"Rätseln ist lustig, Rätseln ist fein, wer fängt die menschliche Fledermaus ein?"
Ein Mensch hält sich oftmals für sehr klug. Für ihn ist sein Wissensstand aktuell und wenn andere Personen eine gegenteilige Meinung haben, sind diese erst mal im Unrecht. Das liegt zum Einen daran, dass Menschen den Hang zum Egoismus und zur Selbstüberschätzung haben, aber zum Anderen ist es eher die fehlende Akzeptanz auch mal dümmer zu sein als die Anderen. Das klingt natürlich jetzt etwas oberflächlich, aber im Grunde genommen ist es schwierig zuzugeben Dinge nicht zu verstehen oder Rätsel aufgrund fehlenden Vorstellungsvermögens nicht lösen zu können. Aus diesem Grund entwickeln viele Menschen den Hang dazu Kreuzworträtsel zu lösen oder diverse Gehirnjogging-Übungen durchzuführen, in der Hoffnung dadurch den Horizont zu erweitern. Inzwischen ist erwiesen worden, dass durch solche Übungen kein Steigerungseffekt auf den Intelligenzquotienten haben. Trotzdem macht es Spass sich solchen Herausforderungen zu stellen, wenn dies auch einzig allein der Befriedigung des Selbstbewusstseins dient. Nun, Hudson Soft hat etwas für diese Knobel-Freunde. Das Spiel heißt "Rooms: The Main Building" und schlägt ganz eindeutig in die Sparte eines Professor Layton und dergleichen. Doch kann dieses Produkt sich mit solchen starken Spielen überhaupt messen? Reicht Rooms überhaupt an die geniale Präsentation und clevere Rätselstruktur eines Laytons heran? Schauen wir uns das doch mal genauer an und überprüfen ganz nebenbei ob unser Hirnkasten da oben noch zu etwas zu gebrauchen ist.
Inhalt
Eines Nachts klopft es an der Tür und euer Hauptprotagonist mit dem kreativen Namen "Mr. X" findet vor der Haustür einen Briefumschlag. Neugierig öffnet er diesen und wird plötzlich in eine andere Welt gezogen. Dort begegnet dem armen und noch völlig konfusen Kerl ein sprechendes Buch mit dem noch kreativeren Namen: "Mr. Book". Kaum hat sich Mr. X von dem Schock erholt, offenbart ihm Mr. Book, dass er sich in der mysteriösen Welt von Rooms befindet und er hier nur entkommen kann wenn er die Ausgänge der verschiedenen Levels findet. Ihr denkt jetzt sicherlich, dass die Geschichte nur oberflächlich geschildert wurde und diese bestimmt einen wesentlich besseren Tiefgang hat. Nein, da müssen wir euch leider enttäuschen, da ist schon alles gesagt worden. Mr. X ist nach dieser Offenbarung nun bestrebt verschiedene Räume aufzusuchen die er in unterschiedlichen Villen findet. Die Räume sind miteinander verknüpft, sodass nicht jeder Raum beliebig betreten werden kann. An einigen Stellen in diesen Villen entdeckt ihr Kisten, die spezielle Gegenstände beinhalten, welche wir noch im späteren Verlauf benötigen. Wenn ihr nun einen Raum in der Villa betretet, beginnt das eigentliche Rätseln. Gelingt es euch das Rätsel in diesem Raum zu knacken, erhaltet ihr entweder ein silbernes oder ein goldenes Puzzleteil. Daran erkennt ihr, ob das Rätsel nur teilweise oder vollständig gelöst wurde. Im weiteren Verlauf müsst ihr dann spezielle Point-and-Klick Adventures überstehen um zur nächsten Villa zu gelangen. Diese Spielabschnitte sind aber sehr kurzweilig und leider auch relativ einfach. Hauptsächlich konzentriert sich dieses Spiel auf die Rätselabschnitte in den Räumen der Villen. Neben dem normalen Spiel bietet Rooms: The Main Building zusätzlich noch einen Editor, welches dem Spieler ermöglicht eigene Rätsel zu basteln. Hier sind alle Komponenten auswählbar die auch im regulären Spiel auftauchen, was den kreativen Köpfen unter uns fast keine Grenzen setzt. Allerdings könnt ihr immer nur ein Raum erstellen und keine richtige Kampagne wie im Hauptspiel fertigen. Die selbsterstellten Räume können übrigens per DS-Datenübertragung auf andere DS-Systeme getauscht werden. Allerdings benötigt jeder der Handheldbesitzer dieses Spiel.
