Silent Hill: Downpour - Review

Silent Hill: Downpour

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Review
PS3
15

"Silent Hill, eine Stadt entstanden aus der gequälten und gepeinigten Seele eines Kindes."

Der Blick in den Abgrund seiner eigenen befleckten Seele wäre wohl für die meisten Menschen die schlimmste Vorstellung ihrer eigenen Existenz. Seinen eigenen Charakter zu definieren ist schon schwer, aber mit ihm selbst konfrontiert zu werden schier unvorstellbar. Nur Wenigen ist es vergönnt seine eigenen Fehler zu erkennen, um sich mit diesen auseinander setzen zu können. Die Meisten würden daran sowieso scheitern, denn die eigene Schwäche anzuerkennen ist wohl der stärkste und damit auch seltenste Charakterzug des Menschen. Die Meisten leben mit ihren Fehlern und tragen diese verpackt in unangenehmen Erinnerungen durch ihr Leben, oder blenden Sie bestmöglich aus. Doch würde diesen Menschen irgendwann der Spiegel ihrer Seele vor die Nase gehalten, brächen all diese Sandburgen zusammen.
 
Die Spielreihe Silent Hill verschaffte sich nicht nur aufgrund ihres subtilen Hangs zum skurrilen Horror Weltruhm, es vermittelte den Spielern, die sich vollkommen auf die Ereignisse einließen echte Angst. Das rührte vor Allem daher, dass Silent Hill mit den Urängsten eines Menschen spielt. Orientierungslosigkeit, Verlust und Hilflosigkeit. Doch das alleine macht noch kein echtes Silent Hill aus, denn besonders die ergreifende Entstehungsgeschichte macht aus dieser Spielreihe ein ganz besonderes Erlebnis. Wo in vielen anderen Horrorspielen die Gewalt und die krude Optik stets als gegeben hingenommen wird, beschäftigt sich Silent Hill immer mit dem "Warum" und "Wieso". Alles lässt sich in Silent Hill sinnvoll und logisch nachvollziehen. Vom Aussehen der Umgebung oder der Erscheinungsbilder der Monster, sie sind direkt mit der Psyche des Protagonisten gekoppelt und geben dem Spieler Aufschluss über seine Erfahrungen und Erlebnisse, seine Ängste und Nöte.
Mit der klassischen Trilogie drückte Silent Hill dem Survival-Horror Genre seinen Stempel auf. Das starke Niveau der Serie konnte aber nicht mehr gehalten werden und so entfernte sich die Serie mehr und mehr von seinen Wurzeln. Besonders die Tatsache, dass im späteren Verlauf der Reihe amerikanische Entwicklerstudios das Zepter übernahmen und der Serie so ihrer japanischen Wurzeln beraubten, ließ die Fans scharenweise davon laufen. Konami will aber nun zurück zur Basis und versprach mit dem neuen Titel "Silent Hill - Downpour" mehr zu den alten Wurzeln zurückzukehren. Doch die Skeptiker bleiben und ob sie Recht behalten haben werden wir nun einmal beleuchten.
 
 
 
 

