Dragon Age: Inquisition - Review

Dragon Age: Inquisition

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Review
PS4
19
BioWare ist seit jeher ein Name, der neben Bethesda praktisch als Synonym für westliche Rollenspiele steht. Von Klassikern wie Baldur’s Gate, Neverwinter Nights, Knights of the Old Republic bis zu modernen Titeln wie Mass Effect - die Spieleschmiede ist bis heute aktiv darin ständig neue Videospiele für RPG-Fans rauszubringen, nicht wenige davon auch von Kritikern hoch gelobt und von Rollenspiel-Enthusiasten ins Herz geschlossen. Dabei ist BioWare keineswegs fehlerfrei. Nicht nur das ursprüngliche Ende von Mass Effect 3 stieß damals bei vielen auf wenig Gegenliebe, sondern auch der Nachfolger von dem heiß geliebten Dragon Age: Origins. Dragon Age 2 ist ohne Frage das am meisten kritisierte Videospiel, das BioWare in jüngster Vergangenheit rausgebracht hat, kein Wunder also, dass man dem dritten Teil der Saga nun sehr skeptisch entgegen blickt. Kann Dragon Age: Inquisition wieder gut machen, was Fans an Dragon Age 2 in Scharen bemängelten? Auf Anhieb scheint das schwer zu beantworten: Spielerisch und stilistisch mischt Inquisition hier offenbar frei Schnauze einfach alle möglichen Elemente aus dem Original und dem Nachfolger in einen großen Topf, wirft eine ganze Packung Skyrim hinein und serviert den durchgerührten Brei ohne eine folgerichtige „Nummer 3“ im Titel für die Spieler. Schmeckt das oder muss sich EA selbst vor einer erneut enttäuschten Inquisition von Dragon Age-Fans verantworten?
 

Es war einmal...

Die Story von Dragon Age: Inquisition beginnt, wo wir bei Dragon Age II zuvor aufgehört haben: Nach den Ereignissen in Kirkwall und der daraus resultierenden Revolte der Magier, hat sich diese gewalttätige Rebellion nun in ganz Ferelden ausgebreitet. Im Nachbarland Orlais wiederum herrscht Bürgerkrieg zwischen den Loyalisten der Kaiserin und den vereinten Adelshäusern des Großherzogs Gaspard de Chalons. Als sei der parallel verlaufende Bürgerkrieg nicht schon genug Stress für die beiden Ländereien, öffnen sich auch noch ungesund grün leuchtende Löcher im Himmel, aus denen allerlei Dämonen heraus purzeln, die sich mies gelaunt über die Bewohner Thedas hermachen. Außerdem steht eventuell eine erneute Verderbnis an, die Grauen Wächter sind simultan dazu verschwunden, die Magier aus Tevinter forcieren politisches Chaos in Ferelden und irgendwie hat jeder einen schlechten Tag. Und ihr müsst natürlich alles wieder in Ordnung bringen. Als Überlebender einer magischen Explosion, die mal eben die Friedensverhandlungen zwischen Magiern und Tempern unterbricht und das Oberhaupt der Kirche zerbröselt, seit ihr nun als einziger in der Lage diese dämonischen Löcher zu schließen - kurzerhand werdet ihr also zum Retter ernannt und zugleich zum Anführer einer Inquisition, die sich all dieser Probleme angenommen hat, was teilweise auf Freude und Hoffnung stößt, aber auch auf Misstrauen und Feinseligkeit. Soweit gibt sich Dragon Age: Inquisition größte Mühe den Spieler mit einer „Rette die Welt“-Geschichte wie aus dem Original bei Laune zu halten, wobei der tatsächliche Handlungsverlauf über das Spiel gesehen nur ganz in Ordnung ist. Die angesammelte Geschichte der Spielwelt, der Charaktere und des Szenarios ist bei weitem interessanter als die Hauptgeschichte, was aber natürlich auch motivierend dazu beiträgt, dass man die Welt von Dragon Age immer gerne weiter erforschen und erkunden möchte. Dabei kehrt dankenswerterweise wieder die Rassenauswahl für den Spieler zurück, da man nicht nur wie im Vorgänger nur einen Menschen spielen kann, sondern auch wieder Elf und Zwerg, sowie Qunari. Eine persönliche Hintergrundgeschichte wie in Origins fehlt - die Ereignisse um die eigene Hauptfigur sind immer gleich, nur Dialoge innerhalb des Spiels ändern sich. Trotzdem schlägt sich Inquisition gar nicht schlecht darin, den Spieler in seine Welt zu ziehen und einem das Gefühl zu geben, dass die Charaktergestaltung zu Anfang nicht nur eine kosmetische Entscheidung ist. Die Welt von Dragon Age ist wieder reich an Persönlichkeit und Atmosphäre, so wie es in einem guten Rollenspiel auch sein sollte.
 

