Nachdem letztes Jahr mit Sonne & Mond (SM) bereits die siebte Pokémon Generation auf dem 3DS Einzug einhielt, so überraschte uns dieses Jahr im Mai die Ankündigung von Ultrasonne & Ultramond (USUM) mit einer alternativen Geschichte. Nun sind die Editionen erschienen und wir haben diese ausführlich gespielt. Im Rahmen unseres Tests beschäftigten uns hauptsächlich die Fragen, wie denn der Sprung von SM auf USUM ausfällt und in wie weit die neuen Versionen das Nonplusultra für Neulinge sowie Pokémon Veteranen darstellen.
Ein alternatives hawaiisches Alola
Die neueste Reise beginnt nahezu identisch zum Original SM in der nach Hawaii angelehnten Region Alola. Dieses Merkmal allein erinnert an vergangene Drittversionen wie Pokémon Gelb, Kristall, Smaragd und Platin.Einzig Schwarz & Weiß 2 fingen als Nachfolger anders an und die sechste Generation aus X & Y verzichtete auf eine etwaige Alternierung zugunsten der Remakes von Omega Rubin und Alpha Saphir.
Hier unterscheiden sich beide Versionen größtenteils in Kleinigkeiten. Ohne einen Direktvergleich fallen manche Unterschiede kaum auf und deuten eher an, dass es sich um ein alternatives Alola handelt. Es ist zwar bekannt, aber doch geringfügig anders.
Grundsätzlich ist es also fast das altbekannte Alola, jedoch wurden einige wenige neue Ortschaften, wie das Pikachu Tal eingefügt. Auch ist dieses Alola surffreudiger denn je, da jede Insel über einen neuen Strand für das neuhinzugekommene Mantasurf-Minispiel verfügt. Dieses ersetzt die vergleichsweise langweiligen Fähren aus SM und erlaubt einem das Ausführen von Surftricks. Dadurch können Punkte gesammelt und dann in Preise umgetauscht werden.
Dadurch wirkt das alternative Alola um einiges stärker wie ein Touristensetting, vor allem da nun die Baustellen von SM durch neue Gebäude wie den Alola Fotoclub ersetzt wurden. Dieser bietet einem die Möglichkeit Bilder mit seinen Pokémon in gewissen Posen mit Verzierungen zu knipsen und zu bearbeiten. An einer anderen Baustelle kam auch eine Kanto-inspirierte Arena für Touristen hinzu. Alles in allem passen diese Neuerungen gut nach Alola und auch das Déjà Vu ist im Hinblick auf die Grundstory nicht fehl am Platz.
So orientiert sich bereits SM anders als vorherige Teile nicht an der klassisch bekannten Struktur der Arenen, sondern mehr an einer Inselwanderschaft, die das Erkunden von Alola in den Vordergrund stellt. Durch sogenannte Captain-geleitete Prüfungen mit Herrscher Pokémon am Ende wird für Abwechslung gesorgt. Die Prüfungen sind dabei Sammelaufgaben unterschiedlicher Natur oder kleine Puzzles, während die Herrscher größere Variationen normaler Pokémon sind, mit einer verstärkten Aura als Buff und Unterstützung anderer Helfer. Neben diesen Prüfungen gibt es auf jeder der vier Inseln noch die sogenannten Inselkönige, die eher die Rolle klassischer Arenaleiter erfüllen.
Statt Orden gibt es als Belohnungen jeweils Z-Kristalle, die neu in SM integriert wurden. Dabei hat jeder Pokémon-Typ einen stellvertretenden Z-Kristall, der gewisse verstärkte Spezialattacken einmal pro Kampf mit Style erlaubt und als Item getragen werden muss. Anders als die Megaevolutionen der sechsten Generation integriert sich dieses Konzept besser, da es mehr taktisches Geschick abverlangt, als nur die Statuswerte eines Pokémon in einem Kampf durch eine zeitlich begrenzte Weiterentwicklung zu erhöhen. Die Animationen zur Ausführung der Z-Attacken dauern zwar einiges an Zeit, aber die Ausführung ist dank den Trainertänzen und den spektakulären Attacken ein Genuss. Vor allem wenn es um das neuhinzugekommene Mimigium Z für unser aller liebstes Nicht-Pikachu Mimigma geht.
Wie es bei jeder Pokémon Reise üblich ist, wird diese nicht allein angetreten. So trifft man während der Inselwanderschaft immer wieder auf Tali, der als lockerer Rivale vorgestellt wird, und Lilly, die ein seltsames Pokémon bei sich hat sowie zentraler Bestandteil der Handlung aus SM ist. So scheinen in Alola merkwürdige Phänomene rund um unbekannte Ultrabestien und Portale aus anderen Dimensionen zu geschehen, in denen die Hintergrundgeschichte um Lilly eine zentrale Rolle spielt. Selbstverständlich sorgt Team Skull ähnlich wie Team Rocket für Ärger, da sie versuchen Pokémon zu stehlen und gestohlene Pokémon letztlich von der Aether Foundation behandelt werden müssen.
