NieR - Review

NieR

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Review
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Wie weit würdet ihr gehen um das Leben eures Kindes zu retten?
 
Willkommen in der Welt von Nier! Um genau zu sein handelt es sich hier um unsere Welt, nur spielen die Ereignisse satte 1300 Jahre in der Zukunft. Natürlich hat dies einen triftigen Grund, denn die Menschheit, oder besser gesagt, das was von ihr übrig ist, liegt im Sterben. Irgendwas hat sich in grauer Vorzeit ereignet und die Welt ins Verderben gestürzt. Die einzigen Informationen aus dieser apokalyptischen Zeit lassen sich nur noch aus mündlichen und schriftlichen Überlieferungen erschließen, wobei vermutlich kaum jemand, bei den vorherrschenden mittelalterlichen Zuständen, viel mit den Berichten aus einer Hochtechnologie-Gesellschaft anfangen kann. Aber ein solches Wissen ist unserem Hauptprotagonisten Nier gar nicht so wichtig, denn ihm geht es vielmehr um das Wohlergehen seiner einzigen Tochter Yonah, die an einer schlimmen Krankheit leidet: Der Runenpest. Ein Krankheitsbild geprägt von schwarzen Runen die sich über den Körper ausbreiten und dem Opfer schmerzen zufügen, bis dieses am Ende stirbt – Eine Heilungsmethode ist unbekannt. Viele Menschen leiden unter dieser Seuche, eine mindestens ebenso große Bedrohung wie die Schatten-ähnlichen Monster die das Land heimsuchen. Da Nier, dessen Ausssehen stark dem eines Berserkers gleicht, seine Tochter über alles liebt, dürfte es nicht verwunderlich sein, dass sein oberstes Ziel das Finden einer Möglichkeit der Heilung für eben diese ist und gleichzeitig ist dieser Beweggrund auch der Startpunkt einer epischen Reise.
 
Mit Freunden ist die Welt gleich ein Stück angenehmer
 
Wo wären wir ohne Freunde? Ohne Gefährten die uns beistehen und uns helfen? Gerade was diesen Punkt betrifft haben sich die Entwickler wirklich ins Zeug gelegt. Denn das Spiel bietet uns genau in dieser Hinsicht einige wirklich geniale Charakterdesigns. Eine helfende Hand bietet uns Grimmoire Weiss, einer der wohl wichtigsten Charaktere im Spiel. Weiss ist nämlich ein magisches Buch, welches mit dem Wissen der Jahrhunderte nur so strotzt, was sich aber auch in seiner Sprache und dem leicht arroganten Tonfall eindeutig wiedererkennen lässt. Im Laufe des Spiels gestattet Weiss dem Spieler die Nutzung der unterschiedlichsten Zauber, welche nahezu unverzichtbar sein werden. Jemand der allerdings nun überhaupt nichts von langen Ansprachen und solch einem Geschwafel, wie Weiss es nur allzu häufig zu Tage bringt, hält ist die leicht bekleidete Kriegerin Kaine, die neben zwei äußerst schlagkräftigen Schwertern auch ein mindest ebenso austeilendes Mundwerk besitzt, mit welchem sie das geschwätzige Buch nicht nur einmal die Meinung geigt. Was das Outfit von Kaine betrifft, so wird man spätestens beim ersten Treffen mit dieser Dame vor die Frage gestellt werden, was die Entwickler beim Programmieren des Spiels genau getrieben haben. Fanservice an sich ist ja nichts verwerfliches und etwas Haut gezeigt zu bekommen ist durchaus schon eher die Regel, selbst in Videospielen, aber was hier gemacht worden ist, ist schon eine Kuriosität an sich. Kaine’s Gewänder würden zumindest in der heutigen Zeit maximal als Nachtgewand für geeignet betrachtet werden, nicht zuletzt dank der ständig sichtbaren Unterwäsche. Wie viel Schutz diese Panzerplatten aus Satin bieten sei einfach mal dahingestellt – und mal ehrlich: Eine solche Frage ist hier bestimmt das Letzte, was den männlichen Spielern durch den Kopf gehen dürfte.
 
