Ach Grandia. 2000 erschienen diese kleine Rollenspielperle das erste Mal bei uns in Europa für die PSOne. Das Spiel ist mir noch gut in Erinnerung geblieben. Nicht nur, dass es ein fantastisches JRPG ist, nein, es ist auch bis heute das erste und einzige Spiel, bei dem ich meinen Ausweis vorzeigen musste, als ich es gekauft habe. Wieso die USK damals Grandia ab 16 Jahren freigegeben hat, steht auf einem anderen Papier.
Die Grandia HD Collection erscheint vorerst Konsolen exklusiv für die Switch und kostet Aktuell 40€, eine PC Version soll am 15.10.2019 folgen. In der Collection befinden sich das mittlerweile 23 Jahre alte Grandia 1 und der 19 Jahre alte Nachfolger Grandia 2. Der dritte Teil der Reihe ist leider nicht mit dabei. Die Frage der Fragen ist natürlich wie schlagen sich diese beiden Spiele Heute? Kriegen wir die nächste lieblose Umsetzung oder bekommen die beiden Klassiker eine liebevolle Frischzellenkur?
Grandia
Fangen wir mit dem Urgestein Grandia an. 1997 in Japan auf dem Sega Saturn erschienen, bekamen wir erst 2000 eine europäische Version für die PSOne. Doch worum geht es in Grandia?
In Grandia erleben wir die Reise des 15-jährigen Justin, der vom kleinen Jungen zum größten Abenteurer der Welt wird. Wie in den meisten Fällen passiert das ganze eher zufällig. Eigentlich wollte Justin mit seiner Sandkasten Freundin Sue nur eine alte Ruine der Angelou erkunden und ehe er sich versieht, wird aus einer kleinen Erkundung, ein ganz großes Abenteuer. Was ist mit der Angelou Zivilisation passiert und was sucht die Garlyle-Armee? Anders als andere Rollenspiele zu der Zeit erleben wir ein leichtfüßiges und fröhliches Abenteuer. Depressive und mürrische Charaktere, wie in Final Fantasy, sucht man vergebens. Selbst die Bösen sind nicht wirklich böse, sondern erinnern eher an das Team Rocket von Pokemon. Justin und seine Freunde ziehen einen mit ihrer charmanten Art sofort in ihren Bann und man erlebt mit ihnen ein illustres Abenteuer.
Die Kämpfe werden in guten alten Rundenkämpfe bestritten, wobei die Gegner jederzeit auf der Karte sichtbar sind und wenn man will einfach ausweichen kann. Wichtig ist der Zeitbalken unten im Bild. Mit diesem seht ihr, wer als Nächstes am Zug ist. Zwischen dem Auswählen des Angriffs und der Ausführung besteht die Möglichkeit diesen zum Abbruch zu bringen. Dadurch ergibt sich eine kleine aber feine taktische Komponente, die das Kampfsystem spannender macht als einige Andere im Genre.
Anders als zu der Zeit üblich hat man Grandia dreidimensionale Welten verpasst und keine vorgerenderten Hintergründe benutzt, nur die Charaktere und Gegner sind 2D Bitmap-Sprites, die an die gute alte 16 Bit Zeit erinnern. Ein optisches Feuerwerk sollte aber niemand erwarten die Grundlage ist immer noch ein Sega Saturn/PSOne Spiel, aber dank höherer Auflösung und Texturfilter ergibt sich ein sauberes Bild mit leichter Wachsmaloptik und 16:9 Bild. Wirklich Negativ fallen leider die leichten Ruckler in den Kämpfen und die ruckelnden Charaktere auf. Was damals niemand gemerkt hat, sieht man jetzt leider umso mehr, bei Kamerafahrten und wenn die Kamera gedreht wird wackeln die Charaktere sichtbar hin und her. Leider diente wohl auch die PSOne Version als Grundlage und es wurden auch dieselben Fehler übernommen. So hat die Stadt Palm direkt zu Beginn einen Texturfehler z.B. Wege gehen durch Gebäude.
Ein weiteres Problem kann manchmal die fehlende Übersicht
in den Dungeons sein. Es gibt nur einen Kompass aber keine Karte. Da verläuft man sich gerne Mal, wenn ein Stein aussieht wie der Andere. Die Rendervideos hauen heutzutage niemanden mehr um, sind aber immer noch hübsch anzuschauen, auch wenn diese nicht neu gerendert wurden.
In Sachen Sound hat Grandia auch heute noch einen fantastischen Soundtrack, der einfach Lust auf ein Abenteuer macht. Bei der Sprachausgabe stehen euch sowohl die Englische als auch die Japanische zur Verfügung, die etwas blechern klingt, aber nicht störend wirkt. Eine Deutsche Sprachausgabe gibt es zwar nicht, aber dafür sind deutsche Texte vorhanden.
Grandia 2
Im Jahre 2001 erschien dann endlich der Nachfolger vorerst als Dreamcast exklusiv, später folgten eine PC und eine PS2 Fassung.
Der Hauptprotagonist ist der Geohound Ryudo eine Art Söldner. Zusammen mit seinem sprechendem Vogel Skye sollt ihr eigentlich nur Elena für ein Ritual zum Turm von Granas bringen, damit ein wichtiges Ritual abgehalten werden kann. Leider geht das Ritual schief und für die Welt sieht es alles andere als gut aus und so liegt es an Elena und euch, die Auferstehung des Bösen zu verhindern. Damit schlägt Grandia 2 gleich zu Beginn eine ganz andere Richtung und einen wesentlich ernsteren Ton ein als noch der Vorgänger. Auch Ryudo ist zu Beginn ein eher mürrischer Geselle und das genaue Gegenteil von Justin aus dem Vorgänger.
Am Kampfsystem hat sich nicht viel verändert. Wer Grandia gespielt hat, wird sich in Grandia 2 leicht zurechtfinden, nur alles wesentlich hübscher. Die Welt strotzt nur so vor vielen kleinen Details, auch heute noch hübschen Lichteffekten und hübschen Charaktermodellen. Von den 2D Bitmap Sprites im Vorgänger hat man sich verabschiedet. Wie schon beim Vorgänger sorgt auch hier die höhere Auflösung für ein sauberes Bild und Dank der neuen Charaktermodelle gibt es bei Kamerafahrten keine wackelnden Charaktere mehr. Leider ruckelt Grandia 2 ziemlich. Lauft ihr durch die Landschaft, hat das Spiel nur leichten Schluckauf. Seid ihr hingegen im Kampf gehen die FPS spürbar in die Knie. Das Spiel ist nicht unspielbar, aber ein Patch sollte Abhilfe schaffen. Unschön sind hingegen die Rendervideos, diese sind im vergleich zum Vorgänger ziemlich unscharf.
Wie schon Grandia bietet auch Grandia 2 eine Englische und Japanische Sprachausgabe und einen tollen Soundtrack. Eine Deutsche gibt es auch hier nicht aber dafür gibt es zum ersten Mal deutsche Bildschirmtexte. Diese sind eigentlich sehr gut gemacht nur haben sich hier und dort, nennen wir sie, kleine Schnitzer eingeschlichen. Geht ein Angriff daneben erscheint ein Fräulein auf dem Bildschirm und abgebrochene Angriffe werden einfach Storniert.