Analyse: Nintendos Stärke ist die vertikale Integration Heropic

Bild hier droppen

 100%
Hotness
CMMT
70

Analyse: Nintendos Stärke ist die vertikale Integration

News

Das Problem ist im Moment nicht wirklich die Hardware, sondern die Software

Nintendos Stärke liegt in der totalen Kontrolle über ihr verkauftes Produkt. Vom Design der Hardware angefangen bis zu der darauf angepassten Software. Sobald ein Unternehmen sämtliche Produktionsaspekte des von ihm konzipierten Produkts unter Kontrolle hat, spricht man von einer vertikalen Integration. Dabei ist zu beachten, dass damit in diesem Fall nicht unbedingt gemeint ist, dass auch jeder Chip und jedes Plastikteil in einem Tochterunternehmen Nintendos produziert werden muss, sondern eher, dass alle maßgeblichen Entscheidungen zu jedem Aspekt des zukünftigen Produkts allein durch Nintendo getroffen werden können und nicht durch nicht beeinflussbare Faktoren von außen vorgegeben werden. Sprich: Alle Designentscheidungen liegen bei Nintendo.
 
Die Märkte fordern Nintendo in letzte Zeit immer wieder auf, sich anderen Plattformen zu öffnen und ihre Software auf diesen Konsolen anzubieten. Dabei wird immer davon ausgegangen, dass der wahre Wert Nintendos einzig und allein in der Software läge da diese von Natur aus auf jeder Hardware laufen würde. Das ist eine verständliche, aber sehr kurzsichtige Betrachtungsweise von Nintendo. Nintendos wahrer Wert beruht eben nicht nur einzig und allein auf der Software, sondern der Integration von Software mit Hardware.
 
[aside left]

Rückblick

[/aside]
 
Um dies zu verdeutlichen, machen wir einen kurzen Rückblick auf die Vergangenheit Nintendos:
 
Systemseller auf dem NES waren Zelda und Super Mario Bros., beide Spiele boten eine Tiefe, die es damals einfach nicht gab. Als 1983 das NES in Japan erschien, war der Atari 2600 seit 1982 die Konsole schlechthin. Der Atari bot aber nur sehr sehr simple Spiele, ohne wirklichen Tiefgang. Der Controller bestand gerade einmal aus einem 8-wege Digitalkreuz gepaart mit einem Feuerknopf.
Die Software auf dem NES hingegen nutze die Vorteile des NES-Gamepads und ermöglichte dadurch Tiefe. Ein Gamepad in dieser Form war zu diesem Zeitpunkt nicht der Standard.
Später auf dem SNES waren Super Mario World und Zelda: A Link to the Past Zugpferde, die inhaltliche Akzente mit perfekter Präsentation setzten und die Tugenden des NES mit einer hohen Abstimmung von Software und Hardware verstärkten. Titel wie F-Zero boten eine Geschwindigkeit auf einer Heimkonsole, die man damals nur von Spielhallenautomaten kannte. Die Leistung der Hardware wurde durch gute Software präsentiert.
 
Mit dem N64 hatte Nintendo es schwerer den Markt zu dominieren, aber nichtsdestotrotz präsentierte Nintendo wieder Soft- und Hardware, die auf einander abgestimmt war:
Mario 64 erklärte die Nutzung des analogen Sticks für die Steuerung in einer 3D-Welt sowohl plastisch als auch anschaulich und vermittelte somit wieder einmal ein vollkommen neues Spielgefühl. Die Konkurrenten folgten Nintendo indem sie in ihre Controller später Analogsticks hinzufügten.
 
Die einzige Konsole der Vergangenheit, die in diesem Aspekt der perfekten Hard- und Softwareabstimmung aus dem Rahmen fiel, war der Gamecube: Auch wenn die Konsole solide Software vorweisen konnte, bot sie weder neue Hardwarekonzepte noch Software die diese auszunutzen vermochte.
 
Bei der Wii war es das beigelegte Wii Play/Wii Sports , das die Vorzüge der Hardware demonstrierte. Wii Play erklärte die gesten- und motionbasierte Spielweise den Konsumenten auf eine überzeugende Weise und die Wii entwickelte sich zu einem Erfolg, den keiner für möglich gedacht hätte.
Auch hier waren Soft- und Hardware wieder aufeinander perfekt abgestimmt.
 
