Madden NFL 12 - Review

Madden NFL 12

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Review
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"An jedem verdammten Sonntag…"
 
Es spielt eigentlich keine Rolle ob wir Europäer diesen Sport nicht verstehen, oder ob jeder amerikanische Fan das umfassende Regelwerk von schlappen 400 Seiten in- und auswendig kennt. Entscheidend ist bei American Football nur die Show und wenn die Amerikaner eines können, dann ist es sich selbst zu zelebrieren. American Football ist kein Sport für Weicheier, aber auch nicht für hirnlose Muskelprotze. In keiner anderen Sportart dieser Welt hat das Wort "Rasenschach" eine so prägnante Bedeutung. Doch was genau macht denn nun diese Faszination aus, die in Amerika ähnliche Ausmaße annimmt wie bei uns in Europa der Fußball? Wahrscheinlich einfach ein Mix aus all den genannten Punkten. Show, rohe Gewalt und umfassende Taktik und Strategie. Denn hinter all den großen Jungs in dicken Polstertrikots, steckt ein unglaublich komplexer Spielablauf. Wie bereits erwähnt, umfasst das vollständige Regelwerk der NFL fast 400 Seiten, wobei es zu bedenken gilt, dass es in Amerika Unterschiede zwischen dem Profi-Football, sowie College- und High School Football gibt. Trotzdem ist Football einem Laien durchaus einfach zu vermitteln, denn in den Grundzügen ist dieses Spiel recht verständlich. Zwei Mannschaften mit je elf Feldspielern, versuchen den eierförmigen Ball in die jeweilige Endzone des Gegners zu transportieren. Dies kann mit Lauf- und Passspielen versucht werden, vorausgesetzt man ist im Ballbesitz. Neben dem bekannten Touchdown, kann die Mannschaft auch noch Field Goals erzielen, indem sie den Ball mit dem Fuß durch ein stimmgabelförmiges Tor kickt. Dieser grobe Rahmen bringt es eigentlich schon auf den Punkt. Auf weitere Details müssen wir hier nicht eingehen, denn Fans dieser Sportart kennen sich sowieso aus und Uninteressierte wird die Regelkunde langweilen. Damit stellt sich also die Frage ob Madden 12 aus dem Hause EA Sports in Europa überhaupt Interessenten findet? Schließlich hatte der Publisher den europäischen Markt zwei Jahre auf dem Trockenen gelassen und die Reihe nicht veröffentlicht. So blieb den Fans nur der teure Import als Alternative. In Amerika hingegen hat die Madden-Reihe einen ebenbürdigen Stellenwert wie bei uns FIFA. Auch dort wird jedes Jahr auf das Release hin gefiebert und ein ähnliches Brimborium um das Cover veranstaltet. Doch lohnt sich für uns Europäer der Seitensprung in eine völlig andere Spielkultur? Bekommen wir hier ein typisches EA-Produkt, oder ist American Football einfach nichts für die "Alte Welt"? Wir eröffnen den Spielzug und schauen wie viele Yards Raumgewinn wir mit diesem Spiel unter dem Arm packen.
 
 
Schon nach dem Einlegen der Disc in die Konsole präsentiert sich Madden 12 mit einem unglaublich packend inszenierten Intro, mit perfekt zusammengeschnittenen Bildern der letzten NFL-Saison, unterlegt mit dem aus "Inception" bekannten Score: "Mind Heist" von Zack Hemsey. Bei jedem Neustart des Spiels fällt es schwer den Vorspann wegzudrücken. Im Gegenteil, meist wandert die Hand zur Fernbedienung, um den Sound aufzudrehen und diese spektakuläre Inszenierung wieder und wieder anzuschauen.
Von dieser Bildergewalt übermannt, gilt es sich erst einmal zu sammeln, um dann im englischen Menüsalat den Überblick zu behalten. Grundsätzlich ist die Menüstruktur nicht unübersichtlich, doch für einen Neueinsteiger in dieser Serie, der dem Englischen nur unzureichend mächtig ist, wird hier auf Orientierungsprobleme stoßen. Ein grundsätzliches Problem was sich durch das komplette Spiel trägt. Eine deutsche Lokalisierung ist gänzlich nicht vorhanden und das bedeutet aufgrund der vielen "Fachbegriffe" oft ein wenig Rätselraten. Hilfreich ist hier die Tatsache, dass kundige EA Sports Fans viele Spielmodi wiedererkennen werden. So gibt es wie bei den Kollegen von NHL und FIFA den Franchise-, beziehungsweise Karrieremodus, mit dem der Spieler eine Mannschaft wählt die er durch die Saison begleiten möchte. Madden ermöglicht hier eine akzeptable Spieltiefe, die es erlaubt den Kader mit Einkäufen und Vertragsverhandlungen zu verwalten. Ein interessantes Feature ist die Möglichkeit Spieler aus der College Football Variante "NCAA Football 12" Spieler ins Roster des Profikaders zu ziehen. Aber auch innerhalb des Spiels lassen sich über Scouting und Training die Spielerkader verbessern. Form und gesundheitlicher Zustand sind wichtige Bestandteile um ein optimal eingestelltes Team auf das Feld zu führen.
Weiterhin finden wir in Madden auch das bekannte Ultimate Team vor, mit dem man über Sammelkarten Teams erstellt und diese dann gegen andere Mannschaften online antreten lässt. Allerdings sind hier einige unverständliche Dinge, die die Kollegen von FIFA wesentlich besser lösen. So gibt es keine Offline-Turniere, sowie die Möglichkeit mehrere Teams zusammenzustellen. Weiterhin ist der Tauschmarkt sehr unübersichtlich gestrickt. Ein Lichtblick ist aber das Sammelalbum, welches für eine gewisse Langzeitmotivation sorgt, aber auch hier stört die umständliche Menüführung.
Auch Online hat Madden 12 das volle Paket zu bieten. Vom bekannten "Heads Up", bis hin zum "Pro-Teamwork" indem jeder Spieler spezielle Positionen übernimmt. Hier fällt dem Quarterback wie auch im echten Football, die wichtigste Rolle zu, denn er bestimmt die Taktik und die Spielzüge. Ein Quarterback der das Spiel nicht ernst nimmt, reißt unweigerlich die ganze Mannschaft mit in die Niederlage. Auch das Ranglistensystem ist nicht wirklich neu, dafür aber motivierend.
 