Inhalt

Auf dem ersten Blick hatten alle Hauptprotagonisten der verschiedenen Silent Hill Spiele ein recht normales Image. Nicht so in Downpour, denn Murphy Pendelton ist ein Gefängnisinsasse, über dessen Verbrechen der Spieler lange im Ungewissen gelassen wird.
Ein Gefangenentransport gerät zum Desaster. Während der Bus die Landstraße ganz in der Nähe des beschaulichen Urlaubsörtchen Silent Hill passiert, gerät das Fahrzeug von der Straße ab. Nachdem Murphy wieder zu sich gekommen ist, stellt er fest, dass alle Mitgefangenen und die Wachen verschwunden sind. Pendelton will diese Situation zur Flucht ausnutzen und schlägt sich durch das Dickicht Richtung Silent Hill. Doch etwas ist komisch, denn einige Zufahrtswege sind durch tiefe Schluchten einfach abgeschnitten und dichter Nebel macht eine Orientierung fast völlig unmöglich. Mit dem Erreichen einer Seilbahn, die direkt in die Stadt führt, trifft Murphy auf seltsame Kreaturen, die ihm mit ihrem Geschrei fast den Verstand rauben. Bewaffnet mit Knüppeln und Steinen stürzt er sich auf die Ungeheuer, muss aber angesichts der immer größer werdenden Überzahl flüchten.
Während es die Vorgänger von "Silent Hill - Downpour" stets verstanden relativ zügig den Spieler in ihren Bann zu ziehen, braucht dieses Spiel eine verdammt lange Anlaufzeit. Der Prolog zeigt viel, aber sagt wenig und das ist auch das Programm für die nächsten Stunden. Murphy Pendelton ist ein rätselhafter Mann und der Spieler muss sich lange gedulden um sich überhaupt ein Bild vom Hauptdarsteller machen zu dürfen. Zuerst steht ausschließlich die Flucht vor der Polizei an, die sich über Seilbahnen und Höhlensysteme erstreckt. Erst nach Stunden erreichen wir den eigentlichen Platz des Geschehens: Silent Hill. Mit dem Betreten dieses Ortes bemerken wir zum ersten Mal, dass dieses Spiel Silent Hill ist und nicht "Alan Wake", denn gerade die Sequenzen im Wald erinnern mehr an den Remedy-Klassiker, als an die eigentliche Serie.
Dramaturgisch fehlt es Downpour einfach an Geschwindigkeit. Zu langatmig und bruchstückhaft werden hier Details gestreut. Der Spieler quält sich einfach zu lange mit grundlegenden Leitmotiven. Fast die Hälfte des Spieles beschäftigt sich ausschließlich mit dem einfachen Gedanken der Flucht vor der Polizei. Dabei ist bereits mit dem Erreichen der Stadt sonnenklar, dass hier kein Polizist auftauchen wird, der bei normalem Verstand ist. Auch ist es lange Zeit äußerst unlogisch, dass sich Murphy in eine solch aussichtslose und gefährliche Situation begibt, nur um fliehen zu können. Nein, storytechnisch bleibt "Silent Hill - Downpour" dem Spieler vieles schuldig. Auch der namensgebende "Platzregen" wird dramaturgisch fast völlig verschenkt. Dabei hätte man hier einiges mehr erwarten dürfen, denn die Idee, dass der Regen das Grauen bringt, klingt an sich gar nicht schlecht. Aber alles was den Programmierern hierzu einfällt ist, dass ein paar mehr Monster auf den Straßen von Silent Hill auftauchen.
 

