Gears of War: Aspho Fields

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consolewars Buchrezension

Gears of War: Aspho Fields
 
Jeder Gears of War-Fan kennt die Szene zu Beginn des ersten Teils: Nachdem Dominic Santiago seinen besten Freund Marcus Fenix aus dem Gefängnis befreit und sich beide bis zum wartenden King Raven-Hubschrauber vorgekämpft haben, fragt ein behelmter Soldat: "Sind Sie DER Marcus Fenix? Der in Aspho Fields gekämpft hat? Cool!" Leider hatte der erste Teil keine besonders tiefgreifende Story zu bieten, und so blieb uns allen verwehrt, was doch so interessant war: Was zum Teufel ist bei Aspho Fields geschehen, das Marcus Fenix zu einem so bekannten Soldaten und Kriegshelden werden lies? Wenn euch die Beantwortung dieser Frage seitdem genauso quälend unter den Nägeln brennt wie uns, dann dürft ihr jetzt aufatmen, denn mit "Gears of War: Aspho Fields" erschien im letzten Jahr ein bisher ausschließlich in englisch verfügbares Buch, dass sich ausgiebig der Vorgeschichte des preisgekrönten Videospiels widmet. Doch nicht nur das. Im Rahmen der Geschehnisse um die Aspho Fields erfahrt ihr noch wesentlich mehr: Wer war Dominics älterer Bruder Carlos, und welche Rolle spielte er bei den Aspho Fields und in Dominics Leben? Warum ist Marcus` Beziehung zu seinem Vater so schwierig? Fragen über Fragen, denen sich das 385 Seiten umfassende Werk widmet. Wir haben uns ein Exemplar besorgt und geben euch über den bloßen Buchrücken hinaus einen tieferen Einblick.
 
Die Schlacht um die "Aspho Fields" ist im Grunde nur ein winzig kleiner Abschnitt der "Pendulum-Kriege", der jedoch entscheidende Auswirkungen auf deren Ausgang hatte. Die "Pendulum-Kriege" tobten bereits zwischen den Menschen von Sera, bevor die Locust die Zivilisation in einen Haufen Schutt und Asche verwandelten. Grund für den Ausbruch der Jahrzehnte andauernden Kriege war die Entdeckung der "Imulsion", einer unglaublich wertvollen Energiequelle. Wer darüber die Macht hatte, kontrollierte den Planeten. In diesen zerütteten Zeiten, in denen Krieg alltäglich geworden war und die "Gears" bereits eine wichtige Rolle im täglichen sozialen Leben spielten, wuchsen Dominic Santiago und Marcus Fenix auf.
 
Obwohl das Buch einen tieferen Einblick in die vergangenen "Pendulum-Kriege" und besonders die entscheidende Schlacht um die "Aspho Fields" gibt, spielt die Rahmenhandlung 14 Jahre nach dem auftauchen der Locust, dem Emergence Day, und rund eine Woche nach dem Einsatz der Leichtmassen-Bombe, welche ihr am Ende von Gears of War 1 in die Locust-Tunnel werft. Erfolg oder Misserfolg, darüber herrscht seitdem in der Bevölkerung geteilte Meinung. Niemand weiß, ob der Einsatz der Superwaffe die Locust endgültig vernichten konnte. In diesem Schwebe-Zustand zwischen Hoffen und Bangen trifft auf einer routinemäßigen Patroullie die Delta Squad, bestehend aus Marcus, Dom, Baird und Cole, auf eine alte Bekannte: Bernadette Mataki. Das ehemalige Gears-Mitglied und die frühere Ausbilderin von Marcus, Dom und Carlos spielte bei der Schlacht um die Aspho Fields eine entscheidende Rolle und weckt mit ihrem Erscheinen in allen Beteiligten die Erinnerungen an die vergangenen Zeiten. Seit diesem Tag teilen sie und Marcus sich zudem ein dunkles Geheimnis um Doms Bruder Carlos, welches beide geschworen haben, auf ewig für sich zu behalten und Dom nie etwas davon zu erzählen. Dom besteht jedoch mit Mataki´s Auftreten unnachgiebig darauf, endlich mehr über seinen Bruder zu erfahren, sodass im Laufe der Handlung unausweichlich die Wahrheit ans Licht kommt.
 
