Far Cry 4 - Review

Far Cry 4

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Review
PS4
49
Ubisoft geht diese Weihnachtszeit in die volle Open World-Offensive. Nicht nur präsentiert man gleich zwei neue Assassin’s Creed-Spiele, sondern auch einen Nachfolger zu dem hoch gelobten Far Cry 3, welches das Franchise nach dem schwachen Far Cry 2 wieder ins Rampenlicht gebracht hat. Mit dem vierten Teil der Reihe betritt man nun offiziell auch das neu erschlossene Land der nächsten Konsolengeneration, also PlayStation 4 und Xbox One. Neue Hardware, neue Möglichkeiten? Far Cry 4 hält sich ohne Zweifel stark an das Erfolgsrezept des Vorgängers, bringt aber gerade genug Eigenpotenzial mit, um nicht nur eine uninspirierte Neuauflage zu sein. Nach Karibikinseln und Afrika ist zudem das fiktionale Land Kyrat, welches sich optisch und kulturell an den Himalaya-Regionen in Nepal orientiert, selbst ein wohltuend frischer Wind und ein herrlich unverbrauchtes Szenario in der Videospiellandschaft. Doch läuft Far Cry 4 wie Watch_Dogs zuvor der Gefahr aus, unter immer wieder kehrenden Trends der Ubisoft Open World-Spiele zu erkranken? Charakterlose Haupthelden mit aufdringlicher Rachegeschichte? Nebenaufgaben in Quantität statt Qualität? Eine langsam schleichende Ermüdung der Spielmechaniken? Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, müssen wir dann doch einen genaueren Blick riskieren.
 

"I hate when things get out of control"

Immer wieder das selbe. Wer kennt das nicht? Da will man nur die Asche seiner verstorbenen Mutter in ihr angestammtes Heimatland zurück bringen und wird dann mir nichts, dir nichts in einen laufenden Bürgerkrieg hineingezogen. So geht es jedenfalls Ajay Ghale, der zwar in Amerika aufgewachsen ist, dessen Vater aber die Widerstandsgruppe in Kyrat gegründet hat, die sich selbst „der goldene Pfad“ nennt. Sogleich geht es darum die Rolle seines Vaters unter den Rebellen einzunehmen und das Regime des exzentrischen Despoten Pagan Min zu stürzen. Die Geschichte in Far Cry 4 passt in vielerlei Hinsicht etwas besser zu dem großen Open World-Konzept als noch bei Far Cry 3. Nicht nur ist es löblich, dass die ethnische Herkunft unseres Protagonisten zu dem kulturellen Szenario passt, auch fügen sich die meisten Nebenaufgaben recht gut in die laufende Geschichte hinein. Während der Vorgänger noch eine persönlichere Geschichte erzählte, die eigentlich sehr intensiv verlief, mahnten die akuten Probleme der Figuren zur Eile - im Gegensatz zu der Open World, die den Spieler mit allerlei optionalen Beschäftigungen abzulenken versuchte. Far Cry 4 fasst alle optionalen Inhalte so zusammen, dass sie in der Regel dem Voranschreiten des Widerstands dienen, während die Hauptgeschichte nicht ganz so dramatisch und dringlich verläuft. Das hat seine Vorteile, so passt die gesamte Struktur der Spielmechaniken einfach besser mir der Erzählebene zusammen, gibt einem aber auch deutlich weniger einprägsame Momente. Einzig und allein die Rivalität zwischen den beiden Führern des goldenen Pfads sorgt gelegentlich für Spannung, nicht nur weil Far Cry 4 vorbildlich vertont und animiert ist, sondern auch weil es dem Spieler eine clevere und nicht ganz so offensichtliche Entscheidungsmöglichkeit gibt. Sabal will die grundsätzlichen Traditionen und die Kultur seines Volks während und nach des Kriegs aufrecht erhalten, aber zugleich die Korruption vertreiben, die seine Heimat befallen hat. Seine Gegenspielerin Amita wiederum ist eine Stimme der Vernunft und Realität, wenn es um die Finanzierung des Kriegs und ihr Überleben geht, während sie das Land in gewissen Aspekten zu modernisieren versucht, unter anderem damit Frauen gleichberechtigter behandelt werden. Der Spieler hat regelmäßig die Wahl wem der beiden Streithähne er helfen will, was nicht nur zukünftige Missionen verändert, sondern auch die Aufträge des Gegenparts unspielbar macht. Diese Entscheidungen sind auch klug gestaltet, weil beide Seiten Argumente und Ansichten haben, die nicht von der Hand zu weisen sind. Oft genug glaubt man sich für die richtige Sache entschieden zu haben, nur um von der Gegenseitige eine vernünftige Perspektive zu hören, die die eigenen Taten in einem ganz anderen Licht dastehen lassen. Leider wird der exzentrische Bösewicht nach seiner pompösen Einführung kaum noch in Szene gesetzt, während auch die Bekämpfung weiterer Schurken eher unbeeindruckend vonstatten geht - viel verschwendetes Potenzial eben. Insgesamt ist Far Cry also immer am besten, wenn der Spieler sich seine eigenen Abenteuer in der offenen Welt macht.
 