Neben etlichen weiteren Nebencharakteren sollte man noch den Knaben Emil erwähnen, der sich ebenso wie Kaine im Laufe des Spieles der Gruppe hinzugesellen wird. Ein wirklich herzensguter Junge, der allerdings unter einem Fluch leidet: Jeden und alles was er anblickt wird versteinert. Gerade solche Vorgeschichten und inneren Zerwühltheiten, welche den meisten Charakteren des Spiels zugrunde liegen, machen die Geschichte um ein vielfaches interessanter. Moral, Freundschaft, Einsamkeit und Leid sind übrigens nur einige der vielen Thematiken mit denen sich das Spiel auseinanderzusetzen versucht.
 
 
Das Schwert gezückt und auf in den Kampf!
 
Im Gegensatz zu vielen anderen Rollenspielen von Square Enix wird bei Nier nicht rundenbasiert gekämpft. Es ist ein waschechtes Action RPG ohne Zeitunterbrechungen. Es gilt seine Waffe zu ziehen und simpler Weise sich einfach nur ins Getümmel zu werfen. Zudem gibt es drei unterschiedliche Arten von Waffen, welche sich in Schwerter der Klassen Einhänder und Zweihänder, sowie in Stangenwaffen untergliedern. All diese unterscheiden sich natürlich in deren Art, Aussehen und Führung. Weiterhin spielt hier aber auch noch eine Gewichtsklasse hinein. Leichte Einhandschwerter sind natürlich zielsicherer zu schwingen und besser geeignet um kleine und schnelle Gegner auszuschalten. Ein schweres Zweihandschwert hingegen verursacht dafür exponentiell mehr Schaden. Des Weiteren habt ihr auch noch die Möglichkeit eure Waffen bei einem Schmied zu verbessern, vorausgesetzt ihr verfügt über die dafür erforderlichen Materialien. Sollten diese nicht vorhanden sein, so gilt es diese zu besorgen. Manche können bei Händlern gekauft werden, andere lassen sich in der freien Natur finden und sollten noch immer einige nicht vorhanden sein, so muss man sich auf Monster konzentrieren und hoffen, dass diese solche Gegenstände mit sich herumtragen.
 
Durch euren Geschwätzigen Begleiter Weiss erhaltet ihr im Verlauf des Spiels zudem insgesamt acht unterschiedliche Zauber, welche durch magische Energie gespeist und aktiviert werden können. Je mehr Energie ihr verwendet, umso stärker werden diese Zauber. So verschießt einer dunkle Speere, während der Zauber Dunkle Mauer eine Barriere erschafft, die euch vor magischen Energien schützt. Zwingend notwendig ist das Zaubern zwar nicht, zumindest mit Ausnahme einiger weniger Bossgegner, aber erleichtern wird der Einsatz dieser, die Arbeit allemal. Zudem muss man sich keine Sorgen um eine Mana-Knappheit machen, da sich die für die Zauber benötigte Energie im Verlauf der Zeit automatisch von selbst regeneriert.
 
Am spektakulärsten, wie könnte man es sich auch anders vorstellen, sind die Bosskämpfe. Riesige Gegner die es mit gut gezielten und zeitlich abgepassten Schlägen auszuschalten gilt. Gerade was das Thema Magie angeht, so schießen diese mit solcher nur um sich, wobei erfahrene Gamer hier gezwungen sind sich an alte Zeiten zurückzuerinnern. An Zeiten, in denen noch Spiele wie R-Type oder Contra den Spieler vor den Bildschirm bannten. Denn hier wurde eine alte Form des Spieldesigns wieder aufgegriffen, die wir heute kaum noch zu Gesicht bekommen: Massen an kleinen roten Kugeln, denen es auszuweichen gilt, werden hier auf den Spieler geschossen. Wird man getroffen verliert man Lebenspunkte, oder im schlimmsten Fall heißt es Game Over. Weiterhin erwähnenswert bleibt noch der Finishing-Move unseres Helden, bei dem die gesamte magische Energie in eine finale Attacke gesteckt wird. Dabei wird eine riesige dunkle Hand erschaffen, welche das Ungetüm in seine Einzelteile zerlegt. Wenn man sich hier allerdings besinnt, so muss man feststellen, dass dies ebenfalls nichts so wirklich Neues ist. Denn erst vor wenigen Monaten konnten wir etwas sehr Ähnliches im Spiel Bayonetta vorfinden, bei dem die Haare der guten Frau Hexe etwas sehr ähnliches vollbracht hatten. Ob neu oder nicht, spektakulär bleibt dies auf jedenfall!
 
