Zu den erfolgreichsten Videospielen in Japan gehört ohne Frage die Monster Hunter-Reihe, welche ihren Anfang auf der PlayStation 2 nahm. Seit Monster Hunter Tri ist das Franchise aber auch auf Nintendos Hardware beheimatet, denn nicht nur der dritte Teil fand seinen Weg auf die Wii, auch Monster Hunter 4 wird sich auf dem 3DS niederlassen. In der Zwischenzeit bekommt Wii U und 3DS eine überarbeitete Version vom Wii-Titel. Capcom verspricht dafür auch eine ordentliche Schippe neue Inhalte wie etwa 30 neue Monster, 2.000 neue Ausrüstungsgegenstände, 500 neue Items, sechs neue Waffenarten sowie neue Gebiete und Herausforderungen. Bedenkt man, dass Monster Hunter Tri alles andere als ein inhaltsarmes Spiel war, kommt da auch einiges zusammen. Doch lohnt es sich für Monster Hunter Tri-Veteranen wieder auf die Jagd zu gehen oder sollten sie lieber auf den viertel Teil der Reihe warten, bevor sie erneut die Monster-Saison eröffnen?
Die Welt von Monster Hunter ist simpel. Neben Menschen bevölkern auch dinosaurierähnliche Urzeitmonster die Landschaft und bedrohen kleinere Dörfer und Städte. Die Einwohner sind aber nicht nur von dem Ackerbau, sondern auch von der Jagd abhängig; brauchen Felle, Knochen und andere Materialien für das tägliche Leben. Aber nicht jeder ist in der Lage es mit gigantischen feuerspeienden Echsen aufzunehmen, vor allem wenn er zum Angriff nur selbstgebastelte Stoßwaffen besitzt. Aber genau hier kommt ihr ins Spiel. Ihr seid ein Monsterjäger und als solcher ist es selbstverständlich eure Aufgabe die Monster zu jagen. Diese ziemlich lebensmüde Gruppe von Männern und Frauen jagt allein oder zusammen die gigantischen Viecher, was ihnen nicht nur eine Menge wertvoller Beute einbringt, sondern auch die Hochachtung der Stadt- und Dorfbewohner. Als vollkommener Neuling seid ihr aber alles andere als konkurrenzlos: Es gibt mittlerweile so viele Jäger, dass Gilden Jagdgebiete organisieren und Aufgaben verteilen. Um euch zu beweisen werdet ihr langsam die Leiter höher steigen müssen, euch Aufträge zuteilen lassen, um irgendwann bei den ganz Großen auf die mächtigsten Monster Jagd machen zu dürfen, alles im Namen des Ruhms und der Ehre. Soweit das Konzept des Spiels.
Wie schon in der Ursprungsversion erschlägt Monster Hunter 3 Ultimate Anfänger mit einem komplexen System, Anpassungsmöglichkeiten und Inhalten, bevor diese überhaupt wissen an welchem Ende sie ihr Schwert halten sollen. Ein zäher Einstieg ist praktisch vorprogrammiert, was wiederum Kennern der Serie kaum schwer fallen sollte. Im Gegensatz zu vielen Rollenspielen gibt es nämlich keine Charakterwerte oder Klassen, auch Erfahrungspunkte und Levelaufstiege sind abwesend. Stattdessen geht es rein um die Ausrüstung eures Jägers, um die ihr euch bis ins kleinste Detail selber kümmern müsst. Das ganze hat etwas von einer ähnlichen Suchtspirale wie Genrevertreter Diablo. Mit unbeeindruckender Standardausrüstung jagt ihr Monster, erledigt sie und sammelt von ihnen Knochen, Häute, Pelze und andere Rohstoffe. Mit diesen stellt ihr euch neue Rüstungsteile oder Waffen her, die natürlich besser sind als die alten, sodass ihr neu gerüstet stärkere Monster jagen könnt. Anstatt traditionelle Klassen wie Krieger, Magier oder Bogenschütze zu bedienen, unterscheidet Monster Hunter alle Jäger nach dem Waffentyp, den sie ausrüsten. Jäger mit Schwert und Schild spielen sich also stark anders als solche mit einem langsamen, aber durchschlagskräftigen Hammer oder einer Gewehrlanze oder einer Armbrust. Das macht es natürlich einfach die „Klasse“ zu wechseln, wobei aber jede Waffe seine ganz eigenen speziellen Steuermethoden, Kniffe und Tricks besitzt. Diese in ihrer Vollständigkeit zu verstehen und im Kampf effektiv davon Gebrauch machen zu können, erfordert Einarbeitungszeit, belohnt aber schließlich Spieler mit dem bekannten spannenden Jagdsystem.