Grafik und Akustik

Was hat ein Silent Hill schon immer von anderen Horror-Spielen unterschieden? Es war die subtile Groteske, mit der der Spieler stets aufs Neue in bizarre Dimensionen gerissen wurde und damit seinen Schrecken in die Glieder der Spieler getrieben hat. Monster ohne Definition und verschrobene Anderswelten, dessen Architektur einen verrückt werden ließen. Nein, "Silent Hill - Downpour" hat sich entgegen der Äußerungen der Entwickler noch weiter von den Originalen entfernt, als es schon die letzten beiden Vorgänger taten. Mit diesem Titel hat die Serie noch mehr an Schärfe und Groteske verloren. Die Monster sind inzwischen zu einem mittelmäßigen Abklatsch seiner Originale geworden und können nicht ansatzweise die Abscheu hervorrufen wie es die Vorgänger taten. Auch die Umwelt und das Design haben sich in vielen Dingen vom alten Stil abgewendet. Der Nebel ist längst nicht mehr die Suppe wie sie früher einmal war. Sogar die Sonne schimmert inzwischen leicht durch die verhangene Wolkendecke. Selbstverständlich darf man nicht den Fehler machen und die alten grafischen Voraussetzungen und die damit verbundenen Möglichkeiten heute mit einzubeziehen. Doch das beklemmende Gefühl eines undurchsichtigen Nebels, der den Protagonisten kaum die Möglichkeit eröffnete über die Straße zu schauen, bringt das Spiel mehr voran, als physikalisch korrekt verteilte Wasserperlen in der Luft. Auch die Anderswelt musste im neuen Teil aufgrund des Redesigns einige Federn lassen. Man merkt den Entwicklern zu oft die Inspirationslosigkeit an, mit dem hier zu Werke gegangen wurde. Ein bisschen Maschendrahtzaun und ein wenig rostfarbene Rottöne machen nun mal nicht das Flair einer Anderswelt aus. Hier gehört noch wesentlich mehr dazu. Silent Hill lebt von Atmosphäre und wie man grafischen Fortschritt trotzdem effektiv verwenden kann, zeigt Downpour gerade in der Darstellung der Stadt selbst. Denn hier kommen die detailierten Texturen sehr gut rüber und hauchen dem versifften Flair der Stadt viel mehr Charakter ein. Denn ansonsten ist das Spiel durchaus ansehnlich und detailverliebt, wären da nicht die ständigen Ruckler, die sich nicht selten auch in ganze Aussetzer verwandeln können. Die Performance ist in diesem Bereich leider erschreckend mangelhaft und bringt den Spieler gerade in Kampfszenen manchmal in unbeabsichtigte Schwierigkeiten.
Akustisch erinnert das Spiel viel an die alten Tage der Vorgänger. Grund dafür sind die häufig übernommenen Sounds, oder durch im Spiel versteckte Jukeboxen eingestreute alte Tracks früherer Teile. Die neu arrangierten Titel tragen leider nicht mehr den magischen Fingerabdruck des Altmeisters Akira Yamaoka, den die Serie erneut schmerzlich vermisst. Die musikalische Begleitung übernimmt nun David Licht, dessen Score zwar nicht mit dem industriellen Sound Yamaokas übereinstimmen, doch seine Interpretation ist nicht zwingend die schlechteste Wahl. Besonders mit dem erstmaligen Betreten der Stadt Silent Hill bemerken wir die Andersartigkeit der Musik, aber deren gleichen punktuellen Wirkung. Einziger Nachtteil daran ist die Tatsache, dass Lichts Sounds nicht so tiefgreifend nachhaltig sind wie Yamaokas Arbeiten.
Im Gesamtbild macht Downpour aber einer guten Eindruck was den Score und die Geräuschkulisse angeht. Das Zuknallen der Türen lässt einen immer wieder aus dem Sessel wippen und das Knarzen von Dielen, gepaart mit dem fein unterlegten Klavierklängen, stellt ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis dar.
 

Gameplay und Steuerung

Murphy Pendelton ist kein Schwächling und auch kein Dummkopf. Der Umgang mit Waffen ist für ihn scheinbar kein Buch mit sieben Siegeln. Die wohl eindeutig interessanteste Neuerung der Silent Hill Reihe ist, die Einführung eines neuen Waffensystems. Murphy ist nämlich in der Lage alles was nach Waffe aussieht, auch als solches zu verwenden. Steine, Stöcke, Schaufeln, Messer, ja selbst Stehlampen und Stühle stehen ihm zur Auswahl. Wer es ganz grob mag darf auch schon mal zum Feuerlöscher greifen. Wichtig dabei ist nur, dass die Gegenstände nach Überbeanspruchung auch mal kaputt gehen und ausgetauscht werden sollten. Viele Barrieren lassen sich auch nur mit einer Axt oder Spitzhacke zertrümmern, was die Waffenwahl oft sehr taktisch macht. Aber auch gröbere Arbeitsmittel stehen zur Verfügung. Allerdings sind Pistolen und Gewehre aufgrund des chronischen Munitionsmangels seltenes Gut.
Das Kampfsystem ist durchaus in Ordnung. Eine Taste zum Schlagen, eine Taste zum Blocken. Wer will, kann seine Waffe dem Gegner auch entgegen schleudern, steht dann aber einem Faustkampf gegenüber, der oft ungleich endet. Meistens ist es eher ratsam die Flucht anzutreten und rennen kann der gute Murphy richtig gut, vorausgesetzt er ist völlig gesund. Problematisch kann es allerdings bei mehreren Gegner gleichzeitig werden, denn die Kamera spielt dann häufig verrückt und macht den Kampf nicht unbedingt einfacher. Gleiches gilt bei unsichtbaren Geistern, die oft nur schemenhaft wahrnehmbar sind. Schnelles Ausrichten und Schlagen bleibt da häufig Wunschdenken. Auch in Fluchtszenarien werden dem Spieler häufig Kameraaussetzer zum Verhängnis.
Silent Hill ist zwar weiterhin aufgrund der vielen Schluchten nur beschränkt begehbar, trotzdem ist Murphy nicht mehr an eine bestimmte Reihenfolge von Ereignissen gebunden. Kurzum, ihm stehen nun einige interessante Nebenaufgaben zur Verfügung, die es ihm ermöglicht bessere Ausrüstung zu erhalten und dabei mehr über die Stadt und deren Einwohner zu erfahren. Es liegt am Spieler selbst, sich die Mühe zu machen jedes Haus nach Spuren und Hinweisen abzuklappern und sich dabei ständig der Gefahr der Monster auszusetzen, oder doch lieber zügig zum nächsten Mainevent durchzulaufen.
 
