In diesem Jahr feiert Kingdom Hearts seinen 15. Geburtstag. Seitdem wurden zahlreiche Teile über noch mehr Plattformen veröffentlicht. Immer mehr Charaktere und immer komplexere Handlungsstränge lassen auch Fans der Reihe an vielen Stellen mittlerweile verzweifeln. Die Mischung aus Final Fantasy und Disney Charakteren/Welten fasziniert aber nicht umsonst viele Spieler. Bevor vermutlich im nächsten Jahr mit Kingdom Hearts III das finale Kapitel der Xehanort Saga für PlayStation 4 und Xbox One erscheint, schickte Square Enix nun die dritte Collection für PS4 an den Start. Ab März wird dann erstmals die komplette Reihe auf einer Plattform vertreten sein.
Kingdom Hearts HD 2.8: Final Chapter Prologue bietet erneut zwei Spiele und einen Film, daher wird das Review im Folgenden in drei Teile gegliedert.
0.2: A fragmentary Passage oder: Die Reise von Aqua durch die Dunkelheit
Director Tetsuya Nomura wollte schon lange die Geschichte von Schlüsselschwertmeisterin Aqua weiterspinnen. Mit 0.2: A fragmentary Passage schafft er sowohl das, als auch einen Prolog zum offiziell dritten Teil zu bieten. Aqua ist nach den Ereignissen von Birth by Sleep in das Reich der Dunkelheit versunken. Rund zehn Jahre irrt sie durch die Finsternis, bevor Bewegung in ihren unendlichen Weg kommt.
Wir bekommen dabei erstmals einen Vorgeschmack auf die Technik, die uns mit Kingdom Hearts III erwartet. Das Spiel wurde komplett mit der Unreal Engine 4 entwickelt, das auch Soras neues Abenteuer befeuern wird. Daraus resultiert das bislang schönste Kingdom Hearts Spiel. Viele bekannte Mechaniken sind bereits enthalten, wurden aber verfeinert und erweitert - insgesamt spielt sich das Ganze extrem flüssig. Nach kurzer Eingewöhnungszeit kämpft sich Aqua durch Horden von Herzlosen, die es mit Schlüsselschwert oder Magie zu besiegen gilt. Dabei greift man erneut auf Situationskommandos zurück, die sich in bestimmten Situationen auslösen lassen. Die Kämpfe werden dann besonders schön in Szene gesetzt und Aqua teilt dadurch erheblich mehr Schaden aus.
Hektisch ist das nach wie vor und auch die alten Kameraprobleme sind noch zu bemerken. Hinzu kommen einige Ruckler, die aber mit dem aktuellen Patch zum größten Teil behoben wurden. Der Realismus der Kulissen harmoniert dabei angenehm mit dem leichten Comic-Look, dem man sich treu bleibt. Erstmals in der Reihe kann man seinen Charakter - und damit Aqua - individuell gestalten. Das reicht von Katzenohren, über Flügel, bis hin zu anderen Farben für ihr Outfit. Das alles hat aber nur kosmetische Auswirkungen, neue Funktionen gehen damit nicht einher.
Wer einen ersten Blick darauf werfen will, wie Technik und Gameplay sich in Teil 3 anfühlen, bekommt einen guten Eindruck. Nach knapp drei Stunden ist die Episode schon zu Ende. Die Entwickler bieten aber einige Anreize, um das Abenteuer ein weiteres Mal in Angriff zu nehmen.
Bei Chi Back Cover handelt es sich um die Geschichte der Smartphone Umsetzung. Die Story wurde ebenfalls in der Unreal Engine 4 umgesetzt, sieht also mindestens genauso gut aus, wie die Episode mit Aqua. Nomura möchte damit die letzten verbliebenen Story-Lücken schließen. Square Enix bringt uns dabei die Geschehnisse vor dem Schlüsselschwertkrieg näher, der in dem ein oder anderen Teil schon mal thematisiert wurde. Wir verfolgen die Handlungen der "Foretellers", die einen großen Anteil daran hatten, dass die Welten danach in die Dunkelheit versunken sind. Ihr seht dabei die Schlüsselschwertträger Ira, Invi, Aced, Ava, Gula und Luxu. Wie bei jedem Teil der aktuellen Collection gilt aber: ohne Vorkenntnisse ist man absolut verloren. Für Hardcore-Fans der Reihe bietet Chi Back Cover in rund einer Stunde aber eine gute Ergänzung zur verworrenen Geschichte.
