Heute gehört zwar Nathan Drake zu den prominentesten Schatzjägern in der Welt der Videospiele, vor 2007 hätte allerdings Lara Croft diesen Titel konkurrenzlos inne gehabt. Dank dem Reboot in 2013 konnte sich diese Ikone der späten 90er Jahre aber auch wieder auf modernen Konsolen etablieren, wobei ihr nächstes großes Abenteuer in „Rise of the Tomb Raider“ bereits geplant ist. Was ist aber mit einem kleinen Abenteuer zwischendurch? Wie schon „Lara Croft und der Wächter des Lichts“ zuvor, setzt auch „Lara Croft und der Tempel des Osiris“ auf Action, Geschicklichkeit und kleinere Denkaufgaben mit Schwerpunkt auf Koop-Teamwork. Im Grunde hat sich in Hinblick auf den Vorgänger recht wenig geändert, dafür aber kommt nun die Möglichkeit hinzu mit bis zu vier Spielern die schwierige Reise aufzunehmen. Eine gemeinsame Schatzsuche? Zusammen mit tödlichen Fallen, Monstern und Rätseln? Da dürften nicht wenige begeisterte Spieler sehr hellhörig werden. Schauen wir uns einfach mal an, was Lara Croft in der kleinen Portion zu bieten hat.
Lara und co.
Hier ist ein guter Ratschlag, wenn ihr beschließt alte Grabkammern zu öffnen, um lang vergessene Schätze zu entdecken: Fasst nicht einfach alles gleich an. Nachdem Lara Croft und ihr Schatzjägerrivale Carter Bell im Tempel des Osiris das falsche Artefakt befummeln, lassen sie den bösen ägyptischen Gott Set auf die Welt los. Dieser will sie sogleich natürlich zerstören, weil er halt böse ist. So läuft das nun einmal. Zugleich tauchen aber auch die Götter Horus und Isis auf, die nun die beiden Sterblichen zwingen ihren Fehler wieder gut zu machen, indem man gemeinsam die verschiedenen Bruchstücke des Osiris im Tempel zusammen sucht. Ganz offensichtlich ist die Geschichte alles andere als ein Hauptfokus des Spiels, in der Tat ist die Rahmenhandlung so ärmlich und gehetzt erzählt, dass sie schneller vorbei ist als man die Stirn runzeln könnte. Hier ist der Tempel, Lara Croft ist auch da, Boom, böser Gott, los geht’s. Im Zentrum steht natürlich das Gameplay selbst, vor allem der neue Vier-Spieler Koop-Modus. Wie der Vorgänger ist Lara Croft und der Tempel des Osiris ein Action Shooter aus der isometrischen Perspektive, so eine Art Diablo ohne Rollenspielelemente. Als Ausgleich gibt es hier aber ein festes Leveldesign, samt Hüpfeinlagen über Plattformen und kleineren Rätseln. Außerdem haben die Spieler unterschiedliche Fähigkeiten. So greifen Croft und Bell zu schweren Waffen wie Flammenwerfern, Maschinengewehren oder Raketenwerfern, können aber auch mit Bomben diverse Wände und Objekte sprengen. Horus und Isis wiederum haben göttliche Stäbe, mit denen sich bestimmte altertümliche Mechanismen in Bewegung setzen lassen, aber mit denen man auch ein magischer Schild erzeugen kann, welches andere Spieler als Sprunghilfe für höhere Plattformen nutzen können. Das ständige Teamwork gibt dem ganzen Spiel ein wenig mehr Würze, wobei die ideale Art und Weise zu spielen wohl zu zweit bleibt. Ab vier Personen wird das Geschehen nicht nur furchtbar unübersichtlich, auch die Konsole geht technisch in die Knie, wenn sie zuviel auf einmal darstellen muss, zumindest lokal. Schlimmer noch wird es allerdings im Online-Spiel mit Fremden. Da man sich im Konkurrenzkampf um Schätze befinden, neigen viele Spieler logischerweise in ihrer Gier auch dazu, ihren Mitstreitern durch böse platzierte Bomben und dergleichen eines auszuwischen und sich einen Vorteil zu verschaffen. Teamwork wird nur noch gespielt an Stellen, an denen es absolut notwendig ist und selbst dann zeigen sich einige stur. Aber das ist nicht die einzige Methode einer Gruppe den Spaß zu versauen. Einfach stehen bleiben, sodass sich der Bildschirm auch für die anderen nicht weiter bewegt, reicht aus, um das Abenteuer frustrierend zu machen. Es hilft leider auch nichts, dass es keinen vernünftigen Hostwechsel gibt, sondern man einfach zurück zur Charakterwahl befördert wird. Natürlich kann Square Enix nichts für der Verhalten der Spieler im Online-Bereich, allerdings wäre es bei Vierspieler-Koop vermutlich besser gewesen auch auf ein System zu setzen, dass Teamwork fördert und belohnt. Insofern bleibt es am besten mit einem Kumpel auf der Couch und vor dem Fernseher zu spielen. Falls sich der eigene Mistreiter dann noch egoistisch und destruktiv verhält, kann man ihm einfach real eine auswischen. Das ist gleich viel besser.