"And I got blood all over my fucking shoes!"

Zu sagen, dass Far Cry 4 viel Inhalt bietet, wäre wohl eine Untertreibung. Obwohl die Landschaft ungefähr die gleiche Größe wie Rook Island aus Far Cry 3 bietet, sind optionale Missionen und Nebenaktivitäten ungleich dichter verteilt. Unter anderem ist der typische Ubisoft-Sammelmarathon dabei, in etwa um Truhen und Schätze zu finden, die auf der Karte verteilt sind, aber auch aus Far Cry 3 bekannte Nebenmissionen zeigen sich. In etwa um ungesehen spezielle Anführer auszuschalten, unter Zeitdruck Pakete abzuliefern, Festungen und Lager zu erobern oder Funktürme einzunehmen. Das wird ergänzt durch auch gute dynamische Aufgaben, die direkt in der Welt entstehen, in etwa indem man seinen Rebellenkollegen gegen Angriffe unterstützt oder Gefangen befreit, die gerade von Feinden abtransportiert werden. Belohnungen gibt es natürlich in Form von Geld, Erfahrungspunkten oder Karma, was alles natürlich entweder neue Fähigkeiten freischaltet oder neue Waffen. Und natürlich motiviert dies alles ungemein, aber auch das Abwechslungsreichtum ist gegeben. Zwischen spontan erscheinenden Minimissionen, größeren Aufträgen oder ganz neuen Abschnitten mit eigenen Gameplaymechaniken wie das Finden der Thangkas, die einen in das sagenumwobene Land von Shangri-La führen, so weiß Far Cry 4 stets zu unterhalten. Kyrat selbst ist aber auch eine Open World, in der man gerne länger bleiben möchte. Visuell ist die Landschaft ein Hochgenuss, sei es nun die weißen Berge im Hintergrund, die weiten Seen, die üppigen Vegetation oder die kleinen beschaulichen Dörfchen oder beeindruckenden Tempel. Selbst ohne einen Auftrag im Nacken zu haben ist das Klettern mit Ausrüstung in den felsigen Gegenden oder das Erkunden dichterer Wälder optisch sehr ansprechend. Während es immer wieder zu Feuergefechten beider Parteien im Bürgerkrieg kommt, macht aber auch das Wildleben der Natur einen lebendigen Eindruck. Tiger, Nashörner, Dachse, Wölfe, Elefanten - da kreucht und fleucht einiges umher. Wie der Rest des Spiels sind diese auch wunderbar animiert, allerdings hat man es mit der K.I. einiger Tierchen etwas zu gut gemeint. Pflanzenfresser rennen weg, wenn sie einen sehen, die größeren Tiere müssen erst provoziert werden, bevor sie sich wehren und bestimmte Fleischfresser wie Bären gehen schon von sich aus auf Menschen los. Soweit, so gut. Allerdings ist es schon merkwürdig, wenn ein einzelner Honigdachs einen über die halbe Karte verfolgt, um einen tollwütig die Fersen anzuknabbern. Auch wirkt es recht übertrieben, dass einen ein Dingo-Rudel weiter angreift, selbst wenn man eines der Pelzviecher gerade mit einer Schrotflinte über den Haufen geschossen hat. Am schlimmsten sind wohl die Adler, die aus dem nichts den Spieler attackieren ohne vorher provoziert worden zu sein. Mitten in Feuergefechten mit dem Feind oder nur beim Sammeln von Kräutern sausen sie ohne Vorwarnung einen vors Gesicht, schlagen die Krallen in die eigene Lebensenergie, nur um sich dann wieder zu verziehen. Von diesen nervigen Momentan aber abgesehen, ist es durchaus sinnvoll Jagd auf die Fauna von Kyrat zu machen. Pelze lassen sich nämlich zu passiven Verbesserungen verarbeiten, wie etwa neue Waffenholster, eine größere Beutetasche oder einen besseren Köcher für Pfeile. Eine weitere sinnvolle und belohnende Nebenaktivität in einer lebendigen und dynamischen Welt.
 

"Because I have cleared my calendar for you!"

