Aus der Traum. Die Zeiten, in denen Viewtiful Joe ein Superstar war, scheinen vorbei. Denn mit "Red Hot Rumble" legt der Haudegen erstmals einen ernüchternd uninspirierten Auftritt hin
Zugegeben, es war schwierig, dieses Review eine akzeptable Länge zu kriegen. Denn der erste Eindruck in Red Hot Rumble ist: Hier passiert nichts, worüber es sich zu schreiben lohnt.
So gut wie alle Charaktere aus dem VJ-Universum wurden für diesen Titel recycled und treten nun unter fadenscheinigen Gründen gegeneinander an. Das heißt de facto, dass sich Joe, Sylvia, Captain Blue und alle anderen Figuren aus den Teilen 1 und 2 kloppen. Das war es auch schon.
Gut, so ganz war es das dann doch nicht. Man muss außerdem Münzen einsammeln, Hebel betätigen und von einem Punkt zum anderen rennen.
Jeder Protagonist beherrscht eine Spezialattacke á la "Besonders wirkungsvoller Schlag" oder "Wirbelsturm auslösen", die auf Knopfdruck ausgeführt werden. Wenn das mal nicht genial ist!
Also prügeln wir uns. In den recht kleinen Stages hüpfen wir von Plattform zu Plattform, um unseren Gegner zu bearbeiten. Dummerweise hat der den selben Plan, und so prallen zwei oder mehr Superhelden oder Roboter aufeinander. Was kurzweilig Spaß macht, nagt allerdings schon nach zu kurzer Zeit an den Nerven des Spielers. Nicht nur, dass sich Aufgaben ständig wiederholen. Der Schwierigkeitsgrad ist stellenweise schon zu fordernd und lange nicht so ausgewogen wie im ersten Teil der Serie, sodass relativ schnell Frust aufkommen dürfte. Neulinge im VJ-Universum sind anfangs gnadenlos überfordert, regelmäßige Besucher ärgern sich über die zahlreichen Parallelen und wiederverwerteten Gegner.
Glücklicherweise gibt es hier und da auch mal einen Lichtblick. So sind die "VFX-Battles", bei denen Reaktionstests zu bewältigen sind. Die bestehen aus der Herausforderung, den richtigen Knopf zur richtigen Zeit zu drücken. Ab und zu mag das ja lustig sein, aber hier wurde dieses Feature inflationär eingesetzt.
Die besonderen "VFX-Kräfte" sind auch wieder dabei: So kann Joe das aktuelle Geschehen verlangsamen und feindliche Roboter stilvoll in Zeitlupe erledigen - das ist zwar immernoch lustig, aber hat entgegen Teil 1 und 2 deutlich an Faszination verloren. Mit "Mach-Speed" tritt genau das Gegenteil zum eben genannten Feature ein. So kann sich der Spieler blitzschnell bewegen und den Gegner verprügeln, bevor der überhaupt die Chance bekommt, davon überhaupt etwas mitzubekommen. Mit "Zoom" werden die Schläge verstärkt.
Das kannte man allerdings bisher alles schon. Neu sind nur die "VFX-Soundeffekte": Gefährliche Klangfetzen werden dem Gegner entgegengeschleudert. Ist im Endeffekt genau so sinnvoll, wie es sich anhört.
Woraus besteht also nun das Gameplay? Das ist schnell erklärt. Man hüpft durch verschiedene Stages und löst vorgegebene Aufgaben. Ab und zu gibt es dann auch noch einen Endgegnerkampf, der aber erstens aus reinem Buttonmashing besteht und zweitens - was noch viel schlimmer ist - bereits bekannte Bosse wiederverwertet. Die Story will gar nicht überzeugen und tröpfelt belanglos im Hintergrund vor sich hin.
Als Bonus gibt es eine ganze Reihe Minispiele, die qualitativ recht unausgewogen sind. Einige wirklich stumpfe, langweilige Aufgaben wechseln sich mit fordernden und unterhaltsamen Spielen ab, die aber allesamt bei Weitem nicht die alte Genialität erreichen.
Einen Multiplayer gibt es auch, aber der wird mehr als zwei Spielern nahezu unbrauchbar. Davon abgesehen, dass es überall auf dem Bildschirm zuckt, flimmert und blinkt, zoomt die Kamera auch noch recht sinnfrei hin und her. Spaß macht das unstrategische Draufhauen trotzdem - oder gerade deshalb.
Man könnte jetzt sagen, dass Viewtiful Joe noch nie mehr Substanz hatte, aber das wäre zu oberflächlich betrachtet. Die beiden Vorgänger begeisterten immer wieder durch herrlich abgedrehte, ungewöhnliche Ideen im Leveldesign. Red Hot Rumble hingegen bedient sich ausgiebig an den alten Ideen, Settings, Gegnern und Charakteren.
Grafisch hat sich so gut wie nichts getan, was aber ausnahmsweise erfreulich ist. Noch immer weiß die knallbunten Comic-Optik zu gefallen und noch immer wirkt alles wie aus einem Guß, was besonders bei einem derart ungewöhnlichen Stil eine reife Leistung ist. Auch die Effekte sind nett anzusehen und durchwegs flüssig. Grafische Highlights hingegen fehlen, würden aber vom ohnehin schon chaotischen Gameplay nur ablenken.
Rockige Musik und Soundeffekte bewegen sich auf hohem Niveau - in den wenigen Zwischensequenzen wurden sämtliche Charaktere wieder herrlich überzogen synchronisiert.