Devil's Third - Review

Devil's Third

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Review
WIIU
209
Wenn man so darüber nachdenkt, ist Devil’s Third der kleinere, unbekannte Bruder von Duke Nukem Forever. Die Entwicklung begann in 2008 von Tomonobu Itagaki und einigen ehemaligen Team Ninja-Mitarbeitern, doch nach einigen Verschiebungen, dem mehrfachen Wechseln der Game Engine und dem Ende des Publishers THQ in 2013 kann man den Prozess als äußerst schwierig bezeichnen. Nintendo hat nun schlussendlich die Unterstützung für das Projekt aufgenommen, natürlich nun als Wii U-Exklusivspiel. Genauso wie der Duke hat man also eine lange, beschwerrliche Reise hinter sich. Da die Auslese an großen Wii U-Titeln natürlich derzeit ein wenig gering ist, lohnt es sich ja vielleicht ein Blick darauf zu werfen. Kann ein Spiel mit derartig schwieriger Entwicklungsphase allerdings überhaupt überzeugen?
 

Devil's Word

Vermutlich ist der Vergleich mit Duke Nukem Forever gar nicht so unangebracht. Jahre hat man auf die Veröffentlichung gewartet, bis sich herausstellte, dass das Endprodukt technisch unausgereifter Durchschnitt war. Das gleiche Urteil kann man über Devil's Third fällen. Die unterirrdische Grafik mit matschigen Texturen, furchtbaren Charakteranimationen und -modellen sind von der ersten Sekunde des Spielens auffällig und der Wii U durchaus unwürdig, die zwar nicht mit der PS4 mithalten kann, jedoch einige optisch einwandfreie Videospiele geliefert hat. Das Budget für Tomonobu Itagakis neustes Spiel muss aber astronomisch klein gewesen sein, da es ohne Untertreibung wie ein PlayStation 2-Titel in HD aussieht. Im Grunde erinnert es in der Hinsicht sogar an die Katastrophe Sonic Boom, da auch dort nicht nur unterirrdische Grafik zu bemängeln war, sondern auch Performance-Probleme. Und ja, die Bildrate von Devil's Third geht regelmäßig in die Knie, sinkt sogar in den 15-20 FPS Bereich hinein, manchmal sogar deutlich tiefer. Die ersten Eindrücke sind also keine positiven. Darüber hinaus tut sich Devil's Third auch schwer einen einheitlichen Ton zu treffen. Die Story handelt von einer Terrororganisation, die alle Satelliten im Orbit zerstören und somit die Welt in Chaos stürzt. Unser Hauptheld Ivan, ein russischer Glatzkopf mit Ganzkörper-Tattoo und Sonnenbrille, ist ehemaliges Mitglied dieser Terroreinheit und wird deswegen von der amerikanischen Regierung kontaktiert, um seine alten Kameraden aufzuspüren. Allerdings geschieht dies über einen riesigen Flachbildschirm in Ivans Gefängniszelle, wo der Vin Diesel-Verschnitt sitzt und auf seinem Schlagzeug spielt. Super Trashig und albern also? Ja, Nein, Vielleicht. Man kommt nicht umher zu bemerken, dass Devil's Third versucht eine Geschichte wie Metal Gear Solid zu erzählen, gerade die perfekte Mischung aus Kriegsdrama, menschlichen Figuren und grotesken Fantasy-Elementen hat es dem Spiel angetan, wo Hideo Kojima aber in der Lage ist daraus eine unterhaltsame Mischung zu machen, stolpert Itagaki über seine eigenen Füße. Wenn sich das Spiel ernst nimmt, ist die Geschichte um den Weltterrorismus trocken, langweilig und voller abgedroschener Klischees, wenn es versucht albern zu sein, wirkt es unbeholfen und ungeschickt. Bestes Beispiel ist wohl die Hauptfigur selbst, bei der man sich sehr viel Mühe gibt, dass sie besonders cool rüberkommt, so sehr, dass es schon wirkt als hätte sich eine Gruppe 12 Jähriger Kinder ein Frankenstein-Monster aus 80er Action Film-Stereotypen zusammen gebastelt. Ja, ein stoischer muskelbepackter Glatzkopf mit Sonnenbrille und russischem Akzent. Und er ist von einem Ninja-Meister ausgebildet. Und hat Tattoos. Und hat ein Schlagzeug. Und er raucht. Und er hat ein Katana. So cool oder? Leider hat er auch die Persönlichkeit einer geschälten Kartoffel und hat somit weder den Witz noch den Charme eines Snakes, Dukes oder Dantes. Einzig ungewollt witzige Momente erreicht das Spiel, wenn es versucht ernsthaft, ergreifendes Drama zu erzählen, in etwa wenn Ivans düstere Vergangenheit aufgerollt wird. So wird uns mitgeteilt wie er über seine längsten Lebensjahre Teil einer Terror-Organisation war, die unschuldige Menschen tötet, bis er bemerkt, dass seine unschuldige Menschen tötende Terror-Organisation, die unschuldige Menschen tötet, unschuldige Menschen tötet. Und dann schmeißt er natürlich erbost die Waffe hin. Manchmal ist es fraglich wie viel von dem Spiel ernst gemeint ist und welche Anteile selbstironisch mit den Augen klimpern, Tatsache ist aber, dass beide Versuche einfach an der absurd schlechten Präsentation, den hölzernen Dialogen und an dem witzlosen Script leiden. Der Trash-Faktor rettet hier leider absolut gar nichts.
 