Silent Hill ist erstaunlich rätsellastig geworden. Zu Beginn des Spiels muss der Spieler über den Schwierigkeitsgrad der Rätsel und der Action getrennt unterscheiden. Beide Grade haben es in sich, denn einige Rätsel brauchen ihre Zeit um geknackt zu werden, was bei vielen Spielern schnell zum Frust führen kann, wenn sie sich bei der Auswahl des Schwierigkeitsgrades ein wenig überhoben haben. Aber auch die Monsteraktivität ist im Gegensatz zu früheren Teilen sehr hoch geworden. Meistens bleibt kaum Zeit etwas zu untersuchen, ohne das bereits drei Monster am Gartenzaun anklopfen. Beginnt es zu regnen, steigert sich das Ganze sogar noch einmal und die Bösewichter lassen nun gar nicht mehr locker.
Für sich zusammengenommen ist das Gameplay durchaus akzeptabel. Das Kampfsystem krankt nur an seiner holprigen Kameraperspektive und am manchmal übertriebenen und hartnäckigen Aufkommen von Monstern. Die Menüsteuerung ist zwar recht simpel belegt, kann aber manchmal nerven wenn das Inventar überfüllt ist.
 
 

Positiv


- grafisch auf guten Niveau mit viel Liebe zum Detail
- guter Soundtrack mit vielen Anekdoten an frühere Titel
- Waffensystem sehr abwechslungsreich und clever gestaltet
- einfach gestricktes und funktionales Kampfsystem
- abwechslungsreich gestaltete Nebenaufgaben

Negativ


- langatmige Story die erst sehr spät Fahrt aufnimmt
- Design des Spiels geht weit am Original vorbei
- Monstern fehlt es an der typischen Groteske
- katastrophale Ruckler und Aussetzer in der Grafikperformance
- in hektischen Situationen versagt zu oft die Kameraperspektive
- häufig übertriebenes Monsteraufkommen
- Unübersichtlichkeit bei überfüllten Inventar
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
KingK
Viele Fans der Serie können und wollen es nicht akzeptieren, dass Silent Hill nicht mehr das wird was es einmal war. Der Grund dafür liegt wohl in der Tatsache, dass sich Entwickler einfach die Freiheit nehmen, nicht einfach nur zu kopieren, sondern sich ständig neu erfinden zu wollen. Dabei wird leider völlig außer Acht gelassen, dass Käufer Silent Hill haben wollen, wo Silent Hill drauf steht. Downpour ist vieles, aber kein wirkliches Silent Hill. Die Hoffnung, dass nach endlos langer Wartezeit wieder an die alten Erfolge angeknüpft werden kann, siecht erneut dahin. Dabei ist das Rezept so einfach und trotzdem scheinbar kompliziert. Für die unbelasteten Fans des Survival-Horrors ist Silent Hill - Downpour keine schlechte Wahl. Die Inszenierung mit Dunkelheit und Soundeffekten hat durchaus ihren Anspruch. Doch Geisterschreck und Schattenwesen haben nichts mit dem Flair eines echten Silent Hill zu tun. Hier muss es um mehr gehen, als bloße Effekthascherei mit Schockelementen. Silent Hill - Downpour fehlt es an Tiefe und Symbolkraft, an einer moralisch ins Mark gehenden Story, verbunden mit der grotesken und bizarren Gedankenwelt einer gequälten Kinderseele, die jedem verirrten Protagonisten seinen eigenen Seelenspiegel vor Augen halten möchte. Das ist es was Silent Hill ausgemacht hat.

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