Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots
Die sogenannten Gänsehautmomente sind im Leben eines Videospielers selten und kostbar. Jeder von euch wird wohl nur eine Hand voll Momente aufzählen können, die man wegen ihrer Intensität nie wieder vergessen wird. Als das Packet mit der Testversion von Metal Gear Solid 4 bei uns eintrudelte, war so ein Moment gekommen. Da ist es also, das letzte Abenteuer von Solid Snake. Das Befreien der Spielepackung aus ihrer Schutzfolie, das flüchtige Durchblättern der Spielanleitung und das Herausnehmen der druckfrischen und nach Chemikalien riechenden Bluray-Disc gerät zur regelrechten Zeremonie. Mit zittrigen Händen wandert der Datenträger ins Laufwerk der PS3: Waren die Erwartungen zu hoch? Wird Kojimas "Abschiedsgeschenk an die Fans der Serie" der erwartete Knaller? Wir sagen es euch. Bühne frei für einen der größten Videospielhelden unserer Zeit.
This is my final Mission
Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots spielt im Jahre 2014 und damit rund 5 Jahre nach den Geschehnissen von Big Shell. Der Krieg hat sich verändert. Das Geschäft mit dem Krieg hat sich zur absoluten Geldquelle entwickelt und private Militär-Firmen stellen ihre Armeen dem Meistbietenden zur Verfügung. Die Kriegsmaschinerie läuft wie ein gut geöltes Uhrwerk. Eine Bedrohung für die Welt, da nicht mehr nur die Regierungen mit ihren Streitkräften Druck und Macht ausüben, sondern jede Terror-Organisation mit dem nötigen Kleingeld in den Besitz einer Streitmacht gelangen kann. Ein Gremium des UN-Sicherheitsrates hat es sich zur Aufgabe gemacht, solche privaten Militärfirmen (PMC´s) zu überwachen und zu inspizieren. Im Rahmen dieser Tätigkeit ist es Roy Campbell, FOXHOUND-Gründer und ein Mitglied dieses Sicherheitsrates, gelungen, Liquid Ocelot nach langjähriger Suche im nahen Osten aufzuspüren. Dieser schart eine private Armee um sich, welche sogar die US-Streitkräfte an Größe in den Schatten stellt. Das Ziel ist eindeutig: Liquid muss ausgeschaltet werden, bevor er die Welt ins Chaos stürzt. Es gibt nur einen Mann, der diesen einen und letzten Auftrag ausführen kann: Solid Snake. Tragischerweise bleibt diesem wohl nicht mehr viel Zeit, um seine letzte Mission zu Ende zu bringen. Durch die Injektion des FOXDIE-Virus auf Shadow Moses Island und aus weiteren unbekannten Gründen zersetzen sich Snakes Zellen unverhältnismäßig schnell und er altert in rasendem Tempo. Unkontrollierbare Hustenanfälle und Krämpfe sind die Folge. Wie viel Zeit ihm für seine "Finale Mission" genau bleibt ist ungewiss.
In verschiedene Kapitel unterteilt, schickt Metal Gear Solid 4 den Spieler im Gegensatz zu den Vorgängern auf eine abwechslungsreiche Reise an die unterschiedlichsten Schauplätze unseres Planeten. Jedes Kapitel und die jeweiligen Missionsziele werden dabei durch eine kurze Besprechung in Form einer Zwischensequenz eingeleitet. Die Aufgabenstellungen fallen dabei recht abwechslungsreich aus und fordern vom Spieler stets höchste Konzentration ab: So gilt es zum Beispiel eine bestimmte Zielperson ausfindig zu machen oder in ein Gebäude einzudringen und Informationen zu beschaffen. Bereits der erste Auftrag führt Snake in den aus den zahlreichen Trailern bekannten nahen Osten.
