Es gibt Neuigkeiten im anderen großen Prozess bei dem dieses mal Sony auf der Anklagebank sitzt. Wir hatten euch berichtet, dass in den USA eine Sammelklage gegen SCEA angestrengt wurde wegen verschiedenen Dingen und des Wegfalls von "Other OS" in der Firmware 3.21. In der ersten Runde wurden alle Anklagepunkte gegen Sony vom Gericht abgwiesen bis auf die Sache mit dem Wegfall von Other OS. Das Gericht bat die Kläger die Klage neu zu formulieren und sie wieder einzureichen. Sony bittet das Gericht nun auch diese neu formulierte Klage abzuweisen. Prinzipiell behaupten die Kläger, dass sie nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hatten: Entweder sie installierten Firmware 3.21 und behielten weiterhin Zugang zum PSN aber verloren "Other OS" oder aber sie behielten "Other OS" und hätten die PSN-Funktionalität verloren. Ihre Argumentation basiert darauf, dass Sony beworbene Eigenschaften eines verkauften Produkts nicht nachträglich entfernen kann und darf.
In den Protokollen zu den Verhandlungen sind aber ein paar pikante Aspekte aufgetaucht. In diesem Fall versuchen die Kläger Auskunftserteilungen durch das Gericht zu erwirken, da SCEA sich sperren würde. In der Sony vs. Geohot Klage läuft der Hase genau anders herum und SCEA hat wie wir wissen einige Auskunftserteilungen erwirkt.
Die Sache wird aber interessanter, denn das was SCEAs Anwälte über Leute denken die Linux auf ihrer PS3 nutzen ist einfach abenteuerlich: Wie man in einem Protokoll vom 9. Februar nachlesen kann, haben SCEAs Anwälte das Gericht gebeten Zugriff auf die Festplatten der Kläger zu bekommen. Das Gericht fragte verwundert wieso sie das möchten, denn das sind die Kläger, sie sind ja nicht diejenigen die für irgendetwas beschuldigt werden, sondern Sony säße auf der Anklagebank. Die Antwort von SCEAs Anwälten ist nicht ohne: Da die Kläger behaupten sie würden Linux nutzen, vermutet SCEA dass diese Kläger Teil einer Hackerverschwörung seien und man will versuchen herauszufinden ob da was dran ist. Wer's bis hier gelesen hat schreibt sstx in seinen Kommentar.
Interessant ist, dass hier Kläger die sich über den Wegfall einer beworbenen Funktionalität beschweren, als potenzielle Verbrecher stigmatisiert werden. Das Gericht scheint Sony erlaubt zu haben sich die Festplatten anzuschauen. Erwartungsgemäß waren einige der Kläger entsetzt und wollen nicht mehr als Kläger auftreten. Sony will aber dennoch deren Festplatten einsehen. Pikant.
Ein anderer Aspekt in diesem Prozess ist aber auch wichtig für den Geohot Prozess: Im Gerichtssaal hat SCEA behauptet, dass sie nicht verantwortlich seien für den Wegfall von "Other OS" sondern SCEI (also die japanische Mutter). Ausserdem sei SCEI sowieso inzwischen nicht mehr die Mutter von SCEA. Jetzt wird es interessant: Im Geohot-Prozess haben SCEAs Anwälte behauptet sie seien für die PS3s in den USA verantwortlich und SCEI hätte nichts zu sagen - denn schliesslich wollen sie, dass Geohot in Kalifornien vor den Kadi gezogen wird und nicht in New Jersey. In diesem Prozess hingegen behaupten sie das Gegenteil, SCEI sei für alles verantwortlich.
Wer ist denn nun wirklich verantwortlich? Die Gerichte werden gut beschäftigt sein mit dieser Frage.
Im Mai gibt es die nächsten Gerichtstermine, bis dahin werden wir sicherlich wieder eine Menge hören, wir bleiben für euch am Ball.