Anno 1991 schuf Designer-Legende Sid Meier mit dem ersten Civilization einen Kulthit für Spieler auf Personal Computern mit allerhöchstem Suchtfaktor! Drei offizielle Nachfolger später erscheint nun die erste Konsolen-Version des Rundenstrategie-Hits. Ob die Neuentwicklung gelungen ist und sich Civilization Revolution auf Konsole anständig steuern lässt erfahrt ihr im nun folgenden Testbericht.
Das Spielprinzip
Civilization handelt von der Entwicklung der Völker durch die Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte. Forschen, Entdecken, Handeln und Erobern sind dabei die Mittel des Spielers um sein Volk bis zum Sieg zu führen. Durch Diplomatie und oder Eroberung von Städten, haltet ihr eure Konkurrenten in Schach oder zwingt sie in die Knie. Das grundlegende rundenbasierte Spielprinzip und das "Nur noch eine Runde"-Suchtgefühl bleiben auf der Konsole erhalten.
Ihr übernehmt die Rolle einer bekannten historischen Persönlichkeit, welche als Oberhaupt für eines der 16 spielbaren Völker steht. Dabei könnt ihr u.a. die Rolle von Alexander dem Großen, Gandhi, Bismarck, Kleopatra oder Cäsar übernehmen. Allesamt große Herrscher ihrer Zeit und mit unterschiedlichen Startvoraussetzungen, Spezialeinheiten oder sonstigen Boni ausgestattet. Ihr beginnt auf einer vom Spiel zufällig generierten Weltkarte im Jahr 4000 vor Christus. Mit einem ersten Siedler, welcher für den Bau von Städten zuständig ist, wählt ihr einen passenden Standort für eure Hauptstadt. Die Wahl ist wichtig, da die erste Stadt zum einen schnell wachsen und produzieren soll, aber auch die ersten Technologien erforscht werden sollen. Eure ersten Entscheidungen in einer Partie entscheiden grundlegend über den Erfolg eurer Zivilisation. Zu beachten sind die unterschiedlichen Terraintypen: Land, See/Ozean, Ebenen, Hügel, Wälder, Wüsten usw. Jeder Typ bietet eine gewisse Menge Ausstoß an Produktion, Gold und Wissenschaft und kann durch "Ressourcen" wie Seide, Gewürze, Öl u.ä. noch zusätzlichen Ausstoß erzeugen. Diese Ressourcen sind willkürlich auf der Karte verteilt.
Eure Einheiten können pro Runde eine festgelegt Anzahl von Zügen mit dem Analog-Stick bewegt werden. So erkundet ihr nach und nach die gesamte Weltkarte, welche in mehrere Kontinente, Inseln und Ozeane aufgeteilt ist. Zu Beginn bedeckt ein Kriegsnebel die noch unbekannten Regionen. Im Laufe der Runden entdecken eure Wissenschaftler immer neue Technologien, welche das Erbauen neuer Gebäude- und Einheitentypen ermöglicht. Zudem werden durch einige Technologien Weltwunder ermöglicht, welche ein einmaliges Bauwerk darstellen, d.h. diese können nur einmalig von einer Zivilisation errichtet werden. Wer zuerst kommt mahlt zuerst. Die Weltwunder geben euch große Vorteile in den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Bevölkerung und Militär für Euer komplettes Reich, während die Effekte normaler Gebäude nur auf die jeweilige Stadt begrenzt sind.
