Dragon Age 2 - Review

Dragon Age 2

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Review
PS3
29
 
Varric Tethras ist ein eher ungewöhnlicher Zeitgenosse, das offene Hemd, der fehlende Bart und allem voran die nicht vorhandene Furcht seines Volkes, urplötzlich in den Himmel zu stürzen sobald man keine feste Decke mehr über dem Kopf hat, machen diesen Zwerg zu etwas ganz besonderem. Nachvollziehbar warum das renommierte Entwicklerstudio Bioware also gerade ihn auserwählt hat um die spannende Geschichte von der Flucht und dem darauf folgenden Aufstieg des Helden von Kirkwall zu erzählen. Wieder einmal beweist das kanadische Studio Fingerspitzengefühl, wenn es um die wichtigen Dinge wie Story, Begleiter und Quests geht.
 
 
Die Geschichte in der Geschichte
 
Es herrscht Krieg im Königreich Ferelden, die kleine Bauernsiedlung Lothering wird von den unzähligen Horden der dunkeln Brut im Vorbeigehen überrannt, blankes Entsetzen und Angst um das eigene Überleben treibt die Menschen fort aus ihrer Heimat und unter ihnen befindet sich auch der Held des Spiels, Hawke, samt Familie . Mit viel Glück und unerwarteter Hilfe dem Tode knapp entronnen, sieht sich der Spieler aber schon unmittelbar danach, ganz rollenspieltypisch, bereits neuen Hürden gegenüber. Einlass in die neue Wahlheimat erfordert Opfer, öffnet Türen und bringt tödliche Feindschaften mit sich.
 
Während der mehrjährigen Kampagne, welche von Zwerg Varric vom Start weg in Rückblenden erzählt wird und während des Spielablaufs immer wieder ein paar Jahre vorwärts springt, geht es hauptsächlich um den Aufstieg des Spielers zum Helden, die Ankunft eines ehemaligen gegnerischen Volkes, welches jedoch jahrelang unerwartet ruhig bleibt und auf irgend etwas zu warten scheint, und dem stets präsenten Konflikt zwischen Magiern und Templern. Kein Königreich welches im Alleingang gerettet werden muss, keine Prinzessin die aus den Klauen eines bösen Herrschers errettet werden will, sondern eine manchmal alltägliche und dennoch weitreichende Geschichte um Verrat und jene Dinge, die einen antreiben das Schicksal tausender zu verändern.
 
 
Mit der politischen Geschichte rund um Unterdrückung, Verlust und große, wenn auch manchmal alltägliche, Gefahren wagt man sich bei Bioware auf neue Gebiete. Dies mag keine Revolution der Erzählkunst darstellen, aber vielleicht reicht ein aus der Gruppe ausgebrochener Gaul aus, um den übrigen eine andere/neue Richtung zu zeigen.
 
 
Bunt gewürfelt
 
Alles was das Herz sich nur wünschen kann ist vertreten, sei es eine lüsterne Piratin die mehr verloren hat als ihre lang verschollene Unschuld, einem von Selbstzweifel zerfressenen Magier der sich gegen ein unterdrückendes System auflehnt, bis hin zum eingangs erwähnten silberzüngigen Zwergendraufgänger der zwar immer die passende Antwort parat hat, aber auch nicht ohne eigene Probleme durchs Leben zieht. Nicht alle sind auf Anhieb so sympathisch wie der Zwerg Varric oder benötigen euer Mitgefühl wie die Elfin Merril, aber bei der Vielzahl an Schicksalen, der im Spielverlauf getroffenen Begleiter, sollte jeder genügend Motivation finden um zumindest von einigen erfahren zu wollen was sie antreibt und zu dem gemacht hat was man heute sieht.
 
 
Töte 10 hiervon und bringe mir 5 davon
 
Die Quests eines Rollenspiels sind das Salz in der Suppe des Genres und während die Konkurrenz einen viel zu oft immer und immer wieder dieselben Dinge tun lässt, dabei aber nur die Farbe des Gegners ändert um Abwechslung zu erzeugen, geht man bei Bioware einen anderen Weg. Selbstverständlich gibt es auch hier die obligatorischen Fetchquests, aber der Großteil der Aufgaben erzählt die Geschichte weiter und zeigt oftmals, dass auch Kleinigkeiten große Auswirkungen haben können. Ganz egal ob wir verfolgten Magiern helfen sich vor den fanatischen Templern zu verbergen oder ob wir einem unserer Begleiter zur Seite stehen wenn das Schicksal es wieder einmal nicht allzu gut mit ihm meint, immer hat man als Spieler das Gefühl selbst Einfluss genommen zu haben und dank mehrfachen Antwort-/Verhaltensmöglichkeiten bieten die Quests auch beim zweiten Durchgang immer wieder neues.
 
