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Ist der Tod ein Computerspiel?

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Spiegel Online äussert sich zum Thema: Gewalt in Videospiele.

Spiegel Online hat heute ein sehr interessanter Artikel zum Thema, Gewalt in Videospiele und was sie bei Kinder auswirkt. Im Artikel wird z.B. auf die Faszination für Gewalt und Tod in Videospiele eingegangen. Warum spielen Minderjährige Spiele die eigentlich nicht für sie gedacht sind, und wie kommen sie an sie ran. Warum akzeptiert die heutige ach so fortschrittliche Gesellschaft unser Hobby nicht.
 
 
 
[quote]Ist der Tod ein Computerspiel?
 
 
 
Von Thomas Feibel
 
Brutale Computerspiele ziehen Kinder in ihren Bann. Der richtige Umgang mit diesem Problem gehört zu den großen Erziehungsaufgaben der heutigen Zeit.
 
Montags ist in einem Berliner Kindergarten Ausflugstag. Um zum Zielort zu gelangen, wählt die Gruppe die U-Bahn als Transportmittel. Während die Erzieher auf die Vollzähligkeit der Kinder aufpassen, stehen ein paar Drei- und Vierjährige einem riesigen Werbeplakat gebannt gegenüber.
 
Es zeigt ein Schulmädchen. Sie trägt zerfetzte Jeans und hat blutige Wunden. Regungslos liegt sie in einer Blutlache, die Kopfhörer noch in den Ohren, der Discman neben ihr auf dem Boden.
 
 
Gewalt ist ständig und überall
 
 
Es dauert eine Weile, bis die Kinder das Bild mit dem liegenden Fahrrad und dem stehenden Auto entschlüsselt haben. "Ein Helm hilft", lautet die lapidare Überschrift der ZNS Hannelore Kohl Stiftung. Das können Kindergartenkinder natürlich nicht lesen.
 
Sie starren auf das viele Blut, bis die U-Bahn kommt.
 
So sehr wir unsere Kinder vor solchen Bildern schützen wollen: es geht nicht. Wir leben heute nicht nur in einer sehr brutalen Welt, sondern bekommen das auch über das Fernsehen, die Zeitungen und das Internet unentwegt dokumentiert. Wir sind die bestinformierte Gesellschaft in der Geschichte der Menschheit. Das hat seinen Preis.
 
So nehmen viele Erwachsene Gewalt im Alltag nicht mehr bewusst wahr. Die Leichen im abendlichen Fernsehkrimi wecken kein Mitgefühl, die täglich aufgezählten Toten im Irak und in Israel erreichen uns nicht mehr. Zu viele schockierende Nachrichten haben uns abgestumpft.
 
Das ist reiner Selbstschutz, und bei der unglaublichen Anzahl täglicher Schreckensmeldungen verständlich. Doch wann kippt das in Gleichgültigkeit und Betriebsblindheit um?
 
Kinder besitzen diesen Filter nicht. Sie treffen unverhofft auf Bilderwelten, die sie erschrecken und ihnen Angst machen. Zum Beispiel auf dem Schulweg, wenn die reißerischen Schlagzeilen der Boulevardblätter Kindern ins Auge springen. Sie haben weder gelernt noch gezeigt bekommen, wie sie damit umgehen sollen. Sie sehen nur, dass es ihre Eltern weitgehend kalt lässt. Gewalt, so die erste im Stillen gelernte Lektion, scheint etwas ganz Normales zu sein. Ist es also so verwunderlich, wenn erlebte und wahrgenommene Gewalt zur Verarbeitung in die Spielewelt der Kinder einzieht?
 
 
Der schlechte Ruf der Computerspiele
 
 
Seit jeher haftet Computerspielen ein schlechter Ruf an. Sie gelten als sinnlose Zeitverschwendung - und als unsäglich brutal. Unser Bild wird dabei von den Medien geprägt, die beinah jeden Amoklauf mit Gewaltcomputerspielen in Verbindung bringen und diese Spiele als den wahren Schuldigen ausmachen.
 
