God of War: Ascension - Review

God of War: Ascension

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Review
PS3
129
Es lässt sich nicht verleugnen, dass „God of War“ eine dieser Serien ist, die aufgrund ihres dauerhaft anhaltenden Erfolgs mehr und mehr Veröffentlichungen zu ertragen hat. Dieser Satz ist bewusst negativ formuliert, denn in der Videospielindustrie ist es wie in der Filmbranche üblich, ein Franchise solange auszuschlachten und zu melken, bis es den ursprünglichen Flair verloren hat und ihrer Identität beraubt wurde. Nur der Profit stiftet viele Publisher dazu an, stets sich wiederholende Spiele zu veröffentlichen, ohne dabei auf Innovationen oder Weiterentwicklungen zu achten. Auch „God of War“ hat nun dieses Schicksal ereilt. Mit dem dritten Teil der Hauptserie (wir lassen jetzt mal die vielen Ableger der Handhelds außen vor) hatten wir den Gipfel an Dramatik und Präsentation erreicht. Hier noch einen draufzusetzen war und ist fast unmöglich. Als „God of War: Ascension“ angekündigt wurde, entflammte das Feuer der Hoffnung, einen immerhin gleichwertigen Titel in den Händen halten zu dürfen. Da nach der Zerstörung des Olymps eigentlich alles erzählt war, was die griechische Mythologie betrifft, machte ein Prequel durchaus Sinn und nährte die zuvor genannte Hoffnung. So viel blieb im Dunkeln über den Spartaner mit der bleichen Haut. Wie ist er zu dem geworden, was er im ersten „God of War“ war? Pustekuchen! Das Entwicklerstudio Santa Monica hat scheinbar Wichtigeres zu erzählen…

Vergeltung wird geboren im Feuer des Verrats

 
 
 
Die Vorgeschichte ist bekannt: Der Spartaner Kratos kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen Barbaren und betet im Angesicht seines nahen Todes zu Kriegsgott Ares. Dieser rettet ihm sein Leben und bindet ihn als Gegenleistung an einen Eid Krieg und Verderben in seinem Namen über die sterbliche Welt zu bringen. Während seiner Feldzüge im Namen des Kriegsgottes, vernichtet Kratos ein kleines Dorf und versehentlich auch seine Familie. Wütend und trauernd bricht Kratos den Eid und gerät daraufhin in die Fänge der Furien, welche alle Eidbrecher bis zum Tode foltern. Nach zahlreichen Qualen gelingt es Kratos sich zu befreien und die Furien zu töten. Nun will er Rache nehmen, an demjenigen der es dazu kommen ließ, dass seine Familie durch seine eigene Hand starb. Die Suche nach Ares beginnt…
Es stimmt, die Handlung setzt vor den Geschehnissen um den Erstling der Reihe ein. Somit handelt es sich offiziell um ein Prequel, doch sehen wir hier leider nicht die erhoffte Entstehungsgeschichte um den charismatischen Spartaner. Zwar findet Ascension seine Nische im God of War – Universum, doch der erzählerische Umfang ist überraschend beschränkt. Der zeitliche Rahmen der hier vorgegeben wird, ist viel zu eng gestrickt und so bleibt den Autoren auch nicht viel Spielraum für überraschende Wendungen und Tiefgang. Ascension beginnt seine Geschichte ähnlich wie seine Vorgänger mit atemberaubenden Tempo, doch so großartig inszeniert wie der Beginn eines „God of War 3“ ist es leider nicht. Der Spieler wird zügig in die Story geworfen, ohne einen echten Bezug zum Geschehen erhalten zu dürfen. Ähnlich verhält sich der Fortgang der Geschichte. Zwischen dem häufigen Wechsel der Szenerie werden nur kleine Häppchen an Story verteilt und erst mit dem dann doch beeindruckenden Ende von Ascension bekommen wir endlich wieder das Bombastkino geboten, wie wir es aus dieser Spielereihe gewohnt sind. Schlussendlich bestätigt sich aber das Anfangsgefühl, dass hier nicht viel erzählt werden konnte, da die Fesseln des zeitlichen Rahmens zu eng geschnürt wurden.
 