Die Handlung von "Gears of War: Aspho Fields" teilt sich grundsätzlich in zwei Stränge auf: die aktuelle Schlacht gegen die Locust wechselt sich mit regelmäßigen Rückblenden ab, die die Geschehnisse vor, während und nach den "Aspho Fields" aus den Perspektiven von Dom, Carlos und auch Colonel Victor Hoffmann erzählt. Diese Aufteilung hat mehrere Vorteile: Zum einen kommt man als Leser trotz der eigentlich im Mittelpunkt stehenden Vorgeschichte vor dem Auftauchen der Locust auch in den Genuss einiger Kämpfe gegen diese Brut, die schließlich für jeden Fan untrennbar mit Gears of War verbunden sind. Dies erleichtert den Einstieg, denn auch wenn die Pendulum-Kriege Jahrzehnte andauerten, wurden sie doch zwischen Menschen ausgetragen und brachten die Zivilisation nicht in diesem extremen Maße an den Rand ihrer Existenz, wie der Krieg gegen die Locust. Dadurch erfährt man zusätzlich mehr über die eigentlichen Auswirkungen, welche der Krieg gegen die Locust auf den Gemütszustand der Gears und der Bevölkerung hat. Geschickt gesetzte Cliffhanger sorgen schließlich dafür, dass die Spannung trotz der regelmäßigen Perspektiven-Wechsel erhalten bleibt und auch gelegentlich auftretende Längen in der Handlung übersteht.
 
Der Autorin Karen Traviss gelingt es spielend, den geistigen Film im Kopf eines jeden Gears of War-Fan einzuschalten. Dominic, Marcus und Co. verhalten sich so wie man es aufgrund der Spiele von Ihnen erwarten würde, und bereits nach den ersten Szenen hat man sofort die Spiel-Zwischensequenzen im Kopf und beginnt sie mit eigenen Kameraperspektiven zu erweitern. Darüber hinaus erhalten die Figuren durch viele kleine Bemerkungen, Rückblenden und Charakterbeschreibungen eine Tiefe, wie es die Spiele niemals ermöglichen würden. Marcus mit seinen durchdringenden blauen Augen und seiner oberflächlichen Gefühlskälte, die nie eine Regung auf seinem Gesicht erkennen lässt, Dominic mit seinen tiefen Gefühlen für Marcus, die weit über jede normale Freundschaft hinausgehen oder Cole, der immer gut gelaunte Teddy-Bär, der mit seiner Einstellung jedem in seiner Umgebung ein Stück Hoffnung gibt. Es sind die kleinen Feinheiten, die euch einen tiefen Einblick in die Charaktere und deren Hintergründe geben. Warum würde Dom für Marcus in den Tod gehen, was steckt hinter Marcus` eisiger Hülle und welche familiären Verluste musste Cole aufgrund der Kriege gegen die Locust in Kauf nehmen? Besonders interessant ist die Weiterentwicklung des Charakters von Colonel Hoffmann, von dem man bisher eigentlich nur weiß, dass er und Marcus eine ganz besondere Beziehung haben. Ihm und seiner Gefühlswelt wird ein großer Teil des Buches gewidmet und man beginnt zu verstehen, wo er seine Rolle im Krieg gegen die Locust sieht, was seine persönlichen Probleme sind und wie seine wirklichen Gedanken über Marcus Fenix aussehen.
 