In all den Jahren der Metal Gear-Geschichte hat sich auch im vierten Teil das Spielprinzip nicht verändert. Nach wie vor wird euch ein spannender Mix aus Schleichmissionen, ausladenden Zwischensequenzen mit hollywoodreifer Präsentation und bombastischen Action-Sequenzen geboten. Grundsätzlich gilt es immer ein feindliches Gebiet zu infiltrieren, ohne dabei zuviel Aufmerksamkeit zu erregen. Unauffälligkeit ist der Schlüssel zum Erfolg, um Soldaten, Überwachungskameras und feindlichen MG-Stellungen zu entgehen. Sollte man trotz aller Vorsicht doch einmal entdeckt werden bleiben zwei Optionen: Entweder man kämpft gegen die anstürmenden Soldaten und hofft, dass der Strom irgendwann abreißt, oder es heißt die Beine in die Hand nehmen und ein lauschiges Plätzchen zum Verstecken suchen. Bleibt man unentdeckt bis zum ablaufen des Countdown, was in Metal Gear Solid 4 glücklicherweise viel schneller vonstatten geht als noch in den Vorgänger, wird der Alarm aufgehoben und die Soldaten widmen sich wieder ihren ursprünglichen Aufgaben. Im Grunde ist es aber dem Spieler überlassen, wie er Metal Gear Solid 4 spielt. Wer gern mit der groben Kelle austeilt und sich durch Massen von Gegnern schießen möchte kann dies tun, hat es dann aber wesentlich schwerer.
Eine Schlange ist nur so gut wie ihre Ausrüstung
Um Snakes letzte Mission zu einem würdigen Abschluss zu bringen, haben Kojima-San und sein Entwicklerteam viele neue Ideen einfließen lassen, die das Gameplay extrem bereichern. Als wichtigste und augenscheinlichste Neuerung ist hier der sogenannte "Octocamo" zu nennen, ein universeller High-Tech-Kampfanzug, der bei Kontakt die Farbe und Struktur jedes beliebigen Materials annimmt. Sobald sich Snake an eine Wand drückt oder sich auf den Boden legt, reagiert der Anzug auf die individuelle Oberflächenstruktur und lässt ihn vor den Augen der Gegner unsichtbar werden. Eine Prozent-Anzeige am rechten oberen Bildschirm-Rand gibt Aufschluss darüber, wie gut Snake getarnt ist. Im Grunde ähnelt dieses Prinzip stark dem Tarn-Feature aus "Snake Eater", mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass nun nicht bei jeder Umgebungsänderung umständlich ins Options-Menü gewechselt werden muss. Wer möchte, kann aber auch voreingestellte Tarnfarben, Muster oder auch andere Verkleidungen auswählen.
Weitere wichtige Neuerung ist das Solid Eye. Dieses Augenklappen-ähnliche High-Tech-Gerät lässt Solid Snake nicht nur Big Boss zum verwechseln ähnlich sehen, sondern ist auch mit nützlichen Funktionen ausgestattet. Einmal aktiviert werden Gegner auf einem Radar angezeigt und die Namen und Bezeichnungen von im Sichtfeld befindlichen Personen und Gegenständen eingeblendet. Zusätzlich bietet es eine praktische Nachtsicht- und Fernglas-Funktion.
Wie es sich für eine Fortsetzung gehört, unterstützen viele alte und bekannte Freunde Snake auf seiner Mission. Per Funk ist Snake beispielsweise im ständigen Kontakt mit seinem langjährigen Partner und Freund Otacon, der ihn mit wertvollen Tipps unterstützt. Um auch direkt auf dem Schlachtfeld an Snakes Seite zu sein konstruierte dieser den MK II, einen Metal Gear in Mini-Ausgabe. Dieser nützliche kleine Roboter liefert Otacon nicht nur direkte Bilder vom Schlachtfeld, sondern kann auch vom Spieler direkt gesteuert und zum unauffälligen Ausspionieren von Räumen oder zum Ausschalten unaufmerksamer Soldaten via Elektroschock verwendet werden. Witziges Detail: sobald Snake die Kontrolle über den MK II übernimmt, erscheint in seinen Händen ein PS3-Controller. Der Einsatz des MK II ist jedoch, wie fast alle Ausrüstungsgegenstände im Spiel, nicht zwingend notwendig.