„God of War“ ist wohl wie keine zweite Serie dafür bekannt Kampfszenen in ein optisch brillantes Spektakel zu verwandeln. Das liegt vor allem daran, dass die Spieleserie was Grafik angeht, stets auf der Höhe der Zeit war. Ascension kann diese Fahnenstange leider nicht mehr so hoch halten. Es hat sich in den vergangenen drei Jahren seit „God of War 3“ erschienen war, irgendwie nichts mehr getan. Manchmal hat man sogar das Gefühl das die Grafik rückläufig geworden ist. Ein grafischer Langweiler ist dieses Spiel aber deswegen nicht. Die Kulissen sind erneut atemberaubend. Kein Wunder, denn die Entwickler setzen sich wirklich mit dem Flair und den Feinheiten der griechischen Mythologie ernsthaft auseinander. Die Ergebnisse lassen sich durchaus vorzeigen, auch wenn eine grafische Stagnation vorherrscht.
Was Monster angeht kennen wir vieles bereits aus den Vorgängern. Nur wenige Gegner sind wirklich neu. Einzig der Gewaltgrad und die brutalen Finishing-Moves wurden reduziert. Scheinbar war die Kritik an übertriebener Gewaltdarstellung nicht auf taube Ohren gestoßen, denn der Entwickler hat sich im Vergleich zu seinen Vorgängern diesmal wirklich zurückgenommen.
Ein kleiner Graus bleibt die automatische Kameraführung. In Ascension fehlt es erneut an einer wenigstens teilweise manuellen Kameraführung. Sie zieht wieder ihre starren Bahnen und erlaubt es dem Spieler nicht, sich selbst ein Bild von der Szenerie zu machen. Richtig schlimm wird es, wenn das Bild in die Totale zoomt, obwohl sich Kratos gerade mitten im Kampfgetümmel befindet. Es mag ja toll aussehen, wenn wir die Ausmaße der Szenerie entdecken dürfen, aber doch bitte nicht mitten im Kampf in dem dann nur noch Buttonsmashing betrieben werden kann um zu überleben, da gezieltes Attackieren unmöglich wird.
Keine Kritikpunkte gibt es beim wieder einmal außergewöhnlichen Soundtrack. Orchestrale Töne, gepaart mit grollendem Bass, bringen die Heimkinoanlage auf Touren. Der Sound passt sich wie schon in den Vorgängern perfekt ins Setting ein und gibt die Schlagzahl und das Tempo des Spiels vor. Trotz eines Wechsels des verantwortlichen Komponisten gibt es hier keinen Qualitätsverlust. Auch bei der Sprachausgabe hat man sich zumindest im Original wieder viel Mühe gegeben. Bei der deutschen Lokalisierung stellen wir wieder einmal eine seltsame Lustlosigkeit der Synchronsprecher fest. Wem diese nicht gefällt, kann auf die überraschend zahlreichen Sprachoptionen ausweichen. Selbst im griechischen „Original“ kann God of War genossen werden.
 
Spielerisch wird dem alteingesessenem God of War – Fan hier bekannte Hack and Slay Kost geboten. Hauptaugenmerk liegt aber nun umso mehr am erweiterten Repertoire von Kombos und magischen Fähigkeiten, welche Kratos Stück für Stück zur ultimativen Kampfmaschine formen. Auch die roten Orbs, die Verbesserungen der Errungenschaften ermöglichen, sind wieder mit an Bord. Gorgonenaugen und Phönixfedern fehlen ebenfalls nicht und erweitern wieder eure Lebens- und Manabalken. Etwas umfunktioniert wurde die „Rage-Anzeige“, die nun nicht durch bloße Treffer gefüllt werden kann, sondern ausschließlich Kombos wertet und bei gegnerischen Treffern wieder rapide fällt. Das ist clever, denn so wird blindes Buttonsmashing ein wenig der Riegel vorgeschoben. Gewürzt wird das Ganze mit interessanten Rätseleinlagen, die im Vergleich zu den Vorgängern auch als Solche genannt werden dürfen und durch neue Gegenstände wie den Eidstein, mit dem man einen Doppelgänger erzeugt, diese gekonnt zur Lösung der Rätsel einsetzen muss.
Die Kämpfe gestalten sich als Herausforderung auf den höheren Schwierigkeitsgraden, wirken aber selten unfair. Besonders durch die fairen Checkpoints kommen selten Frustgefühle auf. Etwas seltsam muten einige Umstellungen in der Steuerung gegenüber den Vorgängern an und kann für eine Weile verwirren. Doch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit ist auch das verkraftbar.
Nervig hingegen ist allerdings das sich stets wiederholende Spielprinzip. Zu oft entwickelt sich das Gefühl, alles schon häufig gesehen zu haben. Das liegt weniger an der Tatsache, dass manche Szenerien mehrfach genutzt werden, sondern an dem Fakt, dass das Genre oft sehr eingeschränkt ist und sich nur auf die Prügeleien konzentriert. Gerade bei den viel zu leichten Kletterpartien und den seltsam anmutenden Rutscheinlagen entsteht dieses kreative Vakuum. Das stimmt sehr traurig, denn dieses Gefühl zieht sich durch das komplette Spiel. Nur die netten Rätsel und Bosskämpfe bringen hier ausreichend Frische ins Gameplay.
 
