Killzone 2 - Review

Killzone 2

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Review
PS3
473
 
Killzone 2
 
Wo hört der viel zitierte „Hype“ auf und wo beginnt die eigene, unverfälschte Liebe zum Spiel? Eine Frage, die sich wohl jeder Videospielredakteur stellt, wenn er den Test zu einem seit Jahren heiß erwarteten Spiel wie Killzone 2 schreibt. Nicht ohne Grund, schließlich sind die Ansprüche und Erwartungen der Leser hoch. Wo drückt man aus Sympathie ein Auge mehr zu als bei anderen Spielen, was findet man hier geiler als bei anderen Titeln, obwohl es sich im Grunde um das gleiche Feature handelt? Angesichts der dank Internet unzähligen medialen Möglichkeiten mit regelmäßig anheizenden (Render)Trailern, Screenshots und schwärmenden Vorberichten wird es immer schwerer festzustellen, welche Einschätzung auf der eigenen Meinung beruht und was einem unbewusst ins Hirn getrichtert wurde. In diesem Sinne können wir euch auch nicht vollauf versprechen, dass im folgenden Test keine subjektiven Meinungen und Empfindungen mitschwingen. Eines können wir euch jedoch versichern: Wir schildern euch ungefiltert und unverfälscht unsere Eindrücke, die wir mit diesem Spiel hatten und versuchen, alle vorab stattgefundenen Hype-Geschichten zu ignorieren. Denn dies sind wir euch schuldig: einen offenen und so objektiven Bericht wie möglich. Viel Spaß beim Killzone 2-Test!
 
Den Krieg zum Feind tragen
 
Mit einem markerschütternden Krachen setzt das angeschlagene Landungsschiff am zerbombten und vom Kampflärm erfüllten Ufer von Visari´s Hauptstadt auf. Für einen Moment schießt uns die Frage in den Kopf, warum eine hoch technologisierte, das Weltall bereisende Armee nicht in der Lage ist, ihren Soldaten Sitze mit Sicherheitsgurten auf ihren Landungsschiffen zu montieren? Egal, seis drum. Angeheizt vom hervorragenden Render-Trailer springen wir über das Geländer und stürmen schreiend ins Schlachtengetümmel. Endlich ist es soweit: Endlich kann man die Szenen, die man aus unzähligen Trailern bereits in und auswendig zu kennen scheint, mit eigenen Händen am eigenen Controller am eigenen TV zocken. Doch bevor wir weiter ausholen, zuerst zur Handlung: Killzone 2 spielt rund 2 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils. Der Einmarsch der Helghast auf dem Planeten Vekta im Jahre 2357 konnte dank der heldenhaften Taten von Jan Templar aufgehalten und die rotäugigen Bastarde auf ihren Heimatplaneten Helghan zurückgeschlagen werden. In dem Irrglauben, die feindliche Armee stünde kurz vor dem Ende, rüstet sich die ISA (Interplanetare Strategische Allianz) nun für den finalen Schlag, um in einer alles entscheidenden Invasion Scolar Visari, den Anführer der Helghast, des Amtes zu entheben und vor Gericht zu stellen. In der Haut des Alpha-Squad-Mitglieds Sergeant Tomas „Sev“ Sevchenko seid ihr Teil dieser Mission. Doch die Helghast erstarkten entgegen aller Erwartungen im Schutz ihres Planeten zu neuen Kräften und werden ihren Planeten bis zum letzten Mann erbittert verteidigen.
 