Auch wenn Pokémon Spiele selten mit der Handlung zu überzeugen wissen, so liefern SM doch schöne Prämissen und dienen nicht lediglich als Begleitung für Neulinge der Serie, sondern gestalten auch altbekannten Spielern das Durchspielen interessanter. Die Ultrabestien mögen befremdlich wirken, aber das ist auch ihr Zweck und außerdem bringen sie erfrischend andere Designs mit sich.
Befremdliches lichtentziehendes Ultrametropolis
Wie schon angesprochen, ist Lilly mit ihrem Pokémon Wölkchen ein zentraler Charakter der Handlung in SM. Entsprechend dreht sich in SM viel um ihre Charakterentwicklung und ihre Hintergrundgeschichte. Die Ultraversionen weichen etwas davon ab. Nicht nur startet die Reise früher mit dem ersten Pokémon, sondern auch ist das Treffen mit den neuen Charakteren aus dem Ultraforschungsteam gleich zu Beginn unausweichlich.
Die Perspektive der Handlung fokussiert sich damit mehr auf den Trainer, wodurch Lilly etwas in den Hintergrund rückt und das Ultraforschungsteam gibt den ersten Eindruck in das Befremdliche der Ultradimension mit den Ultrabestien. So stellen sie eine Gefahr vor, die in SM nicht präsent war, da ein Charakter rund um die Erkundung der Ultradimensionen als Antagonist diente. Durch das Ultraforschungsteam wird schnell klar, dass hier eine andere Gefahr durch daslegendäre Pokémon Necrozma lauert, welches all das Licht Alolas aus der Ultradimension entziehen könnte.
Dieser Aspekt wirkt befremdlicher als die Ultrabestien selbst, besonders im Hinblick des doch insgesamt nahezu identischen Verlaufs der Geschichte. So fallen einige altbekannte Events aus SM zugunsten der neuen Bedrohung aus, auch wenn die bekannten Charaktere noch immer größtenteils ihre Rollen, mit Ausnahme des Antagonisten aus SM, erfüllen. Es ist also weniger eine Erweiterung in der Hinsicht, noch komplementiert es die Originalgeschichte, sondern ein What-If Szenario. In anderen Drittversionen wurde die Handlung eher erweitert, aber hier hat diese Änderung dann doch einen etwas anderen Geschmack. Vor allem für diejenigen, die sich eine gewisse Weiterentwicklung der SM Originalhandlung erhofften.
USUM erweitert dafür die Ultradimension, schließlich stammt Necrozma von dort. Während SM nur ein kleines Areal beherbergt, gibt es hier die neue Ortschaft namens Ultrametropolis sowie einzelne kleine Areale der Ultradimension, die sich nun mittels eines Reiseminispiel betreten lassen. So können hier nicht nur die Stätten der einzelnen Ultrabestien besucht werden, sondern auch Portale, die zu legendären Pokémon, oder einigen wenigen nicht in Alola hausenden Pokémon führen. Auch besteht eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit auf schillernde Variationen, selbst für legendäre Pokémon und Ultrabestien. Somit fließt die Ultradimension auch abseits der Geschichte ins Gameplay ein.
Ultranostalgische Regenbogen Raketen
Wie bei jeder Drittedition kommen die wirklichen Änderungen oder Neuerungen erst nach dem Durchspielen ans Tages- bzw. Nachtlicht. Im Falle von SM gab es die nette Nebengeschichte um Anabell mit LeBelle rund um das Auftauchen weiterer Ultrabestien. In USUM hingegen fällt diese weg und wird komplett durch das Eindringen neuer USUM exklusiver Ultrabestien mit dem Ultraforschungsteam ersetzt.
Doch das richtige Highlight kommt in Form von Team Rainbow Rocket. Richtig gelesen, das böse Team aus der ursprünglichen Kanto Region kehrt mittels Ultraportale in bunter Form mit ein paar Gästen aus vergangenen Spielen zurück. Sie bringen einige klassische Elemente mit, wie eine richtige Gegnerbasis, angereichert um kleine Puzzles.
Gerade diejenigen, die sich starke Gegner wünschen, bekommen mit diesen Gastbossen fordernde Herausforderungen, die selbst Red in der zweiten Generation erblassen lassen. Zumal einige SM Charakterinteraktionen hier positiver ausfallen, als in der Hauptgeschichte selbst.
Ansonsten ist USUM angereichert um Quality-of-Life Verbesserungen, wie die neuen Attackenerlerner, neue Nebenquests, wie das zweite Highlight des Spiels die Bandittos, sowie neuen Boni durch den Rotom-Dex. Zudem ist die Anzahl der Pokémon von 802 auf 807 angestiegen. Womit es zumindest spielerisch den größeren Umfang bietet und den Einstieg in die kompetitive Szene vereinfacht. Insbesondere da durch die Kampfagentur zusammen mit geliehenen Pokémon anderer Trainer gekämpft werden kann. Zuguterletzt wurden die Zygarde Zellen aus SM durch Sticker umgetauscht, die sich nun in Herrscher Pokémon umtauschen lassen.