Eine völlig neue Abteilung im God of War – Universum ist der Multiplayer. Eine inzwischen sehr beliebte Sparte vieler Entwickler, um dem Käufer einen Onlinepass mit unterzujubeln, damit im Falle eines privaten Weiterverkaufs weiterer Profit ins Haus steht.
Ascension macht nicht viel falsch, denn sie nutzt die bereits vielfach kopierte Vorlage eines Battlefield. Der Spieler erhält einen Charakter den er durch Einsätze in Multiplayer-Partien auflevelt und mit neu freigeschalteten Waffen, Gegenständen und magischen Fähigkeiten verbessert. Zusätzlich können Erfahrungspunkte bei häufigem Gebrauch der gleichen Waffe gesammelt werden, was diese auf Dauer effektiver macht. Während einer kurzen und soliden Einführung muss sich der Spieler für eine Gottheit entscheiden und ihr den Treueeid leisten. Dafür erhält der Streiter spezielle Fähigkeiten und Boni. Das Kampfsystem ist funktional und praktikabel aufgebaut. Mit diversen Block- und Kontervarianten lassen sich spezielle Angriffstypen aufhalten. Unaufhaltsame Angriffe erhöhen aber nach deren Ausführung die Verwundbarkeit des Angreifers. In der Theorie ist dieses System gut, in der Praxis aber aufgrund der Hektik eines Multiplayers eher chaotisch. Eine Faustregel besagt: „Gehe nie allein!“ und die andere: „Lande den ersten Treffer!“ Damit ist leider viel über den Hergang der Kämpfe verraten. Oft fehlt der Überblick und bei einer größeren Anhäufung an Kämpfern verliert man seinen eigenen Streiter mal schnell aus den Augen.
In den Optionsmenüs finden wir dann viele Ausrüstungsgegenstände, die sich zum Beispiel durch Aufleveln des Streites freischalten lassen. Andere Items müssen in den Arenen gefunden werden oder lassen sich nur im Einzelspieler-Modus finden. Der Umfang mag sicherlich nicht mit einem Battlefield 3 mithalten können, bleibt aber dadurch übersichtlich. Einzig die mangelnden Möglichkeiten bei der optischen Gestaltung des Streiters lässt ein wenig zu wünschen übrig.
Die verschiedenen Spieloptionen wirken wie übliche Verdächtige, in denen wir „Deathmatches“ und „Capture the Flag“ wiedererkennen. Auch ein 2-Spieler Koop findet sich hier wieder, in dem immer stärker werdende Wellen des Gegners zurückgeschlagen werden müssen.
Die Arenen wurden nett designt und besonders die Interaktionsmöglichkeiten sind herausragend. So sehen wir auf einer Map im Hintergrund einen riesigen Zyklopen, der zwar überwiegen passiv rumgröhlt, aber dann doch auch mal einen Spieler schnappt und zermalmt. Wem das Gekloppe mit dem Gegner nicht reicht, kann dem Zyklopen dann auch noch auf die Mütze geben.
Negativ sind uns noch die mangelnden Einstellungsmöglichkeiten innerhalb der Lobby aufgefallen. Es können keine Spieldauer, Siegbedingungen oder Auswahl der Arenen ausgewählt werden. Auch ist es dem Spieler nicht vergönnt, sich über die Erfahrungsstufen des Gegners zu informieren. Zumindest kurzweilig unterhält dieser Multiplayer, doch über die Dauer werden wohl nur eingefleischte „God of War“ Fans hier ihre Freude finden.
 

Positiv:

- tolles Ende trotz magerer Geschichte
- fantastische Kulissen
- wieder einmal gelungener Bombast-Soundtrack
- kreative Rätseleinlagen
- optionaler Schwierigkeitsgrad mit fairen Checkpoints

Negativ:

- wenig Wendung und Tiefgang innerhalb der Story
- grafische Stagnation (Review lesen für Erklärung!)
- mangelhafte Kameraführung mit zweifelhaften Zooms in die Totale
- müde wirkende deutsche Lokalisierung
- eintöniges Spielkonzept mit sich wiederholenden Levelkonstrukt
- bekanntes Konzept im Multiplayer mit wenig Einstellungsmöglichkeiten
 
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
KingK
Es fühlt sich schon ein wenig anmaßend an, God of War: Ascension mit God of War 3 auf eine Schwelle heben zu wollen. Denn das ist ganz und gar nicht der Fall. Mit einer unglaublich leeren Storyhülse verschießt der Entwickler Santa Monica eine kleine Platzpatrone. Es hätten sich so viele interessantere Möglichkeiten für ein gutes Prequel finden können, doch gerade der hier präsentierte Teil der Geschichte ist nicht wirklich aufsehenerregend. Kratos ist ein Charakter mit so vielen Facetten die hätten durchleuchtet werden können, doch leider beschränkt sich der Autor auf Randnotizen. Aufgrund der dramaturgischen, grafischen und spielerischen Stagnation, scheint der Drops langsam gelutscht zu sein. Entweder die Verkaufszahlen rechtfertigen keinen Nachfolger mehr, oder wir werden wohl auch weiterhin einen Aufguss alter Tage erleben müssen, in dem dann das Prequel vom Prequel uns durch die Nächte verfolgt. Für die eingefleischten Hardcore-Fans ist dieser Teil aber zumindest eine nette Floskel alter Tage.

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