Alle eure Entscheidungen sollen zu einem Ziel führen: Die mächtigste Zivilisation zu werden! Um das Spiel zu gewinnen stehen euch vier Möglichkeiten zur Verfügung: der Kultursieg (ihr müsst 20 Große Persönlichkeiten, Wunder oder bekehrte Städte ansammeln und das Wunder "Vereinte Nationen" bauen), der Herrschaftssieg (ihr müsst alle gegnerischen Hauptstädte einnehmen), der Wirtschaftssieg (ihr müsst 20.000 Gold ansammeln und das Wunder "Weltbank" bauen) oder der Technologiesieg (ihr müsst die Raumfahrt erforschen und mit einem selbst erbauten Raumschiff Alpha Centauri erreichen). Welches dieser Ziele ihr am ehesten erreicht und vor jeder anderen Zivilisation hängt davon ab, welche Strategie ihr wählt: Welche Gebäude und Einheiten sollen produziert werden? Kasernen, Kornspeicher, Markt, Bibliothek oder Tempel? Stadtmauern, Aquädukt, Bank, Universität oder Kathedrale? Verteidigungs- oder offensivstarke Einheiten? Auch entscheidend ist der Weg den ihr beim Erforschen neuer Technologien wählt! Der Technologiebaum ermöglicht euch ein sehr differenziertes Vorgehen. Hilfreich ist dabei die ins Spiel integrierte Zivilopädie, die ein umfangreiches Nachschlagewerk über alle Einheiten, Gebäude, Technologien usw. darstellt. Für Neueinsteiger eine umfassende Quelle für die Hintergründe des Spielgeschehens.
Kulturelle Errungenschaften
Die erwähnten "Großen Persönlichkeiten" werdet ihr im Spiel nur dann vorfinden, wenn eure Zivilisation gewisse Stufen an kulturellen Wert überschreitet. Zur Belohnung könnt ihr die auftauchenden Persönlichkeiten in Städten ansiedeln und deren Entwicklung damit voranschreiten lassen oder ihr nutzt diese um Erfindungen oder Bauvorhaben schneller abzuschließen. Ein hoher Kulturwert sorgt ebenfalls dafür, dass sich fremde Städte bekehren lassen, d.h. grenznahe Städte mit niedrigem Kulturwert laufen zu Euch über und fallen unter eure vollständige Kontrolle.
Zu Beginn einer Partie sind auf der Weltkarte diverse Artefakte verteilt. Diese belohnen den Entdecker einmalig mit unterschiedlichen Boni wie z.B. mehreren kostenfreien Technologien, mehrere Großen Persönlichkeiten, Bauwerken bestimmter Art in allen Städten u.ä. Zudem finden sich auf der Weltkarte Nomaden-Siedlungen, die euch Gold oder Einheiten bringen. Gleiches gilt für Barbaren-Siedlungen mit dem Unterschied das diese nur über Kampfhandlungen einzunehmen sind.
Krieg und Frieden
Mit fortschreitender Entwicklung werdet ihr durch die Zeitalter der Menschheit geführt, von der Antike ins Mittelalter und über das Industriezeitalter in die Moderne. Je nach Zeitalter stehen Euch neue Gebäude- und Einheitentypen zur Verfügung. Eure Einheiten könnt und solltet ihr zu Verbünden zusammenfassen! Drei Einheiten bilden dabei eine Armee und deren Verteidigungs- und Angriffstärke werden kumuliert. Dies erleichtert die Kriegsführung. Zusätzlich werden die Einheiten nach jeweils drei gewonnenen Kämpfen aufgewertet. Neben einer Aufwertung der grundlegenden Stärken könnt ihr diverse Spezialfähigkeiten erhalten. So können Einheiten auf Stadtangriffe spezialisierst werden, die Anzahl der Züge pro Runde erhöht werden und einiges mehr. Viele dieser Fähigkeiten sind unerlässlich im Kampf gegen die übrigen Zivilisationen.
Kommt es zum Kampf, werden Grundstärke, Spezialfähigkeiten, Terraintyp u.ä. in die Berechnung der endgültigen Kampfstärke mit einbezogen. Ihr bekommt diese detailliert am unteren Bildschirmrand angezeigt, auch die Stärke des Gegners sofern diese bekannt ist (kann durch spezielle Fähigkeit einer Einheit sichtbar gemacht werden). Ähnlich wie im Brettspiel "Risiko" werden die Kämpfe (im Hintergrund) vom Programm ausgewürfelt. Eine deutlich stärkere Einheit hat in den meisten Fällen einen Vorteil. Dieser entfällt jedoch mit jedem höheren Schwierigkeitsgrad immer mehr, so dass die KI-Gegner auch mit schwächeren Einheiten im höchsten Schwierigkeitsgrad große Chancen auf einen Sieg haben. Hier entscheidet dann euer Durchhaltevermögen und ihr müsst zur Eroberung einer Stadt für ständigen Nachschub an Einheiten sorgen. Auch "schummeln" die KI-Gegner und können Einheiten in deutlich kürzerer und größerer Zahl als menschliche Mitspieler erbauen. Auch dies ist abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad.
