Pokemon X/Pokemon Y - Review

Pokemon X/Pokemon Y

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Review
3DS
71
Im Oktober ist es endlich soweit: In seinem siebzehnjährigen Bestehen erreicht das Pokémon-Franchise tatsächlich seine sechste Generation. Und diese gibt sich nicht einfach damit zufrieden nur 100-150 neue sammelbare Taschenmonster vorzustellen, stattdessen sind die Editionen X und Y eine Art Wegweiser in die Zukunft der Serie. Und das sind keine leeren Versprechungen, immerhin war von Anfang klar, dass dieses Spiel viele Dinge „zum ersten Mal“ in der Geschichte der Pokémon tun wird, wie etwa ein gleichzeitiger Release in allen Ländern und Nationen oder der Austausch von den traditionellen 2D-Sprites zu vollständig animierten 3D-Modellen. Aber nur weil X und Y viel Neues machen, heißt das ja noch nicht, dass sie es auch gut machen. Wie übersteht das Franchise also die zahlreichen Traditionsbrüche? Ist die neue Richtung tatsächlich das beste für das bestehende Spielprinzip? Kann Pokémon X und Y Veteranen tatsächlich überraschen? Nach einer intensiven Zeit von Pokémon-Training, Aufzucht und Kämpfen haben wir die Antworten darauf.
 

Schönheitskur

Eigentlich hat das Pokémon-Franchise seit den Editionen Gold und Silber keine grunderschütternden Neuerungen mehr gesehen. Sicherlich sind Additionen wie Doppelkämpfe, passive Fähigkeiten oder mehrfach verwendbare TMs und VMs eine nette Sache, aber die zweite Spielgeneration führte seiner Zeit die Pokémon-Zucht ein, ganz neue Pokémon-Typen wie Unlicht und Stahl und ein aktiver Tageszeit- und Wochenwechsel. Keine Edition danach konnte ähnlich wichtige und entscheidende Verbesserungen am bekannten Formular erreichen. Bis jetzt zumindest, denn X und Y dürfte mit der Zeit einen ähnlichen Stellenwert einnehmen können. Ganz auffällig ist natürlich zunächst erst einmal die neue Dreidimensionalität der zahlreichen Taschenmonster. Anstatt auf 2D-Pixelcharaktere und flache Oberwelten zu setzen, präsentiert X und Y seine Umgebung und Bewohner komplett mit 3D-Modellen. Der neue optische Stil erinnert dabei nicht einmal an die sehr bekannte Pokémon Anime-Serie mit Ash und Co, sondern an den ursprünglichen Zeichenstil des Pokémon-Designers Ken Sugimori. In vielen Fällen ist dies die bessere Entscheidung. Nicht nur sehen die Pokémon alle wunderbar in 3D aus, auch behält sich die Spielereihe ihre optische Eigenständigkeit. Die neue Spielwelt Kalos bricht ebenfalls mit bekannten Traditionen, anstatt sich nämlich an japanischen Regionen zu orientieren, ist die fiktive Landschaft an Frankreich angelehnt, samt Architektur der Häuser, der Umwelt und auch der Mode. Insgesamt macht Pokémon X und Y so einen unglaublich frischen ersten Eindruck, den man bei Videospiel-Traditionsserien nicht oft erlebt. Darüber hinaus geleitet das Spiel euch aber trotzdem durch den bekannten Ablauf. Ihr fangt als frisch gebackener Trainer mit einem Anfangspokémon eurer Wahl an, bereist die Welt, fangt und trainiert neue Pokémon, tretet gegen Trainer und Arenaleiter an, verdient somit eure acht Orden und fordert gegen Schluss die Besten der Besten heraus um Pokémon-Champion zu werden. Und nebenher legt ihr noch einer Verbrecherorganisation das Handwerk. Das kennen wir ja bereits. Was aber von Anfang an ungewohnt ist, dass ihr nun nicht nur das Geschlecht eures Trainers aussuchen dürft, sondern auch Haut- und Haarfarbe. Im weiteren Verlauf werdet ihr auch Augenfarbe, Haarfarbe und auch Frisur weiter ändern und so euren Charakter individualisieren können. Dazu gehört auch die Kleidung, die zwar am Anfang festgelegt ist, in Modegeschäften durch neue Hemden, Hüte, Stiefel, Hosen und Taschen aber ausgetauscht werden kann. Da bisher die Spielfigur immer zu 100% vorgegeben war, gehört das optische Anpassen des eigenen Trainers auf alle Fälle zu einem Novum. Es hilft aber die Spielerfahrung persönlicher zu gestalten, was sowieso immer eines der Hauptaspekte der Pokémon-Spiele war. Insgesamt ist der neue Stil, der im Grunde auch eine Weiterentwicklung des „erwachseneren“ Stils aus Schwarz und Weiß ist, eine gute Sache. Bemerkenswert ist aber, dass der 3DS nur in Kämpfen und Zwischensequenzen auch einen 3D-Effekt anzeigt - im normalen Spielverlauf ist er automatisch ausgestellt.
 