Als unerlässlich stellt sich hingegen der "Threat Ring" heraus. Dahinter versteckt sich ein Solid Snake umgebender, halbtransparenter Ring. Da wie bereits auch bei Snake Eater der klassische Radar mit den Positionen der Gegner und deren Sichtkegel fehlt, wird dieses optische Feinderkennungssystem schnell zu eurem besten Freund. Befindet sich ein Gegner in der Nähe, schlägt der Kreis an der entsprechende Stelle aus und macht so die Position des Feindes deutlich. Je größer der Feind, desto größer der Ausschlag. Ist man trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen entdeckt wurden, kann auf eine breites Waffenspektrum zurückgegriffen werden. Von der normalen Pistole über MG´s bis hin zu Granat- oder Raketenwerfer ist alles vertreten, um sich seiner Haut erwehren zu können. Waffen und Munition können dabei auf zwei verschiedene Arten beschafft werden. Nehmt die Waffen gefallener Gegner auf oder deckt euch beim Waffenexperten Drebin mit neuen Schießeisen ein. Auf Drebin trefft ihr gleich zu Beginn des Abenteuers und könnt euch von diesem Zeitpunkt an stets und ständig mit Waffen versorgen lassen. Bezahlt wird mit sogenannten "Drebin Points", die automatisch für das Aufsammeln gegnerischer Waffen eurem "Drebin-Konto" gutgeschrieben werden. Waffennarren werten zudem die Lieblingsknarre mit neuen Visieren, Schalldämpfern oder Granatwerfern auf. Natürlich dürfen auch die anderen Metal Gear-typischen Ausrüstungsgegenstände nicht fehlen: die obligatorischen Tonnen und Kartons dienen als Versteck, auf dem Boden ausgelegte Herren-Magazine lenken Gegner ab und die obligatorische Zigarette lässt euer Gemüt nach einem hitzigen Gefecht abkühlen. Apropos Gemüt: neu hinzugekommen sind auch eine Stress- und Psyche-Anzeige. Diese beiden Attribute machen sich bemerkbar, wenn Snake in besonders harte Gefechte verwickelt wird. Steigen die jeweiligen Pegel zu hoch, äußert sich das in zittrigen Händen oder unkontrollierbaren Hustenanfällen, die man durch die Verabreichung von Medizin schnell wieder in den Griff bekommen muss.
Auf dem Schlachtfeld gibt es keine Freunde
Dass trotz aller Schleich-Ambitionen ein gut ausgestattetes Waffenarsenal durchaus nützlich sein kann merkt man spätestens bei den ersten Feindkontakten. Neben Liquids PMC-Truppen, die quasi als Hauptgegner fungieren und ständig präsent sind, hat das Team um Kojima auch neue Gegnertypen integriert. Bereits nach kurzer Zeit trefft ihr auf die sogenannten Geckos, zweibeinige Ungetüme, die viele von euch bereits aus den zahlreichen Trailern kennen dürften. Diese Kerle sind nur mit einer bestimmten Munition und Taktik zu knacken. Habt ihr beides nicht heißt es nur noch Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen.
Als Pendant zu FOXHOUND und DEAD CELL fungiert schließlich die "Beauty and the Beast-Unit", die Liquid ihre Dienste erweisen und sich euch regelmäßig in Form von Zwischengegnern in den Weg stellen. Eine Spezialeinheit weiblicher Charaktere, deren Seelen durch die wirren des Krieges gelitten haben und die dank Spezialanzüge und außergewöhnlicher Fähigkeiten eine tödliche Bedrohung sind. So hinterlässt z.B. Raging Raven dank eines Flugapparates eine Schneise der Verwüstung, bewegt sich Crying Wolf einem Panter gleich auf vier Beinen und kann Screaming Mantis unschuldigen Opfern ihren Willen aufzwingen. Egal mit wem ihr es jedoch zu tun habt, die Kämpfe sind bombastisch präsentiert. Jeder dieser Zwischen-Gegner erfordert eine eigene Taktik, in welche die Spielumgebung mit einbezogen werden muss. Wer aufmerksam den Monologen der Kontrahenten während der Metal Gear Solid-typischen ausladenden Kämpfe zuhört kann durchaus den ein oder anderen nützlichen Tipp erhaschen. Eine zusätzliche taktische Komponente haben die Entwickler bei den Auseinandersetzungen mit den PMC´s einfließen lassen, denn Liquids Privatarmee trifft nicht überall auf Gegenliebe. Ständig trefft ihr auf einzelne Kampfherde, in denen Milizen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die feindlichen Soldaten bekämpfen. Es liegt an euch zu entscheiden, ob ihr diese unterstützen und gemeinsam mit Ihnen die Soldaten attackieren wollt oder ob ihr euch aus den Kämpfen raushaltet. Helft ihr den Milizen, bedanken diese sich mit Munition und Heilgegenständen bei euch, legt ihr euch jedoch mit ihnen an, habt ihr es in entscheidenden Situationen mit gleich zwei Gegnergruppen zu tun.
