Saints Row: The Third - Review

Saints Row: The Third

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Review
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"Für alles Heilige gibt es etwas Unheiliges. Das ist das Wesen der Vollendung."
 
Wo genau differenzieren wir Inspiration von geistigem Diebstahl? Ist es nicht eher unbefriedigend zu behaupten, dass sich Dinge ausschließlich auf Basis einer neuen Idee erfinden dürfen? Nein, ganz und gar nicht, denn einzig das Ergebnis des Produktes ist entscheidend, nicht die Quelle. Ganz klar, wir spielen hier auf den einen großen Vergleich an: "Saints Row" versus "Grand Theft Auto". Allen "Klon"-Vorwürfen zum Trotz, es wäre schon fast eine dreiste Verschwendung, wenn ein solch fantastisches Genre ohne Nachahmer bleiben würde. Selbstverständlich ist GTA der unangefochtene Herrscher des Open World Genres und soviel dürfen wir schon verraten, dass wird sich nach dieser Review nicht ändern.
"Saints Row´s" Erstlingswerk aus dem Jahre 2006 orientierte sich, ohne daraus einen großen Hehl zu machen, stark an dem Vorbild "GTA: San Andreas" und verwendete haargenau die gleichen Grundvoraussetzungen um eine Geschichte über einen Bösewicht zu erzählen, der eine korrupte Stadt noch tiefer in den Moloch aus Verbrechen und Unzucht treibt. Moralische Aspekte beziehen sich ausschließlich auf die Wahl der Waffe und Freunde gibt es solange sie profitabel sind. Doch gehen wir näher ins Detail stellen wir schnell fest, dass Saints Row in einem gänzlich anderen Gewand auftritt und viele Gemeinsamkeiten ad Absurdum führt. Ob es damit aber dem Konsumenten und GTA-Liebhaber zu gefallen weiß, werden wir nun mal genauer unter die Lupe nehmen.
 
 
Inhalt
 
Das Leben eines Verbrechers kann auch angenehme Seiten haben. Zumindest bei den Saints aus Stilwater. Mit ihren Machenschaften gelangten sie inzwischen zu gewaltigem Ruhm und Anerkennung in der Bevölkerung. Mit eigenen Modelabeln und Getränkemarketing verdienen die stets in Lila gekleideten Gangster inzwischen auch legal richtig viel Kohle. Doch die Katze lässt das Mausen nicht und so kommt es wie es kommen muss, die Saints aus der Third Street überfallen eine Bank. Nur leider rauben sie einen Tresor (Ja, den ganzen Tresor!) des Syndikats, eine mächtige Organisation aus Steelport und stechen dabei in ein Wespennest aus gekauften Polizisten und einer stark bewaffneten Gangster-Konkurrenz. Gefangen genommen und ausgebootet scheint es für die Saints ein schlechtes Ende zu nehmen, doch das Syndikat macht ihnen ein Angebot was sie nicht ablehnen können. Um an den Einfluss in Stilwater zu gelangen, sollen die Saints für ihre Konkurrenten aus Steelport für äußerst ungünstige Tarife arbeiten. Klar, die Saints pfeifen auf dieses "Angebot" und werden zum Hauptquartier des Syndikats nach Steelport überführt. Auf dem Weg dorthin, kapern die Jungs und Mädels in einer furios inszenierten Actionballade das Flugzeug und stranden in Steelport. Dort angekommen stellen sie schnell fest, dass das Syndikat bereits die volle Kontrolle über die Eigentümer der Saints besitzt. Vor Wut außer sich, schwören die "Heiligen" Rache und schmieden den Plan nicht Stilwater zurückzuerobern, sondern das Syndikat und deren Stadt zu übernehmen. Der Kampf um Steelport ist somit eröffnet.
 
