...ist gepflastert mit guten Vorsätzen.
Nach langer Mission kehren wir zurück in unsere Heimat, nur um festzustellen, dass sie unter den Einfluss einer bösen Macht geraten ist. Welch Glück, dass wir ein Kreuzritter sind und die Götter uns wohlgesonnen scheinen. Also bleibt die eine Hand am Schild, die andere Hand am Streitkolben und auf gehts in die Schlacht.
Infernax von dem kleinen kanadischen Entwickler Berzerk Studio sieht auf den ersten Blick aus wie ein klassisches 8-Bit-Spiel, wie wir es im Zuge der Retrowelle der letzten Jahre schon zuhauf gesehen haben. Allerdings bietet das Metroidvania, welches sich klar an Spieleklassikern wie Castlevania orientiert, durchaus einige Alleinstellungsmerkmale.
So gibt es in der angenehm dimensionierten Spielwelt eine Vielzahl an NPC, die uns mit Nebenmissionen versorgen. Hier kommt das Karma-System zum Einsatz, denn unser Held muss sich an mehreren vordefinierten Stellen zwischen zwei Möglichkeiten des weiteren Vorgehens entscheiden - eine Entscheidung zählt als Pluspunkt auf unser undurchsichtiges Karma-Konto, die andere Entscheidung treibt unser Karma ins Minus. Wenn es darum geht, einen Damm zu zerstören, damit der untere Bereich einer Stadt geflutet wird oder nicht, ist die Auswirkung auf unser Ansehen recht deutlich. Es gibt aber auch andere Fälle.
So gibt es einen Magier, der sich von ein paar Vagabuden gestört fühlt, die in seinem Vorgarten campen, also bittet er uns freundlich, sie zu vertreiben. Im Gespräch mit den Herumtreibern bleibt es uns aber überlassen, ob wir sie wegschicken oder mit ihnen die Nacht über dem Alkohol frönen. Je nachdem, wie wir uns entscheiden, gibt es ein gutes oder ein schlechtes Ende für den Magier. Und je nach Entscheidung erhalten wir im Anschluss einen anderen Zauber, der wiederum das Weiterkommen in der Welt auf unterschiedliche Weise ermöglicht, denn unsere Entscheidungen verändern langfristig sogar das Weltbild und die Einstellung der NPC uns gegenüber.
Problematisch hieran ist, dass der Spieler in nur sehr geringen Maße an die Hand genommen und das nächste Ziel nicht zwingend transparent dargestellt wird. So ist es durchaus möglich, einen Haufen gute und schlechte Taten zu erledigen, nur um dann den roten Faden zu verlieren, der einen durch das Spiel leitet. Nun heißt es die Karte absuchen um wieder den Anschluss zu finden.
Die phantastische Steuerung sorgt jedoch dafür, dass selbst solch ein Exkurs Spaß macht. Sprünge sind punktgenau möglich und verzeihen kleine Fehler erbarmungsvoll. Die Schläge mit unserem aufrüstbaren Streitkolben treffen mit einer minimalen, realistischen Verzögerung mit tödlicher Präzision. Unser Schild wehrt Angriffe automatisch ab, außer wir befinden uns selbst in einer Angriffsbewegung.
Die detaillierte Pixelgrafik befindet sich über dem gewohnten Niveau von 8-Bit-Spielen. Es gibt sehr viele liebevolle Details, so seien insbesondere die an Spiele wie Blasphemous erinnernden Bossfights und das von unserer Rüstung buchstäblich tropfende Blut unserer Gegner erwähnt. Außerdem gibt es große Artworks der Bosse und wichtiger Schlüsselszenen, genau wie einen nett inszenierten Tag- und Nachtwechsel - Castlevania II lässt an dieser Stelle grüßen. Auch die Soundkulisse kann überzeugen: Insbesondere der treibende Track "A Good Day To Be Alive" verbreitet Shovel-Knight-Vibes und bleibt lange Zeit im Ohr. Hier lohnt es sich durchaus, einmal reinzuhören.
Im Laufe unseres Spieles, für das wir übrigens verschiedene Schwierigkeitsgrade wählen können, ernten wir Erfahrungspunkte und sammeln Gold, welche wir bei nächster Gelegenheit in bessere Waffen, Rüstungen und Zauber stecken sollten. Auch unsere drei Hauptattribute (Stärke, Lebensenergie und Magie) können an Schreinen, die zudem als Speicherstation dienen, aufgelevelt werden. Ohne diese Upgrades ist ein Vorankommen kaum möglich, denn Infernax ist alles, nur kein leichtes Spiel.
Infernax ist auf Xbox-Konsolen, PlayStation 4 und 5, Nintendo Switch und PC für knapp 20€ zu haben. Für Nutzer des Xbox Gamepass ist Infernax im Abo enthalten.