Devil's Curd

Spielerisch ist Devil's Third eine Mischung aus einem Ego Shooter und einem Third-Person Hack'n Slash. Flüssig lässt sich von dem Lauf der Waffe zu der Perspektive hinter Ivans Rücken wechseln, um zwischen Knarren und Nahkampfwaffen zu wechseln. Grund dafür ist die Belegung der Knöpfe auf dem Controller, da praktisch beide Kontroll-Schemas übereinander gelegt wurden. Jeder Button ist für irgendwas zuständig. Da hat man sein typisches Zielen und Schießen auf den Schultertasten, Ausweichen, schneller und schwerer Schlag auf den A, B, X, Y-Knöpfen. Das ganze fühlt sich recht sperrig an, ergibt aber irgendwo Sinn, sodass man mit der Zeit durchaus die Belegung erlernen kann. Trotzdem kommt man nicht umher sich zu wünschen, bestimmte sinnlose Funktionen einfach raus zu streichen. Wer etwa eine Nahkampfwaffe trägt, kann mit dieser ebenfalls zielen und diese dann werfen. Wozu? Gute Frage, in der Regel tötet ein geworfenes Katana den Gegner sofort, doch wozu sich diese Mühe machen, wenn man sie einfach mit dem Maschinengewehr in der Tasche sicherer ausschalten kann? Generell neigt die Balance des Spiels stark dazu die Schießeisen zu bevorzugen. Wer mit Katana, Feuerwehraxt oder Vorschlaghammer herumrennt, kann zwar andere Nahangriffe blocken, ist aber gegnerischen Schüssen hilflos ausgeliefert. Da kann man nur hinter einer Deckung Schutz nehmen und genau dort greift man eben selbst doch wieder zu Fernkampfwaffen. Der größte Witz an dem Spiel ist ja, dass man selbst mit Gewehr in der Hand gegnerische Nahkämpfer blocken kann, weswegen man vor gegnerischen Nahkämpfern auch immer geschützt ist. Das macht diesen Typ von Angreifer wesentlich einfacher, als es das Spiel eigentlich erwartet. Hier ein Anschauungsbeispiel: Ivan wird in einen Raum gesperrt, zusammen mit einem Dutzend bewaffneter Ninjas. Das Spiel denkt sich, dass man sich ihnen nun mit dem Katana in der Hand entgegen stellt, da es immer wieder Abschnitte vorstellt, in der es nun sicher ist in den Nahkampf über zu gehen. So ein Gemetzel mit fiesen Ninjas ist recht schwierig und braucht dann auch die volle Konzentration des Spielers. Oder aber man ignoriert das einfach, nimmt die Schrottflinte zur Hand und löst das Problem in 10 bis 15 Sekunden. Denn auch hier gilt die Regel: Gegnerische Feinde können Nahangriffe blocken, aber keine Kugeln. Das macht sie zu wehrlosen Hampelmännchen und den ganzen Hack'n Slay-Anteil eigentlich reichlich sinnlos. Auch ist es nicht so, dass man oft genötigt wird zur Klinge zu greifen, immerhin stehen immer wieder Kisten herum, die die eigene Munition unendlich oft auffüllen. Dabei wären beide Action-Anteile des Spiels gar nicht so schlecht, wenn man die Kollisionsabfrage beim Ausweichen, Zuschlagen und auch beim Treffen der Kugeln ein wenig akkurater machen würde. Auch die künstlische Intelligenz ist quasi nicht vorhanden. Gegner laufen von der Deckung ins Freie, dann zurück zur Deckung, bleiben in der Gegend stehen, rennen sinnlos auf einen zu oder können Ivan durch Wände hindurch sehen. Das kippt die Schwierigkeitskurve übrigens im ganzen Spiel in ein gewisses Chaos, da anstatt immer schwieriger zu werden, Devil's Third zwischen pupseinfachen Abschnitten und fiesen Höhepunkten wirr wechselt. Unausgewogenes Gamedesign ist aber noch das geringste Problem, wenn es zu den Bosskämpfen kommt. Diese sind alle furchtbar. Hauptsächlich liegt das wohl an den cineastischen Finishern, die diese Feinde aus dem Nichts und unblockbar auslösen können. Wenn man Pech hat mehrfach in Folge. Oder gleich sofort tödlich, sodass man von Neuem anfangen muss. Immerhin gibt es kaum Strafen für das Sterben und die Check-Points sind zahlreich gesetzt. Da gibt es keinen Frust, nur undurchdachte Spielmechaniken mit unfreiwilliger Balance-Komik.
 