 
Die Saints sind schon eine verrückte Bande. Wo sie auftreten herrscht Gewalt, Chaos und Zerstörung. Die völlig überzogene Inszenierung der Gewalt, wird nur noch übertroffen von der absolut unglaublichen Hauptstory, die sich von Szene zu Szene selbst übertrifft. In einer selbstironischen und überdrehten Weise bekommen wir Geschichten vorgesetzt, die abgefahrener nicht sein könnten. Ein Beispiel: Nachdem unser Protagonist im Drogenrausch splitterfasernackt durch einen Sado-Maso Club torkelte und sich mit einem anderthalb Meter großen Dildo den Weg freigeprügelt hat, flieht er danach auf einer Rikscha, die gezogen wird von einem kürzlich befreiten Saint, der zuvor von Fetischisten als "Zucht-Pony" missbraucht wurde. Ihr findet das klingt abgefahren? Das ist noch gar nichts! Saints Row übertreibt es maßlos und wer hier keinen Spaß an diesem kruden Humor hat, wird das Spiel verachten. Spieler die sich aber auf die markigen Sprüche und die durchgeknallte Action einlassen, werden sich nicht mehr losreißen können. In jeder Sekunde der knapp zwölfstündigen Hauptstory hat man ständig das Gefühl, diverse Persiflagen auf berühmte Filme und Videospiele zu erleben. Die absurden Dialoge sind süffisant inszeniert und die Charaktere wunderbar extrem designt. Keine Frage, hier können die Lachmuskeln richtig strapaziert werden, vorausgesetzt der Spieler kann darüber lachen, wenn er als Toilette im Cyberspace Roboter abknallt.
 
 
Grafik und Akustik
 
Wenn wir auf Saints Row einprügeln wollen, dann sollten wir das an dieser Stelle hier tun. Das Spiel will keine realistische Umgebung zeichnen und das ist auch ok. Schließlich sucht das Spiel auch in der schrillen Überzeichnung seinen Stil. Trotzdem müssen wir schon sagen, dass dieses Spiel grafisch einfach zu altbacken rüberkommt. Der ganzen Stadt merkt man stets den Baukasten, aus dem es stammt, an. Es existieren unglaublich viele Wiederholungen bei Gebäuden und Passanten. Auch die recht grobe Textur zeigt die Schwächen dieses Spiels auf. Besonders verwunderlich ist dabei die Tatsache, dass trotz der eher bescheidenen grafischen Anforderung Tearings, beziehungsweise Treppchenbildung keine Seltenheit ist. Scheinbar landeten die Programmierer irgendwie in einer technologischen Sackgasse, denn warum gibt es in diesem Spiel eine Option indem man Tearings abstellen kann, dafür aber mit Framerateeinbrüchen kämpfen muss?
Die Spielphysik hat aufgrund des überzeichneten Spielstiles, selbstverständlich ebenfalls den Hang zum Übertreiben. Da fährt der Protagonist Vollgas über den Highway und schmettert die Fahrzeuge einfach locker links und rechts weg. Wird man selber überfahren, fliegt der Spieler gleich meilenweit durch die Gegend. Interessanterweise kann der Spieler dies über eine freischaltbare Fähigkeit im späteren Spielverlauf sogar verhindern. Das zeigt deutlich wie sehr die Spieldesigner auf übertriebenes Spielverhalten achteten.
In einem krassen Gegensatz zum eher schwachen grafischen Potenzial, steht der unglaublich gut gelungene Soundtrack. Neben einer Fülle von lizensierten Songs mit teilweise hohem Bekanntheitsgrad, gibt es außerdem noch eine Menge eigener Kreationen, bestehend aus Hip-Hop und Rock Sounds. Malcolm Kirby Jr. bietet mit seinen Themes nicht nur Ohrwurmqualität, sondern auch eine stimmungsvolle Einheit mit der Szenerie.
Die deutsche Lokalisierung beschränkt sich bei "Saints Row: The Third" auf Untertitel, aber das macht gar nichts, denn die englische Sprachausgabe ist ein Traum. Süffisant und professionell werden einige Synchronstimmen sogar von prominenten Sprechern wie Hulk Hogan oder Burt Reynolds vorgetragen. Einzig die zu klein geratenen Untertitel machen selbst Besitzern von größeren TV-Geräten zu schaffen.
 
