Tomb Raider - Review

Tomb Raider

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Review
PS3
78
Die Videospielwelt hat zwar nur wenige bekannte Spielikonen des weiblichen Geschlechts, doch neben Kopfgeldjägerin Samus Aran aus der Metroid-Serie gilt auch die taffe Archäologin Lara Croft als einer der berühmtesten Figuren in der virtuellen Spielelandschaft. Besonders in den 90ern erfreute sich die Action Adventure-Reihe Tomb Raider gröߟer Beliebtheit, so sehr sogar, dass es Lara in das Guinness Buch der Weltrekorde als erfolgreichste Videospielheldin schaffte. Der Einfluss auf die Videospiel- und Popkultur durch die Spielereihe lässt sich also kaum von der Hand weisen, trotzdem bewegte sich Tomb Raider in den letzten Jahren im Bereich das spielerischen Irrelevanz, was vor allem an einigen kritisch Fehltritten der Entwickler lag. Beendete der Misserfolg "Tomb Raider: Angel of Darkness" die Arbeit der ursprünglichen Entwickler an der Reihe, so konnte Crystal Dynamics mit darauffolgenden Spielen nie ganz an den ursprünglichen Erfolg anknüpfen. Unter Square Enix als neuen Publisher erfolgte aber nun der endgültige Schnitt für die Reihe. Und hier sind wir nun, im Jahre 2013, in der sich Tomb Raider einem vollständigen Reboot gegenübersieht. Eine neue, junge Lara, frisches Gameplay, ein neuer, düsterer Erzählstil und die Anfangsgeschichte wie aus einem jungen Mädchen eine erfahrene ܜberlebenskünstlerin wurde.
 

Sprung ins kalte Wasser

Das Erkundungsschiff Endurance befindet sich auf der Suche nach dem verlorenen japanischen Königreich Yamatai, die Heimat der Schamanenkönigin Himiko, doch schon in der Nähe der Insel gerät das Schiff in einen Sturm und kentert. Die junge Archäologin Lara Croft und ein paar Überlebende ihres Teams schaffen es jedoch noch an Land, nur um auf dem feindlichen Terrain festzustecken. Allerdings fängt nicht nur ein Kampf ums ܜberleben gegen die Witterung und den Hunger an, auch ein merkwürdiger Kult von weiteren Gestrandeten besiedelt die Insel, welche sich gegenüber den Neuankömmlingen alles andere als friedfertig verhält. Zwischen grimmigen ܜberlebensaspekten, dem Entkommen der feindseligen Insel und dessen mystischem Geheimnis erzählt Tomb Raider eine durchaus solide und spannende Abenteuergeschichte, was tatsächlich eher der Handlung selbst und weniger den beteiligten Figuren zuzuschreiben ist. Laras Team besteht ohnehin aus einer Handvoll Stereotypen wie dem freundlichen Lehrmeister, der zornigen, schwarzen Frau, dem rauen aber gutherzigen Schotten und dem unsicheren Nerd. Wirklich wichtig sind diese aber ohnehin nicht, da sich das Spiel natürlich in erster Linie nur um eine Person dreht: Lara Croft höchstpersönlich. Und sie hat sich durchaus geändert. Anstatt der taffen Abenteuerin ist sie eine blutige Anfängerin, die erst zu einer ܜberlebenskünstlerin werden muss um sich und alle anderen zu retten. Funktioniert das? Die Story des Spiels gibt ihr auf alle Fälle genug Raum für Charakterentwicklung, wirft sie auch regelmäߟig in Lebensgefahr, in der sie mehr einstecken muss als jeder Boxsack. Andauernd zieht sie sich blutende Wunden zu oder fällt mit einer unsanften Landung von Klippen, Bäumen oder Gerüsten, wobei das Spiel jede Gewalt und jeden Aufprall gerne brutal inszeniert. Nicht umsonst hat das Spiel seit der E3, auf der es präsentiert wurde, scherzhaft den Namen "€žTorture Porn -€“ The Game"€œ inne, was sich besonders in den ersten Spieleminuten nicht ganz von der Hand weisen lässt. Das Abenteuer bietet aber trotzdem einen guten Unterhaltungsfaktor, wobei auch die neue Croft ihre Stärken ausspielen kann. Ja, sie erscheint manchmal schwächer und angreifbarer, gewinnt durch ihre Erfahrung aber an Entschlossen- und Gerissenheit und ist so definitiv nun eine menschlichere Figur.
 

