Nachdem im Januar Nintendo und Gamefreak mit Pokémon Legenden Arcus den ersten großen Titel in 2022 veröffentlicht haben, ziehen Sony und Guerrilla Games nach und bringen den heiß erwarteten Nachfolger zu Horizon Zero Dawn.
Wichtig: Wer den Vorgänger nicht gespielt hat oder noch spielen möchte, sollte den folgenden Abschnitt lieber überspringen. Horizon 2 Forbidden West ist ein direkter Nachfolger und somit folgen einige Spoiler zu Zero Dawn. Also ab hier SPOILER!
Nach der Rettung der Welt ist vor der Rettung der Welt
Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Im Jahr 2064 geriet ein Roboterschwarm der Firma Faro Automated Solutions außer Kontrolle. Dieser unter dem Namen Fargo-Plage bekannte Schwarm konnte sich selbst replizieren und Biomasse als Treibstoff benutzen. Dadurch verbreitete sich die Plage exponentiell auf dem Planeten. Dr. Elisabet Sobeck berechnete, dass der Untergang der Menschheit unaufhaltsam war und so wurde das Projekt: Zero Dawn ins Leben gerufen. Das von der Super-KI GAIA gesteuerte Terraforming-System sollte die Fargo-Plage besiegen und für einen Neustart der Erde sorgen. Wie von Dr. Sobeck vorhergesagt, wurde die Menschheit schlussendlich 2066 ausgerottet und bis 2068 auch jedes weitere Leben samt der gesamten Biosphäre vernichtet. Zero Dawn startete und GAIA machte sich ans Werk. Alles lief gut und mithilfe tierähnlicher Roboter erblühte die Erde zu neuem Leben, bis im Jahr 3020 ein unbekanntes Signal GAIA erreichte. Notgedrungen musste sich GAIA selbst zerstören und die Subroutine "Hades" übernahm die Kontrolle. Diese KI sollte bei auftretenden Fehlern einen erneuten Neustart einleiten. Vor ihrer Selbstzerstörung erschuf GAIA einen Klon von Dr. Elisabet Sobeck in Form von Aloy, um die Menschheit zu retten und Hades zu besiegen. Gesagt getan. In der finalen Schlacht um die Carja Hauptstadt Meridian gelang es Aloy und ihren verbündeten Hades zu besiegen doch damit war die Gefahr aber nicht gebannt.
An dieser Stelle beginnt Horizon Forbidden West. 6 Monate sind seitdem Ende von Horizon Zero Dawn vergangen. Anstatt im wohlverdienten Urlaub, befindet sich Aloy schon auf der nächsten Mission. Ohne eine steuernde KI fängt das Terraforming-System an, verrückt zu spielen: Stürme, verseuchter Boden und giftige Pflanzen sind die Folge. Aloy macht sich auf die Suche nach einer Kopie der Super-KI GAIA um die erneute Ausrottung der Erde aufzuhalten. Den Hinweisen folgend begibt sie sich in den verbotenen Westen der diesen Namen jedoch nicht ohne Grund trägt. Die Carja im Osten und die Tenakth im Westen sind seit jeher verfeindet und der Waffenstillstand steht auf wackeligen Beinen. Friedensverhandlungen werden durch eine neue Splittergruppe innerhalb der Tenakth erschwert und als dann auch noch die futuristischen Zenith auftauchen und hinter GAIA her sind, wird die Lage immer schwieriger. Aloy muss sich den Gefahren zum Glück nicht allein stellen denn mit der Hilfe von neuen Verbündeten und alten Freunden begibt sich Aloy immer weiter in den Westen, um die Welt erneut vor dem Untergang zu bewahren.
ENDE SPOILER! Ab jetzt dürfen alle wieder einsteigen.
Alte Freunde ist ein gutes Stichwort und gleichzeitig auch der größte Kritikpunkt der Geschichte: Wer Horizon Zero Dawn nicht gespielt hat, wird einige Anlaufschwierigkeiten haben, denn ihr werdet im Laufe des Spiels viele alte Gesichter wiedersehen; wer das ist und wie eure Beziehung zu dieser Person ist, bleibt euch ohne Vorkenntnisse ein Rätsel. Wer hingegen den Vorgänger kennt, wird sich freuen, viele alte Gesichter wieder zu sehen und das meist nicht nur für ein kurzes Stelldichein. Diese werden stark in die Geschichte einbezogen und sind keine einfachen Randfiguren.