 
In der folgenden, je nach Schwierigkeitsgrad rund sieben bis 8 Stunden dauernden Solo-Kampagne durchstreift ihr auf eurem von Trümmern gepflasterten Weg durch insgesamt 10 Missionen die dunklen Gassen der Helghast-Städte, karge Ödländer, riesige Raumkreuzer und schmuddelige Heghast-Raffinerien. Killzone 2 ist ein klassischer First-Person-Shooter mit Konzentration auf das Wesentliche: Kompromisslose Feuergefechte. Vom furiosen Auftakt bis zum nervenaufreibenden Ende nehmt ihr im Sekundentakt feindliche Stellungen ein und verteidigt diese, bemannt fest montierte MGs und gebt euren Truppen Deckung, beschützt Konvois, öffnet Tore und Zugbrücken oder sprengt wichtige Knoten- und Kommunikationspunkte in die Luft. Der Weg durch die Areale ist dabei durchgehend von verbissenen Feuergefechten geprägt, bei denen ihr unerbittlich um jeden Meter kämpft. Die Dynamik der Kämpfe lässt sich am ehesten mit Spielen wie Epics indiziertem Xbox360-Shooter vergleichen. Die Helghast verschanzen sich hinter jeder Deckung und müssen mit viel Geduld und taktisch geschickten Zügen nach und nach ausgeräuchert werden. Wer im Gegenzug nicht selbst ausreichend Gebrauch von der Deckung macht, wird nicht lange überleben. Hier kommt Guerillas neue Deckungs-Funktion ins Spiel, die euch ohne Perspektiven-Wechsel aus der First-Person-Ansicht auf Knopfdruck in Deckung gehen und daraus hervor schießen lässt. Bereits im Vorfeld sorgte dieses Feature für Furore, wechseln Shooter mit Deckungsfunktion doch meist in die 3rd-Person-Ansicht. Doch nach ausgiebigen Spielen können wir bestätigen, dass das Schießen aus der Deckung nach kurzer Eingewöhnungszeit einfach von der Hand geht.
 
Gegner mit Köpfchen
 
Bereits nach den ersten Schüssen auf die Helghast fällt das im Vergleich zu Shootern wie Call of Duty oder Resistance 2 träge Zielsystem auf. Anfangs ist es schwer, den umherlaufenden und Haken schlagenden Helghast zu folgen und gezielte Treffer zu landen, sodass ihr garantiert einige Magazine ohne nennenswerten Erfolg in die Wände hauen werdet. Nach einer Weile kommt man damit jedoch super klar, und mit fortschreitender Spieldauer nimmt die Erfolgsquote für gezielte Kopfschüsse exponentiell zu. Allerdings ist ein schneller Aufbau der entsprechenden Skills auch bitter nötig, denn die famose künstliche Intelligenz der Helghast lässt kaum Platz für Fehler. Die schwarzen Teufel gehen sofort in Deckung, schießen gezielt daraus hervor oder flankieren eure Position. Die übliche Taktik, sich auf einen gewissen Punkt einzuschießen und einfach zu warten bis der behelmte Kopf hervorragt, funktioniert hier nur bedingt. Selten strecken die Helghast ihren Kopf zweimal an der gleichen Stelle heraus, und wartet ihr dennoch auf den richtigen Moment, kommt mit Sicherheit von einer anderen Stelle zusätzlicher Beschuss. Stürmt ihr die Stellungen, ziehen sich die Helghast geschickt zurück und suchen neue Deckung, halten euch auf Distanz oder zücken ihr Messer und gehen ebenfalls auf Konfrontationskurs.
 
 
Dabei läuft kein Kampf wie der vorherige ab, was besonders dann auffällt, wenn eine bestimmte Situation mehrmals wiederholt werden muss. Mehr als einmal drängte sich uns deshalb bei den Spiel-Sessions das typische Halo-Gefühl auf, das ebenfalls durch seine überragende künstliche Intelligenz überzeugen konnte. Hinzu kommt, dass die Helghast bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad verdammt widerstandsfähig ausfallen und gezielte Kopftreffer nahezu Pflicht sind. Die geniale Rückmeldung des Treffersystems lässt dabei Arme, Beine oder Oberkörper unter euren Salven zucken und selten fällt ein Helghast zweimal auf die gleiche Weise zu Boden. Als sei die hervorragende KI der Gegner nicht schon genug, müsst ihr euch auch noch mit einer Vielzahl verschiedener Gegnertypen herumschlagen. Neben den Standard-Soldaten machen euch auch Scharfschützen, Gegner mit Raketenwerfern oder mit Messern und Sturmgewehr ausgerüstete Nahkämpfer das Leben schwer. Highlights sind dabei die als Zwischengegner fungierenden schwer gepanzerten Soldaten, die ausgerüstet mit einem übermächtigen MG und einer undurchdringlichen Panzerung nur am Rücken verwundbar sind oder die Roboter-Drohnen, die sich blitzschnell über eure Köpfe hinweg bewegen und euch gnadenlos mit MG-Feuer eindecken. Die Gegnervielfalt gepaart mit der genialen künstlichen Intelligenz macht die Kämpfe unglaublich herausfordernd und interessant. Der ein oder andere Endgegner-Kampf lockert das Spielgeschehen zusätzlich auf.
 