Entscheidend für Krieg und Diplomatie ist zugleich die gewählte Regierungsform. Euch stehen (nach jeweiliger Erforschung) sechs Regierungsformen zur Verfügung. Jede mit Vor- und Nachteilen. In einer Demokratie erwirtschaften eure Städte z.B. mehr Gold- und Wissenschaftsausstoß, eure Bürger weigern sich jedoch Krieg zu erklären. Der Feudalismus hingegen erhöht die Angriffsstärke eurer Einheiten, erzielt aber keinen Wissenschaftsausstoß durch Bibliotheken und Universitäten. Hier gilt es eine Regierungsform zu wählen, welche eure strategischen Ziele und momentane Situation optimal unterstützt.
Wer es friedliebend bevorzugt kann sein Geschick in diplomatischen Verhandlungen versuchen um kriegerische Auseinandersetzungen zu verhindern. Ihr könnt jederzeit Kontakt zu den bereits auf der Weltkarte entdeckten gegnerischen Nationen aufnehmen. Hierbei könnt ihr Friedensangebote zu gewissen Konditionen stellen, wie eine bestimmte Menge Gold oder Technologie. Auch könnt ihr in Friedenszeiten Technologien tauschen, kaufen oder verkaufen. Ein regelmäßiger Kontakt hält den Frieden aufrecht, solltet ihr kulturell oder technologisch überlegen sein, so werden eure Gegner versuchen euch zu erpressen und drohen euch beständig mit Kriegs, solltet ihr die gewünschten Forderungen nicht akzeptieren. Hier ist Fingerspitzengefühl gefordert, solltet ihr einen Krieg nicht wünschen oder gar verkraften können. Eure Berater geben euch auf Wunsch nützliche Tipps und Hinweise über den Verhandlungspartner.
Während der Verhandlungen hört ihr ein "Die Sims"-ähnliches Gemurmel eures Gegenüber, eine Sprachausgabe fehlt (leider). Die 16 Herrscher und eure Berater werden in einem Look irgendwo zwischen real und Comic-artig dargestellt. Überhaupt ist die Grafik des Spiels verspielter und dennoch detailreicher als der Look des PC-Originals, was uns sehr gut gefallen hat und das Spielgeschehen auflockert. Ihr könnt beim Bau von Gebäuden und Weltwundern zusehen und die Einheiten sind allesamt umfangreich animiert. Soundeffekte untermalen Aktionen und das Geschehen auf der Weltkarte passend. Die Musikuntermalung kommt dezent und wenig störend daher. Optional können "Sprache", Soundeffekte und Musik getrennt ausgeschaltet oder in der Lautstärke reduziert werden.
Mehr Evolution als Revolution
Inhaltliche Unterschiede zur letzten PC-Version sind nicht von der Hand zu weisen. So können keine eigenen Weltkarten generiert werden und die Größe der Karten ist auf eine Standardgröße beschränkt. Es befinden sich immer genau 5 der 16 Zivilisationen in einer Partie. Ein Spiel mit mehr Zivilisationen ist schon aufgrund der beschränkten Kartengröße nicht möglich. Dies erhöht jedoch die Übersicht und das Spieltempo deutlich. Zusammen mit dem deutlich gestrafften Zeitverlauf, werdet ihr im Schnitt zwischen drei und vier Stunden für eine Partie benötigen und diese meist innerhalb einer Sitzung beenden können. Für die Konsolenversion von Civilization durchaus angemessene Kompromisse. Das Spiel läuft im allgemeinen unterhaltsamer und actionreicher ab. Zu letzterem tragen auch die Grafik und die animierten Kampfszenen bei.
In Civilization Revolution werdet ihr von ausuferndem Mikromanagement verschont. Arbeitseinheiten die für Bewässerung von Terrain und den Bau von Straßen zuständig waren gibt es nicht mehr. Geländetransformation und Straßenbau wird in Civilization Revolution automatisch durchgeführt, wobei ihr den Auftrag für den Bau von Straßen im Stadtbildschirm manuell vergeben müsst. Umweltverschmutzung gibt es nicht und der Minenabbau wird durch einen entsprechenden Gebäudetyp im Laufe des Spiels ermöglicht.