Schöne neue Welt
Staunen. Ein Wort, was das Spiel am besten beschreibt. Guerrilla Games steht seit der PS2 für Grafikbombast aller erster Güte und Forbidden West steht dem in nichts nach. Sahen andere Open-World Spiele auf der PS5 schon gut aus, stellt Forbidden West sie alle in den Schatten. Man hat sich viel Mühe gegeben, die Umgebung organisch und natürlich wirken zu lassen. Eine Welt, die allein für sich schon eine interessante, aber tragische Geschichte erzählt. Aloy besucht auf ihrer Reise viele wunderschöne Landschaften, in denen es überall Überreste vergangener Tage zu finden gibt. Unterteilt wird die Welt in verschiedenen Regionen. Trockene Wüsten, üppige Wälder, verschneite Berge oder traumhafte Strände. In allen Bereichen legt Guerrilla Games im Vergleich zum Vorgänger noch mal eine Schippe drauf. Die Welt ist größer, die Vegetation üppiger, die Ruinen imposanter und sehr viel abwechslungsreicher. Weitsicht, Schatten, Spiegelungen, Licht- und Partikeleffekte wurden allesamt verbessert. Das alles lässt den hübschen Vorgänger nun ziemlich alt aussehen - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Besonderes dem größten Kritikpunkt des Vorgängers haben die Entwickler sich gewidmet, den Menschen. In den vielen Gesprächen wirkte deren Mimik hölzern und steif. Dieses gehört nun der Vergangenheit an. Die Charaktermodelle gehören mit zudem besten, was es derzeit auf Konsolen zu finden gibt. Die Gesichter wirken natürlicher und die Mimik realistischer. Sogar feine Härchen und kleine Sorgenfalten sind zu erkennen. Bevölkert wird die Neue Welt von verschiedenen Stämmen, Tieren und natürlich auch Maschinen. Neben einigen bekannten wie den friedlichen Langhälsen, aggressiven Plünderern und gefährlichen Donnerkiefern gibt es auch einige neue Arten. Darunter den Bebenzahn, eine Maschine, die wie ein Mammut aussieht - nur ist dieser nicht ganz so friedlich wie der aus einer bekannten Animationsfilmreihe. Oder aber der Krallenschreiter ähnlich wie sein Vorbild der Velociraptor, ist dieser selten allein unterwegs, was diese Art umso gefährlicher Macht.
Damit ihr nicht stundenlang durch die Open-World rennen müsst, gibt es verschiedene Fortbewegungsmittel. Wie im Vorgänger könnt ihr verschieden Maschinen hacken und sie so zu Reittieren umprogrammieren. Zu den neuen Fortbewegungsmitteln gehört unteranderem ein Gleitschirm. Mit diesem könnt ihr früh im Spiel weite Strecken überbrücken. Dafür müsst ihr aber erst einen größeren Berg erklimmen und auch daran wurde gearbeitet. War das Klettern früher eher langweilig, simpel gehalten und an wenigen Stellen wirklich möglich, könnt ihr nicht nur an mehreren Stellen klettern, sondern dank des neuem Zugwerfers komplexere Strukturen erklimmen. Sogar Kisten könnt ihr mit dem neuen Gadget zu euch heranziehen. Auch ganze Wände lassen sich damit einreißen. Leider steuert sich das Klettern immer noch etwas hakelig und könnte etwas mehr Feinschliff vertragen. Wem das alles nicht Knorke genug ist, der kann sich später im Spiel einen Sonnenflügel schnappen und selber durch die Lüfte fliegen.
Die größten Neuerungen befinden sich aber unter der Wasseroberfläche. Aloy taucht jetzt nicht mehr nur knapp unter der Oberfläche, sondern kann richtig tauchen. Ihr könnt Seen, Flüsse und Meere erkunden, die ihre ganz eigene Flora und Fauna bieten. Kleine Fischschwärme schwimmen durch üppige Algenwälder. Auf den Seen treiben bunte Seerosen und auch neue Maschinen werdet ihr dort antreffen. Aus Spoilergründen verraten wir diese natürlich nicht, aber hier hilft einfach schwimmen.