 
Was der Grafik fehlt macht der Ton wieder wett!
 
Dies muss man dem Spiel wirklich lassen: Was die Soundausgabe angeht, da hat man wirklich mal etwas tiefer in die Geldbörse gelangt. Neben einem wirklich tollen Soundtrack, der stets situationsbedingt passt und teilweise mit sehr atmosphärischen mystischen Gesängen unterstrichen wird, sorgt insbesondere die Vertonung der Charaktere für viel Flair und vor allem Unterhaltung. Gerade was Rollenspiele aus Fernost angeht, kommt es nicht selten vor, dass es keine wirklichen Antihelden gibt, und wenn ja, dass diese trotzdem irgendwo noch zu sehr in das 'immer Nett und Freundlich'-Klischee fallen. Etwas solches wird man bei Nier eher selten vorfinden. Die Party-Mitglieder haben unglaublichen Charakter und die Dialoge zwischen diesen sind nicht nur unterhaltsam, nein, sie zaubern auch des öfteren ein breites Grinsen ins Gesicht. Während Grimoire Weiss bspw. sehr von sich eingenommen ist und mit einem sehr ansprechenden adligen, englischen Akzent daherredet, so bietet Kaine hingegen einen wesentlich aggressiveren und direkteren Tonfall, welcher nicht selten in den Bereich obszöner Ausschweifungen endet. Dieser hochwertige Unterhaltungsgrad ist aber auch den sehr erfahrenen Synchronsprechern zu verdanken, welche schon bei vielen anderen bekannten Videospiel-Franchises diversen Charakteren ihre Stimme geliehen haben. Aber so hochkarätig, interessant und amüsant diese Gespräche auch sein mögen, so gibt es auch hier Raum für Verbesserungen. Denn leider gibt es zahlreiche Stellen bei denen eine Vertonung fehlt und teilweise sogar von einem Moment auf den anderen der Ton nicht mehr vorhanden ist.
 
Im Gegensatz zum Ohrenschmaus des Spiels, muss man im Punkt Grafik leider erhebliche Abzüge machen. Dies beginnt bei den sehr sterilen Mimiken der Charakter und geht hin bis zu den unterschiedlichen und erkundbaren Landschaften der Welt, welche maximal als trist und kahl empfunden werden können. Man mag nun behaupten, dass dies zu der Thematik einer sterbenden Welt passt, aber lieblos bleibt nun mal lieblos. Dies alles könnte zumindest als Entschuldigung gelten, wenn wir eine riesige Welt vorgefunden hätten, aber auch hier wird man leider enttäuscht. Mit gerade mal sechs etwas größeren Gebieten und den dazwischen liegenden Reisewegen, wird man auch hier nicht allzu viele Szenerien zu Gesicht bekommen. Zum Trost sind die wenigen Städte dafür etwas einfallsreicher gestaltet, wie bspw. die Wüstenstadt Fassade, in der die Maskenmenschen einen recht kuriosen Lebensstil führen. Diese leben nach den absurdesten Regeln, wovon es über 100.000 Stück gibt. Trotz der hier durchaus verwendeten kreativen Schöpferkraft, darf man trotzdem nicht zu viel erwarten.
 
Es gibt gewiss viele Mankos im visuellen Bereich, aber es ist nicht alles so schlecht wie es klingt. Allein schon die Spezialeffekte von Zaubern, bis hin zu den Ereignissen in Bosskämpfen bieten einen etwas hochwertigeren Reiz fürs Auge und allein durch die schnellen und actionlastigen Kämpfe wird über die Mittelklasse-Grafik durchaus hinweggeholfen. Weitere absolut nennenswerte Spielereien sind außerdem der Wechsel der Grafik in einen Schwarz/Weiß Ton, während man sich in einem alten mysteriösen Herrenhaus aufhält. Die Spielansicht verfällt hier von der ursprünglichen Third Person Perspektive in eine Deckenkamera-Ansicht zurück. Dies dürfte insbesondere Fans von Resident Evil ein Begriff sein. Aber damit nicht genug, denn an diversen Stellen verwandelt sich das Spiel in einen Super Mario ähnlichen Side-Scrolling Titel, während man in einer düsteren verlassenen Forschungsanlage aus einer isometrischen Draufsicht alà Diablo seinen Charakter steuert. Soviel sei verraten: Die Entwickler haben es sich zudem nicht nehmen lassen auch noch mindestens eine Zelda Hommage einzubauen!
 