 
Doch nun zum eigentlichen Produkt, dem Spiel. Die Nahaufnahmen der Spieler lassen schon vermuten, dass grafisch hier eine sehr gute Präsentation auf uns wartet. Die Kleidung und das Aussehen der Spieler sind auf einem sehr guten Niveau, was besonders an den inzwischen Fotorealistischen Helmen gut zu sehen ist. Lichtspiegelung, Färbung, einfach alles sieht beeindruckend aus. Nur bei den seltsam starren Gesichtszügen der Spieler und dem strohigen Haar der Zottelträger muss man ein wenig befremdlich wegschauen. Hier kann EA definitiv noch nachlegen. Die Stadien haben gegenüber von FIFA bei weitem mehr Detailreichtum. Allein die Tatsache das ALLE!!! Arenen der NFL vorhanden sind und diese mit einer Außenansicht in der totalen Perspektive bewundert werden dürfen, zeigt hier einen technologischen Vorsprung gegenüber den Kollegen von der FIFA-Abteilung. Einläufe der Mannschaften und viel Leben neben dem Platz bringen echte Atmosphäre auf den Rasen. Die Kameraführung erinnert bewusst an eine Liveübertragung, wobei hier leider in jedem Spiel die gleichen Szenen immer und immer wieder zu sehen sind. Auch die sehr guten Kommentatoren erledigen ihren Job akzeptabel. Die Gespräche zwischen den beiden Sprechern sind locker gestaltet und die sich ständig wiederholenden Phrasen bleiben im humanen Bereich.
Die Action auf dem Feld ist aber einmalig. Das temporeiche Gameplay fordert vom Spieler eigentlich alles ab. Gut, dass sich der Schwierigkeitsgrad spürbar regulieren lässt, denn auf der höchsten Stufe wird jeder kleine Fehler gnadenlos bestraft. Die KI reagiert hierbei intelligent und unterbindet clever sich ständig wiederholende Spielzüge. So wird der Spieler gezwungen in seinen Drives mehr Abwechslung einzubauen, um dem hohen Niveau gerecht zu werden. Einen garantiert erfolgreichen Spielzug gibt es somit nicht. Die Fähigkeiten der Spieler werden hierbei konsequent umgesetzt. So holt ein Running Back durch Drehungen noch ein, zwei Yards nach dem Tackling heraus, wenn er diese Fähigkeit besitzt. Auch Wide Receiver mit diesen Spezialfähigkeiten fangen oft Bälle aus unglaublichen Positionen. Das Tackling-System ist aber das Prunkstück des Spiels, denn Kollisionen sind in allen Belangen flüssig und realistisch. Im seltensten Falle kommt es zu komischen Situationen, wenn der Ball seltsam aufspringt oder dem Spieler unsinnigerweise entgleitet, aber grundsätzlich beherrscht die Physik-Engine jede Szene perfekt.
 