Die größten Neuerungen befinden sich aber unter der Wasseroberfläche. Aloy taucht jetzt nicht mehr nur knapp unter der Oberfläche, sondern kann richtig tauchen. Ihr könnt Seen, Flüsse und Meere erkunden, die ihre ganz eigene Flora und Fauna bieten. Kleine Fischschwärme schwimmen durch üppige Algenwälder. Auf den Seen treiben bunte Seerosen und auch neue Maschinen werdet ihr dort antreffen. Aus Spoilergründen verraten wir diese natürlich nicht, aber hier hilft einfach schwimmen.
Für alle Pixelzähler kurz die harten Fakten: Die PS4-Version läuft in 1080p mit 30 FPS und die PS4Pro in 1800p mit 30 FPS. Im Vergleich zur PS5-Version hat haben die PS4 und PS4Pro-Versionen längere Ladezeiten, schwächere Texturen, weniger Partikeleffekte, mehr Pop Ups, schlechtere Schatten und Spiegelungen. Aber selbst auf der Last Gen sieht das Spiel fantastisch aus und um eine ganze Ecke besser als der Vorgänger.
Auf der PS5 gibt es zwei verschieden Modi. Den Auflösungsmodus in 4K mit 30 FPS und den Performance-Modus in 1800p (Checkerboard Rendering) mit 60 FPS. Der Auflösungsmodus bietet ein scharfes und vor allem ruhiges Bild, bessere Schatten und Spiegelungen. Im Performancemodus ist das Bild hingegen sehr unruhig und flimmert. Macht den Modus nicht unspielbar, aber nach dem an einmal den Auflösungsmodus gesehen hat und wie gut der mit 30 FPS läuft, wählt man den Performancemodus meist ungern. Guerilla Games ist sich des Problems aber bewusst und arbeitet an einer Lösung.
Passend zur Optik bietet das Spiel eine hervorragende deutsche Synchronisation, welche die Emotionen der Charaktere sehr gut transportieren. Es gibt ruhige Melodien beim Erkunden und schnelle Stücke in den Kämpfen. Hervorzuheben ist hier wieder das immer noch fantastische Main Theme von Joris de Man und Julie Elven. Sehr gut ist auch die Abmischung des Sounds, denn in anderen Spielen gibt es gerne Probleme, dass Gespräche zu leise sind und neben den Effekten und der Musik untergehen. Dies ist bei Forbidden West nicht der Fall.
Langeweile, der Tod der Open-World
Die schönste Grafik und größte Open World verlieren schnell ihren Reiz, wenn die Welt nicht vernünftig gefüllt ist. Guerilla Games versucht diese Probleme so gut es geht zu umgehen. Neben den Jagdgebieten aus dem Vorgänger gibt es nun auch Arenakämpfe oder ihr könnt an Rennen teilnehmen. Auch finden sich wieder mehrere Brutstätten in der Welt. In diesen futuristischen Fabriken findet ihr neben kleineren Rätseln auch dicke Bossgegner. Die Mühe lohnt sich aber denn nur dort erhaltet ihr die wichtigen Blaupausen, um neue Maschinen zu übernehmen. Für die nötige Ruhe zwischen der Action sorgen Ruinen der Vergangenheit. Hier finden sich zwar keine schweren Gegner. Dafür sind diese voll mit Rätseln und Hintergrundinformationen zum Ende der Welt. Zur wichtigsten Aktivität gehören allerdings die Nebenmissionen und davon gibt es einige. Diese erzählen ihre eigenen kleinen Geschichten und ihr erhaltet viele Hintergrundinformationen über die Welt.