Glücklicherweise seid ihr einen Großteil der Missionen in Gruppen unterwegs und könnt euch auf die ebenfalls mit einer guten KI ausgestatteten ISA-Kameraden verlassen. Sie suchen selbständig Deckung, geben Feuerschutz und halten euch das ein oder andere Mal den Rücken frei. Team-Mitglieder eures Alpha-Squads gehen zwar nach einigen Treffern zu Boden, können jedoch jederzeit mit einem Elektroschock problemlos wiederbelebt werden. Seid ihr die meiste Zeit für die Unterstützung der Kameraden dankbar, gibt es aber auch Momente, in denen ihr ihnen liebend gern den Hals umdrehen möchtet. Sie bringen sich stellenweise unüberlegt in Gefahr, und da es ohne ihre Hilfe wesentlich schwerer ist den Gegner-Massen Herr zu werden, müsst ihr das gleiche tun, um sie wiederzubeleben. Killzone 2 hat einen recht hohen Grund-Schwierigkeitsgrad. Laut Spielstatistik sind wir in 11 Stunden Spielzeit bereits 89 mal gestorben, und das noch nicht einmal auf der schwierigsten Stufe. Die Selbstheilungskräfte eures virtuellen Konterfeis und die jederzeit fair gesetzten automatischen Speicherpunkte reduzieren den Frustfaktor jedoch auf ein Minimum.
 
Zwei Arme, zwei Waffen: logisch, oder?
 
Das erste Killzone fiel besonders durch sein außergewöhnliches und markantes Waffendesign auf, und auch Killzone 2 überzeugt hier auf ganzer Linie. Egal ob das klassische Sturmgewehr der ISA-Truppen, das mittlerweile zu einem Sinnbild für die Killzone-Reihe geworden ist oder das Pendant der Helghast-Truppen, das ST 52: alle Waffen gefallen durch einen hohen Detailgrad, ein realistisches Design und vermitteln ein Gefühl für ihr Eigengewicht. Beispielsweise ist man mit einem schweren MG wesentlich langsamer unterwegs als mit einem leichten Sturmgewehr. Auch der Umfang des Arsenals lässt keine Wünsche offen. Pistolen, dicke MGs, Raketenwerfer, Schrotflinten oder Scharfschützengewehre offenbaren genügend Möglichkeiten, die Helghast auf verschiedenste Arten in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Hinzu kommen noch das ein oder andere fest installiert Geschütz mit besonders starker Durchschlagskraft und Handgranaten. Im wenigen Fällen dürft ihr sogar selbst am Steuer eines Panzers oder eines Kampfroboters platz nehmen. Bereichert wird das Kriegs-Werkzeug durch den neuen Flammenwerfer, der die Grafikmuskeln der PS3 so richtig spielen lässt oder das martialische Bolzenschussgewehr, das unvorsichtige Gegner effektreich an Wände nagelt. Die richtige Waffenwahl kann den Weg durch die Level erheblich erleichtern und ist umso wichtiger, da ihr nur zwei Waffen gleichzeitig tragen könnt. Diese Einschränkung ist im Grunde nichts Schlechtes und wurde auch von Titeln wie Halo verwendet, eine kleiner Wehrmutstropfen ist jedoch die Tatsache, dass nur Haupt- gegen Haupt- und Sekundär- gegen Sekundärwaffen getauscht werden können. Was im Klartext bedeutet, dass man sich beispielsweise nicht mit einem Sturm- und einem Snipergewehr gleichzeitig ausstatten kann. Leider gibt es mit der Pistole der ISA-Truppen und dem Helghast-Pendant nur zwei Sekundärwaffen, die aufgrund ihrer schwachen Wirkung auch nur im Notfall eingesetzt werden sollten. Umherstehende Waffenständer und die Waffen gefallener Gegner geben einem aber jederzeit die Möglichkeit, die Ausrüstung den Gegebenheiten anzupassen. Leider verfügen die Ballermänner über keine Sekundär-Funktion. Lediglich die Schrotflinte bietet eine optionale Taschenlampe und das Snipergewehr einen Zweifach-Zoom. Das Waffenarsenal ist ausgewogen, lediglich die im späteren Spielverlauf auftauchende Strahlenkanone ist zu übermächtig geraten. Die blitze schleudernde Waffe brutzelt Helghast und Drohnen binnen Sekunden und verfügt im Grunde über unendlich Munition, das sie ihre Energie aus der Umwelt bezieht. Diese Höllenmaschine allerdings nur in wenigen Missionen zur Verfügung, weshalb dieser Umstand nicht weiter ins Gewicht fällt.
 