Trotz der Straffung des Spielverlaufs hat der größte Teil aller Einheiten und Gebäude den Weg ins Spiel gefunden, genauso der komplette Technologie-Baum und die bekannten Weltwunder. Eine sehr interessante Neuerung bzw. Änderungen betrifft die Kämpfe: Seefahrzeuge können keine Landeinheiten oder Städte angreifen. Befinden sich Schiffe jedoch in unmittelbarer Nähe zu einer angegriffenen Stadt oder Einheit, unterstützen sie die verbündeten Einheiten im Kampf, d.h. es werden einige Stärkepunkte zu den verbündeten Einheiten hinzugerechnet. Dies ist ein äußerst wichtiges neues strategisches Element im Spiel. Natürlich können Schiffe auch weiterhin andere Schiffe angreifen oder Ressourcen-Felder der gegnerischen Städte blockieren.
Komfortable Steuerung
Die Steuerung ist den Entwicklern von Firaxis für ein Strategiespiel auf Konsole nahezu perfekt gelungen. Die wichtigsten Aktionen erreicht ihr mit einem oder wenigen Buttonklicks ohne euch durch umständliche oder verschachtelte Menüs durchwühlen zu müssen. Einheiten bewegt ihr mit dem linken Analog-Stick und einem Buttonklick zur Bestätigung. Mit dem rechten Analog-Stick bewegt ihr die Kamera bzw. einen Cursor (eine Lupe) über die Weltkarte. Im Stadtbildschirm baut ihr Einheiten und Gebäude über ein einfach und schnell zu erreichendes Drop-Down-Menü. Alles in allem sehr komfortabel!
Gegen den Rest der Welt
Um den Singleplayer-Modus etwas umfangreicher zu gestalten gibt es zusätzlich zum Freien Spiel noch zehn Szenarien. Hier werdet ihr mit unterschiedlichen Startbedingungen und Zielvorgaben auf eine vorgefertigte Weltkarte geschickt. Interessant ist die Option "Spiel der Woche": Hier wird jeden Sonntag eine neue Karte von Firaxis zur Verfügung gestellt, welche weltweit für alle Spieler gleich ist. Auch die zu spielende Zivilisation und die Startposition eurer ersten Stadt ist fest vorgegeben. Wenn ihr das Spiel erfolgreich beendet, werdet ihr auf einer globalen Bestenliste verewigt, die mit jedem neuen "Spiel der Woche" bei Null beginnt. Um Schummlern einen Riegel vorzuschieben ist es in diesem Spielmodus nicht möglich das Spiel zu speichern und fortzusetzen.
Auf einen vollwertigen Multiplayer-Part müsst ihr ebenfalls nicht verzichten. Dieser funktioniert (fast) identisch zum Singleplayer inkl. Diplomatie, die durch die Möglichkeit mit dem Gegenüber zu chatten (auch Video und Sprache) erweitert wurde. Die Spielzüge der menschlichen Kontrahenten finden zeitgleich statt um das Spieltempo zu erhöhen. Zudem wird vor der Partie ein Runden-Timer eingestellt, welcher die Zeit festlegt die jedem Spieler maximal pro Runde zur Verfügung steht. Ein Multiplayer-Spiel ist dabei in drei verschiedenen Modi aufgeteilt: Kopf an Kopf (2 Spieler, 3 KI-Gegner), Teams (2 Teams á 2 Spielern, 1 KI-Gegner) und Frei für alle (4 Spieler, 1 KI-Gegner). Gut gelöst: Sollte ein Mitspieler die Lust am Spiel verlieren und aussteigen, wird das Spiel fortgesetzt und die KI übernimmt die entsprechende Zivilisation. Leider ist es nicht möglich ein Multiplayer-Spiel unter Freunden zu speichern, auch gibt es keinen Hot-Seat-Modus an einer Konsole.
Firaxis hat angekündigt, dass es zukünftig Download-Inhalte für Civilization Revolution geben soll. Es wird sich dabei um Multiplayer-Weltkarten und neue Singleplayer-Szenarien handeln.