Seitdem auch die Phonoindustrie über einen Internetanschluss verfügt und den Funktionsumfang eines CD-Brenners begriffen hat, behelligt sie uns in Monopolisten-Rhetorik mit geheimnisvollen Statistiken und obszönen Kampagnen: so geistern zum Beispiel auf Initiative des Bundesverband der deutschen Phonoindustrie Flugblätter durch die Redaktionen und Parlamente, in denen prominente Musikliebhaber wie H. Kunze, M. Westernhagen und K. Riemann "entsetzt" über massenhaftes illegales Kopieren im Internet sind und dadurch ihre "Existenz gefährdet" sehen. Oder der Nachwuchsverbraucher lernt bei zielgruppenorientierten Maßnahmen wie den "Phononauten" ("junge Leute erleben die Musikindustrie von innen") den Umgang mit Handel und Produkten.
Endlich hat man sich nun dazu entschlossen, das, was einen so existentiell bedroht, einfach zu kaufen, denn "Musik und Internet passen ideal zusammen", erkennt der Phono-Vorstand. Der ganze Coup war weder gedanklich noch technisch vorbereitet, doch man hatte nach einigen gerichtlichen Niederlagen der "Musikdiebe" Oberwasser und wollte dieses Mal wohl nicht wieder irgendetwas verschlafen. Bei der Gelegenheit kündigte man an, man wolle "die Produkte künftig mit geeigneten Maßnahmen schützen" und forderte en passant eine "umfassende Kontrolle aller Inhalte" (Rights Protection Systm), denn der Einsatz ist nichts Geringeres als "der Untergang der gesamten Musikkultur". Dabei geht es nur um eines: Umsatzeinbußen. Eine Mehrfachverwertungsmaschinerie wie die Plattenbranche sollte allerdings eher ihre eigene strukturellen Proportionen überdenken, als uns mit Horrorszenarien zu belästigen.