Begleitungsqualität

Anders aber als die beiden Vorgänger geht Inquisition deutliche Schritte Richtung Open World RPG - daher der vorherige Vergleich mit Skyrim. Obwohl man es nicht direkt als offene, übergangslose Welt bezeichnen kann, so sind die einzelnen Abschnitte, die man auf der Weltkarte auswählen kann, um ein vielfaches größer als in Dragon Age: Origins oder Dragon Age 2. Und mit „größer“ mein ich auch „frei erkundbar“ und „vollgestopft mit Nebenaufgaben und Schätzen und Sammelbares“. Stellenweise erinnert das Prinzip an einen Ubisoft-Titel wie Assassin’s Creed, bei dem es unzählige Sachen zu tun gibt, aber fast alles mit sehr wenig oder kaum Kontext zum Geschehen oder den Figuren. So gibt es Scherben zum Einsammeln, Sehenswürdigkeiten, Minispiele zum Lösen von Sternenkonstellationen, kleinere Sammelaufgaben oder Botengänge für NPCs und dergleichen, alles mit durchaus motivierenden Belohnungen, aber mit geringer Präsenz oder Bedeutung für den Spieler. Wo in den Vorgängern noch jede kleinere Nebenaufgabe eine eigene Geschichte erzählt hat, setzt hier nun häufig das typische Rollenspiel-Klischée ein: Mir ist egal warum ich die Aufgabe erledige, ich will nur wissen wo ich hin muss und was ich dafür bekomme. Zwar ist verständlich, warum dies so gestaltet wurde, immerhin muss eine große Spielwelt auch mit sinnvollen Aktivitäten gefüllt werden, doch es ist ein wenig schade, dass dafür eine der Stärken von Dragon Age ein wenig in den Hintergrund treten muss. Jedoch verschwindet dies durchaus nicht ganz. Besonders Nebenaufgaben, die für die zahlreichen Gefährten erledigt werden, sind weiterhin mit unterhaltsamen Gesprächen und mit jeder Menge Herzblut präsentiert, so wie man es von BioWare eigentlich auch erwartet. Insgesamt ist die Reihe an Charakteren wieder sehr gut geworden. Die Gefährten, die sich einem während des eigenen Abenteuers anschließen, waren bisher immer das Highlight der Dragon Age-Spiele, selbst Dragon Age 2 konnte hier noch glänzen. Obwohl Origins wohl immer noch die am besten ausgewogene Reihe an Figuren vorzuweisen hatte, kommt Inquisition sehr nahe ran. Gerade zu Anfang wirken Figuren wie Sucherin Cassandra, Templer Cullen oder glanzköpfiger Elfenmagier Solas sehr bieder und langweilig, doch auch sie haben recht interessante Geschichten und Persönlichkeiten zu bieten, wenn man sich auf sie einlässt. Spätere Gefährten wie der Qunari Söldner „Der Eiserne Bulle“ oder Tevinter-Magier Dorian sind dann wahre Glanzpunkte in Bezug auf Storytelling und Charakterentwicklung, aber auch die Vielfalt ist dieses mal sehr gut geworden. Ob die freche Rebellin Sera, der verwirrte Geist Cole oder der raue Graue Wächter Blackwall - Irgendwie haben fast alle etwas für sich. Die Qualität der Hauptgeschichte mal außen vorgelassen: Diese Figuren sind der wahre Hauptgrund, warum man die Welt von Dragon Age retten möchte, einfach um mehr über sie zu erfahren und ihre persönliche Geschichte zu Ende zu bringen. Das war in früheren Dragon Age-Spielen so, das war in Mass Effect so, das ist nun auch in Dragon Age: Inquisition so.
 