 
Das Gameplay bleibt ebenfalls schnörkellos. Das bereits letztes Jahr eingeführte sogenannte "Game-Flow" ermöglicht es dem Spieler eine schnellere Spielzugauswahl, ohne seitenweise Playbooks zu wälzen, während die Uhr gnadenlos herunter tickt. Am Anfang stört ein wenig die Tatsache, dass ausschließlich die Namen der Spielzüge zu sehen sind und man mehr oder weniger nur weiß ob es sich um einen Lauf- oder Passspiel handelt. In der Defense ist dies noch schwerer zu erkennen, da dort nur kurz über das Aggressionspotenzial informiert wird. Doch mit der Zeit lernt man die meisten standardisierten Züge kennen und weiß was welcher Name bedeutet. Danach macht die "Game-Flow" Option aber definitiv Sinn. Für die Puristen steht das bekannte Playbook aber immer noch zur Verfügung und hier werden die Spielzüge zeichnerisch dargestellt, um eine grobe Vorstellung zu haben, was gleich auf dem Platz passieren wird.
Ist der Spielzug ausgewählt geht es mitten ins Geschehen. Aus der Rückenperspektive blicken wir stets in Marschrichtung der Offense, auch wenn wir nicht im Ballbesitz sind. In der Offense steuern wir den Spieler, welcher gerade im Ballbesitz ist. In der Defense wählen wir einen Spieler aus, der aber während des laufenden Zuges gewechselt werden kann, um immer in die Action eingreifen zu können. Mit dem Betätigen der Schultertaste können wir uns jederzeit über die vorgeschriebenen Laufwege informieren, was besonders für Menschen mit schwachem Kurzzeitgedächtnis eine echte Hilfe darstellt. Ein guter Spieler hat also zu keiner Zeit das Gefühl, keine Kontrolle zu haben und ein Anfänger ist froh über die Hilfe der KI. Diese perfekt zugeschnittene Steuerung optimiert nicht nur das Spielgefühl, es greift auch überall dort ein, wo es der Spieler zulässt.
 
 
 
Positiv:
 
- ein Intro der Extraklasse mit Gänsehautgarantie
- bekannte und bewährte Spielmodi online wie offline
- vollständige und detaillierte Stadien aller NFL Teams, inklusive Außenansicht
- grafisch ganz hohes Niveau in Animierung und Darstellung der Spieler
- Kameraführung und Kommentatoren sorgen für TV-Übertragungsfeeling
- anpassungsfähiger Schwierigkeitsgrad für alle Spielergruppen
- spürbare Umsetzung von Spezialfähigkeiten der Feldspieler
- Physik-Engine ist das Prunkstück des Spiels
- Lizenzkelle
 
 
Negativ:
 
- Menüführung ohne Englischkenntnisse irreführend
- Ultimate Team mit mangelnden Offline-Features und Teammanagement
- Nur schwache Gesichtszüge und Haare stören in der sonst guten grafischen Darstellung
- Szenen abseits des Spielgeschehens wiederholen sich zu oft
- "Game Flow" - Option braucht eine gewisse Eingewöhnungszeit
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
KingK
Ohne große Umschweife, die Fans der Madden-Serie können sich zu Recht freuen, dass der europäische Markt wieder beliefert wird. Auch wenn die fehlende Lokalisierung sicherlich ein wenig sauer aufstößt, denn bei NHL 12 war dies scheinbar kein Problem. Trotzdem können wir nach der zweijährigen Pause hier in Deutschland nun wieder bedenkenlos zugreifen, denn EA Sports hat erneut ein sportliches Meisterwerk abgeliefert. Grafisch ein Leckerbissen, weiß besonders die Inszenierung zu überzeugen. Aufmachung, Kommentatoren, Kameraführung, hier finden wir die perfekte Show vor. Mit gewohnt peppigen Soundtrack und knackiger Geräuschkulisse bleibt dem Außenstehenden schon fast verborgen, dass hier nur eine Simulation stattfindet. Reichhaltige Spielmodi aus den bekannten Kategorien hat das Spiel zu bieten, wobei Ultimate Team aufgrund mangelnder Optionen ein wenig aus dem Rahmen fällt. Dafür weiß der Franchise-Modus umso mehr zu überzeugen.
Die dynamische Spielmechanik in Verbindung mit der ausgereiften Physik-Engine beeindruckt in allen Belangen. Hier schleichen sich kaum Fehler ein und selbst die chaotischsten Szenen fühlen sich realistisch an. Schwierigkeitsgrade, Taktik und besondere Fähigkeiten einzelner Feldspieler wirken sich spürbar auf das Spielgeschehen aus.
Madden 12 ist für Fans des Sports aufgrund der mangelnden Konkurrenz im Bereich der Lizenzen zwar alternativlos, doch bekommen wir hier die mehr als ausreichende Qualität geboten, um eine sehr gute Simulation von American Football spielen zu dürfen. Aber auch interessierte Neueinsteiger die sich vor sprachlichen Barrieren nicht scheuen, dürfen hier zugreifen, um das Adrenalin der NFL beschnuppern zu können.

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