Abenteuer groß geschrieben

Spielerisch bedient sich Tomb Raider sehr stark bei der Uncharted-Reihe. In dem Fall erscheint es aber nur fair, weil sich Uncharted immer wie ein modernes Tomb Raider gespielt hat. In der Konsequenz ist das Spiel also hauptsächlich ein Third Person-Shooter mit Kletter- und Rätseleinlagen, welches sich um ein mystisches und Übernatürliches Geheimnis dreht. Daran ist nichts auszusetzen, da die Mechanik für das Schieߟen und Klettern sehr sauber und präzise ist und die Inszenierung der Action in vielen Passagen äusserst spektakulär wird. Ob nun die Kämpfe mit einer ganzen Feindhorde in schwindelerregender Höhe oder Klettereinlagen in abstürzenden Flugzeugwracks. Manchmal gehen diese Spielelemente sogar fließend ineinander über. Diese atemlosen und geradlinigen Actioneinlagen sind immer willkommen und werden zu keinem Zeitpunkt völlig vorhersehbar oder langweilig, da Tomb Raider nicht nur aus Schlauchleveln besteht. Die Spielgeschwindigkeit wird so immer leicht gebremst, da sie dem Spieler Zeit für Erkundung in offenen Arealen lässt, in denen eine Menge Nebenaufgaben, Sammelbares und optionale Rätsel für entlohnende Schätze warten. Generell ist die Spielewelt und das allgemeine Leveldesign eine deutliche Stärke des Spiels. Anstatt den Spieler nur von A nach B zu führen, fühlen sich die Abschnitte durch und durch verbunden an und geben auch die Möglichkeit in bereits bekannte Areale zurück zu kehren, um mit neu erhaltenen Werkzeugen geheime Wege und weitere Belohnungen freizuschalten. Ganz so clever strukturiert wie ein Metroid ist Tomb Raider zwar nicht, aber weit mehr als man es von einem Spiel dieser Art erwarten würde. Darüber hinaus verdient Tomb Raider Lob für das Kampfsystem selbst. Oft genug bieten es dem Spieler nämlich auch die Möglichkeit eine Gruppe Gegner vorsichtiger und aus dem Hinterhalt anzugreifen, speziell Laras erste Waffe, der Bogen, kann Gegner lautlos ausschalten, ohne dass umstehende Fieslinge alarmiert werden. Bei direkten Konfrontationen stehen genug Deckungen zur Verfügung, um bei Beschuss Schutz zu finden, allerdings ohne, dass der Spieler sich per Tastendruck hinter Wände klemmen müsste. Tatsächlich reicht es aus sich in der Nähe von Deckungen zu befinden, damit Lara sich duckt, aber auch wer die Waffe zieht kann ohne einen Extrabefehl zu drücken um die Ecken feuern. Wie alle Animationen im Spiel bewegt sich Lara flüssig und der Situation angemessen, sodass sich eine sehr organische und flüssige Steuerung ergibt. Für Gegner, die den direkten Nahkampf suchen, gibt es auch einfache Ausweichbefehle und sobald man die Kletteraxt findet, auch Nahkampfangriffe. Insgesamt liefert Tomb Raider spielerisch ein wunderbar strukturiertes Abenteuer ab. Einzig und allein die unnötig und holprig platzierten Quick-Time Events schaden dem sonst handwerklich großartigem Gameplay.
 

Für alles gerüstet

Für das Finden von optionalen Schätzen, Töten von Gegnern oder Erledigen von Aufgaben erhält Lara Erfahrungspunkte, die sich beim Aufsteigen in zusätzliche Fähigkeiten investieren lassen. Die Lagerfeuer, welche über die gesamte Spielwelt verteilt sind, funktionieren hier als Dreh- und Angelpunkt für alle Anpassungen an Laras Arsenal, allerdings lassen sich hier auch per Schnellreise frühere Abschnitte besuchen. Die Fähigkeiten verbessern die Menge an Erfahrungspunkte für Lara beim Sammeln von Nahrung oder die Menge der Beute, die sie findet, allerdings schaltet es auch neue Angriffe, mehr Lebenspunkte oder größere Munitionstaschen frei. Erkundungsfreudige finden wiederum allerhand Krempel in herumliegenden Kisten, in Bergungsgut oder bei Feinden, was sich sofort in ein Konto von Beutepunkten umwandelt. Mit diesem Kram kann Lara ganz nach MacGyver-Manier ihre Waffen mit improvisierten Verbesserungen aufrüsten und so Schaden, Rückstoߟ oder Nachladezeit verstärken. Das System ist zwar nicht sehr tiefsinnig, liefert aber ein ständiges Gefühl des eigenen Fortschritts im Spiel und motiviert durchaus zu der Beutejagd. Es ist aber auch mehr als notwendig an dieser Bastelstunde teilzunehmen; Lara besitzt gerade mal vier verschiedene Schusswaffen, wobei hier auch der Bogen miteingerechnet wird. Das klingt nach wenig, ist aber prinzipiell ausreichend da sie jede mögliche Funktion erfüllen, die man sich wünschen könnte. Gewehr, Schrotflinte und Pistole lassen sich nach Geschmack ohnehin aufwerten, um für jede Lage gerüstet zu sein. Die restliche Ausrüstung der Croft dient fortan dem Weiterkommen, um etwa Seile zu spannen oder besonders widerspenstige Türen zu brechen. Solche Gegenstände findet Lara nur während der Haupthandlung, allerdings bringen sie so auch immer wieder neue Spielereien in die soliden Spring- und Klettermechaniken ein.
 

