Nach einer etwas traumatischen Erfahrung mit Fortsetzungsfilmen nach dem Matrix-Debakel (wir berichteten), ging man Tarrantino's Zweiteiler Projekt etwas skeptischer an, auch mit der Erwartung, dass Volume II vielleicht bei weitem nicht mit dem ersten Volume wird mithalten können.
Holen wir aber ein bißchen weiter aus. In Volume I werden wir mit der Geschichte der "Braut" vertraut gemacht, die an ihrem Hochzeitstag von ihrem Ex-Boss, Bill, einem gnadenlosen Killer mit einer ebenso gnadenlosen Killer-Gang (die Divas, "Deadly Viper Assassination Squad") regelrecht hingerichtet wird.
Aber sie überlebt und nach einigen Jahren im Koma beginnt sie ihren Rachefeldzug gegen die Divas und als Krönung auf der Todesliste, und Bill.
Der erste Teil ist ein blutiger Rachefeldzug gegen die ehemaligen Peiniger. Der zweite Teil von Kill Bill, den man eigentlich als direkte Fortsetzung und nicht als eigenständigen Film sehen sollte (ähnlich dem missglückten Matrix Revolutions Feldversuch), ist gelassener, ruhiger und konventioneller als der erste Teil.
Die Braut befindet sich nach der Megametzelei an O-Ren Ishii und ihre "Crazy 88's" wieder in den USA und sucht nun die verbleibenden beiden Assassinen auf Ihrer Liste auf um diesen den Gnadenstoss zu versetzen.
Nach einer kurzen Zeit wird aber einem der Unterschied zum ersten Teil klar: Weder Elle Driver's (die böse Krankenschwester aus dem ersten Teil) noch Budd's Charaktäre werden differenziert aufgearbeitet wie das von O-Ren Ishii im ersten Teil. O-Ren Ishii bleibt in Kill Bill Volume I und II die einzige Figur mit einem traumatischen Vorleben, deren Geschichte detailliert beleuchtet wird und die somit auch an Fülle und Inhalt gewinnt - obwohl der erste Teil von Kill Bill sonst gänzlich keinen Inhalt bietet (siehe Link unten).
Der zweite Teil hingegen bringt Inhalt und eine Story in den bisher kargen Handlungsstrang rein. Dass Tarantino sich dabei eher konventionellem Kino nähert als es beim ersten Teil der Fall ist, ist garnicht so schlimm. Als Gesamtpaket bekommen Kill Bill Volume I und II dadurch nämlich echtes Volumen.
Bill's Ausschweifungen über Comichelden und Alter Ego machen Sinn (und man könnte denken, Tarantino würde selbst sprechen), denn sie erklären Bill's Motivation an dem Mordversuch des ersten Teils. Kein sinnloses Geschwätz wie in der Matrix Revolutions lassen einen fahlen Nachgeschmack. Es ist rund. Es passt.
Kill Bill Volume II ist nicht mehr so blutrünstig wie der erste Teil, aber er hat dennoch seine Momente (ich werde sie hier nicht aufzählen oder bennen, um Spoilerfrei zu bleiben), die einen schockierenden Spass machen und auf jeden Fall den gesamten Film sehr kurzweilig machen.
Im Gesamteindruck kann KILL BILL Vol I+II überzeugen, ein guter Film, der nach meiner Meinung nach gut in sich abgeschlossen wirkt und seine "Tat" vollendet und nicht in einer cineastischen Katastrophe wie Matrix Revolutions endet.
Wer den ersten Teil gesehen hat, muss den zweiten sehen.
Wer den ersten Teil nicht gesehen hat, sollte sich beide zusammen ansehen. Kill Bill ist kein dahingeschusteter zweiter Teil; die beiden Teile gehören zusammen und sind in der Summe mehr als ihre Einzelteile.