Wer die Kontrolle verliert, verliert den Kampf
In Sachen Steuerung und Aktionsmöglichkeiten ist man glücklicherweise alten Tugenden treu geblieben und hat das bewährte Steuerungskonzept nahezu komplett übernommen. Nach wie vor lehnt sich Snake an Häuserwände und packt Gegner von hinten um diese zu befragen, als menschliches Schutzschild zu verwenden oder auszuschalten. Als Serien-Premiere kann Solid Snake nun auch geduckt laufen, was zugegebenermaßen etwas eigenartig aussieht, im Vergleich zum umständlichen kriechen, das natürlich nach wie vor möglich ist, jedoch eine erhebliche Erleichterung darstellt. Bei allen Aktionen steuert sich Snake butterweich, und auch wenn die komplexe Steuerung etwas Eingewöhnungszeit benötigt, ermöglicht sie einem die perfekte Kontrolle. Die Gegenstandsauswahl erfolgt erneut über die Schultertasten und ein Scroll-Menü zu beiden Seiten des Bildschirms, ebenso wird auch die Ego-Perspektive über die Schultertasten aktiviert. Zum ersten Mal in der Serie ist es nun möglich, Snake beim Zielen direkt über die Schulter zu schauen, wie es Spiele wie Gears of War oder Uncharted bereits vormachten. Dies erleichtert die Schusswechsel wesentlich, da man sich nun während der Feuergefecht auch bewegen kann, ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Das Zielen fällt auch hier sehr einfach und braucht sich vor Shootern überhaupt nicht zu verstecken. Auch das Werfen von Granaten wurde durch das Anzeigen der Flugbahn nun erheblich vereinfacht. Zur Freude aller setzte das Entwicklerteam zudem von Beginn an auf eine frei drehbare Kamera, die mit dem rechten Analogstick bedient wird. Die starren und manchmal unübersichtlichen Kameraperspektiven älterer Teile gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Als hakelig und etwas ungenau haben sich hingegen die Nahkämpfe herausgestellt, doch mit etwas Übung funktionieren auch diese gut.
Kino zum selber spielen
Bei einem Spiel wie Metal Gear Solid 4 ist es nicht einfach, beim Schildern der Präsentation nicht in ausuferndes Schwärmen zu verfallen. Zudem ist es schwer das in Worte zu packen, was Kojima und seine Kollegen hier auf den Bildschirm zaubern. Die serientypischen kinoreif inszenierten Zwischensequenzen begeistern mit referenzverdächtig detailliert gestalteten Gesichtern und einer Kameraführung und Inszenierung, die aktuellen Hollywood-Produktionen in nichts nachsteht und zum beeindruckendsten zählen, was es im Bereich Videospiele gibt. Jede kleine Gefühlsregung ist den Charakteren anzusehen, zieht den Spieler in seinen Bann und lässt ihn jede Emotion mitfühlen. Stellenweise wird man als Spieler sogar eingebunden, indem man zum Beispiel die L- oder X-Taste betätigen muss, was neue Perspektiven oder Flashback-artige Einblendungen aus alten Metal Gear-Teilen zur Folge hat. Metal Gear Solid 4 bietet einfach alles: extrem emotionale Momente die direkt ins Herz gehen wechseln sich mit atemberaubend choreografierten Action- und Schlachtsequenzen ab. Sehr cool ist auch der Übergang von Zwischensequenz zum eigentlichen Spiel gelungen. Unauffällig fährt die Kamera hinter Snake, und erst durch das Erscheinen der Bildschirmanzeigen wird einem bewusst, das man selbst die Kontrolle übernehmen kann. Das serientypische Grundprinzip, Schleichen und unauffällig bleiben, wird zudem immer wieder durch Events der besonderen Art unterbrochen, wie zum Beispiel die Kämpfe zwischen Miliz und PMC-Soldaten, einer spektakulären Motorrad-Verfolgungsjagd oder die Flucht mit einem LKW. Die Präsentation lässt sich auch hier nur mit dem Wort gigantisch beschreiben. Kojima hat sein Wort gehalten und führt mit der dichten und intensiven Story alle Handlungsstränge aus den Vorgängern zusammen. Diese kommt zwar erst nach rund drei Stunden so richtig in Fahrt, dann aber werdet ihr alten und neuen Gesichtern begegnen und von lieb gewonnenen Charakteren bitter enttäuscht werden. Alles mit dem Ziel des endgültigen und furiosen Finales. Zwar werden auch Serien-Neulinge ihren Spaß an Metal Gear Solid 4 haben, wirklich intensiv wird es aber erst, wenn man die Charaktere kennt, sie über die Jahre verfolgt und lieb gewonnen hat.