Grafik und Akustik
Rooms: The Main Building macht es sich aufgrund des Gameplays relativ einfach und verweilt in einer hartnäckigen 2D-Grafik. Für die Ansprüche dieses Spiels genügt das selbstverständlich völlig, allerdings wäre hier sicherlich vom Umfang her mehr zu wünschen gewesen. Aufgrund der recht eintönigen und oft wiederkehrenden Optik der Rätselräume, bleibt dem Spiel nur die Point-and-Klick Phase um ein wenig Abwechslung ins Umfeld zu bringen. Denn hier scheinen die Designer gar nicht mal so schlechte Ansätze gefunden zu haben. Als Stilmittel wurde hier das London des frühen 20. Jahrhunderts gewählt, welches in ein sanftes Mondlicht getaucht und mit diversen Ausleuchtungen stimmungsvoll bearbeitet wurde. Das wir uns richtig verstehen, wir reden hier ausschliesslich von Standbildern, denn das einzige was sich bewegt ist der Protagonist. Alle wichtigen Handlungsgegenstände wurden theaterhaft in den Vordergrund positioniert und das alte London dient mehr oder weniger nur als Kulisse. Das ist schade, denn atmosphärisch kommt da einiges rüber. Besonders durch den leicht schaurig angelehnten Soundtrack der ein wenig an Harry Potter erinnert, wirkt die Szenerie zusammen mit dem zwar übersichtlichen, aber stimmigen Score sehr überzeugend. Leider beschränkt sich das komplette Repertoire auf gerade einmal fünf Tracks. Der Protagonist selbst ist nicht wirklich liebevoll animiert und weder Gesichtszüge noch eine Persönlichkeit sind zu erkennen. Dafür ist dieser einfach zu klein dargestellt und die Perspektive bleibt stets die gleiche. Im Allgemeinen ist alles etwas einfach gehalten. Bis auf die Hintergründe kann hier kaum etwas überzeugen. Auch die Gegenstände in den Rätseln selbst sind maximal so gut geworden dass man diese identifizieren kann. Die Geräuschkulisse wurde ebenfalls auf ein Minimum beschränkt, was zur Folge hat dass es weder eine Sprachausgabe gibt, noch Variantenreichtum. Der Spieler muss sich hier mit immer den gleichen Geräuschen abfinden und auf die Untertitel achten. Da haben Konkurrenzprodukte schon wesentlich bessere Arbeit geleistet.
Gameplay und Steuerung
Nun aber zum Hauptteil dieses Spiels. Rooms: The Main Building ist wie bereits erwähnt ein Rätselspiel, welches aber ein wenig anders abläuft als man es erwarten würde. Hat der Spieler in einer Villa einen Raum ausgewählt wird er in ein Labyrinth transferiert was ausschliesslich in zwei Dimensionen gehalten ist. Dieser Raum hat einen Startpunkt und einen Ausgang den es zu erreichen gilt. Die Hauptaufgabe des Spielers ist nun Mr. X zum Ausgang zu führen, was aber erwartungsgemäß nicht so ohne weiteres funktioniert. Der Raum ist in unterschiedliche Abschnitte aufgeteilt, die sich aber per Touchpen verschieben lassen. Jeder Abschnitt für sich kann unterschiedlich strukturiert sein und so können auch schon mal Wände im Weg stehen, die man nicht ohne Weiteres umgehen kann. Ein weiterer Knackpunkt ist die Tatsache, dass sich nur Abschnitte bewegen lassen indem sich Mr. X gerade aufhält. Das erschwert die Aufgabe natürlich ungemein und so müssen wir versuchen die Abschnitte in der richtigen Reihenfolge zu betreten und zu verschieben. Die Schwierigkeit wird im späteren Verlauf durch diverse Gegenstände erhöht. So treffen wir auf Telefone die uns ermöglichen von einem Abschnitt in den nächsten zu teleportieren, oder wir können mit Schränken komplette Abschnitte