[aside left]

Heute

[/aside]
 
Dies sind alles Beispiele für die gute vertikale Integration innerhalb Nintendos: Vom Design der Hardware bis hin zur Software erfolgt alles intern bei Nintendo und dies ist nur möglich, wenn Nintendo die Kontrolle über die Hardware behält.
 
Das Problem für Nintendo in dieser Generation der Hardware (3DS und Wii U) ist, dass weder beim 3DS noch bei der Wii U die von Nintendo produzierte Software es geschafft hat, die Vorzüge der Hardware zu unterstreichen. Beide neuen Konsolen bieten neue Hardwaretechniken, die eigentlich wieder eine Vorlage für die perfekt darauf abgestimmte Software bieten.
Bei sämtlichen Wii U Titeln ist die Tabletnutzung bisher mehr ein Gimmick als ein echter Nutzen. Beim 3DS ist die 3D-Tiefe nie wirklich ein intergraler Bestandteil eines Spiels geworden, der den Spielern glaubhaft vermittelt hätte, man benötige diese Technik.
 
Das ist das Kern des Problems für Nintendo im Moment.
 
Würde Nintendo den Märkten folgen und ihre Software einfach auf Android oder iOS veröffentlichen,würden sie die Kontrolle über ihre vertikale Integration verlieren. Sie würden auf ein bestehendes System hin arbeiten und würden sich den Raum für Innovationen nehmen. Natürlich ist es möglich auch als Softwarehersteller erfolgreich zu sein, siehe beispielsweise Blizzard, aber das entspricht eben nicht der DNA Nintendos.
 
Vor einem ähnlichem Problem befand sich eine gänzlich andere Firma Ende der 90er Jahre: Apple.
Apple war bzw. ist ein Unternehmen, für das die komplette vertikale Integration wichtig ist: Vom Design der Hardware des Macintosh bis hin zur Software die darauf lief, war alles aus einer Hand. Nachdem durch interne Querelen Steve Jobs gefeuert wurde, und Apple Anfang der 90er Jahre anderen Hardwareherstellern erlaubte Macintosh Computer in Lizenz zu fertigen, ging es mit dem Unternehmen bergab. Es gab natürlich auch andere Baustellen im Unternehmen, aber was an dieser Stelle unterstrichen werden soll, ist, dass die vermeintliche von den Märkten gepriesene Lösung ("Lizenzier Deine Computer an andere!") keine war und das Unternehmen fast zerstört hätte. Das Lizenzgeschäft war unwirtschaftlich, und es war eins der ersten Dinge die Steve Jobs nach seiner Rückkehr zu Apple beendete.
 
Nintendo steht heute vor einem ähnlichen Punkt, der den Druck der Märkte auf Nintendo verursacht: Der 3DS hat sich im selben Verkaufszeitraum etwa 25% schlechter als der DS verkauft. Die Wii U kommt nicht aus dem Startblock.
Von aussen wird nun gefordert, dass Nintendo ihre Spiele auf anderen Plattformen veröffentlichen (also ähnlich wie bei Apple), weil die Hardware ja inzwischen so schäbig sei (drucksensitive Touchfelder beim 3DS/Wii U Tablet, Multitouch mit nur zwei Touchpunkten beim Wii U Tablet, geringe Auflösung der Displays beim 3DS/Wii U Tablet, ...), dass sie mit den anderen Herstellern nicht mithalten könnten.
 
Das würde aber bedeuten, sie würden die Kontrolle aufgeben.
 
Kein Schritt den wir Nintendo empfehlen würden.
 
Es ist nicht so, dass Nintendo nicht bessere Hardware produzieren könnte. Das ist was die Märkte zu ignorieren scheinen.
Sie können es, aber haben sich zum Zeitpunkt des Gamecubes dazu entscheiden eben nicht mehr die potenteste Hardware zu verbauen, sondern nur das, was konzeptionell in ihren Plan passt - und die Kosten drückt.
Bei der Wii hat dieser Plan funktioniert, das Konzept ist aufgegangen. Für die Wii U hat es noch nicht funktioniert und der Erfolg hängt einzig und allein davon ab, ob Nintendo es (verspätet) noch schafft, Software die ein Alleinstellungsmerkmal für die Konsole herausarbeitet zu veröffentlichen.
 
