Paper Mario 2: Die Legende vom Äonentor - Review

Paper Mario 2: Die Legende vom Äonentor

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NGC
20
[u]Gesamteindruck „Zuckersüß mit bitterem Abgang“:[/u]
 
Paper Mario ist ein wie ein BonBon Papier der Videospielwelt. Flach, knallbunt und mit einem lohnenswerten, süßen Inhalt der im Gegensatz zu vielen billig BonBons über Stunden und Stunden Spaß macht! Denn ganz recht, die Optik mag kindlich sein und die Story eines RPGs nicht würdig, aber das Spiel rund um den italienischen Klempner entfaltet eine grandiose Atmosphäre und fesselt dank tollen Leveln und einem superben Kampfsystem ans Gamepad. Die dargebotene Spielwelt wirkt, spielt und fühlt sich an wie aus einem Guss und dank pfiffigem Spielprinzip und teilweise netten Humor bleibt es für den Spieler interessant. Die Durststrecken und eine gewisse Eintönigkeit lassen das Spiel allerdings nicht zu einem Superhit aufsteigen und machen das ganze vor alle zum Ende hin arg zäh. Wer jedoch Lust hat in eine andere Welt einzutauen und sich damit abfinden kann das man die absolute Super Mario Dröhnung bekommt, der macht mit diesem Spielchen, das zeigt wie ein RPG auch aussehen kann, alles richtig.
 
[u]Story:[/u]
 
Mario und Luigi haben nach dem Erfolg im letzten Abenteuer nichts besseres zu tun als zuhause rumzuhängen und zu faulenzen. Das ändert sich jedoch schlagartig als Mario eine Postwurfsendung von Peach erhält. Die blonde Prinzessin ist nämlich in den Ort Rohlingen gereist wo ihr dank ihres reinen Herzens eine Schatzkarte in die Hände fiel. Doch wie man das schwache Geschlecht so kennt braucht sie die Hilfe eines starken Mannes und genau deswegen hält Mario nun den erwähnten Brief in den Händen. Ohne zu zögern macht er sich auf nach Rohlingen und muss dort erschreckenderweise feststellen das die Prinzessin bereits verschwunden ist. Mario braucht also die Hilfe der Einwohner und schon beginnt die abenteuerliche Suche nach den Sternjuwelen – denn das eine verschwundene Prinzessin nicht alles ist was es zu retten gilt ist eigentlich klar, oder?
Die Hintergrundgeschichte von Paper Mario macht viel Freude und denjenigen die sich auch an etwas simpleren Geschichten erfreuen können wird sie das ein ums andere mal ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Man sollte eben kein typisches Rollenspiel Prozedere erwarten, das ganze ist weniger ernst und tragisch, auch nicht so facettenreich, tiefgehend oder spannend. Nein, es plätschert mehr oder weniger vor sich hin, hat komische und ausgefallene Höhepunkte und kommt trotz netter Inszenierung aber nicht darüber hinaus eine etwas simplere Geschichte darzubieten. Mario Hasser sollten sich ohnehin vor dem Titel hüten, wer aber nichts gegen eine märchenhafte Story im Nintendo Universum hat, der kann ruhigen Gewissens zugreifen.
 
[u]Grafik:[/u]
 
