Die Generation Xbox 360 und PlayStation 3 war relativ arm an guten JRPGs. Das ist besonders für Fans bedauerlich, die in der vorherigen Generation die ganzen Perlen gespielt haben, die aus dem Genre entsprungen sind, sei es nun Dragon Quest VIII, Persona 3, Final Fantasy X, Tales of Symphonia, Baten Kaitos oder Star Ocean. Trotzdem aber gab es immerhin eine Handvoll guter japanischer Rollenspiele, recht versteckt und kaum beworben, doch vermutlich hat niemand damit gerechnet, dass der bester Vertreter ausgerechnet auf der Wii zu finden sein würde. Gerade die Wii hatte so gut wie keine nennenswerte Rollenspiele vorzuweisen und das wäre auch wohl so geblieben, hätte es nicht genug Druck der Fans gegeben, solche Titel auch im Westen zu veröffentlichen. Und da kam es dann, Xenoblade Chronicles, Monolith Softs spirituelle Weiterführung der Xeno-Saga. Heute sind wir eine Generation weiter und wissen, dass Nintendo seine Lektion gelernt hat. Nicht nur präsentiert man Xenoblade als eine frische IP in bester Crossover-Manier in Super Smash Bros., auch zeigt man immer wieder stolz Trailer von dem offiziellen Nachfolger, Xenoblade Chronicles X. Dieses mal auch ohne Zweifel darüber, dass es im Westen erscheinen wird. Doch da nicht alle das Original damals gespielt haben, bringt man einen passenden Port exklusiv für den New 3DS, ganze vier Jahre später und rechtzeitig vor dem zweiten Teil für die Wii U. Ist die Umsetzung aber gelungen oder schwächelt die Hardware des New 3DS gegenüber einem massiven Rollenspiel?
Im really feeling it!
Machen wir zunächst kein Geheimnis aus der Qualität des Originals: Xenoblade Chronicles ist das beste japanische Rollenspiel seit Persona 4 (welches ulkigerweise ebenfalls in dieser Generation einen Handheld-Port spendiert bekommen hat). Das Spiel steht auf Augenhöhe mit den ganz, ganz großen Titeln in dem Genre, ob Final Fantasy VII, Secret of Mana, Chrono Trigger oder Legend of Dragoon. Wer wirklich Fan von JRPGs ist oder von Rollenspielen im Allgemeinen, sollte eigentlich Xenoblade auf seiner Liste haben. Für jene, die aber noch nie von dem Spiel gehört haben, fassen wir besser möglichst kurz zusammen worum es geht. Auf den toten Körpern zweier in der Schlacht gefallenen Göttern entwickelt sich über die Jahrtausende zwei völlig unterschiedliche Rassen. Die menschlichen Homs, die den Titan Bionis beheimaten und die mechanischen Mechon des Mechonis. Dummerweise führen die Maschinen den Krieg der beiden Giganten weiter, indem sie die Homs auf dem Bionis mit ihren großen Kriegsmaschinen überfallen und sie immer wieder in anhaltende Kriege verwickeln. Die Geschichte dreht sich um den jungen Shulk, ein Bewohner der Kolonie 9, der nicht nur in den Besitz des legendären Monado-Schwerts kommt, sondern auch mithilfe dieser Klinge in die Zukunft sehen kann. Was folgt sind natürlich Abenteuer über zwei Welten, Hunderte Schlachten gegen Monster, Roboter und Götter, Dutzende lebhafte Nebencharaktere, Feinde als auch Verbündete und eine überkomplizierte Handlung, die so viele Wendungen hat, dass einem der Kopf schwirrt. Typisch JRPG eben. Doch trotz dem recht rasanten Erzähltempo ist die Geschichte durchaus sehr fesselnd, wenn auch an gewissen Stellen ein wenig vorhersehbar. Was das Spiel aber bis heute wirklich auszeichnet, ist die reichhaltige Fülle an Spielmechaniken. JRPGs tendierten bis dato durchaus dazu ein wenig in Traditionen fest zu stecken, aber gerade Xenoblade bringt viel frischen Wind in das bis heute recht angestaubte Genre hinein. So gibt es keine Zufallskämpfe oder extra Kampfarenen für Begegnungen mit Gegnern, stattdessen werden alle Konflikte direkt auf der Spielwelt ausgetragen. Das System erinnert dabei geringfügig an ein MMORPG. Sobald die gesteuerte Figur eine Kampfhaltung einnimmt, greift sie den anvisierten Gegner automatisch an, so muss der Spieler nur manuell bestimmte Fähigkeiten aktivieren, die alle ihre Abklingzeit haben. Taktik kommt dadurch ins Spiel, dass die Position der Figur die Effektivität bestimmter Angriffe steigern kann. Manche Fähigkeiten können so Gegner betäuben, wenn man sich hinter ihnen befindet, manche machen extra Schaden, wenn man seitlich zum Feind steht, andere ziehen absichtlich die Aufmerksamkeit von Gegner Gruppen zu sich. Weitere Gruppenmitglieder, denen man Verhaltensweisen zuweist, helfen dann dabei auch unterschiedliche Strategien zu verfolgen. So ist Shulks bester Freund Reyn mit seinem dicken Schild perfekt dazu geeignet Angriffe auf sich zu lenken und anderen die Möglichkeit zu geben dem Feind in den Rücken zu fallen. Die Sanitäterin Sharla bleibt wiederum mit ihrem Gewehr auf Abstand und heilt zugleich ihre Gefährten. Der verrückte kleine Nopon Riki wiederum bestiehlt Gegner und teilt zugleich heftige Debuffs aus. Dazu kommt auch noch eine sehr spannende Mechanik, in der man durchs Shulks Zukunftsvision sieht, wann ein Charakter im Kampf fällt, sodass man genug Zeit hat dies zu verhindern. Dieses gut durchdachte Kampfsystem ist einer der vielen Gründe, warum Xenoblade einen über die 70-90 Stunden Spielzeit konstant bei Laune halten kann.