Der Krampf mit dem Kampf

Ein weiterer vorbildlicher Aspekt von Inquisition ist die Inquisition selbst. Die kleine Widerstandsgruppe, die sich gegen bereits etablierte Institutionen behaupten muss, um die Probleme der Welt zu lösen, ist eine motivierende Idee, immerhin will man sie weiter wachsen sehen. Nicht zuletzt, weil der Spieler ja mit dieser Aufgabe betraut wird und ihm jede Menge Mittel dafür zur Verfügung gestellt werden, die sich wahrlich wie die Macht eines Inquisitors anfühlen. Zum einen erhält man eine eigene Festung, die man optisch anpassen und beeinflussen kann, dann darf als Ein-Mann/Frau-Gericht über das Schicksal diverser Unholde entscheiden oder im Kriegsrat die nächsten Handlungen planen. Neben Erfahrungspunkte für den rollenspieltypischen Levelaufstieg, erhält man nämlich auch Macht und Einfluss als Belohnungen, was sich wiederum auf seine Möglichkeiten als Inquisitor niederschlägt. Auf der Weltkarte schaltet man mit gesammelter Macht neue Gebiete frei, während Einfluss für Verbesserungen der eigenen Organisation ausgegeben wird - neue Dialogoptionen, mehr Erfahrung durch besiegte Gegner, mehr Tränke im Gepäck, mehr Geld für Agentenaufträge, so etwas eben. Auch lassen sich die drei Berater auf diverse Missionen aussenden, die in Echtzeit erledigt werden. Nicht nur kann man vorher den Bericht lesen, was die Gefährten erwarten wird, auch erhält man nach der abgelaufenen Zeit einen Report, zusammen mit der Belohnung. Das alles gibt einem wirklich das Gefühl die Fäden in der Hand zu haben und nicht nur ein Abenteurer zu sein, der von allen anderen nach A und B geschickt wird. Auch lässt sich in der eigenen Festung das neue Crafting-System nutzen, was überraschend gut geworden ist. Rüstungen und Waffen lassen sich aus gesammelten Material herstellen und mit Upgrades erweitern, was alles auch optisch Einfluss auf den Ausrüstungsgegenstand nimmt. Trotzdem muss man sich bei den zahlreichen Aufgaben natürlich noch selbst die Hände schmutzig machen, wobei das Kampfsystem nun eine Mischung aus dem ersten und den zweiten Teil ist. Standardmäßig bleibt weiterhin das Action-RPG System aus Dragon Age 2 bestehen, man kontrolliert also die eigene Spielfigur direkt, haut Gegner auf die Schnuffel, erschießt sie mit dem Bogen oder setzt sie mit Magie in Brand, je nachdem ob man Krieger, Magier oder Schurke ist. Natürlich lassen sich auch alle anderen Gefährten im Team so direkt steuern, falls es notwendig ist. Darüber hinaus gibt es noch ein Taktikmodus, der einem per Vogelperspektive Übersicht verschaffen will und in dem man pausiert die einzelnen Fähigkeiten direkt auswählen kann. Beides stellt sich aber als suboptimal und wenig taktisch heraus. Zum einen wurden viele unterstützende Fähigkeiten gestrichen, vor allem Heilzauber, sodass Magier hauptsächlich zum Schadenanrichten eingesetzt werden. Krieger können zwar noch Angriffe auf sich ziehen, müssen sich aber selbst mit Schutzfähigkeiten eine Verteidigung aufbauen und können sich nicht mehr auf andere verlassen. Heiltränke sind nun wie in Dark Souls streng limitiert; es gibt nur noch eine vorher festgelegte Anzahl, die sich in Lagern der Inquisition nachfüllen lässt. Das soll wohl vor allem die höheren Schwierigkeitsgrade anspruchsvoll machen, ist in der Praxis aber ziemlich einschränkend, zudem da nun alle Charaktere gefallene Gefährten wiederbeleben können. Vor allem die Menge an Zaubereffekten kann einem teilweise die Übersicht in den Kämpfen nehmen, was besonders dann nervig ist, wenn man eigentlich per Fähigkeit versucht gegnerische Schläge zu kontern und deswegen die Bewegung des Feinds unter dem Feuerwerk auch noch erkennen muss. Nahkampffähigkeiten wollen manchmal nicht den Feind treffen, Figuren schubsen einen in merkwürdiger Physikreaktion aus dem Weg und alles vorkommt so einer großen Prügelei, in der man seine Fähigkeiten blind reinhaut und hofft, dass man mehr Schaden macht und länger durchhält als der Feind. Im gewissen Sinne läuft es auf eine Hack’n Slay-Erfahrung wie in Diablo heraus und weniger auf eine taktisch anspruchsvolles Gefecht. Immerhin ist die künstliche Intelligenz der Gefährten recht solide, sodass die Jungs und Mädels recht gut ohne eigenen Input klar kommen.
 
