorgegangen werden kann: vergleicht die Proben einfach so lange, bis der Computer eine Übereinstimmung findet.
Zur übersichtlichen Navigation zwischen all diesen Möglichkeiten dient das PDA. Von hier aus wählt ihr die unterschiedlichen Schauplätze, werft einen Blick auf die bisher gesammelten Beweismittel oder das Beweisdreieck. Hier werden automatisch wichtige Verbindungen zwischen den drei Hauptelemente der Straftat verdeutlicht: Dem Verdächtigen, dem Tatort und dem Opfer. Im Optionsmenü können schließlich die sehr nützlichen Hilfen hinzu- oder abgeschaltet werden. Mit eingeschalteter Hilfe werden beispielsweise Schauplätze und Beweismittel mit einem grünen Häkchen markiert, wenn sie für den weiteren Spielverlauf nicht mehr wichtig sind bzw. komplett untersucht wurden. Ohne diese Hilfen gestalten sich die Fälle ein gehöriges Stück schwieriger. Besonders suchfreudige Naturen erhalten sogenannte Gründlichkeits-Punkte für das detaillierte Absuchen von Schauplätzen, z.B. wenn man sich eine Schublade genauer ansieht, auch wenn diese keine Beweismittel zu bieten hat. Wer zudem die an unterschiedlichsten Plätzen versteckten Käfer einsammelt schaltet damit weitere Bonusgegenstände frei und verbessert seine abschließende Bewertung.
Wii-Mote statt Pinzette
Man kann von der Wii-Mote halten was man will, zum gemütlichen Steuern eines Cursors vom Sofa aus ist sie perfekt geeignet. Die Bewegungserkennung funktioniert recht gut, auch wenn sie etwas hakelig und träge ist und dadurch etwas unbequem ausfällt. Mit etwas Spielpraxis gewöhnt man sich jedoch daran. Die komplette Spielsteuerung funktioniert über den Cursor sowie den A- und B-Button. Durch bewegen des Cursors auf den Bildschirmrand wird die Kamera gedreht, beim zeigen auf wichtige Orte oder Gegenstände wird der Cursor grün bzw. verdeutlicht durch das Verwandeln in eine Werkzeugkiste, dass etwas untersucht werden kann. Mit einem Druck auf den A-Knopf werden Befehle bestätigt, mit der B-Taste gelangt man wieder einen Schritt zurück. Das Ganze funktioniert hervorragend und ist sehr eingängig.
Wesentlich gewöhnungsbedürftiger sind hingegen die Präsentation und die Technik, die sehr mittelmäßig ausgefallen sind. Schauplätze und Charaktere befinden sich auf etwas besserem PS2-Niveau und können nicht wirklich überzeugen. Die Gesichter der Charaktere besitzen kaum Animationsphasen und kommen so lebhaft wie eine Schaufensterpuppe daher. Zwar bewegen sich Augen, Augenbrauen, Kiefer und Wangen, die gesamte Gestik und Mimik ist jedoch extrem hölzern und lieblos ausgefallen und will irgendwie nicht wirklich zusammenpassen. Das ist auch der Grund, warum die zahlreichen Dialoge und Verdächtigen-Befragungen, immerhin eine der Hauptbeschäftigungen im Spiel, meist langweilig und dröge ausfallen, sodass man sich bereits nach kurzer Zeit etwas unmotiviert und ungeduldig durch die Dialogzeilen klickt. Die emotionslosen und wenig fesselnden Synchronstimmen tragen ihren weiteren Teil dazu bei. Immerhin hat man sich bemüht die Gesichter eurer CSI-Kollegen den realen Schauspielern nachzuempfinden, was auch recht gut gelungen ist. Unterbrochen wird das Spielgeschehen von Zeit zu Zeit von kurzen Filmen, beispielsweise wenn der Schauplatz gewechselt oder eine bestimmte Verletzung im typischen CSI-Stil detailgetreu nachgestellt wird. Diese Einblender sind allerdings nicht der Rede wert und vermögen auch nicht den Gesamteindruck von CSI aufzuwerten. Glücklicherweise sind die Ladezeiten zwischen den Schauplätzen kurz ausgefallen, sodass der Spielfluss kaum unterbrochen wird. Unverständlich sind hingegen die zahlreichen Ruckelanfälle oder Fehler im Bildaufbau. Auch wenn ihr nur die Kamera dreht oder das PDA aufruft kommt es mitunter zu starken Rucklern, die auch Auswirkungen auf die Genauigkeit der Cursor-Erkennung haben.
Fazit:
CSI ist im Grunde ein gutes Spiel, das auf der Wii jedoch an der schlechten technischen Umsetzung scheitert. Die Fälle sind abwechslungsreich, führen euch immer wieder an andere Schauplätze und fordern mitunter ordentlich die Gehirnwindungen. Die Steuerung per Wii-Mote ist einer der größten Pluspunkte, da man hier bequem vom Sofa den gleichen Komfort wie mit einer Maus am PC genießt. Besonders für Point and Click-Adventures eine wahre Bereicherung. Das zudem lediglich zwei Tasten benötigt werden um sich durch das komplette Spiel zu arbeiten kommt sehr positiv hinzu. Auch die Möglichkeit Hilfen jederzeit hinzu- oder auszuschalten ist sehr spielerfreundlich und verhindert den ein oder anderen Frustmoment.
Die größte Kritik muss sich CSI: Eindeutige Beweise bei der Technik und der Präsentation gefallen lassen. Die Grafik ist unterer Durchschnitt, und die Charaktere samt ihrer Gesichtsanimationen wirken Hölzern und unmotiviert. Die zahlreichen Dialoge, ein wesentliches Spielelement, sind dadurch langweilig präsentiert und man muss sich schon nach kurzer Zeit regelrecht durchkämpfen. Zwar können die Unterhaltungen abgebrochen werden, dies sollte aber nicht der Sinn der Sache sein. Zudem wiederholt sich der Spielablauf immer wieder: Beweise sammeln, analysieren, Verdächtige befragen. Auf Dauer kann dies etwas langweilig werden. Außerdem plagt das komplette Spiel unerklärlich Ruckelanfälle, die mitunter sogar Auswirkungen auf die Steuerung und haben.
Im Großen und Ganzen ein solides Spiel, das zwischenzeitlich sogar richtig Spaß macht und sein PS2-Pendant schon allein durch die komfortable Wii-Mote-Steuerung aussticht. Wer es günstig erstehen kann, etwas Neues für seine Wii braucht und mit den erwähnten Kritikpunkten leben kann, darf durchaus einen Blick riskieren.
Positiv:
- eingängige Steuerung
- viele unterschiedliche Untersuchungsmethoden
- abwechslungsreiche Fälle
Negativ:
- Technik unterdurchschnittlich
- starke Ruckler
- langweilig präsentierte Dialoge
- sich ständig wiederholender Spielablauf
- nur 5 Missionen