 
Gameplay und Steuerung
 
Nach der Einführungsmission erhält man Zugriff auf ein Feature was sich viele GTA-Fans vielleicht auch gewünscht hätten, nämlich einen verdammt guten Charaktereditor. Saints Row bietet nicht nur eine Option auf Kleiderwechsel, hier kann im Prinzip alles modelliert werden. Angefangen von der Hautfarbe, über Geschlecht, Körperformen und Haarfarbe, bleiben der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Besonders gelungen ist die Tatsache, dass sich kein Spieler auf ein Äußeres definitiv festlegen muss. Während des Spiels können Schönheitssalons besucht werden, indem man Korrekturen vornehmen kann. Will der Spieler die dickbrüstige Blondine irgendwann nicht mehr sehen, so wandelt er sie einfach zum muskelbepackten Testosteron-Zombie um.
Der Umfang eines Spiels dieses Genres ist in der Regel überdurchschnittlich. Dies gilt auch für "Saints Row: The Third", allerdings sind die Missionen welche die Hauptstory voran bringen, nach etwa zehn Stunden bereits bewältigt. Die Nebenmissionen gestalten sich sehr abwechslungsreich. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben steht zur Verfügung. Von einfachen Auftragsmorden, zu eher lustigeren Aktivitäten wie Versicherungsbetrug, bei dem man sich vor fahrende Autos werfen muss, bis hin zur Chaosfahrt auf einem Quad, indem der Spieler Passanten umnietet, kommt keine Langeweile auf. Ein absolutes Highlight aber ist "Prof. Genkis Super Ethical Reality Climax". Dabei handelt es sich um ein als Spielshow inszeniertes Minispiel, bei dem der Spieler eine Hindernisbahn unter Zeitdruck bewältigen muss und dabei von einem fantastischen Kommentatoren-Team begleitet wird. Für das Bewältigen dieser Aufgaben gibt es neben Geld auch noch Respekt, der dafür sorgt, dass der Charakter auflevelt. Damit kann der Spieler im späteren Verlauf Waffenupgrades und neue Fähigkeiten käuflich erwerben.
Neben den zahlreichen Abwechslungen steht aber das aus den Vorgängern bekannte Stadtvierteleroberungssystem zur Verfügung. Hier gilt es in den einzelnen Stadtvierteln von Steelport Einfluss zu gewinnen, indem man zum Beispiel Bandenansammlungen zerschlägt oder Gebäude käuflich erwirbt. Umso mehr Einfluss gewonnen wird, umso mehr Gewinne wirft das Viertel ab und zusätzlich patroulieren mehr eigene Gangmitglieder durch die Straßen, welche bei Problemen schnell zur Hilfe eilen. Nur mit der KI hapert es leider wieder einmal. Neben den eigenen Truppen, empfinden es auch die Gegner als meist nicht so wichtig Deckung zu suchen. Selbst das Zielen fällt den NPCs sehr schwer, was vielleicht erneut dem typischen Filmklischee geschuldet ist, welches hier auf die Schippe genommen wird. Für den Spieler ist es an dieser Stelle aber leider ein wenig nervig.
 