Ein bisschen South Park, ein bisschen Celda und eine Prise Viewtiful Joe, so könnte man die Optik von Marios zweitem RPG Abenteuer „relativ“ treffend umschreiben. So kann es vorkommen das Leute nur am TV Bildschirm vorbeigehen und die grafische Präsentation für nicht sonderlich oppulent halten. Und wahrlich, die Legende vom Äonentor kann auf den ersten Blick nicht so beeindrucken wie ein Ninja Gaiden oder Rogue Leader, der faszinierte Spieler hingegen wird hineingesogen in eine detaillierte Fantasiewelt die so aus einem Guss ist das viele Bombast Grafikspiele nur neidisch rüberschauen können.
Und das macht die Optik so toll, von der ersten Minute an entfesselt Intelligent Systems eine traumhafte Grafik die vor Atmosphäre nur so strotzt. Es gibt viele stimmungsfördernde Details, witzige Effektspielereien und die einfache Tatsache das dieses Spiel nicht aussieht wie jedes andere, Nein, es sticht aus dem Einheitsbrei heraus wie ein bunter Hund. Und das ist eine recht treffende Umschreibung, denn Paper Mario ist sogar noch knallbunter als besagter farbiger Vierbeiner. Der Fernseher verzaubert euch mit kräftig leuchtenden Farben, quietschbunten Hintergründen und Charakteren so farbenfroh, dass ihr euch vorkommt als würdet ihr einen Comic lesen. Und ja, man kann die Grafik aufgrund diesen Faktoren schon als sehr kindgerecht beschreiben. Ein kindlich kann man aber nicht gelten lassen, wer Videospiele spielt sollte auch noch genug Fantasie haben sich in eine andere Welt saugen zu lassen.
Betrachtet man allerdings rein objektiv alle Fakten ohne die Atmosphäre zu berücksichtigen so kann man Nintendos Rollenspiel in fast allen Belangen kritisieren. Da wären zum Beispiel die Animationen die spärlicher nicht hätten sein können. Auf der Karte und in den Dungeons haben die Charaktere eine wirklich schmale Bandbreite an verschiedenen Bewegungsabläufen und man sieht den Klempner und seine Kollegen in vielleicht maximal 10 verschiedenen Positionen. Auch die Kämpfe sind nicht gerade von abwechslungsreichen Animationen geprägt, Mario schwingt den Hammer stets gleich, die Feinde greifen immer nach dem gleichen Bewegungsprinzip an und teilweise wirkt es sogar leicht abgehackt (wenn Mario getroffen wird). Das seltsame ist, das Nintendo es verstanden hat das ganze dennoch nicht so karg und fad wirken zu lassen wie es eigentlich ist. Die Animationen langweilen euch eigentlich nie, zwar gibts nicht viel neues zu bestaunen solange ihr keine neuen Manöver erlernt, öde ist das ganze dennoch nicht. Einzig die Feinde müssen sich Kritik gefallen lassen, denn Rollenspieltypisch kämpft ihr oft gegen nur leicht abgewandelte Figuren oder habt es direkt mit mehreren, absolut gleich aussehenden Widersachern zu tun. Was Mario in diesem Belang aber definitiv rettet sind einige witzige Posen und Gestiken die die Atmosphäre des Nintendo Universums perfekt einfangen (Bowser etc.). Auch gibt es immer wieder Abschnitte bei denen sich mal eben 100 Spielfiguren gleichzeitig auf dem Bildschirm tummeln und den Spieler mit ihrem wilden Gewusel fast schon blenden... beeindruckend.
Texturtechnisch schwächelt die Legende vom Äonentor leider etwas. Zwar sind alle Level sehr sehr abwechslungsreich gestaltet, innerhalb einer Thematik bekommt aber aber nur selten Vielfalt geboten. Das heisst das der tolle Ersteindruck mancher Abschnitte nach einer guten Stunde so langsam aber sicher verfliegt und dem Spieler dann schon eher auffällt das diese Wand sehr karg wirkt, der Bodenabschnitt quasi nur aus einer Farbe besteht und es teilweise etwas unauffällig anmutet. Das ganze ähnelt eben den typischen Cel Shading Spielen die zwar meist nicht schlecht aussehen, aber doch eine gewisse Detailstufe vermissen lassen. So macht auch das Wasser bei Paper Mario nicht den besten Eindruck und wird sicher niemanden vom Hocker hauen...
Wo wir grad bei Wasser sind, bleiben wir doch mal bei der restlichen Effektkulisse. Paper Mario bietet diesbezüglich sicherlich nicht massig Gesprächsstoff und es gibt keine bombastischen Explosionen, herumfliegende Partikel oder ausgefeilte Lichteffekte, das was das Spiel aber auszeichnet ist der Charme mit dem das präsentiert wird was da ist. Solange man sich in Dungeons und Städten aufhält sucht man Effekte meist mit der Lupe, keine atemberaubende Lichtkulisse die einen umschmeichelt und auch keine pompös inszenierten Gegner die auf euch zurasen. Nein, Simpel wirkt das ganze, aber durchaus verspielt. So fliegen verschiedene Blumen durch die Luft wenn ihr durch den dichten Bewuchs stapft oder Schnee segelt direkt an der Kamera vorbei. Die Transparenzeffekte können sich größtenteils auch wirklich sehen lassen, Intelligent Systems schafft es tatsächlich mit der Tiefe zu spielen obwohl selbige faktisch gar nicht vorhanden ist. Das liegt an der interessanten Perspektive, die Kamera begleitet euch nämlich stets von der Seite und ähnelt so schon fast einem Sidescroller (aber nur bedingt!).
Paper Mario hat neben all der objektiven Kritik aber irgendwas magisches an sich. Das konsequente Papier Prinzip wird in vielen Abschnitten genial in Szene gesetzt und macht einfach Freude, ebenso wie viele Animationen die die witzige und spaßige Atmosphäre des Spiels perfekt unterstreichen. So sind Geheimgänge meist hinter Wänden versteckt die man einfach wegpustet, Mario kann sich auf die Seite drehen und ist plötzlich flach wie eine Flunder oder rollt sich zusammen um durch die Gegend zu kugeln. Dadurch wächst die Atmosphäre und zieht euch trotz recht simpler Gestaltung richtig tief in das Spiel hinein. Die grafische Wertung für das Rollenspiel ist folglich nicht ganz einfach, immerhin findet man rein technisch keine wirkliche beeindruckenden Argumente, Leute die das Spiel hingegen gespielt haben werden schnell auch seinen optischen Reiz ausmachen und es dafür wahrscheinlich sogar lieben. Es ist doch immer wieder faszinierend wie simpel die Technik sein darf, wenn die atmosphärische Dichte, der Stil und die generelle Stimmung einfach zusammenpassen und alles wirkt wie aus einem Guss.
 