 
Das Drumherum
 
Neben der eigentlichen Geschichte des Spiels, welche von vielen Überraschungen und Storywendungen geprägt ist, manche so extrem, dass ein kurzes Innehalten nicht ausbleibt, gibt es natürlich noch viele andere Dinge zu erledigen. So kann man zahllose Nebenquests annehmen, Fischen gehen und sogar seine Felder bewirtschaften. Auch wenn dies eher nach einem Harvest Moon Titel klingt, so meint man es bei Nier doch relativ ernst damit. Man hat tatsächlich die Möglichkeit unterschiedlichste Pflanzen anzubauen, diese zu bewässern und zu düngen, sowie die Ernte am Ende einzufahren. Die Erträge werden teilweise für einige Quests benötigt, aber können ebenso gewinnbringend beim Händler verkauft werden. Sehr amüsant sind zudem die vielen kleinen Gespräche zwischen Nier und Grimoire Weiss, welche immer in Bezug zu aktuellen Orten und Tätigkeiten, wie bspw. den beteiligten Personen bei einer Queste, stehen.
 
Im Verlauf des Spiels erhält der Spieler übrigens ie Möglichkeit diverse Handlungsalternativen auszuwählen. Je nachdem wie man sich bei diesen Optionen entscheidet, so ändert sich evtl. auch das Ende der Geschichte.
Ein bisschen schade sind aber, so muss man feststellen, die etwas mager ausgefallenen Rollenspiel-Elemente. Zwar steigt der Charakter stetig in seinen Stufen auf, jedoch hat dies lediglich Auswirkungen auf die Effektivität der Angriffe. Eine Vergabe von Attributspunkten oder gar Fähigkeiten bleibt aus. Zwar kann man seine Waffen und Sprüche mit magischen Wörtern modifizieren, welche von besiegten Gegnern fallen gelassen werden, aber allzu innovativ ist auch dieses System nicht. Etwas mehr Spielraum in der Charakterentwicklung wäre zumindest für die Hardcore-Spieler wünschenswert gewesen, insbesondere da auch die Side-Quests nicht allzu originell ausfallen.
 
 
Fazit:
 
Was uns Entwicklerstudio Cavia und Publisher Square Enix hier präsentieren ist ein Rollenspiel oberster Güte. Die packende Story, mit vielen verblüffenden, wenn auch nicht immer logischen, Höhepunkten, wird nur noch von den herausragenden Dialogen und den actionreichen Kämpfen übertroffen. Allerdings muss man auch einige Abstriche akzeptieren. So ist die Grafik alles andere als derzeitiger Stand der Technik und mit einer Länge von rund 25 Spielstunden handelt es sich hier auch leider um eine etwas kürzere Spielerfahrung, was bei Rollenspielen mit niedrigem Widerspielwert nicht sonderlich förderlich ist. Im Großen und Ganzen ist Nier ein solides Action-RPG mit Stärken und Schwächen, welches aber gewiss einen Blick wert ist.
 
 
Positiv:
 
- packende Story
- stimmiger Soundtrack
- herausragende Dialoge
- zahlreiche Anspielungen auf andere Spiele
- multiple Endings
 
 
Negativ:
 
- schwache Grafik
- kurze Durchspielzeit
- relativ kleine Welt
- keine durchgehende Synchronisation
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
Pacifica
Zu Beginn war mir Nier ehrlich gesagt ziemlich suspekt. Aber schon direkt nach dem Einlegen des Spiels zauberte mir die freche Ansage von Kaine ein breites Grinsen ins Gesicht und diese Begeisterung konnte auch nahezu konstant über die gesamte Spieldauer bewahrt bleiben. Zwar gibt es auch gewiss einige Schwachpunkte, aber wer weiß was die Zukunft bringen wird? Vielleicht werden wir ja eine Fortsetzung von Nier erhalten, die wesentlich ausgereifter sein wird und vielleicht sogar ein Kandidat zum Spiel des Jahres? Producer Yosuke Saito äußerte hier zumindest Interesse; aber einzig und allein hängt dies wohl von dem Erfolg des Spiels ab.

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