Wer hätte das ahnen können? Wir alle haben mit branchenbewegenden Ankündigungen auf der GDC gerechnet, haben uns auf unterschiedlichste Weise ausgemalt in welche Richtung sich der Markt in den nächsten Tagen entwickeln wird. Aber die Richtung aus der die Bombe dann einschlug.. das konnte niemand vorausahnen. Zwei neue Konsolen treten an um die Spielewelt wie wir sie kennen zu verändern und ihre Chancen stehen gar nicht einmal schlecht.
Doch beginnen wir zuerst mit dem aussichtreichsten Kandidaten, welcher auch unsere Zockergewohnheiten unmittelbar verändern könnte.
[u]OnLive[/u]
OnLive ist ein kleines Startup Unternehmen welches nichts Geringers vorhat als das derzeit gängige Modell wie man Spiele spielt und vertreibt in einen großen Mixer zu packen und der Welt ein grundlegend neues Konzept zu präsentieren.
Bis heute ist es üblich Unsummen in die persönliche Hardware zu stecken, um mit der aktuellen Entwicklung der Spiele Schritt halten zu können. Man kauft sich ein real existierendes Medium oder lädt sich neuerdings auch die Spiele (per WiiWare,Live,PSN oder Steam) herunter um sie dann, und das ist der Knackpunkt, lokal zu spielen. Und genau hier setzt OnLive´s Konzept an.
Der innovative Anbieter, der im Verborgenen seit bereits 7 Jahren an der Entwicklung arbeiten soll, nimmt eurer jeweiligen Maschine die Bürde der lokalen Berechnung ab und lässt diese Aufgabe in derzeit 5 gigantischen Serverparks erledigen. Eure Hardware dient im Endeffekt lediglich dazu Controllereingaben zu verarbeiten und sie über das Internet an die Server von OnLive zu übermitteln. Diese berechnen nun das komplette Spiel und senden das Endergebnis per Videostream auf Eure Hardware zurück. Die Auflösung eines Wii soll dabei bereits ab einer 1,5mbs Verbindung und HD in 720p ab einer 5 mbs Leitung möglich sein. Der Lag soll sich, dank neuer Videokompressionstechniken und spezieller Verfahren, in einem nicht wahrnehmbaren Millisekundenbereich befinden.
Doch was bedeutet das Ganze nun und was hat es mit Konsolen zu tun? Nun, nüchtern betrachtet entfernt OnLive soeben die Notwendigkeit sich je wieder neue Hardware anschaffen zu müssen. Die Spiele laufen immer in den maximalen Einstellungen und am Rande des technisch Machbaren. Geplant ist der Service sowohl als reine Applikation für den PC aber eben auch als kleine Mikrokonsole, welche neben der reinen Videodecodierung und der Berechnung eurer Controllerdaten nicht viel zu tun hat. Dies ermöglicht die geringen Abmessungen von der Größe einer Handfläche und den zu erwartenden Preis weit unterhalb dem aller gängigen Konkurrenten.
Etliche namhafte Anbieter wie EA, Ubisoft und Take-Two sind bereits mit im Boot und werden ihre Spiele zum Start anbieten. Eine monatliche Gebühr, vergleichbar zu Xbox Live, ist derzeit angedacht und könnte somit sogar eine komplette Subventionierung der Empfangshardware ermöglichen. Für die Entwickler liegen die Vorteile auf der Hand: Man wandelt das Spiel von einem Produkt in ein Serviceangebot, eliminiert jeglichen Handel und unterbindet im Vorbeigehen das Problem der Piraterie.
Vor allem aber sollte uns eines zu denken geben. Im Prinzip könnte jeder der derzeitigen Platzhirsche bereits mit seiner jeweiligen aktuellen Konsole dieses Konzept für sich vereinnahmen. Man darf gespannt sein.
Zeebo
Der zweite Revolutionär im Bunde verfolgt nur auf dem ersten Blick ein ähnliches Konzept wie OnLive. Gleichsam verzichten beide auf jegliche haptische Medien und bedienen sich voll und ganz der digitalen Distribution. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf.
Denn während OnLive für Gegenden mit einer guten Breitbandinfrastruktur vorgesehen ist, schickt sich Zeebo an Schwellenländer und dritte Welt Nationen zu erobern. Im inneren der kleinen Konsole, des gerade einmal 5 Mann starken Teams, werkeln hoch atuelle Prozessoren des US Chip-Herstellers Qualcomm. Allerdings finden diese sonst eher in Handys ihre Anwendung, dementsprechend stellen sich auch die grafischen Möglichkeiten der Konsole dar. Irgendwo zwischen der ersten und zweiten Generation der Playstation angesiedelt fühlt man sich wie in das Jahr 1998 zurückversetzt.
Der Clou ist nun aber der Vertrieb und der Preis. Dieser liegt mit anfangs 199,- Dollar zwar nicht wirklich in konkurrenzfähigen Regionen, die Spiele jedoch werden nicht nur eklatant "einfacher" aussehen als derzeitige Blockbuster, sie werden auch nur einen Bruchteil des Schadens auf dem privaten Konto anrichten. Der Vertrieb erfolgt alleinig online per Mobilfunkanbindung. Diese ist bereits in die Konsole fest verbaut und ist somit auch in entlegensten Weltregionen verfügbar. Durch den niedrigen Preis und den Auschluss des Handels soll hier wiederum Softwarepiraten das Wasser abgegraben werden. Und auch für dieses neue Konzept ist der Rückhalt seitens der Entwicklercommunity stark: EA, THQ und id-Software sind bereits an Bord.
Relevanz für den Weltmarkt könnte hierbei durch die schlichte Masse entstehen. So sprechen die Entwickler optimistisch von "einer Milliarde potentieller Kunden".