Devil's Turd

Zumindest kann man aber Devil's Third nicht vorwerfen abwechslungsarm zu sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Action-Spielen des gleichen Schlags wirft einem das Level-Design nicht ausschließlich nur neue Gegnerwellen vor, sondern stellt auch gerne mal Konstellation des Bekannten um, stellt regelmäßig neue Feindtypen vor und bricht das Geschehen mit ständig neuen Umgebungen auf. Von einem Resident Evil-artigen Untergrundlabor bis traditionell japanische Burgen ist alles dabei. Auch versucht man immer wieder neue Spielsegmente einzuführen, wie etwa ein Abschnitt mit stationärem Geschütz, eine Fahrt auf einem schneeverhangenen Hügel mit Jeep oder Kämpfe mit einem Mörser gegen feindliche Panzer. Die Qualität dieser Abschnitte ist fragwürdig, stellenweise furchtbar ungeschickt und hölzern, aber man muss wohl den Versuch anerkennen, dass das Spiel einen nicht langweilen will. Tatsächlich ist ab und zu zu erkennen, dass Devil's Third ein gutes Spiel hätte werden können, manche Ideen in den Mechaniken und auch das Level-Design spricht für das Konzept, lediglich die Umsetzung scheitert jedes Mal an seinen hohen, ambitionierten Zielen gegenüber der technischen unausgereiften Entwicklung. Besonders sieht man dies an dem Multiplayer-Modus, der nicht einfach nur mit dem Standard-Paket daherkommt, sondern vielseitige Ideen mitbringt. Man kann verschiedene, abwechslungsreiche Modi spielen, hat ein gewisses Maß an Charakteranpassung, kann Söldner bleiben oder sich Fraktionen anschließen, selbst eine Hauptbasis errichten. Der Spaß ist davon abhängig, ob man mit dem generellen Spieldesign überhaupt klar kommt. Wer Gefallen an dem recht oberflächlichen Kampfsystem findet und dazu die Steuerung gut übernimmt, der dürfte durchaus einen Blick in den Multiplayer-Modus werfen können, doch wer sich von dem Single Player ganz abschrecken lässt, braucht den Schritt gar nicht erst zu machen. Wer unbedingt auf der Wii U einen Multiplayer Shooter braucht ist mit Splatoon in der Regel besser bedient.
 
 
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VOID

Fazit

Pro
+ Abwechslungsreiche Umgebungen und Level
+ Großer Trash-Faktor
+ Multiplayer mit vielen Ideen
Contra
Sperrige Steuerung -
Grafik der PS2-Ära -
Instabile Framerate -
Doofe Gegner-K.I. -
Unausgewogenes Kampfsystem -
Story zugleich absurd und trotzdem langweilig -
Furchtbare Dialoge -
Wirre Schwierigkeitskurve -
Grässliche Bosskämpfe -
HatWolf
Devil's Third ist etwas ganz Besonderes. Man kann dem ganzen Ding nicht einen gewissen Charme absprechen, einfach weil es durchaus gute Ideen hat und sich Mühe gibt dem Spieler zu gefallen. Wo viele Tripple-A Videospiele versuchen cineastische Meisterwerke und hohe Kunst zu sein, will Devil's Third einfach nur politisch unkorrekt auf Sex, Gewalt and Spaß setzen, ohne zweiten Gedanken an Konsequenzen. Nur die Umsetzung ist grausig. Wirklich, wirklich grausig. Die Grafik ist hässlich, die Framerate fällt in den Keller, die K.I. ist strunzdoof, es steuert sich sperrig und jede Sekunde der Geschichte lässt die Gehirnzellen absterben. Devil's Third ist nach keiner Definition des Buches ein gutes Spiel. Für manche dürfte es wiederum perfekter Trash sein, ein Videospiel, welches man nur ironisch lieben kann. Aber auch da würde ich vorsichtig davon abraten, selbst als jemand, der No More Heroes als gelungenes Trash-Spiel empfindet. Nein, das könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
 
Wer sich aber doch aus Neugier traut, dem rate ich Devil's Third mit Freunden zu spielen. Mit Bier und Chips. Viel Bier. Prost.

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