inFamous: Second Son - Review

inFamous: Second Son

Bild hier droppen

Review
PS4
108
Mit inFAMOUS: Second Son erscheint der erste Exklusiv-Kracher 2014 für die Playstation 4. Entwickler Sucker Punch ließ sich rund zweieinhalb Jahre Zeit um einen Nachfolger auf die Reise zu schicken und so viel sei vorweg genommen – er überflügelt die vorigen Teile in vielen Belangen.
 
Im Jahr 2009 erschien „inFAMOUS“ für die Playstation 3 und zwei Jahre später folgte „inFAMOUS 2“. Die Geschichte drehte sich dabei um den ehemaligen Paketboten Cole MacGrath, der durch eine gigantische Explosion seine Kräfte bekam, und durch eine ebenso gigantische Explosion in Teil 2 auch wieder abgab. Leider wurden die Kräfte der Conduits (so der Name der Menschen mit Superkräften) nicht vollständig gebannt, es entstanden Weitere. „Second Son“ startet jetzt sieben Jahre später mit einem komplett neuen Charakter, in einer komplett neuen Stadt, hat aber immer noch die gleiche Mission – sich für das Gute, oder das Böse einzusetzen.
 

Wunderschönes Seattle

 
Zur Geschichte und den einzelnen Kräften wollen wir an dieser Stelle gar nicht zu viel verraten. Es macht viel mehr Spaß selbst herauszufinden, wohin Delsin Rowe die Reise treibt und welche Fähigkeiten er mit zunehmendem Spielverlauf freischaltet.
 
Lasst uns also zuerst auf den Schauplatz von „inFAMOUS: Second Son“ eingehen. In Teil 1 und 2 verschlug es euch noch in fiktive Städte, die allerdings auf realen Metropolen basierten (New York und New Orleans). Diesmal seid ihr einzig und allein in der US-Stadt Seattle unterwegs, die euch geradezu auffordert, euch mit euren Kräften richtig auszutoben. In der Stadt hat sich mittlerweile das D.U.P. (Department of Unified Protection) niedergelassen und versucht alle verdächtigen Conduits (und damit auch euch) in Gewahrsam zu nehmen.
 
Anders als in den Previews befürchtet, ist trotz des Gegneraufgebots mächtig was los auf den Straßen. Die Menschen tummeln sich und gehen ihren normalen Tagesgeschäften nach. Mit zunehmender Berühmtheit nehmen sich die Menschen sogar Zeit, zücken ihr Smartphone, und schießen ein Bild von euch, schick.
Der erste große Teil von Seattle ist dabei von Anfang an frei begehbar. Nur das D.U.P. will euch mit Patrouillen und Stützpunkten natürlich einen Strich durch die Rechnung machen. Wie in den Vorgängern gilt es also auch in „Second Son“, die einzelnen Gebiete von den Gegnern zu befreien. Dabei sammelt ihr unter anderem wieder Explosionsscherben auf, die eingesetzt werden, um eure Kräfte aktiv, oder passiv zu verstärken. Damit alle Nebentätigkeiten eines Gebietes aufgedeckt werden ist es nötig, einen der Stützpunkte zu zerstören. Sollte das Gelände von Überwachungskameras, Scannern, oder Geheimagenten soweit gesäubert sein, erwartet euch ein Endkampf, mit dem ihr endgültig das Viertel befreit.
 
Dabei müssen wir allerdings auch gleich zum ersten Kritikpunkt kommen. So schön es ist, das malerische Seattle mit euren Kräften zu bereisen (und noch mehr Spaß es macht, Dinge zu zerstören), so repetitiv sind die Nebenaufgaben ausgefallen. Habt ihr ein Viertel befreit, habt ihr bereits alle Arten an Sidequests gesehen. Da hätte ruhig mehr drin sein können. Außer diesen Befreiungsaufgaben gibt es in der Stadt leider auch fast nicht mehr zu tun. Ein paar Missionen á la „Strangers und Freaks“ aus „GTA V“ hätte uns da schon gefallen.
 