[u]Sound:[/u]
 
Die Optik ist geprägt von bunten Farben, niedlich gezeichneten Figuren, fantasievollen Welten die zwar ab und an düster aussehen aber immer einen niedlichen Charme behalten... könnte man die Akustik doch auch so treffend beschreiben. Leider geht das aber nur bedingt denn alles klingt zwar niedlich, wie soll man das dem Leser jedoch beschreiben? Nun, ihr solltet euch eine relativ simpel gestrickte Hintergrundmusik vorstellen. Diese passt zu absolut jedem Zeitpunkt genau zum Spiel und bestärkt die Atmosphäre mit Leibeskräften. Nintendo hat also für jeden Ort eine dazu passende und leicht thematisch angehauchte Soundkulisse gewählt. Das ganze klingt aber auf Dauer zu einfach, bietet keine wirkliche Tiefe und wirkt zwar stimmig, bringt euch aber nicht dazu in entscheidenden Momenten aufzuschrecken oder das Pad fester zu umklammern. Vielleicht mangelt es der Musik ganz einfach an Höhepunkten. Die Melodien selber sind sehr eingängig und machen meist Spaß, gegen Ende eines jeden Dungeons könnte man darauf aber genauso gut verzichten – es wird einfach langweilig. Auf der anderen Seite gibt es viele Musikstücke die man bereits aus vergangenen Nintendotagen wiedererkennt und einem fast schon von ganz alleine gefallen. So ist man vor allem zu Beginn eines neuen Schauplatzes begeistert, da es aber zu oberflächlich und repetetiv bleibt (vor allem in den Kämpfen) verliert es mit zunehmender Spielzeit an Qualität!
Kommen wir nun zur Sprachausgabe... Tja, viel zu sagen gibt es hier leider nicht. Nintendo hat es wieder mal (und das muss man mittlerweile wirklich sagen!) versäumt den Figuren das Sprechen beizubringen. Bis auf ein paar „Aha“, „No No“ oder „Ai“ Laute bekommt ihr im kompletten Spiel nichts zu hören. Sehr schade, selbst Mario 64 DS hat mehr Sprachsamples zu bieten. Stattdessen gibt es Comic Sprechblasen. Insgesamt hat dem Spiel dieses unzeitgemäße Defizit kaum Atmosphärepunkte geraubt, es ist nur unheimlich schade das nicht mal eure lustigen Freunde sich unterhalten oder der Magier laut „Auffuuuuuss“ brüllt. Ein paar lustige und qualifizierte Sprecher hätten die Atmosphäre sicher noch höher gepusht. Die Dolby Surround Abmischung kann sich hingegen hören lassen. Von einem Nintendo Titel erwartet man gar keine konsequente Umsetzung und auch direktionale Effekte vermisst der Spieler, dennoch kann man hören ob die Dinge gerade hinter oder neben euch von statten gehen.
Der Rest der Soundkulisse besteht aus zig Effekten von denen der geübte Zocker auch viele wiedererkennt da er sie breits in anderen Mario Abenteuern gehört hat. Hinzu kommen zum Level passende Geräusche wie verschiedene Untergründe, quietschende Türen oder sich drehende Zahnräder. Rückblickend gibt es jedoch nicht viel was auffällt, in Dungeons und Städten gibt es nichts was einer besonderen Erwähnung bedarf und auch die Kämpfe kommen nicht gerade spektakulär daher. Alles weiß zu gefallen, geht aber nicht darüber hinaus. So machen die Spezialattacken zwar einiges her, bleiben dennoch auf einer recht niedrigen Ebene wenn man Paper Mario mit der Konkurrenz der heutigen Generation vergleicht. Alles klingt solide und so wie man sich das vorstellt, ausserdem stimmt der atmosphärische Gehalt. Warum das trotz eventuell nicht so hoher Qualität der Fall ist kann man schwer beschreiben, wer das Spiel zuhause hat wird wissen was gemeint ist und künftige Spieler sollten sich einfach darauf freuen das der Sound exzellent mit der Grafik harmoniert und das Spielgeschehen so untermalt wie es das verdient hat – und das ohne besonders aus der Masse herauszustechen.
 