Die Handlung selbst ist stets glaubwürdig und passt hervorragend ins Gears of War-Universum, lässt jedoch den ein oder anderen Aha-Moment vermissen. Heroisch beschreibt Karen Traviss den Kampf und die persönlichen Opfer der Gears und deren Gefühlswelt und Gedanken zu den Locust. Stellenweise hat man das Gefühl, über einen amerikanischen Trupp im Irakkrieg oder den zweiten Weltkrieg zu lesen. Angesichts der Tatsache, dass die Autorin das Buch den kämpfenden britischen Truppen in Afghanistan widmet, auch nicht sehr verwunderlich. Die Handlung bietet ihre gelegentlichen herzergreifenden Momente, driftet aber nie ins übertrieben Schnulzige oder Sentimentale ab, und auch das Kämpfen und Töten wird nicht glorifiziert, sondern durchaus kritisch behandelt. Vielmehr wird vermittelt, dass das Leben als solches unersetzbar ist, Krieg aus Menschen Tiere machen kann und das man, wenn man nicht an seinen persönlichen Prinzipien festhält, selbst zum Tier wird. Insofern vermittelt "Gears of War: Aspho Fields" einen im gewissen Rahmen realistischen und kritischen Blick auf den Krieg, was ihm einen realisitschen Touch verleiht.
 
Fazit:
 
"Gears of War: Aspho Fields" wird grundsätzlich jeden Fan der Serie zufrieden stellen, weil es viel über das Gears of War-Universum erzählt. Neben den ausführlichen Hintergrundinfos zu Marcus, Dom und den anderen Hauptcharakteren aus dem Spiel erfahrt ihr mehr über die Beziehung der Gears zu den Locust oder auch zu den Gestrandeten, den Menschen, die sich entschieden haben nicht zu kämpfen und sich stattdessen zu verstecken. Um auf unsere Einleitung zurück zu kommen: Etwas enttäuschend ist, dass man zwar die Vorgeschichte und die Geschehnisse rund um die Aspho Fields erfährt, am Ende jedoch keine Auflösung erhält, inwiefern sich diese Geschehnisse nachhaltig auf die Pendulum-Kriege ausgewirkt haben und ob man dort das gefunden hat, was man suchte. Insofern kann man auch nicht komplett nachvollziehen, warum Marcus´ Taten ihn so berühmt berüchtigt werden ließen. Doch auch wenn bei weitem nicht alle Fragen beantwortet werden, erhält man doch einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt von Marcus, Dominic, Colonel Hoffmann und Co., was die Spiele in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Auch wenn die richtig großen Aha-Momente fehlen gibt es durchaus einige Überraschungen, in denen auch Marcus´ Vater Adam Fenix eine Rolle spielt. Die Handlung ist glaubwürdig und spannend, profitiert aber natürlich vom Interesse und dem Wissensdurst eines Gears of War-Fans. Wer noch nie etwas mit den Spielen zu tun gehabt hat, wird in "Aspho Fields" wohl nur einen durchschnittlichen Roman sehen. Dies ist aber nicht schlimm, schließlich wurde das Buch ausschließlich für Fans der Serie geschrieben. Trotz des Bezuges zu einem mehr oder weniger oberflächlichen Videospiel gelingt es der Autorin Karen Traviss, dem Gears of War-Universum glaubwürdige Tiefe zu verleihen und wirft mehr als einmal die Frage auf, wie weit Menschen in Zeiten des Krieges bereit sind zu gehen und wie schmal der Grat für die Menschheit ist, im nackten Überlebenskampf zu einem blutrünstigen Tier zu werden.
 
Da "Gears of War: Aspho Fields" bisher ausschließlich in Englisch verfügbar ist, können wir eigentlich nur Fans mit guten Englisch-Kenntnissen zum Kauf raten. Doch auch mit mittleren Englisch-Kenntnissen und etwas Übung und Durchhaltevermögen bekommt man dank der größtenteils einfachen Sprache viel von der Handlung mit. Wer sein geliebtes Gears of War-Universum in einem anderen Licht sehen möchte, darf sich dieses Buch nicht entgehen lassen.
 
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