 
Konkurrenzlos gute Steuerung?
 
Call of Duty- und Resistance-verwöhnte Shooter-Fans werden sich aufgrund der trägeren und schwerfälligeren Steuerung von Killzone 2 zu Beginn etwas umgewöhnen müssen. Laut Entwickler soll dies das Gefühl verstärken, tatsächlich in einer schweren Rüstung zu stecken. Besonders wird dies bei Sprüngen deutlich: sind diese in anderen Shootern durchaus geeignet um gegnerischem Feuer auszuweichen, sind sie in Killzone 2 so schwerfällig, das man sie wirklich nur zum überwinden von Hindernissen nutzen wird. Bunny-Hops oder ähnliches werden deshalb im Multiplayer eher selten vorkommen. Die Laufbewegungen sind langsamer, und auch das Zielsystem kommt nicht ganz an die nahezu unschlagbare Präzision eines Call of Duty heran. Erhöhte Beschleunigungswerte auf der X- oder Y-Achse helfen hier auch nur bedingt weiter, da sich das Fadenkreuz bei Bewegung beschleunigt und mit erhöhter Sensitivität unpräziser wird. Als Folge dessen wird man auch den Kimme- und Korn-Modus der Waffen nicht so häufig einsetzen wie z.B. bei CoD. Das Schießen "aus der Hüfte" ist in den meisten Fällen von größerem Erfolg gekrönt. Trotz dieses etwas anderen Ansatzes ist die Steuerung hervorragend und gibt keinerlei Anlass zur Kritik. Nach einer halben Stunde hat man sich an die neuen Reaktionszeiten gewöhnt und steuert zielsicher durch die Missionen.
 
Dank mehrerer voreingestellter Controller-Belegungen lässt sich die Steuerung den eigenen Wünschen anpassen. Standardmäßig wird das Zielen via Kimme und Korn ungewöhnlicherweise durch das Klicken des rechten Analogsticks ausgelöst. Zum Glück kann man diese Funktion aber auch auf den L1-Button legen, wie man es derzeit von fast allen gängigen Shootern gewohnt ist. Mit der R2-Taste werft ihr Granaten, durch klicken des linken Analogsticks sprintet ihr und durch einen Druck auf das Steuerkreuz wird der nächste Zielpunkt angezeigt. Auch die Sixaxis- und Rumble-Funktion des Dualshock 3 wurden gekonnt eingesetzt. Räder werden durch das Kippen des Sixaxis gedreht oder Bomben scharf gemacht, und jeder Schuss, jede Granate oder vorbeifahrender Panzer lassen den Controller erzittern. Beim Snipergewehr lässt sich via Bewegungserkennung das Fadenkreuz stabilisieren, der Analogstick ist hier jedoch eindeutig die besser Wahl. Ebenso wenig Anlass zur Kritik gibt die Steuerung der in einigen Missionen vorkommenden Fahrzeuge, die problemlos auf eure Eingabebefehle reagieren.
 