Taktik, der Schlüssel zum Erfolg
Forbidden West ist selbst auf Normal kein einfaches Spiel. Mit grober Gewalt kommt ihr nicht weit. Eure Gegner sind selten allein, stark gepanzert und schwer bewaffnet. Geht taktisch vor und nutzt eure Umgebung. Versteckt euch im hohen Gras, greift von einer erhöhten Position an, lockt eure Gegner in einen Hinterhalt und schaltet einen nach dem anderen aus. Ansonsten werdet ihr schnell das Zeitliche segnen. Zu euren wichtigsten Waffen gehört euer Fokus. Mit diesem könnt ihr eure Gegner scannen. Dadurch erkennt ihr Schwachstellen, seht ihre Laufwege oder gegen welches Element euer Gegenüber anfällig ist. Nehme ich den Säure-, Eis- oder doch den Feuerpfeil? Neu ist die Möglichkeit, beim Scannen bestimmte Bereiche auszuwählen. Besondere Schwachstellen oder Waffen lassen sich so gezielt auswendig machen. Zur Verteidigung stehen euch verschiedene Waffen zur Verfügung. Neben bekannten Fernkampfwaffen wie Jagdbögen, Schleudern oder Seilwerfern gibt es auch wieder den Speer für den Nahkampf. Erweitert wird euer Repertoire durch den Stachelwerfer oder den Häckslerhandschuh. Während Ersteres ein Speer ist, der beim Aufprall explodiert, verschießt das zweite kleine Geschosse, die den Gegner mehrfach treffen und nach einiger Zeit explodieren. Zum Schutz gibt es verschieden Rüstungen, die nicht nur für das gute Aussehen da sind. Neben dem Kämpfen werdet ihr auch viel Sammeln. Überall liegen wertvolle Ressourcen die ihr für die Herstellung von Munition oder zum verbessern euerer Ausrüstung braucht. Verbessern könnt ihr sowohl Waffen als auch Rüstungen mit verschiedenen Spulen, um den Allgemeinen- oder den Elementarschaden bzw. deren Schutz zu erhöhen. Neuerdings könnt ihr mit gesammelten Gegenständen eure Ausrüstung in mehrere Stufen an Werkbänken verbessern. Auch lassen sich wieder verschiedene Fallen stellen, in die ihr eure Gegner locken könnt oder ihr manipuliert die Maschinen und lasst sie an eurer Seite kämpfen. Neben den Stolperfallen für die Gegner am Boden gibt es dieses Mal auch Fallen gegen fliegende Gegner.
Doch nicht nur eure Waffen und Rüstungen lassen sich verbessern. Auch Aloy lässt sich nach euren Bedürfnissen anpassen. Tötet ihr genug Gegner oder erledigt Nebenaufgaben, steigt ihr im Level und erhaltet Fähigkeitspunkte. Diese könnt ihr in einen von 6 unterschiedlichen Fähigkeitsbäume verwenden. Kriegerin, Fallenstellen, Jägerin, Überlebende (heilen), Eindringling (Schleichen) oder Maschinenmeisterin (Manipulieren/Übernehmen) stehen zur Auswahl. Dort lassen sich Unteranderem auch die neuen Mut-Stöße freischalten. Mit diesen zeitlich begrenzten Buffs könnt ihr z. B. eure Chancen auf kritische Treffer oder den Schaden auf Maschinenbauteile erhöhen. Apropos Buffs: Eine weitere Neuerung sind Köche in den Dörfern. Bei diesen könnt ihr essen zu euch nehmen. Dieses versieht euch mit unterschiedlichen Buffs - wie wäre es mit etwas Bitterbräu-Wildschwein? Dieses erhöht eure Konzentrationsregeneration um 3 für 3 Minuten, stellt 25 % Gesundheit und 25 % Ausdauer wieder her. Oder doch lieber Mildufs Leckerei? Erhöht den Nahkampfschaden um 2 für 3 Minuten und stellt 75 % Gesundheit und 75 % Ausdauer wieder her.
Unterstützt wird euer Spielerlebnis mit den neuen Funktionen des PS5-Controllers. Sowohl die adaptiven Trigger als auch das haptische Feedback wurden gut umgesetzt. Dadurch könnt ihr noch tiefer in die Welt von Horizon eintauchen und spürt das Spannen des Bogens oder das Streifen durch hohes Gras regelrecht in euren Händen. Auch in Sachen Barrierefreiheit hat sich einiges getan. Die Entwickler haben viele Optionen und Hilfen eingebaut, um das Spiel für so viele Spieler wie möglich spielbar zu machen.