Der Druck lastet auf Nintendo von zwei Seiten dieses mal:
Erstens von dem riesigen Smartphonemarkt, den Nintendo komplett ignoriert, sich aber womöglich in den Handheldmarkt einschneiden könnte, wenn Eltern statt einem dedizierten Gaminghandheld (3DS, Vita, etc.) ihren Kindern einfach ihre alten Smartphones mit ihren Games vermachen und somit weniger Handhelds gekauft werden.
Zweitens der Druck durch Microsoft und Sony im stationären Bereich, wo Nintendo drauf und dran ist, ins Hintertreffen zu geraten durch die Wucht mit dem die PS4 und XBOX One im November in den Markt einzutreffen scheinen.
 
Wii U: Es wird nicht reichen, nur einfach ein weiteres Mal einen neuen Aufguss eines alten Spielkonzepts für die Wii U zu veröffentlichen ohne das Tablet wirklich zu nutzen. Es fehlt der Wii U das Pendant des Mario 64 aus der N64 Zeit.
Und das ist das größte Problem, was wir hier bei dieser Generation der Hardware von Nintendo ausmachen konnten: Die fehlende perfekte Abstimmung der Software zur Hardware.
 
3DS/Smartphone: Kann sein, dass sich die 25% Diskrepanz zwischen den Hardwareverkäufen des DS und 3DS im Laufe der Zeit nivelliert, aber der mögliche Einbruch des Handheldmarkts sollte eingeplant werden. Wie soll aber eine Firma, die die vertikale Integration im Kern ihrer Substanz hat Software für fremde Hardware entwickeln? Eine mögliche Lösung wäre das, was iTunes für Windows vor 10 Jahren war: Steve Jobs bezeichnete es als "It’s like giving a glass of ice water to someone in hell." - das kühle Glas Wasser für jemanden der sich in der Hölle befände. Unter all den schlechten Spielen auf Smartphones, würde Nintendo Software da sicherlich herausstechen.
Nintendo könnte hingehen und speziell entwickelte Software als Lockangebote auf diesen Plattformen veröffentlichen um die Spieler auf ihre eigenen Plattformen zu treiben und aufmerksam zu machen. Nintendo müsste nicht einmal den 99-Cent Wahnsinn auf den Smartphones (eher iOS als Android, da iOS Nutzer tendenziell mehr bereit sind zu zahlen) mitmachen, sie könnten sicherlich 20,- EUR für einen Titel verlangen. Ein Experiment, das sie wagen sollten.
 
Das eigene Hardwaregeschäft hingegen aufgeben? Niemals. Sie würden sich nur die Möglichkeit für zukünftige Spielinnovationen nehmen.
Nintendo ist eine Firma, die sich schon mehrfach neu erfunden hat.
News teilen
VOID
Externer Inhalt
Sichtbarkeit:
Keine Planung
Log anzeigen
BIZ
MULTI
PC
MS
XONE
XBSX
NIN
SWI
PS4
PS5
SON

Andere Kategorien:

CMMT
😃
EMU
FUN
INT
MEDI
MOV
RNT
RMR
NOTE
SIDE
STYL
NGAG
PHTM
XBOX
360
XBLA
GBA
NGC
3DS
N64
NDS
WII
SNES
WIIU
WW
DC
SEGA
ANDR
IOS
SMRT
PS
PS2
PS3
PSN
PSP
VITA

Login

Willkommen auf CW! Wir haben keine Werbung und sind kostenlos!

Wir würden uns auf zukünftige Besuche von dir freuen! Wir nutzen Cookies, um deinen Login, Präferenzen und technische Aspekte deines Aufenthalts zu speichern. Eingebettete Youtube-Videos und Tweets in unseren News und Inhalten setzen ihre eigenen Cookies auf die wir keinen Einfluss haben!

Cookies akzeptieren