Wenn die Grenze zwischen Realität und Videospiel verschwimmt
 
Es ist unglaublich schwer in Worte zu fassen, welches grafische Feuerwerk Killzone 2 abbrennt. Der Render-Trailer aus dem Jahr 2005 versprach einen Menge, und auch wenn das Endresultat nicht hundertprozentig an das gesteckte Ziel herankommt, sieht Killzone 2 einfach fantastisch aus und braucht sich selbst vor Referenzen wie Epics kürzlich erschienenen Fortsetzung ihres Xbox360-Shooters nicht zu verstecken. Das Urteil, welches der beiden Spiele besser aussieht, überlassen wir allerdings euch. Die Texturen sind detailliert, abwechslungsreich und knackscharf, und das komplette Spiel versprüht durch den Einsatz bestimmter Filter einen Realismus, wie es ihn bis dato auf Konsole noch nicht zu sehen gab. Geniale Rauch- und Partikeleffekte unterstreichen die Sprengkraft jeder Granate, und ein Teil der Umgebung geht unter eurem Beschuss zu Bruch. Zwar ist bei weitem nicht die komplette Architektur zerstörbar, Säulen zerbröckeln jedoch realistisch in ihre Einzelteile und geben den darunter liegende Stahl frei. Über Böden und Himmel zieht vom Wind aufgepeitschter Staub, Blitze erhellen die Nacht, tauchen die Umgebung in diffuses Licht und offenbaren ein geniales Schattenspiel. Die Rüstungen, Animationen und Gesichter der eigenen Mitstreiter wirken absolut lebensecht, und auch die Gesichtsanimationen brauchen sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Die Treffer-Rückmeldung beschossener Helghast hat Referenz-Charakter, denn egal wo ihr sie trefft, hat dies immer Auswirkungen auf deren Bewegungsabläufe. Anstürmende Helghast stolpern, werden von Granaten zu Boden gerissen oder sinken langsam in die Knie. In Verbindung mit ihrer künstlichen Intelligenz einfach nur phänomenal.
 
 
Killzone 2 beginnt bereits mit einem Feuerwerk und vermag es dennoch, sich bis zum Showdown immer weiter zu steigern. Selbst die bisherige Referenz Call of Duty kann mit dem, was hier auf dem Bildschirm geboten wird, nicht mithalten. Die Level sind durchweg stimmig, realistisch und versprühen einen unglaublichen Charme. Level-Architekturen anderer Titel sieht man stellenweise förmlich an, wie sie am Rechner von Programmieren designt wurden. Killzone 2 wirkt hingegen wie aus einem Guss, was durch die quasi nicht vorhandenen Grafik-Fehler noch verstärkt wird. Einige der Missionen besitzen sogar einen gewissen Kult-Charakter, was sie wieder und wieder spielenswert macht. Die Action wird immer wieder durch coole Zwischensequenzen in Spielgrafik unterbrochen, welche die Story vorantreiben. Diese "Scripts" geschehen meist nahtlos, dennoch gibt es Momente, an denen das Spiel erst fortsetzt, wenn ihr euch an einen ganz bestimmten Punkt bewegt habt. Zwar hilft hier der einblendbare Missions-Pfeil bei der Orientierung, die Offensichtlichkeit der "Scripts" reißt einen jedoch manchmal aus der Atmosphäre. Auch gibt es Situationen, in denen unendlich viele Helghast nachkommen, bis ein gewisser Punkt oder Person zerstört wurde.
 