Haustierpflege

In zwei Aspekten sind die neuen 3D-Modelle der Pokémon besonders bemerkenswert. Zum einen natürlich in den Kämpfen, bei denen sich die Wesen Feuer, Fluten, Klingen, Laser oder Explosionen um die Ohren hauen. Da man nicht mehr nur statisch auf zwei 2D-Sprites schaut, kann die Kamerafahrt um die kämpfenden Pokémon das Geschehen nun deutlich dynamischer darstellen, vor allem weil die Angriffe neue Effekte spendiert bekommen haben. Bei dem anderen handelt es sich um das neue PokéMonAmi, eine Art Nintendogs für Pokémon. Aus nächster Nähe lassen sich die Pokémon betrachten, per Stylus streicheln und füttern, sowie mit ihnen spielen. Das ist natürlich da um ihre Zuneigung zum Spieler zu erhöhen, was weiterhin bei verschiedenen Arten wichtig ist, damit sie ihre Entwicklung auslösen. In X und Y wurde die Zuneigung aber um zusätzliche Effekte erweitert. Wer sich regelmäßig um sein Pokémon kümmert und mit ihm Zeit verbringt, für den werden sich die Taschenmonster im Kampf mehr anstrengen. So erhöhen sich die Chancen für einen kritischen Treffer, fürs Ausweichen oder die Möglichkeit eigentlich vernichtende K.O.-Angriffe mit 1 KP zu überstehen. Aus zwei Gründen ist das PokéMonAmi aber nicht nur eine weitere, schlichte Trainingseinheit um sein Team im Kampf besser zu machen: Die neuen 3D-Modelle sind wunderbar animiert und reagieren dynamisch auf die Streicheleinheiten. So neigen sie z.B. den Kopf, wenn man sie an der Stirn krault oder heben ihn, wenn man über ihren Hals fährt. Diese neuen, sehr flüssigen und dynamischen Animationen machen die Pokémon einfach sehr viel lebendiger. Und zum anderen verbringt man durch PokéMonAmi tatsächlich mal ernsthaft Zeit mit seinem Team außerhalb von ständigen Kämpfen, sodass man eine viel persönlichere Verbindung zu den virtuellen Haustieren herstellt. Zum jetzigen Stand könnte man dieses Gameplay-Element sicher noch verbessern, aber jetzt ist schon klar, dass PokéMonAmi nicht mehr aus der Reihe verschwinden sollte. Die Idee ist einfach zu gut und trifft die Kernidee des Aufziehens kleiner Tiere bis sie ausgewachsen sind. Das gilt übrigens auch für das „Super Training“, mit dem vorher versteckte EV-Werte der Pokémon übersichtlich in einer Tabelle dargestellt und über Minispiele gezielt trainiert werden können. Wer also nun sein Tauboss mit verbesserter Initiative ausrüsten will, muss sich nicht mehr Notizen machen welche Pokémon es schon vermöbelt hat, sondern kann den Fortschritt direkt einsehen. Auch das Super Training könnte man noch etwas verfeinern, aber es dient dem direkten Spielverlauf, anstatt wie Schönheits- oder Sportwettbewerbe aus vorangegangenen Editionen ein relativ sinnloses Gimmick zu sein. Diese neuen Additionen bauen vor allem auf bereits erprobten und komplexen Zucht- und Trainingsmechaniken auf, sodass Pokémon X und Y sich einfach sinnvoll erweitert. Dies gilt im Übrigen auch für die vermutlich gewagteste neue Mechanik: Die Mega-Evolution. Manche Pokémon können beim Tragen eines artenspezifischen Megastein nämlich im Kampf eine neue Evolutionsstufe erreichen. In der Regel erhält es so einen deutlichen Bonus auf seine Statuswerte, bekommt aber auch eine neue Fähigkeit oder ändert gar vollständig seinen ursprünglichen Typ. Nach dem Kampf ist dieser Zustand zwar wieder vorbei, lässt sich aber immer wieder aktivieren. Eine spannende Angelegenheit, aber heißt das nicht, dass nun alle Pokémon mit möglicher Mega-Evolution allen anderen überlegen sind? Nein. Tatsächlich lässt sich die Mega-Evolution pro Kampf nur einmal ausführen, sodass zwar mehrere Pokémon mit einem Megastein ausgerüstet sein können, aber nur einer davon ihn nutzen kann. Das macht die ganze Sache nämlich durchaus taktisch sehr interessant. Da Mega-Evolution nun so eine Art Trumpfkarte darstellt, stellt sich die Frage welchem Teammitglied die Ehre zuteil wird, wie man seine neue Taktik darauf ausstellt, ob man sein Mega-Pokémon lieber am Anfang oder am Ende eines Kampfes ausspielt oder welcher Pokémon-Typ mit Mega-Boost einem die meisten Vorteile verspricht.
 