Dat Next-Gen-Grafixs

 
Im Vorfeld wurde das Abenteuer von Delsin Rowe schon als das bislang schönste Open-World-Spiel bezeichnet. Einen Ruf, dem das Spiel am Ende absolut gerecht wurde. Alleine wenn ihr den Helden das erste Mal als Rauchwolke durch die Lüfte zischen und anschließend wieder manifestiert seht, bleibt euch kurz der Mund offenstehen. Gefolgt von einem glücklichen Lächeln. Oder wenn ihr in dunkler Nacht bei Regen mit euren Neonkräften durch die Straßen rast. So stellen wir uns echte Next-Gen-Grafik vor.
 
Die Kräfte ergänzen sich optisch sowieso hervorragend und unterscheiden sich dabei ausreichend, um nicht zu schnell langweilig zu werden. In „Second Son“ steht euch dabei ein richtiger Skill-Tree zur Verfügung, in dem ihr nach und nach eure Kräfte verbessern könnt; Explosionsscherben vorausgesetzt. So verbraucht Delsin nach und nach weniger Energie durch ein abgeschossenes Rauchprojektil, oder besagtes Geschoss erledigt die Gegner schneller.
Wenn wir über die Kräfte reden, sollte man natürlich nicht die Spezialattacken vergessen. Diese Attacken werden nur freigeschaltet, wenn ihr genug gute, oder auch böse Taten vollbracht habt. Lasst ihr die Angriffe dann vom Stapel, fliegen euch die Partikel- und Lichteffekte nur so um die Ohren – nichts für Epileptiker.
 
Einen weiteren positiven Punkt in der Hinsicht stellen die Charaktermodelle der Protagonisten dar. Delsin Rowe wird dabei von Troy Baker verkörpert. Bekannt sollte Baker als Synchronsprecher von Booker DeWitt in „BioShock Infinite“, oder Joel in „The Last of Us“ sein. Auch in „inFAMOUS: Second Son“ liefert Baker wieder herausragende Arbeit ab. Nicht nur seine Stimme ist einprägsam und wandelbar, auch seine Mimik ist wunderbar ins Spiel transportiert worden. Einzelne Emotionen lassen sich gut am Gesicht ablesen. Eine grandiose Atmosphäre entwickelt das Ganze dann, wenn Travis Willingham, a.k.a. Delsins Bruder, Reggie Rowe ins Spiel kommt.
Beide Darsteller sind auch im wahren Leben eng befreundet, was man an der Interaktion zwischen beiden im Spiel stark merkt. Sehr authentisch werden diese Szenen dargestellt. Vor allem der Humor wird durch die Protagonisten ins Spiel eingebaut. Ein Punkt, in dem die vorigen Teile nicht wirklich glänzen konnten.
 
Auch der Sound ist bei „Second Son“ positiv zu bewerten. Des Öfteren mag zwar der richtige Druck hinter den Angriffen fehlen, aber ansonsten ist zum Beispiel das Aufladen einer Kraft richtig schön mit anzuhören. Wie in „Knack“, oder „Killzone: Shadow Fall“ kommt die Audiobuchse des DS4 zum Einsatz. Darüber hört ihr, wie Delsin seine Kräfte auflädt. Immer noch sinnfrei, aber spaßig und atmosphärisch.
 
Das Aufladen funktioniert übrigens über das Touchpad des Dualshock 4. Zu Anfang mag dies etwas ungewöhnlich rüberkommen, wird aber schnell intuitiv und einprägsam. Auch andere Dinge, wie das Öffnen von Türen wird per Touchpad geregelt. Nur die Lightbar erfüllt wie so oft keinen Zweck (beim Graffiti sprühen ändert sich die Farbe an der Lightbar, je nachdem, welche Farbe ihr im Spiel zum sprühen verwendet...wow...). Auch die Bewegungssensoren des Controllers kommen in diesem Fall zum Einsatz. Alles in allem sind wir sehr zufrieden, wie gut die Möglichkeiten ausgeschöpft worden sind und würden uns in Zukunft gerne mehr davon wünschen.
 