Eine Oscar-verdächtige Handlung mit überraschenden Wendungen solltet ihr nicht erwarten, dennoch erfüllt die Story im gleichen Maße wie beispielsweise die Story des ersten Xbox360-Shooter von Epic ihren Zweck und hält die Missionen zusammen. Das Killzone-Universum ist dabei sehr überzeugend gelungen, auch wenn man recht wenig über die feindliche Kultur erfährt und die Story kein befriedigendes Ende bietet. Die Helghast mit ihren roten Augen, Nazi-Ähnlichen Symbolen, Bauwerken und Gesellschaftsstrukturen sind glaubhafte Gegner, die man nur zu gerne auslöschen möchte. Dennoch fühlt man sich zu Beginn als Eindringling, was im Gegensatz zu bisherigen Geschichten, in denen man immer der Verteidiger ist, ein durchaus befremdliches Gefühl ist. Alle Charaktere wie eure Alpha-Squad-Mitglieder oder der aus dem Vorgänger bekannte Jan Templar versprühen ihren eigenen Charme. Man spielt und identifiziert sich gerne mit Sergeant Sevchenko, der zwar nicht den Kultcharakter eines Master Chief oder Marcus Fenix erreicht, jedoch wesentlich mehr zu bieten hat als beispielsweise Nathan Hale aus Resistance 2. Der ein oder andere hervorragend inszenierte emotionale Moment baut zusätzlich eine Bindung zur Welt von Killzone 2 auf.
 
Auch bei der Soundkulisse setzt Killzone 2 Maßstäbe. Die kräftigen Waffengeräusche suchen ihresgleichen, Granaten explodieren an jeder Ecke und Helghast und ISA-Truppen brüllen wild durcheinander. Die geniale 7.1-Abmischung macht das Wohnzimmer zum Kriegsschauplatz, zieht einen tief ins Kampfgeschehen und lässt einen stets hören, von wo man beschossen wird. Die deutsche Synchro ist recht ordentlich, hat aber wie so viele anderer Titel auch mit einer fehlerhaften Lippensynchronität zu kämpfen. Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte sich für diese Variante entscheiden. Der orchestrale Soundtrack verleiht dem Titel zusätzlich ein pompöses Flair.
 
 
Multiplayer
 
Aufgrund der frühen Testversion sind natürlich alle Killzone 2-Server noch leer und wir durften uns nur mit den Bot-Gegnern des Offline-Multiplayers beschäftigen, dennoch können wir euch bereits mit harten Facts rund um den Multiplayer versorgen. Auf 8 Karten könnt ihr euch mit bis zu 32 Spielern in insgesamt 5 Spielmodi austoben. Bei der Suchmission müssen Gegenstände erobert und zu einem gewissen Punkte gebracht werden, die Zerstörungsmission hingegen erfordert die Zerstörung eines bestimmten Zieles. Die Einnahmen und Verteidigung vorgegebener Bereiche ist das Ziel von Eroberungsmissionen, während Eliminierungsmissionen das Pendant zum klassichen Deathmatch darstellt. Bei der Überfallmission wird schließlich ein Mitspieler eines Teams zum Ziel erklärt, das vom gegnerischen Team ausgeschaltet werden muss. Der Clou an der ganzen Sache: ihr könnt Spielrunden zusammenstellen, in denen alle oder nur einige dieser Missionen hintereinander gespielt werden. Das Team mit den meisten Punkte gewinnt am Ende. Die Maps sind alle thematisch an Gebiete aus der Solokampagne angelehnt, wurden jedoch eigens für den Multiplayer designt. Da es sich überwiegend um sehr weitläufige Gebiete handelt, muss man wesentlich längere Laufwege in Kauf nehmen als beispielsweise bei Call of Duty 4. Dafür überzeugen die Maps mit einem genialen Mix aus verwinkelten Gassen, stationären Geschützen, offenen Plätzen die geradezu nach Massenschlachten schreien und fiesen Sniper-Positionen. Immer gibt es mehrere Wege zum Ziel, sodass Teamplay und Rückendeckung groß geschrieben werden müssen. Durch gute Leistungen lassen sich sieben Charakterklassen mit unterschiedlichen Eigenschaften freischalten: Gewehrschütze, Kundschafter, Taktiker, Sanitäter, Saboteur, Ingenieur und Sturmsoldat. Setzt man als Taktiker neue Spawnpunkte, stellen Ingenieure Geschütztürme auf oder maskieren sich Saboteure als Mitglied des anderen Teams, um unbemerkt hinter feindliche Linien vorzudringen. Jeder der Klassen verfügt über andere Ausrüstungsgegenstände, und nur eine ausgewogene Mischung wird dem Team zu Sieg verhelfen. Dabei ist es egal, ob ihr auf Seiten der ISA oder der Helghast kämpft, die Klassen sind in ihren Fähigkeiten identisch. Wer den Rang eines Hauptgefreiten erreicht hat, kann darüber hinaus auch Vier-Mann-Trupps bilden, um als eingespieltes Team zusammenzuarbeiten. Dadurch erhält man im Kampf spezifische Informationen über die Truppen-Mitglieder und kann via Headset miteinander Kommunizieren, ohne das Gegner diesen Funkverkehr abhören. Ein umfangreiches Rang-System sorgt zusätzlich für Motivation. Als sei dies nicht genug, kann man seine Daten auf Killzone.com hochladen, Statistiken einbinden und eine Community bilden. Wer über keinen Online-Anschluss verfügt, kann immerhin offline gegen bis zu 15 Bots antreten. Diese verfügen über eine ausgesprochen hohe Intelligenz, die in verschiedenen Schwierigkeitsgraden regelbar ist. Auch wenn wir unsere Erfahrungen mit dem Multiplayer bisher nur anhand der Bot-Matches machen konnten lehnen wir uns mal etwas aus dem Fenster und prophezeien, dass Killzone 2 das meistgespielte Multiplayer-Spiel auf der PS3 werden wird. Garantiert!
 