Auch die restliche technische Seite überzeugt. Snake und seine Gegner sind sehr detailliert gestaltet und die Umgebung verstreut eine realistische Schlachtfeld-Atmosphäre. Explosionen wirbeln Staub und Trümmerteile, Kugeln schlagen mit dicken Staubwolken in Wände und Boden ein und auf der virtuellen Linse bleibt schon mal das ein oder andere Staubkorn haften. Lediglich einige schlechte Texturen und grobpixelige Schatten geben Anlass zur Kritik. Zudem Gerät das Geschehen auf dem Bildschirm manchmal geringfügig ins Stocken und einige KI-Aussetzer und Logik-Fehler trüben kurzzeitig das Spielvergnügen. Dennoch vermögen diese Punkte den famosen Gesamteindruck nicht zu zerstören.
Auch diesmal hat Sound-Guru Harry Gregson-Williams den aufwändigen Soundtrack beigesteuert. Dieser passt stets sehr gut zum Geschehen auf dem Bildschirm, egal ob emotional oder actionreich. Die realistischen Waffengeräusche und Schlachtfeldatmosphäre sind eine Wucht: Überall schreien Menschen und bellen sich Befehle entgegen, bevor die nächste MG-Salve unbarmherzig über einen hinwegfegt. Die sehr gute Dolby-Digital-Abmischung zieht einen mitten ins Geschehen. Bei den englischen Synchronsprechern hat man sich auf keine Experimente eingelassen und die aus den anderen Teilen bereits bekannten Sprecher engagiert, dementsprechend gibt es auch hier keinen Anlass zur Kritik.
Metal Gear Online
Ursrpünglich als eigenständiges Spiel gedacht, hat sich Konami glücklicherweise doch entschieden, Metal Gear Online gemeinsam mit Metal Gear Solid 4 auf eine Bluray zu packen. Um sich für Metal Gear Online anzumelden muss man sich erst etwas umständlich für eine Konami ID registrieren. Hat man diese kleine Hürde aber hinter sich gebracht, steht dem Online-Vergnügen nichts mehr im Wege. Zuerst gilt es, sich einen eigenen Charakter zu kreieren, wobei aus den verschiedensten Gesichtern, Ausrüstungsgegenständen, Helmen, Bekleidungen und sogar Stimmen gewählt werden kann. Die Auswahl sollte dabei gut überlegt werden, denn um einen komplett neuen Charakter zu erstellen müssen erst entsprechende Charakter-Slots gegen einen Preis von 5 Euro im Konami-Shop gekauft werden. Ist das Design abgeschlossen, werden der eigenen Spielfigur 4 aus insgesamt 16 Eigenschaften zugeordnet. Welche der jederzeit wechselbaren Eigenschaften das sind ist ganz euch überlassen. Wollt ihr bessere Skills im Nahkampf, beim Werfen von Granaten oder im Umgang mit Sturmgewehren, weist ihr diese Eigenschaften eurem Charakter zu und entwickelt sie auf diese Weise durch Online-Matches weiter.