New Hom Hom friends!
Aber natürlich liegen die Stärken des Spiels nicht nur in den Kämpfen und der Geschichte. Eine offene, große Welt, viele Geheimnisse zum Erkunden, dutzende Nebenaufgaben, eine große Auswahl an Beute und Ausrüstung, ein eigenes Craft-System, da gibt es wirklich viel, was das Spiel auch noch auszeichnet, über das man aber nicht alles im Detail eingehen kann, ohne aus dem Review nicht einen eigenes Wiki zu machen. Belassen wir es einfach bei der Zusammenfassung, dass Xenoblade ein fantastisches JRPG ist und konzentrieren und lieber darauf, ob der New 3DS-Port überhaupt gelungen ist. Das kommt aber wohl darauf an, was man erwartet. Sind wir mal ehrlich, denn die Wii war von Anfang an nicht die beste Hardware ein massives Rollenspiel wie Xenoblade zu schultern, was sich besonders auf die matschige Texturen und recht primitive Charaktermodelle niederschlägt. Sowohl bei der Wii als auch bei dem 3DS versucht man sich optisch durch den sehr kreativen und eigenen Art-Style der Welt, der Gegner und Figuren zu retten, was zugegeben auch nach einiger Spielzeit funktioniert. Sobald man "im Spiel drinnen" ist, vergisst man die grafische mindere Qualität an vielen Stellen, einfach weil die Umgebungen durch ihre große Sichtweite und fantastische Gestaltung punkten. Das ändert aber natürlich nichts daran, dass die gleichen Schwächen auch auf dem New 3DS zu finden sind. Gerade die Gesichtsanimationen der Figuren wirken unglaubwürdig, selbst die Animationen sind nicht unbedingt optimal. Kurzum: Schon als Xenoblade damals neu erschien wirkte es grafisch veraltet. Der Unterschied ist natürlich, dass man bei der Wii die matschige Grafik auf einem Heimfernseher serviert bekommt und bei dem 3DS auf einen recht kleinen Bildschirm. Durch das niedrige Level an Details können so bestimmte Kämpfe durchaus ein wenig unübersichtlicher werden, was schon recht störend ist. Trotzdem ist es technisch beeindruckend, dass so ein großes Rollenspiel tatsächlich auf einen Handheld passt, was ja auch der Grund ist, dass der normale 3DS nicht ausreichend ist, um Xenoblade abzuspielen. Der New 3DS kommt erstaunlich gut mit der Aufgabe klar, trotz den erwähnten Ecken und Kanten läuft das Spiel nämlich flüssig. Die Umsetzung ist also nicht direkt perfekt, aber trotz allem noch sehr gut.
Lob gibt es auch für die Steuerung des Ports. Diese ist nämlich angenehm einfach und zugänglich, sodass es hier zu keinen Problemen kommen sollte. Die Bewegungen der Kamera über den New 3DS C-Stick funktioniert hier sogar noch besser als bei Monster Hunter 4 Ultimate, da die Kämpfe weniger hektisch und action-orientiert ausfallen. Außerdem ist die Möglichkeit immer und jederzeit zu speichern eine Notwendigkeit nun, da man ein 80-Stunden Spiel unterwegs ja schlecht am Stück zocken kann. So passt das ganze besser ins mobile Format hinein. Ein besseres Navigationssystem, welches einem Quest-Ziele anzeigt, hilft übrigens nun auch die Übersicht nicht zu verlieren, wenn man das Gerät eben mitten in einer Aufgabe zuklappen muss und erst mit Unterbrechung weiter spielt. Ansonsten bleibt der zweite Screen eher für Karten und Menüs reserviert anstatt irgendeine neue Funktion dazu zubekommen. Auch der 3D-Effekt ist keine unbedingt wertvolle Additon bei dem Spiel. Während es zwar eigentlich gar nicht schlecht aussieht, ist es ohne doch häufig etwas übersichtlicher und klarer für das Auge. Immerhin gibt es keine Abzüge für den Soundtrack. Dieser ist wie im Original absolut fantastisch. Auch die Synchronisation mit dem recht auffälligen britischen Akzent ist sehr eigenwillig und gerade am Anfang befremdlich, entwickelt aber über die Zeit seinen eigenen Charme. Für Puristen hat man leider auf die Original-Tonspur bei dem Port verzichtet.