Warum die Jungs von Guerilla hingegen keinen Koop-Modus integriert haben, bleibt ein Rätsel. Der Spielablauf ist dazu ideal geeignet, da ihr sowieso 90 Prozent der Zeit zu zweit unterwegs seid. Immerhin wurde mittlerweile bestätigt, dass ein Splitscreen-Koop per Update nachgereicht wird. Ob dieser auch online spielbar sein wird, ist noch unklar. Ebenso wird Guerilla via Update noch Fahrzeuge für den Multiplayer nachreichen. Wir sind gespannt.
 
Fazit:
 
Um auf unsere Einleitung zurückzukommen: Hat man sich nun durch den jahrelangen Hype beeinflussen lassen? Diese Frage ist ehrlich gesagt schwer zu beantworten. Nicht von der Hand zu weisen ist die Tatsache, dass Killzone 2 allein durch seine atemberaubende Präsentation für Furore sorgt und unglaublich fasziniert. Es deshalb aber nur auf seine optischen Qualitäten zu reduzieren oder gar als Grafik-Blender zu bezeichnen, ist jedoch unfair. Denn Killzone 2 macht vor allen Dingen eines: verdammt viel Spaß. Sony und Guerilla halten ihr Versprechen und liefern einen der besten Shooter dieser Konsolengeneration und einen der Kaufgründe für die PS3 ab. Zweifler mögen nun sagen, dass Killzone 2 dem Genre kaum neue Impulse gibt, doch das will es offensichtlich auch gar nicht. Killzone 2 ist First-Person-Shooter-Action in Reinkultur, ohne störende Rätsel oder experimentelle Features. Ja, die Solo-Kampagne ist mit rund sieben bis acht Stunden Spielzeit recht kurz geraten, ihr werdet jedoch jede Minute davon genießen. Zudem heben in den Levels versteckte Helghast-Zeichen und Aktenkoffer, die motivierende Trophy-Unterstützung und vier verschiedene Schwierigkeitsgrade den Wiederspielwert deutlich an. Die Entwickler kreierten eine glaubhafte, atmosphärische und unglaublich faszinierende Welt: dreckig, düster, brutal. Die Missionen sind packend inszeniert, lassen kaum Verschnaufpausen und stecken in Sachen Bombast und Atmosphäre sogar die Call of Duty-Reihe in die Tasche. Die Steuerung ist hervorragend gelungen, auch wenn sie etwas träger als bei der Konkurrenz ausfällt. Das Deckungs-Feature funktioniert wunderbar und verleiht den Kämpfen gepaart mit der wegweisenden KI der Helghast-Truppen eine extrem unterhaltsame Dynamik, die auch nach dem zehnten Durchgang nicht langweilig wird. Nie verhalten sich die Helghast gleich, immer wieder erfordern sie andere Taktiken. Wer sich wie wir immer wieder gern durch bereits bewältigte Halo-Level gekämpft hat ahnt, wovon wir reden. Das umfangreiche und unnachahmliche Waffenarsenal mit seinen grandiosen Modellen und Nachladeanimationen ist ein Traum für alle mit einer Vorliebe für Projektilwaffen. Besonders das Design des Standard-Sturmgewehrs der ISA-Truppen hat legendären Charakter und ist bereits Sinnbild für das Killzone-Universum. Der neue Flammenwerfer, das Bolzenschussgewehr oder der Elektroschocker bereichern das Arsenal zusätzlich. Der vielversprechende Multiplayer mit seinen abwechslungsreichen Spielmodi und motivierende Klassen- und Rangsystem wird die nächsten Monate garantiert die Online-Ranglisten auf der PS3 anführen und sorgt für monatelange Unterhaltung.
 
