Sind die Zeiten dümmlicher Monster mit einem Grundwortschatz, den man an einer Hand abzählen kann (genauer gesagt: an einem Finger) nicht langsam vorbei? Nun, scheinbar nicht.
Die Welt droht wegen eines bösen Typen mit einem noch böseren Plan unterzugehen. Wir retten die Welt, haben es mit bösartigen Abwandlungen der Pokemon zu tun und erleben bei der Gelegenheit gleich zahllose Deja-Vus: Die Story um den aufstrebenden Pokemon-Trainer dürfte uns mittlerweile allen bekannt sein.
Geh dorthin, such diesen Typen, finde das und bringe es jenem. Anspruchsvollere Aufgaben sucht man vergebens. Den Reiz des Debuts auf dem Gameboy machte unter Anderem die Möglichkeit aus, wilde Pokemon zu bekämpfen, um sie schließlich einzufangen und fortan als eigene Monster zu nutzen. In "XD" ist diese Möglichkeit beinahe völlig verkümmert - die wenigen Plätze, an denen Pokemon angelockt und eingefangen werden können, sind in der Umsetzung nicht durchdacht genug.
Motivierend sind die Kämpfe immer noch, wenn sie auch deutlich an Reiz verloren haben. Das rundenbasierte System ist leicht zugänglich und simpel und nie zu schwer. Etwas mehr Dynamik wäre wünschenswert, denn meist läuft alles etwas zu gemächlich ab - das hat zwar auch seinen Reiz, fällt aber nach einiger Zeit etwas störend ins Auge.
Eine der wenigen Neuerungen ist die Möglichkeit, eines der "Crypto-Pokemon" einzusetzen. Ein netter Einfall, der allerdings nicht wirklich ausgereift scheint - so wird man eher auf die gewöhnlichen Monster setzen, denn für die Crypto's gelten spezielle Regeln: Es gibt keine Erfahrungspunkte, Attacken können nur innerhalb eines bestimmten Rahmens eingesetzt werden.
Es fehlen große Areale mit wilden Pokemon - eine dreidimensionale Adaption der Gameboy-Klassiker darf man nicht erwarten. Zudem ist "XD" ausgesprochen linear.
Die Musik dudelt oft teilnahmslos im Hintergrund mit, hat aber doch ihre wenigen kleinen Höhepunkte - die sind allerdings rar gesät. Die Pokemon an sich wurden mit seltsamen maschinenähnlichen Lauten bestückt (die direkt aus dem Gameboy-Modul zu kommen scheinen), Sprachausgabe für unseren Protagonisten oder andere Spielfiguren gibt es nicht. Das ist sehr schade - eine professionelle Vertonung der Dialoge hätte für einen ordentlichen Schub an Charme für den Titel gesorgt. So wirken die Texte oft viel zu aufgesetzt und emotionslos; besonders, weil auch Mimik und Gestik viele Wünsche offen lassen.
Grafisch bewegt sich der Titel neben einigen netten Effekten nur im unteren Durchschnitt. Die Umgebungen sind starr und durch bunte Flächen sowie bonbonfarbenen Elemente erwartungsgemäß komplett verniedlicht.
Pokemon XD ist keine Revolution, nichtmal eine Evolution. Es ist ein trübes Abenteuer, das sich viel zu wenig traut und sich in seiner Essenz zu sehr auf die Marke stützt. Und so bleibt vieles beim Alten: Kaum Neuerungen im Kampfsystem, eine flache Geschichte, unspektakuläre Präsentation und die Unsicherheit seitens der Entwickler, vom bekannten Schema abzuweichen.
Ab und zu schimmern lustige Ideen und Einfälle hindurch. Witzige Details wissen zu gefallen und dürften ruhig öfter eingesetzt werden.
Im Multiplayer werden Anhänger der zahllosen Wesen definitiv ihren Spaß haben. Durch eine mögliche Verbindung mit dem GBA können eigene Pokemon importiert werden; es kann entweder gegen reale Kontrahenten oder gegen den Computer angetreten werden.