Im Handumdrehen Champion

Der Vergleich mit den Editionen Gold und Silber ist übrigens nicht ganz abwegig. Auch Pokémon X und Y führt einen neuen Pokémon-Typen ein, nämlich „Fee“. Dieser dürfte noch einmal das mittlerweile ziemlich komplexe „Schere, Stein, Papier“-Prinzip der bekannten Typen durcheinander bringen, denn Feen-Pokémon sind effektiv gegen Drachen, Kampf und Unlicht, aber schwach gegen Gift, Stahl und Feuer. Außerdem gibt es neue passive Eigenschaften für alle Typen, die allerdings im Zusammenhang jede Menge Sinn ergeben. So lassen sich Feuer-Pokémon nicht mehr verbrennen, Eis-Pokémon nicht mehr einfrieren und Gift- sowie Stahlkreaturen sind nun immun gegen Gift. Das ganze macht durchaus was her, sodass Pokémon-Veteranen nun viel mehr Spielraum haben und es in den Kämpfen mehr zu tüfteln gibt. Zu all den positiven Verbesserungen gibt es allerdings auch Nachteile, die X und Y mit sich herumträgt. Zum einen sind die Kämpfe rein gegen die NPCs und die Arenaleiter lächerlich einfach. Nicht etwa, weil ihnen die nötige Taktik oder das Wissen fehlen würde, wie man sich in einem Kampf behauptet, sondern weil ihre Pokémon meist einfach im Level den eigenen hoffnungslos unterlegen sind. Das ist unter anderem der neuen Version des EP-Teilers zu verschulden, ein Gegenstand der dem kämpfenden Pokémon 100% aller Erfahrungspunkte zuschreibt, jedem anderen Mitglied ihm Team aber ebenfalls 50% dieser Erfahrungspunkte zurechnet. Dadurch verringert sich die Notwendigkeit seine Pokémon durch ständig, monotones Verprügeln wilder Viecher auf einem konstanten Level zu halten, allerdings bringt es den Schwierigkeitsgrad aus der Balance. Zu allem Überfluss haben die Arenaleiter und praktisch fast alle Gegner nicht nur zu schwache Pokémon, sie haben auch selten überhaupt ein volles Team parat. Statt mit sechs Kreaturen in den Kampf zu ziehen, nehmen sie nur drei oder vier. Dass man ihnen so qualitativ und quantitativ überlegen ist, erklärt sich von selbst. Noch mehr verpasstes Potenzial gibt die Geschichte des Spiels her, die leider ebenfalls in einen simplen Kampf von Gut gegen Böse verfällt, wie so oft bei der Reihe. Das diesmalige Verbrecherteam nennt sich Team Flair und setzt sich aus roten Lady Gaga-Imitatoren zusammen. Das wäre nicht einmal bemerkenswert, wenn X und Y nicht in anderen Aspekten große Schritte nach vorne machen würde, hier aber auf der Stelle tritt. Zugegeben: Das Herz des Spiels liegt ohnehin im Zeitraum nach dem Abschluss der Geschichte, in dem der Spieler dann frei Pokémon-Aufziehen, Trainieren, Fangen und mit anderen Tauschen kann, daher sind diese Eigenschaften wohl auch zu vernachlässigen. Was die Interaktion mit anderen Spielern angeht, so hat Pokémon X und Y ohnehin auch ein neues System für sich entdeckt, dass „PSS - Player Surf System“. Wie gut die zugegeben sehr wichtigen Online-Fähigkeiten von X und Y sind, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen. Das Spiel erscheint ja erst am 12. Oktober und ohne Erfahrung mit anderen Spielern rund um die Welt ist einfach kein Multiplayer-Test machbar.
Pokémon X und Y macht aber auch ohne erst einmal einen sehr guten, aber vor allem wichtigen Eindruck. So müssen neue Spiele in lang bestehenden Traditionsreihen aussehen: Frisch, innovativ und voller gewagter Ideen.
 