[u]Ladezeiten:[/u]
 
Es gibt nicht viele Spiele bei denen das speichern so schnell von der Hand geht. Binnen einer Sekunde ist der Spielstand gesichert und es kann weiter gehen. Und selbst wenn es im gesamten Spiel auch sonst keinen Ladescreen gibt fällt auf das Nintendo diesen einfach mit einem schwarzen Screen überbrückt hat. Der hält sich an keiner einzigen Stelle länger als 2 Sekunden (meist wesentlich kürzer), fällt aber auf. Das ganze passiert nur beim größeren Raum- oder Etagenwechsel und stört den Spielverlauf überhaupt nicht. Daumen hoch also!
 
[u]Extras:[/u]
 
Mit viel Mühe kann man im Spiel ein paar Minispiele freizocken, die jedoch nicht so spaßig sind wie man anfangs glaubt (oder wie es die Sucherei rechtfertigen würde). Aber wirkliches Bonusmaterial gibt es leider nicht.
 
[u]Suchtfaktor & Spielgefühl:[/u]
 
McDonalds ist laut Werbeslogan das etwas andere Restaurant, Paper Mario hingegen ist das etwas andere Rollenspiel. Das ist zwar kein Werbeslogan, aber es trifft doch haargenau die Essenz des Spiels, denn wer bis dato ein festes Bild von einem RPG hatte muss umdenken. Bei der Legende vom Äonentor gibt es keine tragische Geschichte, man hat weder ein rundenbasiertes noch ein actionlastiges Kampfsystem und alles funktioniert zwar irgendwie ähnlich, doch aber anders.
Und das ist gar nicht mal negativ, denn Mario weiß durch die Neuerungen und Abänderungen durchaus zu gefallen, bringen doch gerade diese Details frischen Wind ins Genre und sorgen für ein neuartiges Spielerlebnis. Sicher, es gab auf dem N64 schon einen Vorgänger, dennoch ist es vor allem das Kampfsystem was so eigentlich kein zweites mal zu finden ist. Wirklich innovativ ist der Titel zwar dennoch nicht, dafür läuft alles irgendwie zu konventionell ab, dennoch staunt man nicht schlecht wenn man plötzlich statt seinen Angriff einfach auszuwählen, wilde Geschicklichkeitseinlagen meistern muss damit die Feinde Saures bekommen. Und das obwohl alles ganz harmlos anfängt. Kaum findet sich Mario in der Stadt Rohlingen wieder muss er auf Leute zu gehen und den Bewohnern so viele Infos wie möglich aus den Rippen leiern. Dabei trifft er ziemlich schnell auf seinen ersten Partner der ihn fortan bis zur Endsequenz begleiten wird. In der Stadt findet er ausserdem ein Hotel, einige Geschäfte und natürlich die ersten Aufgaben die es zu meistern gilt. Dabei kann der Spieler in einem gewissen Rahmen nach Lust und Laune vorgehen, wie sich aber recht schnell zeigt bleibt Paper Mario leider sehr linear, so linear das man sich manchmal sogar etwas eingeengt fühlt. Habt ihr die ersten Ziele ausgemacht gehts gleich auf in die Katakomben der Stadt. Hier läuft jede Menge Feindvolk herum das nur darauf wartet euch anzugreifen. Padakrobaten weichen den fiesen Attacken geschickt aus und haben so die Möglichkeit viele Feinde zu umgehen. Das klappt nicht immer und da die Monsterbrunt auch Erstangriffe landen kann – wenn ihr z.b. glaubt den Gegner passiert zu haben und er euch von hinten in die Parade fährt – sollte man stets auf der Hut sein. Kampfeswütige Genossen holen hingegen selber zum Erstschlag aus und springen auf die Gegner oder ziehen ihnen einen mit dem Hammer über. Egal wie das ganze jetzt passiert ist, Sekunden später findet ihr euch im Kampfbildschirm wieder.
