Die Diskussion ob bestimmte Medien in jungen Menschen gewaltfördernd sind, ist ja nicht neu, in der Tat wurde dieser Vorwurf schon gegenüber Musik, Filmen und Videospielen gemacht. Besonders letzteres war immer wieder Ziel von Medienkritikern, besorgten Eltern und diversen anderen Gruppierungen, die Videospiele zum Sündenbock diverser Amokläufe machten. Wenn es um wissenschaftliche Studien ging, die beweisen wollten, dass es eine Verbindung zwischen Gewalt und konsumierten Medien gibt oder nicht, gab es sehr viele unterschiedliche Ergebnisse. Die meisten davon untersuchten aber so gut wie nie den Langzeiteffekt.
Psychologe Christopher Ferguson und sein Team haben aber eben nun eine Langzeitstudie zu genau diesem Thema veröffentlicht. Dort hätte man keinen Beweis zwischen realer Gewalt und konsumierten Medien gefunden, weder bei Filmen noch bei Videospielen. Außerdem kritisiert man frühere Studien, die eben diesen Beweis erbracht haben wollen. Dort greift man die ungenauen Methoden an, da Medien mit gewalttätigen Inhalten ohne Kontext präsentiert wurden, wobei die Aggressionen dann durch eine davon völlig unabhängige Aufgabe gemessen werden sollte.
Ferguson selbst schaute sich die Darstellung von Gewalt in Medien zwischen 1920 und 2005 an, zusammen mit wirklichen Vorfällen von Gewalt im gleichen Zeitraum. Nicht nur gab es keinen Anstieg von tatsächlicher Gewalt zum Anstieg von fiktiver Gewalt in Medien, es gab zu bestimmten Zeitpunkten sogar eine Verringerung realer Vorkommnisse, während die Darstellung von Gewalt in Medien weiter anstieg. Diese Daten passen zu einer ESRB-Studie, die sich ebenfalls mit Gewalt junger Menschen und der Darstellung von Gewalt in Videospielen beschäftigte. Auch dort fand man eine Verringerung von realen Gewaltvorkommnissen zusammen mit höherer Gewaltdarstellung in Medien.
Keiner dieser Studien selbst besagt also etwas völlig Neues, bestätigt allerdings weiterhin, dass die Gewaltdiskussion um Videospiele und Filme zumindest argumentativ immer fehlerhaft war. Auch das Fazit von Ferguson ist durchaus interessant. So schließt er, dass im öffentlichen Interesse Videospiele zum Sündenbock gemacht werden, um von den Einflüssen des sozialen und gesellschaftlichen Drucks abzulenken, welche eher die Wurzeln für Gewalt sein könnten.