Besser nicht allein
Alleine übernimmt Lara Croft einfach diverse Fähigkeiten von Isis und kann fortan selbst alle Rätsel lösen. Das ist aber grundsätzlich weitaus weniger unterhaltsam. Obwohl die Denkaufgaben nun zu zweit oder solo alles andere als schwierig zu knacken sind, macht doch die Prise Kommunikation und Teamwork mit dem Partner viel aus. Das gilt auch für das Rest des Spiels. Die Kämpfe sind recht gut gestaltet, zusammen mit einer Ausweichrolle und Twin Stick Shooter Arcade Feeling kommt eigentlich immer Stimmung auf, wobei die große Waffeauswahl, die man sich mit der Zeit ansammelt, durchaus etwas Abwechslung reinbringt. Auch die sammelbaren Ringe und Amulette, die die eigenen Werte etwas verändern und anpassen, sind natürlich ein bisschen motivierend, wobei die individuelle Charakteranpassung in dem Sinne alles andere als tiefsinnig ist. So erhält man beispielsweise einen größeren Bombenradius oder Schutz vor Feuerschaden. Diese Beute erhält man nicht nur durch das Abschließen von Herausforderungen, sondern auch durch Truhen, die sich mit gesammelten Edelsteinen öffnen lassen. Wobei es kaum empfehlenswert ist die kleinen Truhen zu öffnen, stattdessen spart man eigentlich immer auf die große 1000 Edelstein-Truhe mit der fetten Beute drin. Warum auch nicht? Da man nur zwei Ringe und ein Amulett tragen kann, ist die Variation an Beute relativ eingeschränkt. Zumindest lassen sich beim Spiel auch Verbesserungen für das Gesundheits- und Munitionslimit sammeln oder ebenfalls durch das Abschließen von Herausforderungen freischalten, die in jedem Level präsent sind. Die Kämpfe und Rätsel sind abwechselnd also recht unterhaltsam, lediglich das Rumgehüpfe in den Katakomben ist nervig. Der Grund hierfür ist eigentlich recht offensichtlich: Jump’n Run und Isometrie beißen sich. Grundsätzlich ist es schwierig die Tiefe und Entfernung einzuschätzen, sobald Plattformen ein bisschen anders angeordnet sind als wenn sie nur nebeneinander stehen. Die Sequenzen, unter denen man schnell vor einer Gefahr davon laufen muss, sind ebenfalls dank ihrer unpräzisen Hektik eher minder unterhaltsam, durch ein faires Checkpoint-System hält sich aber jede Frust in Grenzen. Wo Lara Croft und der Tempel des Osiris wirklich glänzen kann, ist in den Bosskämpfen, da diese perfekt das Kampfsystem und die Rätsel miteinander verbinden. Leider besitzt nicht jeder Abschnitt einen so gut ausgefeilten Kampf, trotzdem stellen sie immer wieder den Höhepunkt des Abenteuers da. Lediglich der finale Bosskampf leidet unter Übersichtsproblemen, die aus einer Mischung aus der isometrischen Perspektive and den vielen Effekten vor der Spielerfigur entstehen. Das kann immer wieder auftreten und zeigt erneut, dass die Iso-Perspektive lediglich eine Notlösung für den Koop-Modus ist, aber ansonsten höchstens nur kleinere Nachteile mit sich bringt.