 
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VOID

Fazit

Pro
+ Toller, neuer dreidimensionaler Grafikstil
+ Hübsche Animation bei allen Pokémon
+ PokéMonAmi verbessert Bindung zum eigenen Team
+ Optische Individualisierung des eigenen Trainers
+ Super Training macht EV-Training übersichtlicher
+ Mega-Evolution taktisch sinnvoll und spannend
+ Viel, viel Inhalt
Contra
3D-Effekt vom 3DS nicht immer vorhanden -
Kämpfe gegen NPCs lächerlich einfach -
Geschichte zu vorhersehbar -[/head]
HatWolf
Ich hab das Bauchgefühl fast ganz vergessen wie es war als Kind zum ersten Mal Edition Rot und Blau anzufangen. Pokémon X und Y hat mich deutlich wieder daran erinnert und gerade das ist mehr als erstaunlich. Nach fünf Spielgenerationen der gleichen Reihe sollte ich eigentlich immun gegen das „erste Mal“-Gefühl sein, dazu kenne ich das Franchise mittlerweile einfach zu gut. Aber in der Tat ist es bemerkenswert wie viel Chancen Game Freak ausgenutzt hat, um den Sprung von 2D zu 3D nicht nur optisch interessant zu gestalten, sondern auch spielerische Verbesserungen und Änderungen einzuführen. Pokémon X und Y ist mutig, frisch und ein Paradebeispiel dafür wie man eine Traditionsserie in eine neue Generation führt. Und ja, es ist der erste absolute Meilenstein im Franchise seit Gold und Silber. Auch wenn noch Platz nach oben ist, immerhin kann man an PokéMonAmi und Super Training noch weiter feilen, so ist es trotzdem der perfekte Zeitpunkt um in Pokémon einzusteigen. Für Pokémon-Veteranen ist es natürlich ohne Frage ebenfalls wärmstens zu empfehlen. Sobald wir den Multiplayer und die Onlinefähigkeiten des Spiels nach dem 12. Oktober austesten konnten, liefern wir diesen Bericht natürlich auch noch nach.

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