Maximal 16 Spieler können gleichzeitig an einem Spiel teilnehmen. Es gibt zwei Wege Online-Matches zu finden: Über die "automatische Kampfspielersuche" werden automatisch und unkompliziert Spieler mit dem gleichen Niveau zusammengewürfelt und in ein Match geworfen. Beim "Freien Kampf" kann gezielt nach Spielen gesucht werden die den eigenen Vorlieben entsprechen bzw. können hier eigene Spiele eröffnet und die Regeln den eigenen Wünschen angepasst werden. Den richtigen Einstieg ins Online-Vergnügen bietet die Option "Ausbildung", in welcher ihr euch mit den Grundlagen von Metal Gear Online vertraut machen könnt. Fünf verschiedene Karten stehen zur Verfügung (Blood Bath, Ambush Alley, Urban Ultimatum, Groznyj Grad und Midtown Maelstrom). Auch wenn die Kampf-Schauplätze grafisch nicht unbedingt ein echtes Highlight darstellen, sind die Karten sehr gut und übersichtlich designt und bieten eine Menge Möglichkeiten für taktische Spielereien. Überall befinden sich Deckungen, geheime Gänge, Leitern oder Plätze die sich hervorragend für einen Hinterhalt eignen. Aufgepeppt werden die Karten durch explosive Fässer die dann und wann in der Gegend herumstehen oder die eigenwilligen Schleudern, mit denen man sich blitzschnell auf höher gelegene Positionen befördern kann. Sieben verschiedene Spieltypen sorgen für die nötige Langzeitmotivation: "Deathmatch" und "Team-Deathmatch" bedürfen wohl keiner weiteren Erklärung. Im "Rettungseinsatz" muss ähnlich "Capture the Flag" ein Team ein Objekt verteidigen während das andere versucht dieses zu stehlen und in seine eigene Basis zu bringen. Im "Fangeinsatz" müssen die Teams Keraton der GA-KO-Figuren sammeln und diese zur eigenen Stellung bringen, während im "Schleicheinsatz" ein Spieler die Rolle von Solid Snake übernimmt und versuchen muss, eine festgelegte Anzahl von Hundemarken Gegnern durch niederschlagen abzunehmen. Die beiden Teams beharken sich währenddessen weiter und können auch dadurch gewinnen, Snake häufig genug zu töten oder beim Ablauf der Zeit die meisten Kills auf dem Konto zu haben. Witzige Idee: nehmen genügend Spieler teil, übernimmt einer die Rolle von Metal Gear Mk II, um Snake bei seinem Einsatz zu unterstützen. Beim "Team-Schleichen" erhält das komplette angreifende Team Stealth-Tarnungen und muss damit versuchen, eine vom anderen Team beschützte Zielstellung einzunehmen. Der "Basis-Einsatz" schließlich ist eine klassische Online-Variante: Das Team gewinnt, dass in einer gewissen Zeit die meisten Basen eingenommen hat.
Jeder dieser Spieltypen kann neben dem normalen Modus zusätzlich in zwei weiteren Varianten gespielt werden. Mit aktivierten Drebin-Punkten erhält man vor jedem Spiel eine gewisse Anzahl an Drebin-Punkten, mit denen die Ausrüstung gekauft werden kann. Grundsätzlich hat man dabei die Wahl aus drei verschiedenen Waffentypen: Gewehre, Pistolen und Granaten aller Art. Je besser man spielt, desto mehr Drebin-Punkte stehen beim nächsten Respawn zur Verfügung. Beispielsweise kann man so sein M4 durch ein Zielfernrohr oder Schrotflinten-Aufsatz verbessern. Bei der Spielvariante "Nur Kopfschüsse" müssen Gegner, wie der Name bereits vermuten lässt, nur durch Kopfschüsse erledigt werden. Wird ein Gegner nicht durch einen Kopfschuss getötet, wird stattdessen der Schütze bestraft.