A Survivor is born

Das System von Erfahrungspunkten und Beute funktioniert also, kollidiert aber ziemlich mit einem anderen Aspekt des Spiels: Der Handlung. Speziell der Charakteristik von Lara Croft selbst. Wie erwähnt bedient dich das neue Tomb Raider einem grimmigeren Stil um seine Handlung zu erzählen und inszeniert die Gewalt brutal und kompromisslos. Als Lara zum Töten gezwungen wird, fordert die Dramatik der Handlung natürlich ihre emotionale Reaktion. Das junge Mädchen zeigt echte Reue, als sie einen Hirsch für Nahrung tötet, um ihr Überleben zu sichern. Die erste Sekunde, in der Spieler aber selbst die Kontrolle über die Waffe haben und merken, dass sie für das Ausweiden von toten Tieren Erfahrungspunkte bekommen, ist kein Hoppelhäschen auf der Insel mehr sicher, da man kurzerhand mit dem Maschinengewehr alle tierischen Bewohner aus der Landschaft ballert. Natürlich ist es dem Spieler selbst überlassen, ob er die Punkte durch das Töten der Bambis haben will oder wegen des eigenen Gewissens darauf verzichtet. Dieser Widerspruch in der Charakterisierung zieht sich allerdings auch zu den menschlichen Gegnern, da Lara zusammenbricht, als sie einen Mann aus Notwehr erschieߟt und kurze Zeit später zur Tötungsmaschine wird. Das wäre nicht so ein krasser Kontrast, wenn das Spiel nicht besonders brutale Schleichangriffe oder blutige Finisher mit einem ordentlichen Erfahrungspunktebonus belohnen würde. Natürlich ist Lara Croft in erster Linie eine Videospielfigur und daher nicht unbedingt einer emotionalen Logik verpflichtet, allerdings bringt die Handlung selbst diese Dramatik in ihrer Erzählung ein und legt durchaus einen gewissen Wert darauf. Das kostet Lara als Figur leider ein ganzes Stück Glaubwürdigkeit.
 
Grafisch lässt sich wiederum nicht meckern. Die Insellandschaft ist abwechslungsreich und detailliert, wobei sich weite Küsten, dichte Wäldern, dunkle Tempelanlagen und heruntergekommene Expeditionsräume in der Auswahl verschiedener Umgebung versammeln und abwechseln. Die deutschen Sprecher erledigen ihren Job genauso gut wie das englische Vorbild, bietet aber stellenweise ähnlich abgedroschene Dialoge mit den Figuren, die nicht ganz so lange im Gedächtnis erhalten bleiben wie die spielerischen Stärken selbst. Darüber hinaus bietet Tomb Raider zum ersten Mal einen Multiplayer-Modus, welcher aber nur unüberraschende Standardkost liefert. Wer einen Blick riskiert, dürfte es nicht bereuen, sollte sich aber lieber nach besseren Alternativen umsehen, falls ihm nach längeren Onlinegefechten zumute ist. Das Herz des Spiels liegt in seinem Singleplayer-Modus, in dem ein großartiges Abenteuer steckt, leider nur mit leichten Stolperfallen in seinem eigenen Erzählungsstil.
 
 
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VOID

Fazit

Pro
+ Präzise Kampf- und Klettermechaniken
+ Toll inszenierte Action
+ Viel zu Erkunden (Optionale Aufgaben und Belohnungen)
+ Aufwertbare Fähigkeiten und Waffen
+ Großartig, abwechslungsreiches Leveldesign
+ Schöne Grafik
Contra
Laras Charakterisierung manchmal nicht glaubwürdig -
Gewalt teilweise überzogen -[/head]
HatWolf
Die ersten paar Minuten von dem neuen Tomb Raider haben mich das Schlimmste befürchten lassen, da ich schon annehmen musste, dass sich das ganze Spiel als Quick Time-Adventure mit Torture Exploitation-Einschlag spielen würde. Allerdings bin ich sehr froh und erleichtert festzustellen, dass das Spiel viel mehr Fokus auf groߟartige Action, entlohnende Erkundung und verdammt gute Third Person-Mechaniken legt, was genau die Elemente sind, was ich von einem modernen Tomb Raider erwarte. Besonders Fans von Uncharted sollten hier einen Blick riskieren, da Lara Croft offenbar schon von Nathan Drake den ein oder anderen Trick abgeschaut hat, allerdings ohne dabei die eigene Identität aufzugeben. (Wobei der ja vorher bei Lara kopiert hatte...) Das sehr gute Gameplay und die Story wird einzig und allein durch manche Einbrüche bei der Charakterisierung von Lara getrübt. Das ist kein Beinbruch, aber ein kleinerer Störfaktor, den Crystal Dynamics in einem eventuellen Nachfolger hoffentlich entgegen wirken kann. Nach diesem gelungenen Reboot, bin ich jedenfalls guter Dinge. The Croft is back.

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