Aber so einfach ist das nicht. Denn wenn wir Gewalt nicht isoliert am Beispiel Computerspiel betrachten, sondern auch brutale Spielfilme und grauenvollen Nachrichtenbilder mitzählen, wird klar, dass Gewalt heute auf Kinder in einem Ensemble einprasselt.
 
 
Auf dem Markt sind jede Menge martialische Computerspiele, die bei uns zu Recht Abscheu hervorrufen. Nur gibt es im Verhältnis nicht mehr brutale Spiele als brutale Filme, brutale Romane und Jugendbücher. Dennoch: Computerspiele ziehen im gesellschaftlichen Ansehen immer den Kürzeren.
 
Denn die meisten Erwachsenen verstehen Computerspiele nicht. Ihnen fehlt eine Lesefähigkeit, die sie sonst bei allen anderen Medien beinah mühelos erworben haben. Wir können Filme und Bücher sehen und lesen, begreifen und einschätzen. Computerspiele nicht. Die sind nur schwer zugänglich und machen es selbst willigen und neugierigen Eltern nicht gerade einfach. PC-Spiele folgen ihren eigenen Regeln, die für Erwachsene nicht nachvollziehbar sind.
 
Auch am Computer haben Kinder und Jugendliche ein Recht auf Erziehung. Brutale Computerspiele werden erst dann zum Thema, wenn Kinder neun, zehn Jahre alt werden. Bis dahin wurden sie hervorragend vom Kindersoftwaremarkt bedient. Auch hatten die Eltern einen Blick darauf, was ihre Kinder am Computer unternahmen, und trafen sogar die Kaufentscheidung.
 
Doch der Kindersoftwaremarkt umspannt mit den Zwei- bis Zehnjährigen eine enge Zielgruppe, die dann schnöde im Stich gelassen wird. Für Kinder ab neun, zehn Jahren wird nichts produziert. Zu unterschiedlich, zu inhomogen, so die Kindersoftwarehersteller, sei die Altersgruppe. Und was machen die Kinder in diesem Alter, die bis dato mit dem Computer aufgewachsen sind?
 
 
Nach Kindersoftware kommt das Ballerspiel
 
 
Sie wenden sich dem Internet zu - und Computerspielen. Jetzt treffen nicht mehr Eltern den Kaufentscheid, sondern die Kinder wählen alleine aus. 1700 neue Computerspiele erscheinen pro Jahr. Und heute kann beinah jeder Schüler über beinah jedes Spiel verfügen. Kostenlos, da sich die Vertriebswege geändert haben.
 
Während sich die Jugendlichen, die zu Hause über einen Internetzugang mit ultraschnellem DSL verfügen, sämtliche Spiele in illegalen Tauschbörsen herunterladen, wissen sich die internetlosen Schüler ebenfalls zu helfen. In jeder Schule werden Tausende gebrannte Rohlinge mit Spielen getauscht.
 
350 Millionen Euro gehen der Computerspieleindustrie Jahr für Jahr verloren. Für die Hersteller ist das ein finanzielles Desaster. Doch haben Raubkopien noch einen anderen schlimmen Effekt: Sie umgehen den Jugendschutz.
 
 
[b]Was Kinder an Gewalt-Computerspielen fasziniert
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In einem Computerspiel können nun mal Kinder all dem nachgehen, was ihnen in der Wirklichkeit verwehrt bleibt. Sie fahren Autorennen, düsen durchs Weltall, führen Armeen an, kämpfen gegen Hexen und Zauberer oder legen sich mit dubiosen Monstern an.
 
Natürlich geht es bei den Ballerspielen um das Gefühl der Omnipotenz, um die Lust an der Waffe und die Macht, aber es gibt noch einen weiteren Punkt: Shooterspiele sind die Computerspiele mit dem einfachsten, ja fast schon banalsten Spielprinzip. Der Spieler muss sich weder in Handhabung noch in ein umfangreiches Regelwerk einarbeiten. Ego-Shooter sind unter den Computerspielen das Fast Food.
 
