... der gestrige Event entwickelt sich zum PR-Desaster. Ein Kommentar zum momentanen Stand der Dinge.
Wo immer man im Internet Informationen zur neuen XBOX One liest oder hört, schwappt eine Welle der Unzufriedenheit aus verschiedenen Gründen mit (hier, oder hier, oder hier, von den negativen Kommentaren in Facebook und anderswo ganz zu schweigen).
Die Spieler hatten vor der Veröffentlichung Befürchtungen, dass Microsoft den Gebrauchtspielmarkt empfindlich beschränken oder aber man einen Always-Online Zwang in die Konsole einbauen wird - und gestern hatte Microsoft die Gelegenheit all diesen Befürchtungen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Es gelang aber nicht, wenn man sich die Meinungen der Leute ansieht.
In deutschen Medien wird über die Datenschutzimplikationen geklagt (auch wir haben darüber berichtet, der Spiegel, Golem ), die das neue Kinect-System mit sich bringt. Das mulmige Gefühl bei den datenschutzsensitiven Spielern ist definitiv vorhanden - mehr als 70% der Teilnehmer unserer Umfrage beispielsweise haben ein schlechtes Gefühl bei der Sache.
Nach dem Event hatte Microsoft der anwesenden Fachpresse erlaubt Fragen zu stellen, und natürlich stellten diese Fragen in Bezug auf die Gebrauchtspiele und den Online-Zwang. Beides wurde nur halbherzig dementiert, dann wieder re-dementiert, so dass jetzt fest zu stehen scheint, dass man gebrauchte Spiele erst gegen eine Gebühr wieder freischalten muss, bevor man sie spielen kann.
Auch ein Online-Zwang scheint vorhanden zu sein, auch wenn dieser nur fordert, dass die XBOX One alle 24 Stunden mindestens einmal online sein muss.
Aber wofür hat Microsoft denn die einstündige Präsentation verwendet, wenn diese Kernfragen erst im Nachhinein beantwortet wurden? Es wurde stattdessen von TV-Funktionalitäten gesprochen, die gelinde gesagt die meisten Gamer nicht interssieren - wer schaut denn beispielsweise Fernsehen, während er ein RPG spielt oder einen Shooter? Hat man denn das Potenzial seine Aufmerksamkeit beidem zu widmen? Nicht wirklich. Features, die Gamer eher kalt lassen.
Dass Microsoft auch in Bezug auf die Hardware-Specs so unglaublich schwammig kommuniziert, ist im direkten Vergleich zu Sonys Offenheit ein Armutszeugnis. Die Leute haben das Gefühl, dass Microsoft hier etwas zu verbergen hat und die Leistung der Konsole unterhalb der PS4 liegt - der direkten Konkurrenz.
Microsoft hätte gestern punkten und einen Abstand zu Sony aufbauen können. Sony schien so etwas befürchtet zu haben und zeigte den kurzen Teaser-Trailer zur PS4 vor der XBOX One Ankündigung. Aber Sony kann inzwischen beruhigt sein, denn Microsoft hat es geschafft sich ins eigene Knie zu schießen - und das obwohl sie wussten, was die Gamer beschäftigt. Adam Orth hätte nach dieser Präsentation nicht gefeuert werden müssen. Er war nur der Überbringer der schlechten Nachrichten, und wie man weiss, tötet man ja als ersten genau diesen.
Dass Microsoft nur eine Stunde für die Präsentation gewählt hat, war auch etwas dürftig. Wieso nur eine Stunde? Konnten keine weiteren Entwickler begeistert werden? Auch wenn manche Beiträge von Entwicklern auf der PS4-Konferenz etwas merkwürdig waren (Square Enix beispielsweise), so waren doch eine Schar von Third Parties vorhanden. Bei Microsoft waren nur EA und Activision auf der Bühne, von den eigenen First Parties abgesehen. A pros pro EA: Dass man mit EA zur Zeit keinen Beliebtheitspreis gewinnen kann, sollte eigentlich jedem, der nicht unter einem Stein lebt, bekannt sein. EA liefert solide Spiele alljährlich ab, aber FIFA, UFC, Madden etc. bei einem Launch zu präsentieren, denselben alten Wein in neuen Schläuchen, hat die Situation für Microsoft eher verschlechtert als verbessert.
Vollkommen überraschend ist nun Microsoft in einer defensiven Position und muss sich vor Angriffen des gesamten Webs verteidigen.
Während die Stimmen nach der PS4-Präsentation eher wohlwollend bis gut waren (und man sich nur über das fehlende Design beschwert hat), sind die Negativstimmen nach dieser Präsentation nicht zu überhöhren.
Wer diese Präsentation noch schön reden möchte - viel Spass dabei, aber wir denken, dass dies ein denkwürdig schlechter Start für die neue XBOX One war.