 
 
Des Königs neue Kleider
 
Dragon Age 2 ist eines dieser wunderbar eindrucksvollen Beispiele für die Kraft/Macht die ein eigener Grafikstil über ein Spiel haben kann, denn an und für sich arbeitet ein und dieselbe Grafikengine bei Teil 1 und 2 und dennoch dürfte sich kaum jemand finden der nicht auf den ersten Blick von grafischen Verbesserungen sprechen würde. Bioware trennt sich mit dem zweiten Teil endlich vom tolkienschen Einheitsbrei und traut sich ein wenig mehr Individualität zu, tritt jedoch bei manchem Design aus vollem Lauf daneben und zerstört spätestens mit zu starker Tristesse und sich zu oft wiederholenden Gebieten ein wunderbares Konzept. Auch die selbst auferlegte Beschränkung auf eine einzige Stadt samt Umland schadet dem grafischen Gesamteindruck mehr als es ihm hilft und auch hierdurch büsst der Titel wieder ein wenig seiner potentiellen Größe ein. Auf den Konsolen bietet sich ein gemischtes Bild, denn während es auf der einen Seite schön detaillierte Charaktere, gute Texturen und fantastische Kampfeffekte zu bestaunen gibt, kontert die negative andere Seite dafür mit zu langen Ladezeiten, teilweise lächerlichen Gliedmaßen(besonders die Hände, manches Gesicht eines NPCs), holpriger Framerate und einem etwas matschigem Gesamtbild.
 
 
Weniger Aufwand als erhofft/verdient
 
Schon fast typisch für einen Publisher wie Electronic Arts bekommen auch wir hier in Deutschland bei einem solch aufwändigen Titel eine komplette Vertonung in der hiesigen Landessprache spendiert. Doch während der Vorgänger in diesem Gebiet noch ganz passabel abgeschnitten hatte, fragt man sich beim Nachfolger, welcher Teufel das Tonstudio dort geritten hat. Während es bei der (optionalen) englischen Vertonung nur eine handvoll Stimmen gibt die nicht komplett überzeugen können, ist es bei der deutsche Synchronisation das krasse Gegenteil. Bis auf 2-3 Charaktere wirken die Sprecher lieblos, desinteressiert und zahlenmäßig anscheinend in der Unterzahl, denn wenn ich bereits innerhalb der ersten Stunden unterschiedliche Charaktere mit ein und derselben Stimme vorgesetzt bekomme, zweifle ich an den Fähigkeiten des Synchronstudios. Andere Vertreter des Genres zeigen wie gut eine deutsche Synchronisation sein kann. Bioware selbst hat sich bei vergangenen Titeln weitaus besser geschlagen an der Tonfront und Electronic Arts hatte erst kürzlich mit Dead Space 2 eindrucksvoll gezeigt wie hervorragend eine deutsche Synchronisation sein kann.
 
 
Die Geräuschkulisse ist auf gewohnt hohem Standard, Schwertkämpfe klingen nach Schwertkämpfen und unheimliche Schrecken aus der tiefe der Erde kommen ebenfalls passend vertont daher. Beim Klang eines Feuersturms mag man sich fragen woher der Hersteller wissen will wie sich so etwas anhört, aber das Ergebnis hört sich am Ende doch überraschend glaubhaft an.
 
Während andere Titel von Electronic Arts einen Soundtrack in Zusammenarbeit mit Komponisten wie Hans Zimmer spendiert bekommen, recycelt man bei Dragon Age 2 leider erneut viel aus dem direkten Vorgänger. Dies wäre dank dem hervorragenden Soundtrack des Erstlings an und für sich kein Problem, aber es ist wieder eine unnötige Delle mehr in der glänzenden Rüstung des Top-Entwicklers.
 
 
Vercasualisierung und Buttonmashing
 
Das Ende aller Tage des Gamings wird von vielen Vertretern alter Schule schon seit längerem beschrien, sei es die ominöse Vercasualisierung dank der Beliebtheit heutiger Konsolen oder die allgemeine Entschlackung die plattformunabhängig beobachtet werden kann. Etwas ist faul im Staate Videospiel. Aller Anschuldigungen zum Trotz findet man gerade beim Gameplay und der Steuerung die sinnvollsten Verbesserungen bei Dragon Age 2. Anfangs mag man dem Eindruck erliegen, dass das Spiel zu einfach sei und man mit wahllosem Buttonmashing auch zum Ziel kommt und allzu weit ist dieser Eindruck, zumindest zu beginn des Abenteuers, auch nicht von der Realität entfernt. Im weiteren Verlauf des Spiels nimmt das Kampfgeschehen aber ziemlich zügig fahrt auf, fordert taktisches Kalkül und die intensive Nutzung der Pausefunktion um jedem Mitstreiter die notwendige Aktion ausführen zu lassen. Praktischerweise kann man aber auch seine Mannen, in einem separaten Menü, regelrecht programmieren um sie ohne direkte Anweisungen während des Kampfes wirkungsvoller einsetzen zu können.
 