Die Sache mit dem Karma

 
Bereits in den Vorgängern war das Karma ein integraler Bestandteil des Spiels, nicht umsonst trägt der Titel den Namen inFAMOUS – „berühmt“, „berüchtigt“. Auch damals konnte sich Cole schon entscheiden, ob er als strahlender Ritter agieren wollte, und damit sein Karma rein hielt, oder keine Rücksicht nahm und sich richtig austobte (im nächsten Leben wird man dann halt als Ratte wiedergeboren, oder so...).
 
Auch in „Second Son“ ist das System also wieder mit an Bord und man stellt euch gleich zu Anfang vor die Wahl, welche Richtung ihr einschlagen wollt. Leider ist wie auch in den Vorgängern keine Mischung aus beiden Spielweisen wählbar. Seid ihr einmal etwas auf der guten Karma-Leiter hinaufgestiegen, macht es wenig Sinn, zum Bösen zu konvertieren. Natürlich ist das dem Spieldesign an sich geschuldet. Bisher war jeder Teil auf ein zweites Durchspielen ausgelegt, so auch diesmal.
Habt ihr euch einmal entschieden, erwarten euch nicht nur unterschiedliche Dialoge und Zwischensequenzen, sondern auch verschiedene Attacken. Manche Angriffe bleiben euch als Spieler für das Gute verschlossen, andere Manöver könnt ihr nur als Held erwerben. Manche Attacken lassen sich auch erst freischalten, wenn ihr eine gewisse Karma-Stufe erreicht habt. Selbst die Nebenmissionen sind nach eurem Spielstil ausgerichtet. Spielt ihr als Streiter für die Gerechtigkeit? Vereitelt Drogendeals und rettet verdächtige Conduits vor Schlägern. Schlagt ihr die misanthropische Richtung ein? Verprügelt Musiker und löst Demos mit Partikelgeschossen auf.
 
Das Karma-System wird insgesamt nie besonders tiefgreifend, oder kompliziert, bietet euch trotzdem genug Freiheiten. Falls ihr in den Handgemengen als guter Spieler mal einen Passanten treffen solltet, wandert euer angesammeltes Karma nicht gleich komplett in der Tonne.
 

Also alles wunderbar in Seattle? Mitnichten...

 
Bislang waren wir insgesamt voll des Lobes für „inFAMOUS Second Son“, aber wo Licht ist, ist meist auch Schatten. So leider auch bei Delsins Abenteuer. Beim Durchspielen wollte uns einfach nicht der Eindruck verlassen, dass Sucker Punch mit dem Spiel auf Nummer sicher gegangen ist.
Der Titel bedient sich der „inFAMOUS“-Formel und will daran auch nicht viel ändern. Die Änderungen (Humor, sympathischere Charaktere) kommen uns zwar gelegen, ändern aber nichts an der generellen Meinung, die sich schon durch das Missionsdesign manifestiert. Warum ähnelt der Ablauf der Hauptmissionen sich so oft? Warum muss ich des Öfteren nervige Dinge erledigen (zehn Dixie Klos öffnen, weil sich in einem ein Conduit versteckt)? Auch die Bosskämpfe fallen uns zu uninspiriert aus. Nur bei den Missionen rund um die dritte Kraft traut sich Sucker Punch wirklich etwas. Da spielen coole Ideen mit rein und überraschen am Ende. Einen richtigen „WTF-Moment“, der sich auf längere Zeit im Gedächtnis festsetzt, haben wir allerdings schmerzlich vermisst.
 
Auch die Länge des Spiels stellt uns nicht vollkommen zufrieden. Für den ersten Durchgang mit gutem Karma benötigten wir gerade mal 12 Stunden. Viel zu oft hatten wir den Eindruck, wir hetzen nur von Kraft zu Kraft, um den Bösewicht so schnell wie möglich ausschalten zu können. Die Armut an verschiedenen Missionsdesigns macht sich da nochmal stärker bemerkbar. Zu Anfang lässt sich das Spiel zwar schön Zeit, um Delsin und seinen Bruder einzuführen, im Laufe des Spiels hatten wir allerdings nicht mehr so oft dieses Gefühl. Was Story, Pacing und Erzählung an sich angeht, kann sich Sucker Punch auf jeden Fall noch weiter steigern.
 