Der sieht aus wie ein Theater wobei ihr und der Feind euch auf der Bühne gegenüber steht und das Publikum unten sitzt und euch anfeuert. Und jetzt gehts los: Wie in rundenbasierenden Rollenspielen wählt ihr aus einem kreisförmigen sehr übersichtlich gestalteten Menü aus ob ihr Angreifen, Fliehen oder euch Verteidigen wollt. Entscheidet ihr euch zum Angriff zu blasen müsst ihr nun lediglich noch die Art der Attacke auszuwählen und euch zurückzulehnen. Zurücklehnen? Nein, falsch gedacht, denn spätestens jetzt gucken Veterenen der rundenbasierenden Kämpfe in die Röhre! Nintendo hat nämlich für jeden Angriff eine Art Geschicklichkeitseinlage eingebaut die sehr sehr stark darüber entscheidet wie heftig und erfolgreich ihr im Kampf agieren könnt. Die normale Hammerattacke nötigt euch dazu den Analogstick so lange nach links zu drücken bis ein Knopf aufleuchtet, während diffizilere Schläge genaueres Timing erfordern. Auch schnelle Tastenkombinationen, wildes Buttongesmashe oder exaktes hantieren mit dem Analogstick stehen auf der Tagesordnung. Glücklichweise steht am unteren Bildschirmrand immer was ihr tun müsst. Wie gesagt, das ganze ähnelt kleinen Geschicklichkeiteinlagen und erfordert ein gutes Timing. Lasst ihr beim Hammerangriff zu früh los raubt es dem Gegner nur einen Gesundheitspunkt, zieht ihr die Attacke anständig durch verliert er ganze 4. So fordern die Kämpfe eure volle Konzentration und aktive Mitarbeit. Das weiß auf ganzer Linie zu begeistern, macht unglaublich viel Spaß und ist dank verschiedenen Protagonisten recht facettenreich. Denn jeder Angriff funktioniert nach einem anderen Muster und schnelles umdenken gehört einfach dazu. Das Kampfsystem ist damit aber noch lange nicht ausgeschöpft, immerhin gibt es neben der Gesundheitsanzeige auch noch die Blütenanzeige. Diese ersetzt quasi eine „Magie“ Anzeige und die meisten Angriffe benötigen eine gewisse Menge davon. Sternenenergie gibt es ebenfalls, selbige wird aus den Sternjuwelen gewonnen und ermöglicht es Mario teils verheerende Attacken loszulassen, ausserdem ist es die einzige Möglichkeit sich und seine Teammitglieder zu heilen. Auch hier verlangt man von euch gut getimte Knopfdrück Einlagen die den Erfolg ausmachen. Habt ihr euren Zug erledigt ist euer Teampartner dran. Es befindet sich leider immer nur ein Gefährte mit auf dem Schlachtfeld, bei Bedarf lässt sich dieser aber jederzeit auswechseln. Sobald der Gegner angegriffen hat ist der erste Zug beendet und das Spielchen beginnt von vorn. Details gibt es dennoch einige, so spielt das Theaterpublikum eine weit größere Rolle als man bisher vielleicht denken mag, denn je nach Qualität des Kampfes jubeln euch die Fans zu. Das füllt die kostbare Sternenenergie wieder auf. Gewiefte Spieler bekommen die Möglichkeit das ohnehin schon vom Timing geprägte Spiel noch weiter auszureizen da jede Figur nach jeder Attacke noch kurz „posen“ kann. Zu diesem Zwecke drückt man einfach den A Knopf, wann man das jedoch bei welcher Attacke tun muss bleibt solange ein Geheimnis bis man es selber herausgefunden hat. Das ganze bringt mehr Stimmung beim Publikum, also mehr Sternenenergie. Schwarze Schafe im Publikum werfen Gegenstände auf die Bühne sofern ihr sie nicht schnell genung ausschaltet und Effekte wie Nebel oder umfallende Kulissendekoration machen das ganze nur spaßiger und facettenreicher. Die Kämpfe selber verlaufen hingegen sehr standardmäßig, man kann sich heilen, wird vergiftet, landet im betäubten Zustand keine