Großwildjagd
Zu den letzten Monstern des Spiels zu kommen ist eine Mammutaufgabe, da Monster Hunter 3 Ultimate nichts leichtfertig verschenkt. Eine Monsterjagd beansprucht schon einmal 30-50 Minuten, wobei die unterschiedlichen Kreaturen alles andere als leicht aufgeben und ihr als zerbrechlicher Mensch mit einigen heftigen Angriffen schon rasch im Staub landet. Außerdem ist nicht jede Rüstung automatisch gegen jedes Monster geeignet und auch eure Waffenwahl muss sorgfältig angepasst werden. Heiltränke, Fallen, Nebenwaffen müssen vorbereitet werden, während ihr Einsatz bei der Jagd klug überlegt werden sollte. Das bedeutet eine Menge Planung, Vorarbeit und Taktik, was aber auch dann nicht zum Erfolg führen muss. Die Monster sind hier nämlich das Kernstück und das Highlight des Franchise. Ob kleine und flinke Biester oder große, zähe Kolosse: Sie sind alle liebevoll animiert, besitzen eigene, charakteristische Verhaltensweisen und bieten eine durchaus nicht zu verachtende Herausforderung. Ob der Qurupeco, der mit seinem Schrei andere Monster anlockt, der Barroth, der sich mit getrocknetem Schlamm eine natürliche Rüstung anlegt oder der Lagiacrus, der im Wasser seine Wendigkeit und seinen Heimvorteil ausnutzt, sie alle werden den Spieler für die Länge des Kampfes in Atem halten, vor allem weil er sich mit Heiltränken um seine Gesundheit, mit Nahrung um seine Ausdauer und mit Wetzsteinen um die Schärfe seiner Waffe kümmern muss. Allessamt Aktionen, die den Jäger für eine kurze Zeit für Angriffe wehrlos machen. Das Abschätzen für den richtigen Moment, in dem man sich zurückziehen kann oder der Blick wann ein Monster wohl eine mächtige Attacke startet, von der man besser auf Abstand geht, sind immer wieder Augenblicke, die die Spannung hochhalten. Wird dreimal in der Gruppe gestorben oder vergehen die 50 Minuten Jagdzeit, kehren die Jäger nämlich mit leeren Händen, aber verbrauchten Ressourcen in das Lager zurück, was schneller vorkommen kann als man glaubt. Dafür ist das Gefühl des Sieges nach einem anstrengenden Dauerkampf umso entlohnender. Dauernd die nächste Herausforderung zu suchen, sich in seinen eigenen Jagdmethoden zu verbessern und bessere Ausrüstung durch seine Erfolge herzustellen wird zu einer packenden Suchtspirale, wenn man bereit ist sich in das Spielsystem einzufinden. Die Kämpfe sind und bleiben jedenfalls die Stärke des Spiels und sind auch in Monster Hunter 3 Ultimate so spannend wie eh und je. Im Gegensatz zu vielen anderen Rollenspielen ist das Crafting-System nicht optional. Eine Handvoll Ausrüstungsgegenstände sind käuflich, der Rest muss selbst hergestellt werden. Die besten Materialien erhält man natürlich von den Monstern selbst, aber auch Erze, Käfer und Kräuter können in der Landschaft gesammelt werden. Rohstoffe suchen ist also neben der eigentlichen Jagd die Hauptbeschäftigung des Spielers, da er sich auch um Heiltränke, Nahrung und andere Notwendigkeiten kümmern muss, wenn er im Kampf bestehen will. Schließlich lassen sich auch Fallen oder Giftpfeile nur selbst erstellen. Damit eröffnet Monster Hunter ein eigenes „Kombi“-System, durch das sich zwei Gegenstände zu einem neuen verbinden lassen. Kleinere Touren in die Landschaft, nur um seine Vorräte aufzustocken, sind also unvermeidbar. Auch für Verbesserungen an Waffen und Rüstungen muss gesammelt werden, wobei dies aber auch ordentlich entlohnt wird. So lassen sich Waffen oft auf unterschiedliche Art und Weisen verbessern, beispielweise lässt sich ein Eisenkatana mit bestimmten Materialien zu einem Blitzschwert umwandeln, mit anderen wiederum zu einer Waffe mit Giftschaden. Auch hier gilt, dass bestimmte Monster anfällig auf bestimmte Schadensarten sind, gegen manche wiederum besonders widerstandsfähig. Das zwingt jeden Jäger praktisch dazu mehr als nur eine Waffe für seine Sammlung anzulegen und sie genau wie seine Rüstung in der Vorbereitung auf eine Jagd zu wechseln. Das ganze lässt sich also als reines Micromanagment zusammenfassen, was den Spieler nicht beim Händchen hält, sondern ihn zum Herrn über das eigene Schicksal macht. Ob man daran nun Gefallen findet oder nicht: Monster Hunter bietet hierfür ein komplexes und entlohnendes System an, über dessen Umsetzung man so nicht meckern kann. Des einen Leid ist des anderen Freud, wie man so schön sagt.