Die meisten Kinder und Jugendlichen, die sich mit Ego-Shootern beschäftigen, kennen zudem keine anderen Genres. Weil sie niemand an die Computerspiele herangeführt hat, bleiben sie auf diesem unteren Niveau.
 
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Töten unsere Kinder?[/b]
 
 
Für uns Erwachsene sieht es so aus. Aber Kinder am Computer spielen nur. Kein Junge sagt nach dem Mittagessen "Mami, kann ich noch ein bisschen töten gehen?"
 
Der Tod im Spiel ist für uns grauenvoll und geschmacklos. Doch das liegt an einem Denkfehler: Der Tod im Spiel wird mit dem realen Tod verglichen. Das machen wir aber beim "Tatort" auch nicht. Eine Leiche im Krimi ist ein dramaturgisches Element. Der Tod im Computerspiel wiederum besitzt eine völlig andere Bedeutung. Er zeigt das Spielende an.
 
Natürlich gibt es dennoch Spiele, die sich mit sinnloser Brutalität zu übertrumpfen versuchen. Solche Spiele müssen wir unseren Kindern auf jeden Fall verbieten. Aber verbieten alleine reicht nicht. Erwachsene dürfen Kindern nicht immer nur etwas wegnehmen, sie müssen ihnen dann auch eine Spielalternative anbieten. Und das ist mittlerweile gar nicht mehr so einfach, denn die Spielesituation für Kinder hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert, es gibt kaum noch reale Spiel-Räume.
 
 
Wo sollen Kinder noch spielen?
 
 
In den Städten gibt es immer weniger Orte, an denen sich Kinder aufhalten wollen. Spielplätze verkommen immer mehr oder die Randgruppen der Gesellschaft halten sich hier auf. Dazu kommen noch die Gefahren des Verkehrs.
 
Früher hieß es, Kinder sollen nach dem Computerspielen mal an die frische Luft zum Spielen gehen. Heute schnüren uns diverse Ängste die Kehle zu. Es ist sicherer, wenn die Kinder zu Hause bleiben. Doch was können sie hier schon außer Computerspielen tun?
 
Wer den Spielzeugmarkt genauer betrachtet, kommt nicht umhin zu bemerken, dass immer weniger Spielsachen für Kinder ab neun bis zehn Jahren angeboten werden. Die Industrie kämpft mit dem Problem der "Age Compression": Kinder werden immer früher erwachsen. Computer und Handy lösen Lego & Co ab.
 
 
Wann sollen unsere Kinder noch spielen?
 
Nicht nur Eltern haben Stress, auch Kinder. 84 Prozent der Kinder zwischen elf und 14 Jahren, fand die Studie "European Kids Insight" letztes Jahr heraus, fühlen sich gestresst. 75 Prozent der Jungen und 70 Prozent der Mädchen nannten dabei die Hausaufgaben an erster Stelle.
 
Die Schule stresst, der Konsum stresst, die Eltern stressen. Dazu kommt noch die durchorganisierte Freizeitverplanung: Fußball, Ballett, Klavierunterricht, Reiten, Nachhilfestunden. Eigentlich kein Wunder, wenn sich Kinder und Jugendliche zu ihrer Entspannung vor den Computer setzen. Oder vor den Fernseher. Wie Millionen Erwachsener auch.
 
Die auf dem Markt befindlichen Studien zur Wirkung von Computerspielen fallen äußerst widersprüchlich aus. Computerspiele machen, je nach Studie, dumm, dick, faul, schlau, intelligent. Kürzlich verstieg sich eine Studie zu der Theorie, dass Computerspiele das Gedächtnis im Lernteil des Hirns löschen würden. Was ist davon zu halten?
 
Bei soviel Widersprüchlichkeiten kommt immer noch der gesunde Menschenverstand am besten zurecht. Computerspiele schaden überhaupt nicht, solange sie mit klaren Zeitvorgaben und einer guten, von Eltern mitgetroffenen Auswahl an Spielen geregelt werden. Gute Spiele bringen Kindern sogar etwas.[/quote]
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