Kommen wir zum letzten und größten Teil der aktuellen Collection. Kingdom Hearts: Dream Drop Distance erschien ursprünglich im Jahr 2012 für den Nintendo 3DS. Für 2.8 wurde das Spiel gehörig angepasst, ohne Dualscreen war das auch nötig. Technisch kann der Ableger, der zeitlich nach Teil 2 ansetzt und wie 0.2 in den dritten Teil überleitet, nicht mit den Unreal Engine 4 Inhalten konkurrieren. Die Grafik wurde ordentlich überarbeitet und in HD ausgegeben. Einen Augenschmauß solltet ihr trotzdem nicht erwarten, wir befinden uns eher auf einer Ebene zu Kingdom Hearts 2 HD. Dafür läuft das Spiel in 60fps und bietet ein durchweg flüssiges Spielerlebnis.
Nachdem Sora und Riku Xemnas in Teil 2 besiegt haben, bereiten sie sich auf den entscheidenden Kampf gegen Xehanort vor. Dazu müssen sie echte Schlüsselschwertmeister werden und begeben sich auf eine Reise, um die schlafenden Welten zu erwecken. Wie von den anderen Teilen gewohnt, bereist man zahlreiche Disney Welten. Tron Legacy und Der Glöckner von Notre Dame sind nur einige Welten, die wieder treu ihrer Vorlagen nachgespielt werden können. Anstatt mit Donald und Goofy oder einem anderen Party-Mitglied unterwegs zu sein, könnt ihr euch jetzt Traumfänger kreieren, die an eurer Seite kämpfen. Mehr als 30 dieser Wesen stehen euch zur Verfügung und unterstützen euch tatkräftig im Kampf. Auf eurer Reise findet ihr zahlreiche Materialien und Rezepte, um die Tiere erschaffen zu können. Genau wie ihr, steigen sie im Level auf und werden stärker. Bis zu zwei Traumfänger gleichzeitig helfen euch, drei könnt ihr insgesamt in die Party aufnehmen. Damit die Traumfänger auch bei Laune bleiben, könnt ihr sie streicheln, mit Süßigkeiten füttern oder Minispiele spielen. Dadurch steigt die Freundschaft zu ihnen. Über ein Link-Brett könnt ihr zudem weitere Funktionen freischalten. Zum Beispiel werdet ihr dann immun gegen Blitz-Angriffe. Link-Angriffe sind eine spezielle Form der Attacken, die sich von Wesen zu Wesen unterscheiden.
Eine Neuerung gegenüber den alten Teilen ist "Freier Fluss". Dadurch könnt ihr noch schneller durch die Welten reisen. Auch im Kampf bringt das gehörig Abwechslung. Es bringt nicht unbedingt mehr Ruhe in die Situationen, dafür könnt ihr noch besser austeilen. Die Mechanik macht Spaß und wird daher auch in Kingdom Hearts III wieder Verwendung finden.
Sora und Riku spielt ihr ungefähr zu gleichen Teilen. Eine Anzeige am untern Bildrand zeigt euch an, wie viel Zeit ihr mit dem jeweiligen Charakter habt. Danach stürzt ihr in den Schlaf und müsst mit dem anderen Protagonisten weiterspielen. Im Kampf sammelt ihr sogenannte Sturzpunkte. Nachdem ihr in den Schlaf gefallen seid, könnt ihr diese Punkte in Boni investieren. Sora oder Riku können dann anschließend mehr austeilen, Items erhalten oder den nächsten Sturz hinauszögern. Ab und zu nervig: Solltet ihr in einem Boss-Kampf in den Schlaf fallen, müsst ihr diesen anschließend nochmal angehen. Bis auf ein paar Aktionen und Manöver steuern sich beide Charaktere ziemlich identisch, eine große Umgewöhnung ist nicht erforderlich.
Dream Drop Distance bringt die Story zum ersten Mal seit 2006 wieder ordentlich voran und ebnet zusammen mit 0.2 den Boden für Kingdom Hearts III.