sauberen Treffer und nutzt viele Gegenstände um sich einen Vorteil zu verschaffen. Anders als bei normalen Rollenspielen kann man gegnerische Angriffe, wieder mit gutem Timing, in ihrer Stärke mindern. Übrigens, stirbt Mario, unabhängig davon wieviel Energie euer Partner noch hat, ist das Spiel zu Ende und ihr beginnt beim letzten Speicherpunkt. Nach jedem Kampf gibt es statt Erfahrungspunkten sogenannte Sternenpunkte die das ganze eigentlich exakt ersetzt und euch einen Level aufsteigen lassen. Hier habt ihr aber just die Wahl zwischen mehr Blüten-, Gesundheits- oder Ordenpunkten – euer Teamkamerad kann seine Werte nicht verbessern...
Doch was sind eigentlich diese Ordenpunkte?! Im Spiel sehr wichtig ist ihr Sinn und Zweck schnell erklärt, im ganzen Spiel sind Orden verteilt die Mario an- und ablegen kann. Dabei ermöglichen diese neue Attacken, bessere Heilung, mehr Grundenergie oder verbessern eure Werte auf irgend eine andere Art und Weise. Intelligent Systems hat das gut ins Spiel integriert, das Ordensystem ersetzt so die fehlende Upgrade Möglichkeit von Waffen und Rüstung. Genau so im Spiel verteilt wie die Ordenpunkte sind auch die Insignien und Sternensplitter. Letztere tauscht man gegen Orden ein, wobei die Insignien was besonders sind. Mit ihnen kann man den Partner aufwerten und ihm so auch zu einer neuen Attacke verhelfen. Die Partner sind ohnehin sehr wichtig für das Spiel. Im Laufe der Geschichte nimmt Mario immer neue Freunde mit auf Reisen und muss sich deren Fähigkeiten nicht nur im Kampf zu nutze machen, sondern auch beim durchforsten von Dungeons und erkunden von Städten. So gelangt ihr an Hintergrundinformationen, wehende Winde legen Geheimnisse frei oder zündete Argumente bringen Löcher in poröse Wände. Das Teamspiel macht wirklich Sinn und Spaß. Die Dungeons sind dementsprechend mit Rätseln ausgestattet und an vielen Stellen muss man seine Freunde zur Hilfe bitten. So öffnen sich neue Wege oder Abgründe werden überwunden. Das Spiel zeigt zwar meist genau mit dem Finger auf die Lösung des Problems, ein wenig Grips und vor allem sehr aufmerksame Augen braucht man dennoch um problemlos alle Kopfnüsse zu bewältigen. Die Rätselkost ist insgesamt ganz nett, viel mehr leider nicht. Anstrengen braucht man sich nicht, es macht aber Spaß den richtigen Weg zu finden und viele Passagen sind einfach sehr witzig. Auch ausserhalb von Tempeln und Höhlen gibt es zahlreiche Sidequests die eure Auffassungsgabe und den Einsatz eurer Teamkollegen fordern. So sucht ihr nach den Sternensplittern, geheimen Orden und natürlich nach den Mitgliedskarten für die Spielhalle...
Paper Mario bietet dem Spieler also an die Welt frei zu begehen, die Zielorte sind dennoch immer klar vorgegeben und es wirkt trotz großer Freiheit stellenweise irgendwie zu linear. Das mag aber auch an den Laufwegen liegen von denen man viel zu viel zurücklegen muss. So gibt es im Spiel wirklich zu viele Durststrecken. Die Zugfahrt ist furchtbar furchtbar langweilig und auch die Suche nach einer gewissen weißen Bombe mit beeindruckendem Bart gestaltet sich als langatmig und unnötig. Paper Mario wird so schwachsinnigerweise arg in die Länge gezoge und der Spieler findet sich plötzlich in der faden Rolle des „Bring A nach B“ Boten wieder. So bekommt das Game einen simplen Touch der die Atmosphäre doch ein gutes Stück schmälert da es einfach keinen Spaß macht bestimmte Dinge erst dann zu finden wenn man das richtige Script ausgelöst hat. Ein weiteres gutes Beispiel dafür ist die Arena. Sobald ihr dort angekommen seid wisst ihr was ich meine. Das ist einfach ein gutes Exempel dafür wie man ein vor Atmosphäre strotzendes Spiel einengen kann und ihm teilweise den Spielspaß raubt...