 
Multiplayer
 
Leider kann man den Multiplayer getrost vergessen. Irgendwo werden wir das Gefühl nicht los, dass in der heutigen Videospielzeit kein Spiel mehr ohne Multiplayer sein darf. Das Ergebnis ist dann oft eine halbherzige Angelegenheit und "Saints Row: The Third" gehört absolut in diese Kategorie. Der Mehrspielermodus in diesem Spiel verlangt unglaublich viele Dinge vom Spieler. Zunächst einmal müssen beide Spielpartner an verschiedenen Konsolen sitzen, denn ein Splitscreen ist nicht vorhanden. Doch das wäre noch verkraftbar, wenn vom Spieler nicht verlangt werden würde, dass als Koop-Partner nur Spieler mit gleichen Spielversionen zugelassen sind. Das heißt, deutsche Spielversionen können auch nur mit Selbigen einen Multiplayer spielen. Der Grund hierfür dürften die vorhandenen Entschärfungen im Gewaltgrad der deutschen Versionen sein. Weiterhin ist ein gemeinsames Spiel nur in Form eines Koop möglich. Außerdem wird vorausgesetzt, dass beide Spieler sich im gleichen Fortschritt der Hauptstory befinden. Ihr seht also, der Multiplayer ist nicht nur völlig verhunzt, er ist auch noch bedienungsunfreundlich. Mehr oder weniger ein völlig sinnfreies und aufgesetztes Feature.
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Positiv:
 
- wunderbar überzogene Story mit zahlreichen Persiflagen
- süffisant vorgetragene Dialoge mit prominenten Synchronsprechern
- astreiner Soundtrack mit lizensierten Songs und tollen Eigenkreationen
- umfangreicher Charaktereditor
- zahlreiche Nebenmissionen und unterhaltsame Minispiele
 
 
 
Negativ:
 
- schwache Texturen mit häufigen Tearings oder Framerateeinbrüchen
- deutsche Untertitel ein wenig zu klein geraten
- Hauptstory hätte mehr Umfang verdient
- KI der NPCs ist leider kein Quantensprung
- Multiplayer ist nicht nur verhunzt, sondern auch überflüssig
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
KingK
Wer die Saints noch nicht kennt, sollte sie dringend mal kennenlernen. Den Jungs und Mädels nimmt man es irgendwie ab, dass sie Spaß am Gangstertum haben. Nichts ist ihnen so ernst wie der nächste Gesetzesbruch und nichts macht ihnen mehr Freude. Man mag schon fast sagen, sie haben eine Berufung. Der Drehbuchautor jedenfalls hat begriffen, dass Klischee des organisierten Verbrechens aufs Korn zu nehmen. Wer schon typische Filme des Genres für übertrieben hält, der sollte sich mal "Saints Row: The Third" zu Gemüte führen. Als eine Persiflage mit Rundumschlagcharakter lässt sich die Story um dieses Spiel am besten beschreiben. Hier bleibt kein Auge trocken, vorausgesetzt der Spieler hat keinen kleinkarierten Humor, denn die bisweilen krassen Spitzen in Sachen Umgang mit Menschenleben, Sexismus und Menschenhandel, könnte einige Gutmenschen sauer aufstoßen. Wer das Augenzwinkern aber nicht übersieht wird sich hier köstlich amüsieren.
Technisch allerdings bleibt "Saints Row: The Third" auf der Strecke. Zu grobkörnig und baukastenartig kommt das Design von Steelport rüber. Der Soundtrack hingegen lässt aber keine Kritik zu, denn neben einer richtig guten Auswahl lizenzierter Songs, steht auch ein beeindruckender Score mit Ohrwurmqualität zur Verfügung.
Aufgrund der völlig unglaublichen Geschichten die "Saints Row: The Third" erzählt, finden wir auch im Gameplay einige abwechslungsreiche Anekdoten wieder. Wer sich neben den Hauptmissionen weiterhin unterhalten möchte, kann das mit zahlreichen Nebenmissionen und einer Fülle an verschiedensten Minispielen tun. Einzig vom Multiplayer kann getrost abgeraten werden, der aufgrund seiner eigenartigen Bedingungen und den nicht vorhandenen Optionen fast schon als nutzlos zu beschreiben ist.
Im Schlusswort bleibt nur zu sagen, dass Saints Row kein GTA ist und hoffentlich nie sein wird. Und das ist auch gut so!

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