Slice and Dice - was bei der ersten Vorstellung von METAL GEAR RISING: REVENGANCE aberwitzig und irgendwie bescheuert anmutete, entwickelte sich zum ernsthaften Triple A-Titel. Wir haben uns das Spiel angeschaut und analysieren, ob Raiden eher ein kartoffelschneidender Küchengehilfe oder der Chefkoch höchstpersönlich ist.
In einer nicht allzufernen Zukunft haben "Sicherheitsdienstleister" faktisch die Stelle von Armeen übernommen und führen Proxy-Kriege im Auftrag von Staaten. Unser Held Raiden arbeitet für solch eine Sicherheitsfirma welche den Auftrag hatte, die Sicherheit des Premierministers eines afrikanischen Landes zu gewährleisten. Der Staat ist auf dem besten Wege ein Vorzeigebeispiel für ein befriedetes und sich prächtig entwickelndes Land zu werden. Leider gefällt bestimmten anderen Sicherheitsfirmen die Idee nicht, dass in Afrika sich die Konflikte in Luft auflösen könnten und diese somit ihrer Daseinsberechtigung beraubt würden.
Kurzerhand wird vor den Augen Raidens der Premierminister entführt und ihr dürft ab diesem Zeitpunkt die Kontrolle über den Stöckelschuhe tragenden Helden übernehmen.
Die Sicherheitsdienstleister im Spiel nutzen zum Ausüben ihrer Aufträge allesamt Cyborgs: Menschen mit mechanischen Implantaten, die im höchsten Maße nur noch aus Maschinenteilen bestehen. Weapon of Choice bei den meisten dieser Gattung sind ellenlange Schwerter mit denen alles was im Weg steht, auseinandergeschnitten werden kann. Natürlich ist Raiden Chefzerschneider und mit einem entsprechend scharfen Säbel ausgestattet. Seine High-Frequency Klinge (Hochfrequenzklinge) schneidet durch hartes Material wie Stein und Eisen wie durch Butter. Das klingt nicht nur faszinierend, es ist faszinierend. Natürlich ist die Erklärung dafür in den einzelnen Optionsscreens genauso faszinierend, da wir alle Fans von Pseudowissenschaften sind und der geniale Wissenschaftler, der Raiden seine Goodies und Upgrades verpasst, ein Deutscher mit einem Faible für Snuff-Filme ist.
Raidens HF-Klinge ist die Hauptwaffe des Spiels und über zwei Knöpfe kann man einen schweren bzw. leichten Schlag mit der Klinge ausführen. Natürlich beschränkt sich sein Repertoire nicht auf diese zwei Hiebe. Vielmehr kann man durch geschickte Abfolgen von Knopfdrücken Special-Moves auslösen, die noch imposanter die Gegner zerschneiden oder zurückwerfen. Eingehende Angriffe können und sollten geblockt werden, geben sie dem Spieler doch die Möglichkeit einen Gegenangriff auszuführen. Was für den Kampf gegen normale Gegner eher zu vernachlässigen ist, sollte bei den Bosskämpfen besser beherzigt werden. In einem speziellen Modus, den man mit dem L1-Knopf auslöst, friert die Zeit ein, und man kann den Gegner Stück für Stück auseinanderschneiden, ganz so wie ein Sushimeister seine Fische bearbeiten würde. Das ganze wirkt nicht nur brutal, es ist auch brutal. Zartbesaiteter Spieler sollten sich darüber im klaren sein, dass die vollkommen ungeschnittene Version mit Blut nicht geizt. Es sind ja schliesslich "nur" Cyborgs. Das Spiel selbst geht auf diese Thematik auch sehr detailliert und differenziert ein.
Raiden kann über ein Punktesystem seine Hauptwaffe, den Körper, die Ausdauer und andere Stati aufwerten. Die Punkte erhält man, indem man die unterschiedlichen umherlaufenden Gegner eliminiert. Am Ende jedes "Blocks" an Gegnern erscheint eine Tafel, die dem Spieler aufzeigt wie gut und schnell er diese eliminiert hatte. Darüber hinaus bekommt Raiden auch eine Note, die wie schon aus anderen Spielen bekannt die Bewertung S,A,B,C,D umfasst. Hat man ein Kapitel durchgespielt (von denen insgesamt sieben existieren), gibt es eine Gesamtbewertung für das Kapitel. Augenscheinlich erhält man die schlechteste Note von allen Abschnitten als Endnote verpasst. Es wird also nicht der Durchschnitt genommen was bedeutet, dass man sich mit einem schlechten Abschnitt die komplette Endnote vermiesen kann. Für Perfektionisten eine Herausforderung.
Raiden erhält im Spielverlauf von manchen der "Endbosse" die jeweilige Weapon-of-Choice dieser Gegner. Die Waffe kann dann als Sekundärwaffe über eine Tastenkombination aufgerufen werden. Natürlich kann man auch diese Sekundärwaffen über das Punktesystem aufpimpen, man muss sich aber überlegen ob die Punkte nicht besser in der Hauptwaffe investiert sind.
Über eine Sache sollten Fans der Metal Gear Reihe im Klaren sein: Dies ist kein normales Metal Gear Spiel. Wer erwartet, dass er sich schleichend an allem vorbeimogeln kann, irrt. Stealth wird bei Metal Gear Rising: Revengance extrem klein geschrieben. Mehr noch: In-Game NPCs mit denen man über CODEC redet, machen sich sogar über gefundene Pappkartons lustig ...
Grafik & Sound
Auf der technischen Seite liefert Platinum Games 60fps in guter Grafik ab. Manche der Texturen sind zwar etwas friselig, aber das fällt kaum auf. Das Spiel lebt von seiner flüssigen Darstellung und der Möglichkeit, dass fast jedes Objekt im Spiel sich zerschneiden lässt. Das ganze sieht ziemlich gut aus, manchmal wirken die Schnitte grotesk wie aus einem Scherenschnittbild, aber die gesamte Welt ist gut in Szene gesetzt.Wer bisher nicht verstanden hat, was so toll an 60fps ist, der sollte sich unbedingt dieses Spiel einmal ansehen, damit man weiss was wirklich Geschmeidigkeit bedeutet. Wenn man ein Objekt in mehr als 200 Teile zerschneidet, kann es schon passieren, dass die PS3 in die Knie geht und die Framerate kurz einbricht. Dies passiert extrem selten, sollte aber der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Der Sound des Spiels ist für jede Situation angemessen und treibt den Puls in die Höhe. Raidens Schnetzelvendetta lebt sogar zu einem starken Teil von der großartigen Präsentation, die nicht nur durch die Optik erreicht wird.