Weiterhin ist wohl aber nicht nur die offene Welt von Bedeutung, sondern auch die Art und Weise wie man sich in dieser fortbewegt. Wie bereits erwähnt gibt es eine interessante neue Klettermechanik, die Bergsteigen und Höhlenforschen ein wenig spannender gestaltet, allerdings gibt es auch weitere Neuerungen. Natürlich lässt sich auch alles zu Fuß oder per Auto bereisen - aber das wäre ja schon viel zu langweilig konservativ. Wer auch immer auf die Idee kam Einmannhelikopter einzubauen verdient jedenfalls Anerkennung. Nicht nur steuert sich diese Flugmaschine angenehm einfach, auch ist es eine ziemlich praktische Fortbewegungsmethode. Zudem gewinnt die Landschaft von der Luft aus durch die doch ziemlich gute Weitsicht, wobei ab und zu doch Pop-Ups zu sehen sind, wenn auch eher recht selten. Das Fliegen ist aber kurzum einfach sehr spaßig, wohingegen das Fahren mit vierrädrigen Untersätzen fast schon bieder wirkt. Es hilft leider auch nichts, dass sich alle Wagen ziemlich wackelig steuern. Damit man während der Fahrt noch eine Pistole bedienen kann, was zumindest für ziemlich coole und spontane Verfolgungsjagden und -action auf den Straßen führen kann, wurde die vollständige Kontrolle über das Auto auf einen Controllstick verlagert, inklusive Bremsen und Gas geben. Das Ergebnis ist gewöhnungsbedürftig und fühlt sich nie wirklich gut an. Immerhin kann man auf Straßen auch den Autopiloten anstellen und sich dann ganz auf das Schießen vom Fahrersitz aus konzentrieren. Eine weitere Methode, sich sich Ajay aber erst als Fähigkeit freischalten lassen muss, ist das Reiten auf Elefanten. Obwohl die Steuerung hier ähnlich aussieht, bewegen sich die Dickhäuter natürlich wesentlich langsamer und erinnern eher an einen lebendigen Panzer. Mit den Stoßzähnen lassen sich gegnerische Wagen durch die Luft schleudern und Gegner niedertrampeln, während man selbst noch die Hände für schwere Bewaffnung frei hat. Das Ergebnis ist ohne Frage amüsant. Generell gibt Far Cry 4 einem viele Möglichkeiten an die Hand seinen Spielstil zu bestimmen, sei es nun die Waffenauswahl oder die Auswahl an Modifikationen für selbige. Stealth oder brachiale Action - für beide Zugänge sind die Mechaniken gegeben und beides lässt sich nahtlos ausspielen. Wer also mit Granatenwerfer und Uzi seine Kämpfe bestreitet oder lieber mit Bogen und Snipergewehr kommt zugleich auf seine Kosten. Zudem gibt es auch noch die Möglichkeit für Kooperatives Spiel mit Freunden, was das Spiel zwar wesentlich einfacher macht, aber immerhin für noch mehr Chaos und Unterhaltung sorgt. Auch der Multiplayer gegen andere Spieler ist gut gemacht, wird nur leider von der Community kaum genutzt. Insgesamt gibt es bei weitem genug Inhalt für das Geld, aber auch die Abwechslung und der Unterhaltungsfaktor ist gegeben.
 
 
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VOID

Fazit

Pro
+ Clevere Entscheidungen zwischen Sabal und Amita
+ Viele abwechslungsreiche Nebenaufgaben
+ Dynamische Open World in erfrischendem Setting
+ Auto/Helikopter/Elefant - Tolle Vehikelauswahl
+ Gute Bandbreite im Bereich Crafting/Skills/Waffenauswahl
+ Online-Koop
Contra
Recht unbeeindruckende Story -
Manche Tiere sind unrealistisch aggressiv -
Steuerung von Autos eher suboptimal -[/head]
HatWolf
Far Cry 4 ließe sich mit Sicherheit vorwerfen, dass es sich nicht sonderlich stark von Far Cry 3 wegbewegt, was soweit auch zutrifft. Im Gegensatz zu Assassin’s Creed Rogue habe ich aber weniger ein Problem damit, nicht nur weil Far Cry bei Weitem noch nicht so übersättigt ist in der Videospiellandschaft wie Ubisofts fiktiv-historisches Asassassinenspiel, sondern auch weil Far Cry 4 sich nicht vollständig auf seinen Lorbeeren ausruht. Das Abenteuer in Kyrat verfeinert das Formular von Far Cry 3 auf eine sehr kluge und feinsinnige Art, was sich in einige wirklich unterhaltsame Ideen niederschlägt. Die reine Dynamik in dieser hübsch gestalteten Welt und das Abwechslungsreichtum mancher Nebenaufgaben ist wirklich vorbildlich. Und die Belohnungen und die Auswahl an Waffen, Skills und Craftingmöglichkeiten motiviert genug, um tatsächlich die gesamte Weltkarte von möglichen Missionen freizuspielen. Nachdem ich nun alle großen Open World-Spiele von Ubisoft in dieser Saison testen durfte, kann ich ohne Zweifel sagen, dass Far Cry 4 das best gelungenste Spiel in dieser Auswahl ist. Und vor allem sind mir weder Bugs noch zwielichtige Mikrotransaktionen begegnet. Von mir gibt es daher eine herzliche Empfehlung.

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