Ärgerlich ist auch das es diese Längen gar nicht gebraucht hätte. Gegen Ende des Spiels hat man zwischen 30 und 40 Stunden auf dem Zeitkonto was für ein Rollenspiel, vor allem für ein Rollenspiel jener Art, wirklich sehr sehr gelungen ist. Die Motivation lässt nur auf den Durststrecken nach, ansonsten treibt einen das gute Gameplay an es bis zum Ende durchzuspielen. Mit dazu bei trägt die meist fabulöse Atmosphäre. Das Nintendo Universum wurde perfekt eingefangen und wird mit sehr viel Stil gekonnt in Szene gesetzt. Das Spiel wirkt wie aus einem Guss und punktet mit viel Spielwitz und frischen Ideen. Humor kommt übrigens auch nicht zu kurz. Erwartet bitte keine Brüller a la Conkers Bad Fur Day, aber für ein Schmunzeln ist Paper Mario immer gut, die Dialoge sind ab und an auch schön ironisch.
Auch was Details wie Steuerung und Kamera angeht kann Intelligent Systems punkten, alles funktioniert exakt und ist eingängig. In den Kämpfen braucht es ausserdem euer Geschick am Gamepad, so das man hier nichts zu mäkeln findet. Die Kamera könnte auch besser nicht sein, immerhin ist fix am Bildrand postiert so dass das ganze aussieht wie ein Sidescroller. Sie geht also mit euch mit sobald ihr euch bewegt und ändert nur selten ihre Position, meist nur dann wenns was Geheimes zu entdecken gibt. Das bestärkt den Papier Effekte enorm der wie schon ein paar mal erwähnt nicht übertrieben, und genau deshalb einfach genial ins Spiel eingebaut wurde. Wände die sich aufklappen, Brücken die sich im Daumekino Stil entfalten oder Mario der sich in einen Papierflieger verwandelt. Letzteres ist eine der vielen Fähigkeiten die Mario im Laufe des Spiels erlernt und ausserhalb der Kämpfe, also z.b. in Dungeons anwenden muss um weiter zu kommen. Spielerisch top steigert es auch die ohnehin schon sehr geniale Atmosphäre.
Was den Schwierigkeitsgrad angeht so kann man wie bei jedem Rollenspiel sagen: Wer viel kämpft hat später keine Probleme. Schön und gut, nur hat man sehr oft keine Lust zu kämpfen. Sicher, es macht Spaß und hat innovative Elemente, nur verkommen diese in den Standardkämpfen recht schnell und werden langweilig. Gegen Ende ertappt man sich schon dabei krampfhaft den Kämpfen auszuweichen nur damit man nicht wieder die gleichen Aktionen vom Stapel lässt. Ganz anders sind da die genialen Bossfights bei denen man neben einem Quentchen Glück auch noch eine richtige Strategie und gute Taktik braucht. KI technisch gibts übrigens nichts weiter zu sagen, die Gegner greifen euch an, mehr nicht.
Abschließend kann man sagen das Paper Mario ein mehr als gelugenes Spiel ist und eine wahre Bereicherung für die Rollenspielwelt ist, aber trotz viel Charme und tollem Gameplay einigen Raum für Verbesserungen bietet. So langweilen die an sich genialen Kämpfe am Ende doch, dank vieler Durststrecken wird das Spiel unnötig gestreckt und wirkt simpel. Rückblickend war es dennoch ein herrliches Spielerlebnis das kein Cube Spieler der sich damit abfinden kann missen sollte.
 
[u]Multiplayer:[/u]
 
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