Das Spielgefühl von Metal Gear Online lässt sich am besten mit dem von Ghost Recon vergleichen, angereichert durch die vielen taktischen Möglichkeiten, welche die Metal Gear-Spielmechanik mit sich bringt. So kann die Kamera jederzeit frei um die eigene Spielfigur gedreht werden, um heimtückischen Angriffen in den Rücken zu entgehen, das klassische Karton-Versteck führt unachtsame Gegner hinters Licht und mit den Close Quarter-Combat-Aktionen lassen sich Gegner bei einem überraschenden Zusammentreffen mit dem richtigen Timing kurzzeitig zu Boden werfen. Gelingt es sogar den Gegner in den Würgegriff zu nehmen und ihm eine Spritze in den Nacken zu verpassen erhält man Zugriff auf die SOP-Daten des gegnerischen Teams. Die SOP-Funktion ist eine Besonderheit aus Metal Gear Solid 4, die euch auf Knopfdruck mit den anderen Team-Kollegen verbindet und Daten über den aktuellen Gesundheitszustand, Aufenthaltsort und Funksprüche liefert. Zur Aktivierung muss man einem Team-Kollegen jedoch direkt gegenüberstehen. Insofern ist es immer ratsam zu Beginn einer Runde das SOP-System zu aktivieren. Der größte Teil der Matches ist vom geduckten von Deckung zu Deckung hechten geprägt und entwickelt bei der richtigen Karten-Kenntnis einen wahren Suchtcharakter.
Anfänger finden schnell ins Spiel, werden jedoch zu Beginn vom etwas überladen wirkenden HUD und der gewöhnungsbedürftigen Menü-Führung geradezu erschlagen. Eine gute Stunde benötigt man schon, um sich an diesen Anblick zu gewöhnen. Schade ist auch, dass die Freundesliste aus der Cross-Media-Bar nicht ins Spiel übertragen wird. Auf der von Konami zur Verfügung gestellten Liste haben maximal 32 Freunde platz, die erst durch eine entsprechende Einladung hinzugefügt werden müssen. Dafür gibt es eine Statistik, mit welchen Spielern die letzten Matches bestritten wurden. Hat man gute Mitspieler gefunden, hilft diese Liste den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Die Kommunikation erfolgt entweder über Headset, via Text-Chat oder vorgegebenen Sprüchen, die über den Controller aktiviert werden können. Neue Sprüche müssen im Konami-Store für 5 Euro hinzugekauft werden. Umfangreiche Statistiken an denen jeder Online-Spieler seine helle Freude haben wird runden den gelungenen Online-Auftritt schließlich ab.
Fazit:
Wow, was soll man da noch sagen. Hideo Kojima hat sein Versprechen wahr gemacht und liefert Fans der Serie ein fulminantes Finale ab. Viele Ergänzungen wie die Schulterperspektive beim Schießen, das geduckte Laufen und die frei drehbare Kamera bereichern und ergänzen das Gameplay sinnvoll und lassen manche Frustmomente aus den Vorgängern der Vergangenheit angehören. Trotz allem wird das typische Metal Gear-Feeling beibehalten. Die neu hinzugekommenen Ausrüstungsgegenstände wie der Octocamo-Anzug, der sich individuell seiner Umgebung anpasst, das Solid Eye, das wertvolle Informationen über die Umgebung bereithält und der Threat Ring, der in der Nähe befindliche Gegner anzeigt, fügen sich nahtlos ins Metal Gear-Universum ein. Dass die Handlung diesmal an mehreren Schauplätzen stattfindet ist nicht nur erfreulich für die Abwechslung, sondern macht Metal Gear noch einen Tick realistischer und weltnäher als die Vorgänger. Das Gameplay weiß mit einer Mischung aus nervenaufreibenden Schleichmissionen, schweißtreibenden Schusswechseln und gigantisch inszenierten Verfolgungsjagden zu begeistern und fesselt von der ersten Minute an den Bildschirm. Auch die Präsentation ist über jeden Zweifel erhaben. Die typischen ellenlangen Zwischensequenzen begeistern mit emotionalen Momenten und genial animierten Actionszenen. Immer wieder gibt es Momente, in denen man den Controller erst einmal aus der Hand legen muss um das soeben Erlebte zu verarbeiten. Kojima hält Wort und verbindet am Ende alle noch offene Handlungsstränge zu einem Gesamtbild. Selten wurde man von einem Videospiel emotional dermaßen aufgewühlt und mitgerissen. Die Spielgrafik ist ebenso beeindruckend ausgefallen: Solid Snake und seine Gegner sind so detailliert wie nie und wissen durch realistische Animationen zu gefallen. Die Level sind hervorragend designed und begeistern mit Abwechslungsreichtum.