Dank vielfältigen Talentbäumen kann jede Klasse(Magier, Schurke, Krieger) individuell ausgebaut werden und selbst bei mehreren gleichen Klassen in der Partie(Beispiel Krieger: Hauptcharakter, Aveline, Fenris) bleiben immer noch genügend übrig um jeden komplett unterschiedliche Fähigkeiten erlernen zu lassen. Auf Seiten der Ausrüstung geht man wieder einen etwas anderen Weg und bietet nur dem Hauptcharakter die Möglichkeit in unterschiedliche Rüstungen zu schlüpfen, die Begleiter können mit speziellen Gegenständen in vier Stufen auf ihr Rüstungsmaximum gebracht werden. Gürtel, Ringe und Amulette sind für alle nutzbar, Waffen sind ebenfalls von vornherein für alle freigeschaltet, innerhalb ihrer Klasse, und auch hier bietet sich in verschiedenen Quests die Möglichkeit auf fette Beute.
 
 
Im Großen und Ganzen mag einem, besonders wenn man den direkten Vorgänger und Biowares Vergangenheit kennt, eine gewisse Vereinfachung auffallen, aber wie schon bei der Story und dem Kampfsystem merkt man erst im Laufe des Spiels wie gut diese "vercasualisierten" Rollenspielelemente doch zum Tragen kommen.
 
 
Pros:
 
+ politische Geschichte
+ tolle Charaktere
+ taktisches Kampfsystem
+ hervorragende englische Synchronisation
+ Zeitsprünge innerhalb der Geschichte
+ Erzählstruktur
+ Zwerg Varric peppt manche seiner Erzählungen auf(erkennbar am weitaus größeren Vorbau der weiblichen Protagonisten während dieser Sequenzen)
+ Wiedersehen mit alten Bekannten
+ Savegame aus Dragon Age: Origins kann genutzt werden(Entscheidungen aus Teil eins wirken sich im zweiten aus)
+ auch kleinere Entscheidungen wirken sich auf das Spiel aus
+ durchdachte Steuerung
+ komplett vertonter Held
+ Unterhaltungen der Begleiter untereinander steigern die Atmosphäre
[imgright]143378[/img]+ Begleiter können bei Gesprächen einbezogen werden / können auf Wunsch für den Helden antworten
+ Bereits beim normalem Schwierigkeitsgrad müssen im Verlauf des Spiels die Pausefunktion + Taktiken genutzt werden
 
 
Cons:
 
- unverschämtes Level-Recycling
- Ladezeiten
- fehlende Vogelperspektive(Taktikansicht)
- dilettantische deutsche Vertonung
- aus dem nichts spawnende Gegnerwellen
- zu viel recycelte Musik aus Dragon Age: Origins
- nur Mensch spielbar
- Begleiterpotential nicht komplett genutzt
- Bereits beim normalem Schwierigkeitsgrad müssen im Verlauf des Spiels die Pausefunktion + Taktiken genutzt werden(evtl. zuviel für Einsteiger)
 
 
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Fazit

Pro
 
Contra
 
5th
Anfangs war ich skeptisch, wütend und sehr unzufrieden ob der vielen Änderungen die das kanadische Entwicklungsstudio Bioware sich beim Nachfolger eines der besten Rollenspiele der letzten Jahre erdreistet hatte. Vercasualisierung(streamlined) ist das Hasswort der Stunde und das Feuer der Wut/Enttäuschung, welches besonders von alteingesessenen Biowarejüngern ausgeht, hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Viele Vorwürfe sind berechtigt, das starke Recycling der Level stößt besonders störend auf und an vielen Kleinigkeiten wird man den Eindruck nicht los, dass das Spiel noch ein halbes Jahr länger gebraucht hätte um zur wahren Größe aufzusteigen. Dennoch passiert nach einigen Spielstunden etwas ganz wunderbares, man beginnt viele der Änderungen zu akzeptieren und manchmal sogar zu verstehen im Kontext des abgelieferten Stück Unterhaltungsguts. Die Story wird von Minute zu Minute spannender, das Kampfsystem fordert im Lauf des Spieles weitaus mehr als sinnfreies Buttonmashing und dank toller Quests und sympathischer Begleiter kommt doch wieder überraschend schnell das altbekannte warme Gefühl durch, ein Spiel aus dem Hause Bioware zu spielen. Mit allen Ecken und Kanten.
 
 

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