Killzone 2 hat aber auch einige kleine Schwächen. So kann das Deckungs-Feature aus unerfindlichen Gründen nicht ausnahmslos an jeder Wand eingesetzt werden, zudem bringen sich eure Mitstreiter oft unbedacht in Gefahr und müssen dann unter Einsatz des eigenen Lebens gerettet werden. Die Waffen verfügen über keine Zweitfunktion, und ihr könnt stets nur zwei Waffen tragen. Das ist im Grunde nichts Schlechtes, da ihr euch aber immer für eine Primär- und eine Sekundärwaffe entscheiden müsst und es lediglich nur zwei Sekundärwaffen im Spiel gibt, kann man sich stellenweise nicht optimal ausrüsten. Im Multiplayer-Bereich schmerzt vor allen Dingen der fehlende Koop-Modus, der jedoch laut Guerilla in einem Update zumindest als Splitscreen-Koop nachgereicht werden soll. Wir beten auf jeden Fall, dass dieser auch online spielbar ist.
 
Dennoch: Wer bisher noch keine PS3 hat, auf Shooter steht und auf das richtige Spiel warten wollte, muss jetzt zuschlagen. Kaufen, das ist ein Befehl, Soldat!
 
Pro:
- bombastische Grafik und Inszenierung mit Referenz-Charakter
- Deckungs-Feature gliedert sich gut in Spielablauf ein und macht Sinn
- sehr gute künstliche Intelligenz
- sehr gute Steuerung
- glaubwürdiges Design
- bombastische Soundkulisse mit ordentlichen deutschen Sprechern
- umfangreiches Waffenarsenal
- abwechslungsreiches Gameplay
- Verwendung von Fahrzeugen
- Multiplayer hat enormes Potential
 
Contra:
- CoD-Verwöhnte werden Anfangs mit dem Aiming ihre Probleme haben
- Story ist zweckmäßig und hat ein unbefriedigendes Ende
- setzt bis auf die Deckungsfunktion kaum neue Akzente im Shooter-Genre
- Waffen verfügen nicht über eine Sekundärfunktion
- recht kurz (Kampagne kann in unter 7 Stunden beendet werden)
- fehlender Koop-Modus
 
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
Sharky81
Das Killzone-Universum hat mich einfach gepackt. Ich liebe den Stil der Rüstungen, der Waffen und der Umgebung, zudem begeistert mich die Grafik immer wieder aufs Neue. Selten wurde ich bei einem Shooter so gut unterhalten, und ich werde noch viele Stunden mit der Kampagne und noch mehr mit dem Multiplayer verbringen.

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