Trotz all der Lobhudelei wollen wir aber auch nicht die vorhandenen Kritikpunkte verschweigen. Einige Texturen sind detailarm und matschig ausgefallen und wollen sich so gar nicht in das ansonsten geniale Gesamtbild einfügen. Gleiches gilt für die grobpixeligen Schatten und die teilweise instabile Framerate. Metal Gear-Neulingen sei zudem ans Herz gelegt: Kojimas fast schon fanatischer Hang zum Detail ist eines der Kernelemente der Serie und die Zwischensequenzen fallen mitunter extrem lang aus. Es kann schon mal vorkommen, dass man eine geschlagene Stunde untätig vor dem Bildschirm sitzt. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen; aber dann wäre es wohl kein Metal Gear mehr.
Dennoch: der vierte und vorerst letzte Teil der Serie ist ein Pflichtkauf für alle echten Metal Gear Solid-Fans, die auf die Wertung ruhig noch einen Punkt aufschlagen können. Und wer bisher noch keine PS3 hat sollte jetzt mit dem Kauf liebäugeln.
Positiv:
- geniale Präsentation
- selten hat ein Videospiel dermaßen emotional aufgewühlt
- abwechslungsreiche Level und Missionsdesign
- komplexe aber sehr gute Steuerung
- Hervorragender Soundtrack und Synchronisation
- ausgefeilte und fesselnde Story, die alle bisherigen Handlungsstränge zusammenführt
- Online-Modus
Negativ:
- Zwischensequenzen manchmal zu lang
- Seltene Ruckler
- manche Texturen sehr matschig
- Steuerung im Nahkampf manchmal ungenau
- manche Aufgaben unausgewogen
- stellenweise KI-Aussetzer
[u]Hinweis der Redaktion:[/u]
Wer sich mit der Story noch nicht auskennt, sich aber für Metal Gear Solid 4 interessiert, dem sei unser großes Consolewars Metal Gear Solid-Special ans Herz gelegt, in dem die bisherigen Geschehnisse ausführlich dargestellt werden.
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[u]Das offizielle Metal Gear Solid 4 - Lösungsbuch[/u]
Passend zum Stealth-Blockbuster hat sich Piggyback natürlich ein Herz gefasst und schickt euch mit dem offiziellen Buch zum Spiel den Rettungsanker für all diejenigen die:
- nicht weiterkommen
- etwas schickes fürs Regal brauchen
- ein Easter-Egg übersehen haben
- alle Karten gerne mal von oben gesehen hätten
- unzählige Details zum Spiel benötigen, um im Internet damit zu prahlen
Fakt ist: Alles was man zu Metal Gear 4 wissen muss, findet ihr in diesem Buch. Auf über 200 Seiten bekommt ihr Details, Hintergrundinformationen und werdet selbst ohne das Spiel gerade zu spielen, aufgesogen in die Welt von Snake und Co. Zwar ist schon ein kurzer Blick in das Buch für den echten Fan ein Spoiler, dennoch finden sich im Ratgeber zahlreiche farbige Hinweise, damit man nicht ausversehen doch was Wichtiges verrät.
[u]In dieser Piggayback Ausgabe findet ihr: [/u]
- detaillierte Karten, die euch jeden Fundort verraten
- Strategien und Lösungswege für jedes Level und jeden Endboss
- ein Vorwort von Kojima höchstselbst
- Biografien und Infos zu Waffen, Personen und der Geschichte von Metal Gear
[b]
Fazit:[/b]
Kurzum, jede Menge Lesestoff, der auch nach einmaligem Durchspielen Spaß und Sinn macht. Die Aufmachung ist - ihr denkt es euch schon - so ziemlich perfekt. Hochwertiger Druck, liebevolles Design und so wird aus einem einfachen Lösungsbuch ein Sammlerobjekt mit vielen Bildern, Artworks und Screenshots. Für 15,99 bekommt ihr also einen durchgestylten, allumfassenden Ratgeber, der kein Geheimnis ungelüftet lässt und euch auch bei der schwersten Hürde zu Helfen weiß.