Visuell bietet Dragon Age: Inquisition tatsächlich einiges. Nicht nur die Charaktermodelle sind gut geworden, sondern auch die Gestaltung der Spielwelt mit all ihren unterschiedlichen Städten und Landschaften. Auch die Sprachausgabe der Figuren ist gelungen, wobei in der deutschen Fassung viele charmante Akzente und Dialekte der Charaktere verloren geht. Besonders schade ist es um den französischen Akzent der Bewohner von Orlai, im direkten Unterschied zu dem britischen Unterton aus Ferelden. Die Animationen sind während den Gesprächen selbst, abgesehen von den Gesichtsausdrücken, allerdings recht steif und wenig bemerkenswert. Allerdings leidet Thedas auch unter vermehrten Käferbefall: Ab und zu werden Dialoge nicht weitergeführt, was einen dazu zwingt bestimmte Zeilen zu überspringen. Auch kam es dreimal dazu, dass die PlayStation 4 neu gestartet oder ein früher Spielstand geladen werden musste, da ein Glitch dazu führte, dass sich das gesamte Spiel nicht wieder aufnehmen ließ. Zum Glück speichert Dragon Age so oft ab, dass man im schlimmsten Fall fünf Minuten Spielzeit verliert. Besonders enttäuschend ist wiederum ist der Koop-Modus, der vorher versprochen wurde. Ganz offensichtlich handelt es sich hier um einen Modus, der im Nachhinein noch an das Spiel getackert wurde, um noch ein wenig Einnahmen aus Mikrotransaktionen zu schlagen. Als separater Modus schlägt man sich hier mit vorher festgelegten Charakteren durch vom Einzelspieler unabhängige Regionen, um ein wenig Geld zu sammeln und das ein oder andere Item. Der Vorgang ist aber so langwierig, dass EA darauf hofft eine virtuelle Währung unter die Spieler zu bringen, die aber dann mit Echtgeld bezahlt werden muss.
 
 
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VOID

Fazit

Pro
+ Große Spielwelt reich an Atmosphäre
+Massig viele Nebenaufgaben
+ Toll geschriebene Gefährten und Nebenfiguren
+ Inquisitor-Aktivitäten: Kriegsrat führen/Urteile fällen/Agenten aussenden
+ Solides, neues Crafting-System
+ Tolle Grafik&Soundtrack (meistens)
Contra
Viele Nebenaufgaben verkommen zum kontextlosen Sammelmarathon -
Kämpfe wenig taktisch und recht unübersichtlich -
Bugs führen zu Unterbrechungen oder Abstürzen -
Enttäuschender Koop-Modus mit Mikrotransaktionen -[/head]
HatWolf
Dragon Age: Inquisition ist besser als Dragon Age 2. Aber das ist jetzt wirklich keine Überraschung, nicht wahr? Der größte Schwachpunkt von Inquisition ist die fehlende Komplexität an diversen, wichtigen Stellen, eben die Kämpfe und die Quests, davon aber abgesehen bietet das Spiel eine ziemlich ordentliche Rollenspiel-Erfahrung. Die Spielwelt ist schön und voller Geheimnisse, die Charaktere sind wieder großartig geschrieben und der ganze Aspekt rund um die Inquisition ist wirklich sehr motivierend gestaltet. Jemand, der wirklich ein großer Fan von Dragon Age: Origins war, wird sich ohne Frage an den Schwächen deutlich stören, immerhin gehörten taktisch-anspruchsvolle Kämpfe und liebevoll inszenierte Nebengeschichten zu den großen Stärken des Spiels, aber im Gegensatz zu Dragon Age II gibt Dragon Age: Inquisition gerade genug Ausgleich, um darüber hinweg zu trösten. Wir haben es hier mit einem guten, unterhaltsamen RPG zu tun, aber nicht mit einem genialen wie es Origins war. Aber was soll’s: Als jemand, der Rollenspiele wirklich liebt, freue ich mich einfach über neues Futter von BioWare. Die Mischung ist verbesserungswürdig, aber trotzdem für jeden RPG-Kenner richtig empfehlenswert.

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