miteinander vertauschen. Ausserdem kann es passieren, dass Abschnitte unter Wasser stehen, die entweder nur mit einem (Achtung!) Fischglas über dem Kopf betreten, oder gar per Wasserpumpe ausgepumpt werden müssen. Später sind diese Dinge immer komplexer und abstruser, was den Schwierigkeitsgrad drastisch nach oben schnellen lässt. So können Abschnitte gedreht werden, oder ihr müsst erst Schlüssel für verschlossene Türen finden. Trotzdem bleibt das Ganze vom Niveau her immer in einem akzeptablen Rahmen, der den Spieler zwar fordert, aber nicht überfordert. Oft braucht es zwar einige Anläufe, aber gerade mit den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln lassen sich die Rätsel lösen. Wer den Raum erfolgreich verlassen konnte bekommt ein silbernes Puzzleteil. Wer es schafft den Raum zu verlassen und es befinden sich alle Abschnitte auf den für sie vorgesehenen richtigen Positionen, hat das Rätsel vollständig gelöst und erhält ein goldenes Puzzleteil. In fünf Villen befinden sich je 20 Rätsel, was dem Spiel also einen ordentlichen Umfang von 100 Rätseln gibt. Nach dem erstmaligen Durchspielen der Kampagne erhält der Spieler danach zusätzliche Spieloptionen. So müssen dann Räume in einem bestimmten Zeitlimit erledigt werden, oder die Anzahl der Bewegungen der einzelnen Abschnitte ist fest vorgeschrieben. Über die Steuerung selbst gibt es nicht viele Worte zu verlieren, denn alles wird ausschliesslich mit dem Touchpen erledigt.
Fazit
So schnell sind wir auch schon beim Fazit und das hat auch seinen guten Grund. Leider ist Rooms: The Main Building das typische "No-Name" - Spiel was auch keiner vermissen wird. Keine Komponente in diesem Spiel sticht hervor und dem Spieler wird auch kein innovatives Spielkonzept vorgesetzt. Alles wirkt außerdem ein wenig lieblos gestaltet und das Flair kommt aufgrund des mangelnden und hanebüchenen Storyumfangs nicht wirklich zur Geltung. Dabei ist bei Rätselspielen gerade hier eine ordentliche Präsentation unumgänglich. Dass so etwas geht hat die Professor Layton Serie ja schon eindrucksvoll bewiesen. Das auch ein Rooms Potenzial gehabt hätte beweisen die atmosphärisch wunderschönen Hintergrundbilder und die dazu stimmige Musik. Doch leider ist das dann auch schon alles und so bleiben einen nur noch die auf Dauer ein wenig trocken daherkommenden Rätsel. Zwar kann man mit dem Umfang von über 100 Rätsel zufrieden sein, doch das Schema ist immer das Gleiche und hat der Spieler einmal die Herangehensweise durchschaut braucht es in der Regel nur ein wenig "Try and Error" bis die Lösung gefunden wurde. Der zur Verfügung gestellte Editor dürfte dann auch nur etwas für Liebhaber sein, die Freude am Erfinden von Rätseln haben. Ob sich dann aber begeisterte Freunde finden die sich an diesen Kunstwerken probieren wollen, steht auf einem anderen Blatt. Tja, was kann man also abschließend für Worte finden? Nun, wer mal so zwischendurch im Bus oder der Bahn eine kleine Rätseleinlage mit abstrusem Hintergrund sucht sollte hier zugreifen, aber auf keinen Fall zum Vollpreis.
Positiv:
- über 100 Rätsel
- zusätzliche Challenges
- stimmungsvoller Soundtrack passend zur Kulisse
- brauchbarer Editor
Negativ:
- auf Dauer eintönige Rätsel mit immer gleichem Konzept
- schwache Animationen
- völlig hanebüchene Story ohne Tiefgang
- nur wenig Wiederspielwert
- keine Sprachausgabe
- Point-and-Click Abschnitte leider mangelhaft