So schön die Grafik auch ist, sie krankt an teils typischen Open-World-Krankeiten. Pop Ups sind vorhanden, allerdings nie sehr nervig. Auch Clipping Fehler sind uns öfters aufgefallen, die das technische Gesamtbild etwas trüben. Die Steuerung funktioniert besser als noch in den vorigen Teilen, trotzdem noch lange nicht perfekt. Vor allem das Klettern fällt ohne Superkräfte wieder besonders hakelig aus. An dieser Stelle könnte man natürlich einwenden, dass man im späteren Spielverlauf nicht mehr auf „normales Klettern“ angewiesen ist. Unschön bleibt es allemal.
Auch die Künstliche Intelligenz der Gegner könnte noch Feinschliff vertragen. Ab und zu nahmen uns die Feinde schön in die Mangel, ein anderes Mal agierten sie wie kopflose Hühner, trafen, oder erkannten uns aus kürzester Distanz nicht.
 
 
 
Review teilen
VOID

Fazit

Pro
+ Das Gespann Delsin - Reggie weiß zu überzeugen und sorgt für die gewisse Prise Humor
+ Seattle ist ein richtig gelungener Schauplatz
+ Tolle Kräfte, viele verschiedene Attacken
+ Überragende Open-World-Grafik, Partikel- und Lichteffekte
+ Einsatz des Dualshock 4
+ Sound
+ Interessantes Karma-System...
Contra
...das allerdings recht simpel und oberflächlich bleibt
Missionsdesign 08/15
Zu kurz
Clipping-Fehler, Pop-Ups, Steuerung etwas hakelig
Die richtig genialen Ideen und absoluten Höhepunkte fehlen [/head]
miperco
Das alles ist natürlich meckern auf sehr hohem Niveau. Bis auf die genannten Dinge ist „inFAMOUS: Second Son“ technisch ein echtes Brett. Die Grafik ist für einen Open-World-Titel überragend und das Ganze spielt sich auch noch sehr geschmeidig (wenn wir vom Klettern mal absehen). Im Zusammenspiel mit den Kräften, Delsin, dem tollen Schauplatz Seattle und der gesamten Atmosphäre ist die Superhelden-Action der erste wirklich gute exklusive AAA-Titel auf der Playstation 4.
 
Um in Regionen eines „Grand Theft Auto V“ vorstoßen zu können, fehlt es den Entwicklern von Sucker Punch allerdings noch am letzten Schuss Genialität und abgefahrenen Ideen. Besonders die Hauptmissionen sind zu einfallslos und 08/15 gestrickt, um restlos begeistern zu können. Auch fehlt der eine Moment, der uns das Spiel nicht so schnell vergessen lässt.

Weitere Meinungen der consolewars crew

 

Deine Zusatzmeinung zu dieser Review:

Schreibe Deine Meinung hier in einem fliessenden Text. Benutze [RETURN] nur um Absätze zu erzeugen. Versuche nicht mit [RETURN] zu formatieren.
 
Kategorien
«
Grafik (1-5)
»
«
Sound (1-5)
2
»
«
Motivation (1-5)
3
»
«
Spielspass (1-5)
»
consolewars Wertung
«
8/10
»
Kurz & Knapp
N/A
Userwertung
6.5/10
Deine Wertung:
-
/10
+
Speichern
 
BIZ
MULTI
PC
MS
XONE
XBSX
NIN
SWI
PS4
PS5
SON

Andere Kategorien:

CMMT
😃
EMU
FUN
INT
MEDI
MOV
RNT
RMR
NOTE
SIDE
STYL
NGAG
PHTM
XBOX
360
XBLA
GBA
NGC
3DS
N64
NDS
WII
SNES
WIIU
WW
DC
SEGA
ANDR
IOS
SMRT
PS
PS2
PS3
PSN
PSP
VITA

Login

Willkommen auf CW! Wir haben keine Werbung und sind kostenlos!

Wir würden uns auf zukünftige Besuche von dir freuen! Wir nutzen Cookies, um deinen Login, Präferenzen und technische Aspekte deines Aufenthalts zu speichern. Eingebettete Youtube-Videos und Tweets in unseren News und Inhalten setzen ihre eigenen Cookies auf die wir keinen Einfluss haben!

Cookies akzeptieren